Eine Oscar-Preisträgerin auf dem Regiestuhl, ein äußerst diverser Cast und die bewährte Marvel-Formel – was kann da schon schiefgehen? Eine ganze Menge, wie ihr in der Kritik zu Marvels Eternals lesen könnt!
Titel | Eternals |
Jahr | 2021 |
Land | United States of America |
Regie | Chloé Zhao |
Genres | Science Fiction, Action, Abenteuer |
Darsteller | Gemma Chan, Richard Madden, Angelina Jolie, Salma Hayek Pinault, Kumail Nanjiani, Lia McHugh, Brian Tyree Henry, Lauren Ridloff, Barry Keoghan, Ma Dong-seok, Bill Skarsgård, Kit Harington, Harish Patel, Haaz Sleiman, Esai Daniel Cross, Harry Styles, Alan Scott, Hannah Dodd, Adrià Escudero, Sebastián Viveros, Nikkita Chadha, Grahame Fox, Zain Al Rafeea, Alberto Rodríguez, Lucia Efstathiou, Orson Rosenberg, Ariadna Vadillo Soto, Derek Horsham, Jeff Mirza, Ascension Martinez Rubio, Ozer Ercan, Patton Oswalt, David Kaye, Nisha Aaliya, Monsur Ali, Amar Bains, Amun Bhacu, Sherisse Bisram, Sonal Chakrauaratl, Charithra Chandran, Priyanka Chauhan, Rickesh Chauhan, Anushka Conway, Sanjay Dattani, Reuben George, Yanich Gharity, Amran Hussain, Marissa Hussain, Esha Jass, Nidhi Joshi, Krupali Khimasia, Giursaran Kohli, Vladimirs Kozevnikovs, Ramzan Miah, Shahazan Miah, Aaron Mistry, Umair Mufti, Ismail Mughal, Abhishek Mukherjee, Tarique Pacheco, Hari Patel, Kaajel Patel, Medhavi Patel, Vibhuti-Sheena Patel, Shamina Patel, Manuel Pazhedath, Anekha Pillai, Anthony Pius, Shiva Raichandani, Saaj Raja, Sneya Rajani, Digvijay Rathod, Ankush Saigal, Eddie Saleem, Jenny Sepiere, Priyani Elleni Shah, Bhavini Sheth, Aakash Shukal, Gurpreet Sian, Sarshi Soni, Chrisoulla Spyrindonos, Shreya Vadnerkar, Harkiran Virdee, Brenda Lorena Garcia, Sebastian Senior, Chloe Stannage, Mahershala Ali |
Länge | 149 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Bewährtes muss bewahrt werden?
Mit dem MCU scheint es wie mit Coca Cola zu sein. Man erinnere sich: 1985 brachte der Brausekonzern mit der „New Coke“ eine Cola mit veränderter Rezeptur auf den Markt. Dem Konsumenten schmeckte diese Cola nur leider so überhaupt nicht, weshalb die „New Coke“ heute nur noch als Erinnerung für den wohl größten Fehler der Firma existiert. Der Vergleich hinkt?
Mitnichten, denn auch Kevin Feige produziert am Fließband einen Kinohit nach dem anderen und trotzte zuletzt mit Shang-Chi auch der Corona-Pandemie und allgemein rückläufigen Besucherzahlen im Kino. Dem Coca Cola-Fiasko beugt man seitens Marvel in der Gestalt vor, indem man den bekannten Mix aus Action, Effekten und humoristischen Einlagen auf Teufel komm heraus nicht eine Nuance verändert. Dieses als Marvel-Formel bekannte USP hat schließlich zum Erfolg des MCU maßgeblich beigetragen, wozu dann groß daran schrauben? Nun, soviel darf vorweg genommen werden: Die bewährte Formel hat nicht nur noch nie so wenig funktioniert wie bei Marvels Eternals, sie steht dem Film gar im Weg. Die monumental angelegte Grundidee ist so gar nicht leicht daherkommend, da passt Humor eigentlich nicht. Das ist aber nicht das einzige Problem des Films
Die Handlung von Eternals
Seit Tausenden von Jahren wachen die Eternals unter ihrer Anführerin Ajak (Salma Hayek) über die Erde. Erschaffen von den mächtigen Celestials, sollen sie die Menschheit vor den monströsen Deviants schützen. Jedoch ist ihnen eine Einmischung in die Menschheitsgeschichte untersagt. Als die überwunden geglaubte Bedrohung neu entfacht wird, müssen sich die auf dem Erdball verstreuten Helden sammeln, denn die Gefahr für die Menschheit scheint so groß wie nie…
Auf dem Papier ist der Cast stark, auf der Leinwand weniger
Die Besetzungsliste ist lang und gespickt mit bekannten Gesichtern wie Salma Hayek und Angelina Jolie. Mit Richard Madden und Kit Harrington sind auch gleich zwei Stars der HBO-Hitserie Game Of Thrones dabei. Kumail Nanjiani und Brian Tyree Henry scheinen auf dem Papier potenziell lustige Sidekicks – gerade Nanjiani zeigte in Silicon Valley sein Comedy-Talent. Doch sein Kingo bekommt vom Drehbuch eine derart klischeebeladene Figurenzeichnung, die man anfangs noch lustig finden könnte, aber mit zunehmender Spielzeit immer nerviger wird. Hayeks Ajak ist als erhabene, fast allwissende Figur angelegt und fungiert als Brücke zwischen den Celestials und den Eternals. Viel mehr gibt das Drehbuch ihrer Figur allerdings auch nicht mit, obwohl sich bei genauerer Betrachtung interessante Fragen über das Dasein als gottgleiches Wesen und dessen Folgen stellen. Doch ähnlich wie Maddens Ikarus, den er zudem eher hölzern als mitreißend spielt, fehlt es Hayeks Figur an echter Tiefe.
Überhaupt scheinen die Jahrtausende auf der Erde fast alle Charaktere weder sonderlich bewegt noch gezeichnet zu haben. Einzig Barry Keoghans Druig fremdelt mit dem Eingriffsverbot und so wirken seine Beweggründe für die Abkapselung von der Welt schlüssig. Jolies Thena ist ein wenig der Joker im Figurenarsenal. Wann immer es der Plot verlangt, wandelt sich ihre Figur zu einer wütenden Furie, die für das Team selbst eine Gefahr darstellt. Man nimmt Jolie diese Rolle weitaus mehr ab, als etwa die Firefighterin in They want me dead. Bei Gemma Chan ist diese Ambivalenz nicht vorhanden. Als misanthrope Sersi ist ihr Glaube felsenfest, dass die Erde und deren Bewohner des Beschützens würdig sind. Was den Zugang zur gesamten Eternals-Gruppe leider erschwert.
Das Pacing stottert…
…bei den zahlreichen Zeitsprüngen in die Vergangenheit. Einerseits bremsen diese die eigentliche Handlung aus und sorgen auch nicht für den erhofften emotionalen Punch, wenn Figuren das Zeitliche segnen. Denn durch die vielen Sprünge tauchen sie wenige Momente später ohnehin wieder auf. Andererseits sind sie ehedem nichts weiter als eine Art Taschenspielertrick. Nüchtern betrachtet, ist der Plot des Films so simpel wie beliebig. Die Welt ist in akuter Gefahr, die Eternals müssen diese abwenden und sich dafür erst einmal wieder als Gruppe zusammenfinden. Diese fast arg an The Avengers und auch Oceans Eleven erinnernde Gruppenfindung nimm derart viel Raum und Laufzeit ein, dass man schon droht, den Faden oder die Lust zu verlieren. Doch für den eventuell eingenickten Kinobesucher gibt es Service seitens der Drehbuchautoren um Zhao selbst, denn nach einer langen ersten Stunde erklärt der Film seinen Plot (erneut), damit es auch alle verstehen.
Wenn diesen Längen wenigstens lohnenswerte inhaltliche oder visuelle Aspekte entgegenstünden, könnte man das Pacing-Problem noch ignorieren. Doch der Film verhandelt weder die großen Themen wie Vergänglichkeit oder Verantwortung, noch kann Zhao echte stilistische Akzente setzen. Zwar gibt es hier und da Einstellungen, bei denen Nomadland-Vibes spürbar sind, doch viel zu selten kann die Regie mitreißen. In einer Szene im Wald deutet sich das vorhandene Potenzial durchaus an, und der angenehm andersartige Showdown geht visuell dann auch eigene Wege, als es bisher im Marvel-Filmuniversum der Fall war. Die Dynamik des Teams wird in diesen Szenen erstmals auch entsprechend als solche inszeniert. Man hat das Gefühl, dass jede Figur ihren Beitrag zur Vereitelung des Super-GAUs leisten muss.
Divers, aber mutlos – Die Last des MCU hemmt den Start von Phase IV sichtlich
Bereits angesprochen wurde die Diversität im Cast, welche deutlich ins Auge fällt. Da wird beispielsweise die Figur Ajak vom Mann in der Comic-Vorlage zur Frau im MCU (und dann noch besetzt mit der Mexikanerin Hayek), während Sersi von der chinesisch-britischen Gemma Chan gespielt wird. Ein Versuch, die Gesellschaft möglichst divers abzubilden. Man wünschte sich nur den Mut, den Marvel auch mit einer bestimmten Figur beweist, eben auch bei der Ausgestaltung des Films.
Den vorhandenen Ballast von 25 Filmen des MCU und der offensichtlichen Frage, warum die Eternals beispielsweise beim Snap von Thanos nicht eingriffen, mag man noch als Klotz am Bein abtun, aber dass der fast schon DC-haften Schwere des Stoffes mit der immer gleichen ironischen Auflösung von Szenen begegnet wird, macht das Mitfiebern und Mitleiden äußerst schwer, gerade bei gottgleichen Wesen wie den Eternals.
Wenn dann Sidekick Nanjiani noch einen weiteren Sub-Sidekick im Schlepptau hat, der reichlich Screentime erhält, aber einzig dazu da zu sein scheint, um einen von zwei schlechten running gags des Films zu präsentieren, ist das nicht nur nervend, sondern passt auch leidlich zu der Tragik, welche der Truppe eigentlich innewohnt.
Wäre dieser unausgegorene Mix nicht schon genug, müssen noch einige Dinge für die Folgefilme des zusammenhängenden MCU in Stellung gebracht werden. Doch was dem geneigten Comicfan als Wahnsinns-Teasement vorkommen muss, lässt beim unbelesenen Zuschauer etwas größere Fragezeichen zurück. Die Kohärenz des MCU war mal eine herausragende Stärke, doch es zeigen sich deutliche Abnutzungserscheinungen in diesem sich immer weitern drehenden Universum, in dem stets Rädchen gestellt und Figuren positioniert werden müssen.
Unser Fazit zu Eternals
Die MCU-Formel zeigt deutliche Abnutzungserscheinungen und steht dem Film letztlich total im Weg. Viel zu erzählen hat er ohnehin nicht, wofür er dann allerdings mehr als 2 ½ Stunden benötigt. Marvels Eternals soll eine neue Ära einleiten, scheitert aber bereits daran, ein für sich stehender, guter Film zu sein. Wer hätte gedacht, dass der von den vier MCU-Filmen des Kalenderjahres 2021 wohl mit der größten Spannung erwartete Eternals der bisher schwächste ist?
Eternals startet am 03.11.2021 in den deutschen Kinos!
Unsere Wertung:
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