Mit den Anfängen in der Tuning-Szene hat Fast & Furious 9 längst nichts mehr zu tun. Inzwischen geht es mit Raketenautos ins All. Erfahrt in unserer Kritik, ob die Reihe nochmals zu alter Stärke zurückfindet oder den Zenit längst überschritten hat!
Titel | Fast & Furious 9 |
Jahr | 2021 |
Land | United States of America |
Regie | Justin Lin |
Genres | Action, Abenteuer, Krimi |
Darsteller | Vin Diesel, Michelle Rodriguez, Tyrese Gibson, Ludacris, John Cena, Nathalie Emmanuel, Jordana Brewster, Sung Kang, Michael Rooker, Helen Mirren, Kurt Russell, Charlize Theron, Finn Cole, Thue Ersted Rasmussen, Anna Sawai, Lucas Black, Shad Moss, Don Omar, Shea Whigham, Vinnie Bennett, J. D. Pardo, Jim Parrack, Siena Agudong, Isaac Holtane, Immanuel Holtane, Azia Dinea Hale, Zhang Juju, Karson Kern, Igby Rigney, Sophia Tatum, Francis Ngannou, Martyn Ford, Bad Bunny, Jimmy Lin, Jason Tobin, Cardi B, Cered, Ozuna, Oqwe Lin, Bill Simmons, Vincent Sinclair Diesel, Luka Hays, Robert Bastens, Jason Statham |
Länge | 143 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: WOW, Sky Go Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Fast & Furious 9 – Die Fast & Furious Saga
Eigentlich hatte sich Dom (Vin Diesel) zusammen mit seinem kleinen Sohn und Letty (Michelle Rodriguez) zurückgezogen, um ein Leben ohne ständige Bedrohungen zu führen. Doch dann tauchen seine alten Weggefährten auf, um ihn für eine neue Mission zurück ins Team zu holen. Anfangs noch ablehnend, ändert Dom jedoch seine Meinung, als er auf einer Videoaufnahme ein Detail erkennt, das eine Verbindung zu seiner Vergangenheit nahelegt: Der neue Gegner der Crew ist niemand geringeres als Doms Bruder Jakob (John Cena). Mit dem hat er einst gebrochen, da er ihn für den Tod des Vaters verantwortlich macht. Dom muss sich also nun dem stellen, was er lange verdrängt hatte. Und gleichzeitig muss er mit seinen Begleitern noch eine Gefahr bekämpfen, die die ganze Menschheit bedroht. In den Händen von Jakob und dessen Auftraggebern befindet sich nämlich eine Waffe, die in den Händen einer alten Gegnerin potenziell apokalyptischen Schaden anrichten könnte…
Und plötzlich hat Dom einen Bruder…
… und der ist auch noch Geheimagent und Auftragskiller. Acht Filme und ein Spin-Off hat es gedauert, bis die Kreativköpfe hinter der Actionfilm-Reihe nun also auch noch einen Bruder des Protagonisten aus dem Hut zaubern. Diesen Umstand muss man einer Reihe, die von Teil zu Teil ihre Bodenhaftung ohnehin mehr und mehr aufgegeben hat, schon mal ohne Hinterfragen abkaufen, um nicht direkt schon durch die Ausgangslage abzuwinken. Wenn man die Mechanismen, wie man innerhalb der Reihe seit jeher mit den neu eingeführten Antagonisten umgeht, verinnerlicht hat, dann ist es auch kein Spoiler, an dieser Stelle zu sagen, dass man von Sekunde Eins an weiß, wohin der Zwist zwischen den Brüdern wohl führt. Man könnte es wohl als Fast-and-Furious-Paradoxon bezeichnen: Trotz der Tatsache, dass man immer wieder neue, überraschende Bedrohungen und Wendungen aus dem Nichts serviert bekommt, ist jede Geschichte innerhalb dieser Franchise-Welt trotzdem extrem vorhersehbar.
Aneinanderreihung von Stunt Set Pieces
Für die meisten Fans der Reihe ist Teil 5 mit Abstand der rundeste Film. Danach wurden die Verwicklungen immer absurder, die Figuren immer mehr zu Superhelden und die Logik der Skripte rückte dafür an den Rand. Trotz alledem haben die Teile 6 und 7 wahnsinnig Spaß gemacht. Die Selbstironie hat gut funktioniert und die Dynamik innerhalb des großen Ensembles zeigte so schnell noch keine Abnutzungserscheinungen. Leider hat schon der achte Teil offenbart, dass das „Höher, Schneller, Weiter“ an seine natürliche Grenze gestoßen ist und der schmale Grad zur Albernheit doch überschritten wird, wenn man gänzlich auf die Gesetze der Physik pfeift und zugunsten von einzelnen spektakulären Actionsequenzen auf einen roten Faden im Skript verzichtet wird.
Dem Ganzen setzt dieser vorläufige Tiefpunkt der Reihe, den Fast & Furious 9 darstellt, die Krone auf. Einerseits wirkt die Hintergrundgeschichte rund um die Weltbedrohung sehr redundant. Dadurch ergibt sich für das Publikum ein Gefühl fehlender Fallhöhe. Durch die Unbesiegbarkeit der Crewmitglieder, die diese sogar selbst ins Lächerliche ziehen, wird dies noch verstärkt. Andererseits wirken die hintereinander abgeklapperten Actionszenen, die allesamt Showdown-Charakter haben, wahnsinnig zusammenhanglos. Es wirkt tatsächlich so, als hätte man, bevor man überhaupt eine Geschichte drumherum gesponnen hat, schon die Stuntsequenzen geplant und musste diese dann irgendwie alle im Skript unterbringen. Dabei sind die Lokalitäten komplett willkürlich gewählt, es soll nur einfach möglichst atemberaubend aussehen.
Selbst die Action in Fast & Furious 9 offenbart viele Logiklöcher
Leider verlieren die Verfolgungsjagden, Karambolagen und Kämpfe ihre Wucht komplett, wenn es keine Abstufung zwischen Szenen, die eine Geschichte vorantreiben und Szenen, die dann die Konsequenz eines Konflikts sind, gibt. Mit dem neunten Teil ist die Reihe zur reinen und leider ziemlich seelenlosen Materialschlacht verkommen. Wenn die Action noch gut gemacht und plausibel wäre, dann könnte man das mit der passenden Erwartungshaltung noch als kurzweiligen Action Show Case genießen. Leider verzettelt sich Fast & Furious 9 selbst dabei noch in konzeptuelle Widersprüche, wodurch man wirklich gar nichts mehr auch nur minimal logisch hinterfragen darf.
Um ein Beispiel von vielen hier einmal zu benennen, gibt es in diesem neuen Teil ein neues Gimmick – nämlich den Einsatz von Magnetismus. Dadurch ergeben sich zwar einige Bilder, die wirklich spaßig aussehen, aber man sollte keinen Gedanken darauf verschwenden, warum immer genau das von den Magneten angezogen wird, was man laut Skript halt gerade anziehen muss. Eine ähnliche Idee wurde auch in 6 Underground integriert und hat dort tatsächlich noch besser funktioniert, da der ganze Film auf einem No-Sense-Level war, von dem die Fast & Furious – Reihe ursprünglich allerdings einmal weit entfernt war. Auch wenn die legendäre Tresorszene aus dem fünften Teil sicherlich auch nicht zu 100 Prozent realistisch war, so hat man es dort zumindest erfolgreich so verkauft.
Genug vom Testosterongeplänkel
Hat das Spin-Off Hobbs & Shaw durch die Kabbeleien der Protagonisten einen ebenfalls noch unterhaltsamen Part der letzten Teile der Hauptreihe quasi outgesourced, fehlt nun in Fast & Furious 9 eindeutig der Witz von Dwayne Johnson und Jason Statham. Das, was auf der Seite der männlichen Cast-Mitglieder davon übrig geblieben ist, sind einerseits die immer gleichen Witze zwischen Tyrese Gibson und Ludacris, die kaum noch zünden und das zum Exzess gebrachte Alphatier-Gehabe von Vin Diesel. Beim einstigen Held der Reihe hat man inzwischen das Gefühl, er spiele vielmehr das fleischgewordene Internet-Meme seiner Figur und nicht mehr den Charakter, den er lange Zeit mit großer Sympathie aufgebaut hat. Die Betonung, wie wichtig ihm Familie, Familie und vor allem Familie seien, ist zu einem Running Gag geworden, den er selbst allerdings nicht mehr glaubhaft rüberbringt.
Seine Figur, deren Vorgeschichte nun auch nochmal beleuchtet wurde, ist eigentlich auserzählt. Wenn Diesel in den beiden schon angekündigten Abschlussteilen nicht akzeptiert, dass andere Figuren in den Mittelpunkt rücken müssen, um das Interesse noch einigermaßen aufrecht halten zu können, dann wird der Karren am Ende im Graben landen. Eine weitere Schwachstelle dieser Produktion ist zudem, dass weder John Cena noch Thue Ersted Rasmussen als Bösewichte überzeugen. Cena wirkt teilweise sogar unmotiviert, wenn man mit der Spielfreude vergleicht, die er in The Suicide Squad zuletzt an den Tag gelegt hat. Und Rasmussen spielt schlicht und einfach einen schablonenhaften Antagonisten, wie man ihn inzwischen viel oft gesehen hat.
Lichtblicke direkt im Keim erstickt
Der zu starke Fokus auf Vin Diesel ist umso ärgerlicher, da es durchaus Aspekte, respektive Figuren in Fast & Furious 9 gibt, von denen man mehr hätte sehen wollen. Schon länger ranken sich Gerüchte rund um einen Ableger der Reihe, der sich komplett um die weiblichen Figuren drehen soll. Hierfür gibt es einige Szenen in diesem Film, die darauf Lust machen. Sei es der wirklich charmante Kurzauftritt von Helen Mirren, die freche Art, wie Nathalie Emmanuel IT-Genie Ramsey spielt, oder der gut choreografierte Martial-Arts-Ausflug von Michelle Rodriguez und Jordana Brewster nach Tokio.
Seine besten Momente hat der Film, wenn die starken Schauspielerinnen mal nicht von ihren männlichen Kollegen ins zweite Glied verdrängt werden. Das passiert leider viel zu selten, um den verkorksten Rest, dem jedweder rote Faden fehlt, noch wettmachen zu können. Auf ein Spin-Off ganz ohne die alles überstrahlende Aura von Diesel, Johnson, Statham und co. machen diese Szenen allerdings mehr Lust, als auf eine weitere Runde auf dem monotonen Fast-and-Furious-Rundkurs.
Unser Fazit zu Fast & Furious 9
Fast & Furious 9 ist leider der bislang schwächste Teil der Reihe. Der Geschichte fehlt es an Struktur, Ausgewogenheit und wirklichen Überraschungen. Nur die Action immer weiter auf die Spitze zu treiben und sämtliche Naturgesetze außer Kraft zu setzen, reicht nicht mal mehr, um die ganz harten Fans zufrieden zu stellen. Hoffnung, damit sich der Abwärtstrend nicht mit den beiden letzten Filmen fortsetzt, besteht nur, wenn Vin Diesel dauerhaft einen Gang zurückschaltet und nicht permanent der Lachgasschalter klemmt. Nahezu alle Szenen, die im Gedächtnis bleiben, gehen aufs Konto der weiblichen Co-Stars. Davon gerne mehr!
Fast & Furious 9 kann ab dem 7. Oktober auf Blu-Ray, DVD und digital geliehen und gekauft werden!
Unsere Wertung:
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