Es ist der passende Film zur Corona-Pandemie: In Fear Comes Home – Wer bleibt am Leben? hat eine Seuche den Großteil der Menschheit ausgelöscht. Die Überlebenden setzen auf soziale Distanzierung – und killen sich gegenseitig, so gut sie können. Ein Nullachtfuffzehn-Endzeitschocker? Oder steckt mehr dahinter? Das erfahrt Ihr in unserer Rezension.
Titel | Fear comes home: Wer bleibt am Leben? |
Jahr | 2013 |
Land | United States of America |
Regie | Andrew Robertson |
Genres | Thriller |
Darsteller | Sebastian Beacon, Chris Kies, Carter Roy, Amy Rutberg, Eva Grace Kellner, Travis Grant |
Länge | 89 Minuten |
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Darum geht es in Fear Comes Home – Wer bleibt am Leben?
Ein tödliches Virus hat die Menschheit dezimiert. Wer die Plage überlebt hat, muss zusehen, dass das auch so bleibt. Es gibt keinen Strom, kaum Benzin, kaum Wasser und Nahrung. Was man zum Überleben braucht, findet man in verlassenen Häusern. Oder eben auch in nicht Verlassenen. Marodierende Banden ziehen in Fear Comes Home – Wer bleibt am Leben? plündernd und mordend durch die Lande. Jack (Carter Roy) und seine Frau Nell (Amy Rutberg) haben sich indes mit Tochter Birdie (Eva Grace Kellner) in einem unbewohnten Landhaus versteckt. Ihnen angeschlossen hat sich der ältere Kyle (Chris Kies).
Bei der Suche nach Nahrungsmitteln stößt Jack auf einen verletzten Fremden (Sebastian Beacon). Russel ist mit seinem Motorrad verunglückt und hat sich ein Bein gebrochen. Er war Mitglied einer Gang von Plünderern. Von der zunehmenden Brutalität des offensichtlich irrsinnig gewordenen Anführers abgestoßen, hat er der Bande den Rücken gekehrt. Die ist nun hinter ihm her.
Im Versteck der Familie herrschen strikte Regeln. Vor allem: Bleib drinnen, sei leise. Doch der kleinen Birdie, die gerade ihren 8. Geburtstag gefeiert hat, fällt die Decke auf den Kopf. Der Versuch Kyles, ihr das Schachspielen beizubringen, ist da wenig hilfreich. Schließlich erlaubt Nell ihrer Tochter einen kurzen Besuch im Garten. Ein Fehler. Das Mädchen wird bemerkt. Und Fear Comes Home. Denn kurz darauf stehen Russels alte Kumpel gut bewaffnet vor der Tür. Nur Flucht kann die Familie retten. Und Russel kennt auch ein lohnenswertes Ziel: ein Refugium, in dem sein Bruder lebt. Doch der Weg dorthin ist mit Leichen gepflastert. Es gibt nicht nur eine Gang, die Jagd auf sie macht. Es geht für alle ums Überleben.
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Familie isolieren und die Regeln beachten
Fear Comes Home – Wer bleibt am Leben? beginnt mit eindringlichen Bildern. Ein Mann steht in einiger Entfernung vor einem einsam gelegenen Haus. Bald schon sind es mehrere düstere Gestalten. Die Atmosphäre ist bedrohlich. Einer der Männer sagt zu dem Anführer: „Keine besetzten Häuser, das war der Deal.“ Die Antwort ist knapp: „Nicht mehr.“ Den eigentlichen Angriff der Gang sieht man nicht. Man hört Geräusche, dann ist der Mündungsblitz eines Schusses zu sehen. Man kann sich seinen Teil denken. Aus dem Off die Stimme eines Erzählers: „Alles, was man tun konnte, war sich und seine Familie zu isolieren und die Regeln zu beachten.“
Das klingt in der Tat ganz nach den allgemeinen Verfügungen zur Corona-Pandemie. Nun ist das reale Virus lange nicht so tödlich wie das virtuelle der Geschichte. Doch die Regeln, denen sich die friedlichen Überlebenden unterwerfen, klingen ähnlich wie die heutigen: Bleibt im Haus, meidet Kontakte. Auch in dem Film von Andrew Robertson ist das Virus noch allgegenwärtig. Wenn Jack leer stehende Häuser auf der Suche nach Nahrung, Wasser oder Medikamenten durchstöbert, bedeckt er Mund und Nase – mit einer Gasmaske.
Die Welt von Fear Comes Home ist eine Welt ohne Hoffnung. So scheint es zumindest. Selbst die alten Audiokassetten, die Jack zur abendlichen Unterhaltung seiner Tochter abspielt, sind keine Märchenhörspiele. Es geht auch in ihnen um Angst und Schrecken: „Erleben Sie das blanke Entsetzen“, heißt es im Teaser. Als wenn der Horror außerhalb des Hauses nicht schlimm genug wäre.
Solidarität auch in hoffnungslosen Zeiten
Dennoch gibt es in der so zusammengewürfelten Gruppe auch Solidarität. Jacks Menschlichkeit zeigt sich schon darin, dass er den verletzten Russel aufnimmt, statt den Hilflosen auszurauben. Es gibt also auch in dieser düsteren Welt noch Gutes. Was leichter nachzuvollziehen wäre, würden einem die Figuren des Films näher kommen. Doch Hintergründe, Handlungsmotive, aber auch Befindlichkeiten, bleiben weitgehend im Dunkeln. Dies liegt an Robertsons Inszenierungsstil, der den Zuschauer bewusst auf Distanz hält. Er soll sich halt nicht anstecken.
Das kann mitunter anstrengend werden. Der übermäßig strapazierte Gebrauch der wackligen Handkamera, merkwürdige Perspektiven und Bildausschnitte sowie hektische Schnitte erschweren nicht nur den Zugang zu den Charakteren, sondern leider auch zur Handlung. Nicht immer ist klar erkennbar, was da eigentlich passiert. Auch die sehr dunkel gehaltenen Bilder machen es oftmals gerade auf dem TV-Schirm schwer, zu erkennen, was oder wer da los ist. Die Fotografie verstärkt indes die düstere Atmosphäre. Farbentsättigt mit starkem Blaufilter macht sie die Kälte dieser Welt spürbar. Nur im geschützten Innenraum werden wärmere Brauntöne sichtbar. In weiten Teilen wirkt Fear Comes Home fast wie ein Schwarzweiß-Film.
Es wird wenig gesprochen in Fear Comes Home. Und wenn doch, hätte man sich die ein oder andere alberne Zeile auch sparen können. Doch die Schauspielleistungen sind durchaus solide. Und man kann sich über relativ unverbrauchte Gesichter freuen, die bislang vor allem in Nebenrollen im TV zu sehen waren. Im Fall von Amy Rutberg auch in wiederkehrenden Nebenrollen etwa in NCIS: New Orleans oder Marvel’s Daredevil. Carter Roy dürften eingefleischte Fans von Found-Footage-Horror noch aus Found Footage 3D kennen.
Coole Locations und tolles Sounddesign
Alles in allem ist es ein Film, dessen Produktion offensichtlich mit nur geringen finanziellen Mitteln auskommen musste. Was sich auch daran ablesen lässt, dass viele Funktionen innerhalb der Crew gleich mehrfach besetzt wurden. Dennoch gibt es immer wieder Szenen an ziemlich coolen und klasse fotografierten Locations, die einfach gut aussehen. Besonders gelungen sind jedoch Soundtrack und Sounddesign, die beide die beklemmende Stimmung verstärken. Wenn Jack ein Haus durchsucht, und man nur sein lautes Atemgeräusch unter der Gasmaske hört, wirkt das beängstigend. Spannung erzeugt bassiges Synthesizerwummern im John-Carpenter-Stil, und ein helles Schrillen, das nach tausend Zykaden aus der Hölle klingt, macht klar: Da wird gleich was passieren!
Angenehm ist auch Robertsons Verzicht auf Splattereffekte. Die eigentlichen Brutalitäten finden im Kopf des Betrachters statt. Man sieht etwa einen mit Nägeln gespickten Knüppel, der an Negans Lucille in The Walking Dead erinnert, zum Schlag bereit vor einem Kopf. Man sieht auch noch das Ausholen, das eigentliche Gemansche wird uns erspart. Nur akustisch lässt sich was erahnen.
Unser Fazit zu Fear Comes Home – Wer bleibt am Leben?
Der Streifen von Andrew Robertson ist sicher keine vergessene Perle des Horror-Genres. Dennoch: Auch wenn er gelegentlich so aussieht wie der missglückte Versuch, das Dogma-Manifest der Dänen um Lars von Trier im US-amerikanischen Horrorfilm umzusetzen, hat der Film auch einiges zu bieten. Die unterkühlte Atmosphäre und die bewusst geschaffene Distanz machen das Geschehen auf einer rationaleren Ebene nicht weniger erschreckend als bei einer aufwühlend emotionalisierenden konventionellen Hollywood-Inszenierung. Bei Fear Comes Home schleicht sich die Furcht so durchaus nachhaltiger nicht nur ins Haus, sondern auch ins Bewusstsein. Was ja ganz aktuell nicht verkehrt sein kann.
Der Film erscheint am 7. 5. 2020 auf DVD und Blu-ray. Digital ist er bereits seit dem 23. 4. erhältlich.
Unsere Wertung:
© Tiberius Film