Endlich ist wieder Family-Time, denn Vin Diesel und seine Crew rasen zum zehnten Mal über die Leinwände. Ob Fast & Furious 10 euch an die Sitze fesseln wird, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Titel | Fast & Furious 10 |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Regie | Louis Leterrier |
Genres | Action, Krimi, Thriller |
Darsteller | Vin Diesel, Michelle Rodriguez, Tyrese Gibson, Ludacris, John Cena, Nathalie Emmanuel, Jordana Brewster, Sung Kang, Jason Momoa, Scott Eastwood, Daniela Melchior, Alan Ritchson, Helen Mirren, Brie Larson, Jason Statham, Charlize Theron, Rita Moreno, Joaquim de Almeida, Leo A. Perry, Luis Da Silva Jr., Jaz Hutchins, Luka Hays, Alexander Capon, Pete Davidson, Shadrach Agozino, Ludmilla, Miraj Grbić, Meadow Walker Thornton-Allan, Michael Irby, Shahir Figueira, Ben-Hur Santos, Debby Ryan, Josh Dun, Dwayne Johnson, Gal Gadot, Ali Baddou, Emily Buchan, Luca De Massis, Peter Overton |
Länge | 142 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Prime Video, Amazon Prime Video with Ads Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV |
Spoilerfreie Kritik
Diese Rezension verzichtet auf Spoiler, damit etwaige Überraschungen oder Twists bei Fast & Furious 10 nicht vorweg genommen werden sollen. Daher beziehen wir uns in der Kritik nur auf Inhalte, die bereits aus den Trailern und der offiziellen Synopsis bekannt sind.
Die Story von Fast & Furious 10
Es könnte alles so wunderbar sein: Zum Toretto-Familien-Barbecue kommt sogar die Großmutter von Dom (Vin Diesel), Abuela Toretto (Rita Moreno). Doch die ebenfalls anwesenden Tej (Ludacris), Roman (Tyrese Gibson) und Ramsey (Nathalie Emmanuel) sind bereits in der Planung für einen riskanten Einsatz in Rom. Als dann noch nächtlicher Besuch einer Weggefährtin eintrifft, ahnen Dom und Letti (Michelle Rodriguez), dass diese Mission unmöglich allein zu schaffen ist. Denn auf den Plan tritt Dante Reyes (Jason Momoa), Sohn des Drogenbarons Reyes (Joaquim de Almeida), den Dom und Luke Hobbs einst in Rio de Janeiro töteten. Und Dante sinnt nicht bloß auf Rache an Dom, sondern bedroht die gesamte Familie, auch Sohnemann Brian jr. (Leo Abelo Perry) Und so müssen sich alle Mitglieder des stetig wachsenden Toretto-Clans damit abfinden, dass auch sie Zielscheibe des Soziopathen sind…
Die wahnwitzigste Daily Soap aller Zeiten
Elf Filme, gut 6,5 Milliarden Dollar Einspiel weltweit, ein Main-Cast, der vermutlich mit dem Knickbus zum Set gekarrt werden muss – das Fast & Furious – Franchise ist das gelebte Superlativ, denn alles muss am größten, schnellsten und lautesten sein. Und das, obwohl es Anno 2001 einmal um illegale Straßenrennen, Verrat und geklaute DVD-Player ging. Doch im Kern war und ist die Reihe seit jeher eine große Daily Soap. Dazu gehört ein stetig wachsendes Ensemble, in dem Böse plötzlich auf die gute Seite wechseln, eine gewisse cheesiness und das höchste Gut Loyalität. Und wer damit noch nie etwas anfangen konnte, sollte um Fast & Furious 10 einen großen Bogen machen.
Von all dem liefert uns der elfte Film im Überfluss. Angesichts der stattlichen Laufzeit von beinahe 2 1/2 Stunden gibt es gerade von den Pathos- getränkten Momente eine ganze Menge. Und um ehrlich zu sein, liegt neben völliger Ignoranz jeglicher Logik oder Plausibilität der Handlung darin zumeist eine der größeren Schwächen des Film. Denn während er die Figuren fast um den ganzen Erdball hetzt und spaßige oder weniger spaßige Szenen aneinanderreiht, sitzt Vin Diesel noch immer stoisch und ernsthaft um Gravitas bemüht hinter seinem Lenkrad und hält die Werte wie Familie und Treue hoch. Warum gerade Diesel fast wie ein Bremsklotz für das Franchise wirkt, lest ihr im folgenden Absatz.
Diesel im Tank, aber ein stotternder Motor
Als nämlich im April 2022 Justin Lin nach ca. einer Woche Dreh seinen Regieposten räumte, war dies für viele Fans Grund zur Sorge. Und da Diesel bereits mit Dwayne “The Rock” Johnson Zwistigkeiten vorrangig öffentlich austrug, war er als Schuldiger schnell ausgemacht. Gerüchte besagen, dass Lin von Diesels permanenten Forderungen nach Drehbuch-Änderungen so genervt war, dass er seinen Job hinschmiss. Denn Diesel, seit einiger Zeit auch Produzent der Reihe, wacht über „sein” Franchise wie die Hüter des heiligen Grals. Und obwohl Lin, verantwortlich für die Teile 3 bis 6 sowie den 9. Teil, als derjenige gilt, der das Franchise sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich des finanziellen Erfolges in eine andere Liga katapultierte, trat an seine Stelle Louis Leterier. Welche Auswirkungen hat dieser Wechsel auf dem Regiestuhl für Fast & Furious 10?
Zunächst wirkt die Action bis zu einem gewissen Grad handwerklich nicht nur solide, sondern sogar ein wenig frischer als zuletzt. Doch die Bilder sind gerade im Vergleich zum grandiosen fünften Teil, aus dem Leterrier munter und häufig zitiert, mindestens eine Nummer kleiner und die Computer generierten Momente sind als solche auch sofort zu erkennen, auch wenn erneut viele Elemente praktische Effekte beinhalten. Alles wirkt wie schon im vorherigen Teil künstlicher als zu besten Zeiten. Dabei ist es selbstredend Fluch und Segen zugleich, dass das Publikum nach einem Ausflug ins Weltall ohnehin davon ausgeht, an der Spektakel-Schaube könne einfach weiter gedreht werden. Eine Spur geerdeter wirkt die Szenerie zwar durch den Plot um den nach Rache dürstenden Dante Reyes zwar, aber das hindert keinesfalls an ausufernder Bombast-Action, die stellenweise grandios, wie in der Rom-Sequenz, aber manchmal auch ermüdend werden kann. Doch bei aller Action – wie sieht es auf der Schauspielseite aus?
Der MVP des Films – ein charismatischer Bösewicht
Bereits durch die Trailer war bekannt, dass Jason Momoas Dante Reyes eine Verbindung zum gemeinhin als besten Teil der Reihe bekannten fünften Teil herstellen würde. Und weil Rache schon seit jeher eine solide Motivation eines jeden Bösewichts ist, würde der Antagonist in Fast & Furious 10 vermutlich auch ohne Momoas Performance funktionieren. Doch dieser nutzt seine Bühne und darf offensichtlich ohne jegliche Schranken freidrehen. Neben einigen anderen Parallelen zum omnipräsenten Marvel Cinematic Universe waren die Bösewichte zuvor meist eher blass, weshalb es kein Wunder ist, dass Momoa den besten Antagonisten der Reihe bietet. Er reißt jede Szene an sich und gibt dem Affen derartig Zucker, ohne dabei Gefahr zu laufen, in beliebiges Overacting zu verfallen. Zudem gehen sämtliche Lacher auf sein Konto.
Dagegen kann der Rest des Casts eigentlich nur blass aussehen. Und gerade Reihen-Veteranen wie Tyrese Gibson oder Ludacris, deren Wortgefechte extrem erzwungen und richtig unlustig wirken, stehen deutlich in Momoas Schatten. Auch Brie Larsons Spiel wirkt hölzern wie schon als Captain Marvel, während Vin Diesel nicht vielmehr tut, als etwas weniger grunzend als zuvor Sprüche aus Glückskeksen zum Besten zu geben und irgendwie in einem anderen, viel ernsterem Film zu sein. Im Gegensatz dazu wird John Cena als Doms Bruder Jakob endlich richtig eingesetzt und darf, wie schon als Peacemaker in der gleichnamigen DC-Serie, seine Stärken als augenzwinkernd-ironischer Haudegen ausspielen. Und dass das Skript es hinbekommt, auch einer Michelle Rodriguez etwas mehr zu tun zu geben als bisher, wertet den Film ebenfalls auf.
Ein 141 minütiges Build up für weitere Filme
Die bereits angesprochenen Marvel-Parallelen machen selbst bei der Struktur des Films keinen Halt. Denn wiederholt denkt man sich, man sehe gerade den Versuch, auf Teufel komm heraus einen Avengers – Infinity War im Fast-Franchise zu schaffen. Leider erreicht man dessen Qualität nicht, weil man zu wenig Zeit für Charakter vertiefende Momente aufwendet. Stattdessen müssen die gut zwei Dutzend Figuren als Bindeglied zwischen den vielen Action-Szenen zwangsweise herhalten. Auch dadurch leidet oder fiebert man bedeutend weniger in brenzligen Situationen mit, denn auch die mangelnde Konsequenz, welche die Reihe durch zahlreiche Comebacks von tot geglaubten Protagonisten als vielleicht größte Schwäche mit dem MCU teilt, stellt sich als großes Problem heraus.
Letztlich wirkt Fast & Furious 10 auch wie der Pilot zu einer Serie oder eben wie der erste Teil von einem (oder zwei?) weiteren Filmen, auch, weil man so vieles aufbauen will, ohne etwas konsequent zu Ende zu führen. Stattdessen hetzt man ohne Luft holen zwischen Handlungsorten hin und her, ohne den Figuren starke Einzel oder einen richtig guten Team-Moment zu kreieren. Und so könnten allzu kritische Geister noch weiter vom Franchise wegdriften. Doch irgendwie schafft es Momoa, auch über diese Schwächen hinwegzutäuschen, denn so drüber durfte zuvor noch niemand sein.
Weitere Stärken
Zudem tut es dem Film extrem gut, statt den Fokus auf die nächste Weltuntergangs-Bedrohung zu lenken, der persönlichen Vendetta Reyes‘ den gesamten Raum zu lassen. Dass bei 142 Minuten Länge nicht viel Zeit für die vielen Figuren bleibt, ist somit eigentlich logisch. Doch während Fast & Furious 10 in Sachen Laufzeit seinem Vorgänger „nur“ ebenbürtig ist, überragt er ihn allerdings in Sachen Tempo und Spaßfaktor ganz klar. Denn auch, wenn Leterrier ebenfalls zahlreiche Rückblende einschiebt, geraten sie allesamt kurzweiliger als die Zeitsprünge aus Teil 9, die den Film fast bis zum Stillstand ausbremsten.
Unser Fazit zu Fast & Furious 10
Mit dem zehnten Eintrag liefert die Reihe genau das, was Fans erwarten: Schnelle Autos, halsbrecherische Verfolgungsjagden rund um die Welt und damit Action satt. Dass ihnen mit Jason Momoa ein Bösewicht geboten wird, der alles überragt, war so maximal zu erhoffen, jedoch nicht zu erahnen. Vielleicht sollten die Macher:innen dessen Performance als Benchmark für das gesamte Ensemble setzen, denn dann würde Fast & Furious 10 noch deutlich mehr Laune machen, als er es ohnehin schon stellenweise tut. Zwar ist die Bildgewalt nicht mit der aus den früheren Teilen zu vergleichen, doch wenn man sein Hirn ausschaltet und ein Corona (oder gleich ein paar mehr) zum Munde führt, hat man absoluten Spaß mit dem Action-Blockbuster.
Fast and Furious 10 läuft seit dem 17. Mai 2023 in den deutschen Kinos!
Unsere Wertung:
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