Spiel oder Realität? Body-Horror-Experte David Cronenberg präsentierte mit dem Sci-Fi/Thriller eXistenZ ein skurriles Werk über eine bizarre Deformierung der Realität.
Titel | eXistenZ |
Jahr | 1999 |
Land | Canada |
Regie | David Cronenberg |
Genres | Action, Thriller, Science Fiction |
Darsteller | Jennifer Jason Leigh, Jude Law, Ian Holm, Willem Dafoe, Don McKellar, Callum Keith Rennie, Christopher Eccleston, Sarah Polley, Robert A. Silverman, Kris Lemche, Oscar Hsu, Vik Sahay, Kirsten Johnson, James Kirchner, Balázs Koós, Stephanie Belding, Gerry Quigley |
Länge | 93 Minuten |
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Die Story von eXistenZ
Das Softwareunternehmen „Antenna Research“ lädt mehrere ausgewählte Pressevertreter zur Vorstellung des neuesten Computerspiels eXistenZ ein. Dabei wird die Präsentation von der Softwareentwicklerin Allegra Geller (Jennifer Jason Leigh) persönlich durchgeführt. eXistenz soll jedes bisher entwickelte Game in den Schatten stellen, denn hierbei handelt es sich nicht nur um ein Spiel, sondern um ein völlig neues Spiele-System. Dabei sind die Spieler mit einer Art biologischen Konsole miteinander verbunden. Diese Verbindung erfolgt dabei durch einen sogenannten „Bioport“, einem Loch im Rücken der Spieler, was durch ein Nabelschnur-ähnliches Kabel zum Nervensystem führt und so mit der virtuellen Welt des Spiels interagiert.
Der Übergang zur virtuellen Welt ist den Spielern dabei zunächst nicht bewusst, da das Ganze möglichst authentisch und unterbrechungsfrei geschehen soll. Doch plötzlich zückt einer der Zuschauer im Präsentationssaal eine seltsame Waffe aus biologischer Materie und tötet damit mehrere Spieler. Allegra Geller wird dabei zwar verletzt, kann aber zusammen mit dem Pressevertreter Ted Pikul (Jude Law) in letzter Sekunde fliehen.
Für Allegra deutet der Mordanschlag zunächst auf ein konkurrierendes Unternehmen hin und sie findet heraus, dass ihr Spiel dabei schwer beschädigt wurde. Es kann nur repariert werden, wenn das in ihr gespeicherte Spiel über den Bioport wieder aktiv wird. So erhofft sie sich auch weitere Antworten auf den Fall. Ted beschließt Allegra bei ihren Eigenermittlungen zu helfen. Doch je tiefer die beiden in die Welt von eXistenZ eintreten, desto mehr stellt sich die Frage, was überhaupt noch virtuell und was Realität ist.
Hintergrund:
Der 1999 erschienene Science-Fiction/Thriller eXistenZ erwies sich für den vielfach preisgekrönten kanadischen Filmemacher David Cronenberg (Die Fliege) als kommerzieller Flop. Mit Produktionskosten von rund 20 Millionen US-Dollar spielte das Werk an den Kinokassen nur ca. 3 Millionen US-Dollar wieder ein. Der extravagante Schriftzug, die groß geschriebenen Buchstaben „X“ und „Z”, ergeben im Mittelteil das Wort „Isten“, was im ungarischen ein eigenständiges Wort darstellt und mit „Gott“ übersetzt wird. eXisitenZ wurde thematisch lange Zeit als „inoffizieller“ Nachfolger zu Cronenbergs Videodrome gehandelt, was sich nach Aussagen des Regisseurs allerdings nicht bewahrheitete.
Kritik
Dass David Cronenberg einen Fable für abnormale Deformierungs- und Verwandlungsgeschichten besitzt, dürfte für jeden Filmfan des Kanadiers kein Geheimnis sein. In eXistenZ verschmilzt er diese bizarren Designelemente mit einer ebenso abgedrehten wie ironisch-makaberen Geschichte um Realität und Fiktion. Dabei greift das Werk auf zahlreiche Anleihen aus herkömmlichen Videospielen zurück. So etwa das wiederholte Handeln einiger Charaktere in einer Art Spielschleife oder auch bestimmte notwendige Schlüsselphrasen, um die nächste Spielebene zu erreichen.
„Bitte sagt mir, sind wir immer noch im Spiel?“
Interessant ist es dabei zu beobachten, dass sich die virtuelle Außenwelt von eXistenZ optisch kaum von der Realität zu unterscheiden vermag. Sie gibt sich lediglich mit allerhand „organischen Skurrilitäten“ darin zu erkennen. Zumindest soll das den Eindruck beim Betrachter erwecken. Denn eins ist sicher, Cronenberg macht es hier seinem Publikum bewusst nicht einfach und je tiefer man in die bizarre Welt von eXistenZ vordringt, desto schwieriger wird es für den Zuschauer, die Wirklichkeit von lediglich „sensorischem Input“ trennen zu können.
Das macht den Film dann trotz Starbesetzung wie Jude Law, Willem Dafoe und Jennifer Jason Leigh auch nicht unbedingt massenkompatibel. Schauspielerisch erweist sich eXistenZ zwar auf hohem Niveau, das Drehbuch und die wirre Story präsentierten sich seinerzeit aber wahrscheinlich eine Nummer zu abgedreht. Das dürfte dann letztlich auch die große Achillesferse des Werks gewesen sein, die dem Ganzen einen größeren Erfolg verwehrte. Wer also einen geradlinigen und Effekte-überladenen Cyber-Thriller erwartet, ist hier definitiv fehl am Platz. Der Film erfordert ohne Frage Offenheit für eine recht schräge Geschichte und sein abnormes Treiben darin.
Ein Beispiel für abgedrehte Biomaterie!
Wer schon immer mal jemanden beim genüsslichen Verzehr einer schleimig-ekelhaften amphibischen Kreatur beobachten wollte, dessen Knochen eine tödliche Waffe darstellt und sich mit Kugeln aus menschlichen Zähnen beladen und abfeuern lässt, der besitzt die besten Voraussetzungen, für einen absolut irren Sci-Fi-Trip, wie man ihn wohl nur in eXistenZ zu Gesicht bekommt.
Fazit – Was halten wir von eXistenZ?
David Cronebergs Genre-Mix bietet eine total skurrile Cyber-Story mit bizarr-surrealer Atmosphäre und unterschwelliger Ironie. Interessant und auch recht spannend ist das wirre Treiben allemal, wenn man denn bereit ist, sich auf das Geschehen einzulassen. Die Suche nach Logik wird hier nicht für jeden Zuschauer zur Offenbarung und somit sollte auch ein gewisses Maß an Interpretationsfreude vorhanden sein, um mit eXistenZ etwas anfangen zu können. Kurzum: Schräger Spaß für Cronenberg-Fans mit bösem Seitenhieb auf das moderne Spielezeitalter und ihrer immer realistischeren „Deformierung“ der Realität.
Unsere Wertung:
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