Vor ein paar Wochen hat Netflix sein großes Horror-Event für diesen Sommer angekündigt und wir haben hier schon darüber berichtet. Nun ist der erste Teil der Fear Street Trilogie raus und wir sagen euch, ob der Auftakt gelungen ist.
https://youtu.be/8hxk41mKz_o
Titel | Fear Street - Teil 1: 1994 |
Jahr | 2021 |
Land | United States of America |
Regie | Leigh Janiak |
Genres | Horror, Mystery |
Darsteller | Kiana Madeira, Olivia Scott Welch, Benjamin Flores Jr., Julia Rehwald, Fred Hechinger, Ashley Zukerman, Jordyn DiNatale, Noah Bain Garret, Lloyd Pitts, Maya Hawke, David Thompson, Darrell Britt-Gibson, Jordana Spiro, Charlene Amoia, Jana Allen, Matt Burke, Christian Bridges, Matthew Zuk, Jeremy Ford, Jaime Matthis, Danyon Huntington, Elizabeth Scopel, Tayla Rogers, Maya Rogers, Diane Sellers, Eric Mendenhall, Todd Allen Durkin, Kevin Waterman, Emily Brobst, Keil Oakley Zepernick, Michael Chandler, Lacy Camp, Meghan Packer, Gillian Jacobs, Sadie Sink |
Länge | 107 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Fear Street – Teil 1: 1994
Im Jahr 1994 entdeckt eine Gruppe von Jugendlichen einen Zusammenhang zwischen den fürchterlichen Ereignissen, die sich seit Generationen in ihrer Stadt zutragen. Noch dazu müssen sie feststellen, dass sie die nächsten Opfer sein könnten.
Teenie-Horror ab 18?
Für die Verfilmung zur berühmten Jugendbuchreihe hat sich Netflix einen ganz speziellen Veröffentlichungsrhythmus ausgedacht: Drei Freitage infolge erscheint jeweils ein Drittel des Dreiteilers und dabei bewegt man sich inhaltlich immer weiter zurück in der Geschichte der verfluchten Kleinstadt Shadyside. Den Auftakt hat man im Jahr 1994 platziert und damit ist direkt klar, dass man versucht, die immer noch gut funktionierende Retrowelle mit zu reiten. Schafft man es im Stile eines klassischen Neunzigerjahre-Teenie-Horrorfilms Fans der Bücher glücklich zu machen? Oder sind die Leser überhaupt die Zielgruppe dieses Projekts? Dies kann zumindest infrage gestellt werden, wenn man sich die Altersempfehlung von Fear Street ansieht, denn anders als die Bücher, wendet sich die Verfilmung an ein erwachsenes Publikum. Ob es so ein guter Einfall war, dieses Horrorexperiment mit dem Titel der Jugendbuchreihe zu labeln, muss sich jedenfalls noch zeigen.
Eine Verbeugung vor dem Slasher-Kino der 90er
Man kann den Machern definitiv bescheinigen, dass sie wissen, wie man die Klaviatur des Teenie-Slasher-Films rauf und runter reitet. Schon der Beginn zitiert einige Klassiker und spielt gleichzeitig mit den bekannten Klischees des Subgenres. Insgesamt ist dieser Auftaktfilm jedoch nicht so sehr auf die Metaebene fokussiert wie beispielsweise der vierte Teil der Scream-Reihe. Im Kern bleibt es ein waschechter Slasher-Film im Stile der frühen Scream-Teile oder Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, bei dem, wie bei den Vorbildern, ein Hauch von Selbstironie und auch Zynismus für die spezielle Würze sorgt.
Viele der Retro-Elemente wollen an den Charme der Erfolgsserie Stranger Things anknüpfen, aber leider wirken hier nicht alle Anspielungen auf die Neunziger so organisch eingewoben. Ohne diese teilweise aufgezwungenen Momente, die sich auch in der nicht immer treffsicheren Musikauswahl widerspiegelt, hätte der Film wohl tatsächlich als echtes Produkt der Neunzigerjahre durchgehen können. Das Basisrezept von damals funktioniert tatsächlich auch heute noch recht gut, wenn mit zeitgemäßen Details veraltete Muster korrigiert werden. Im Fall von Fear Street – Teil 1: 1994 sind es die für heutige Ansprüche viel passenderen kleinen Romanzen unter den Kids, die man so wahrscheinlich vor 30 Jahren noch nicht im Drehbuch gehabt hätte. Hier sprechen sie jedoch die jungen Erwachsenen von heute so besser an.
Zu Recht nur für das erwachsene Publikum empfohlen
Während die Geschichte per se recht gut für Teenager geeignet wäre, schießt man beim Härtegrad diesbezüglich deutlich übers Ziel hinaus. Die Gore- und Splatterszenen sind ohne Zweifel nur für Erwachsene geeignet. Es fließt extrem viel Kunstblut und viele der Todeskämpfe sind explizit und auch nichts für empfindliche Mägen. Leider folgt daraus womöglich eine Diskrepanz, die der Reihe zum Verhängnis werden könnte: Wer „Fear Street“ liest, der erwartet aufgrund des Titels, dass auch die Leserschaft ab 14 Jahren potentiell Zielgruppe der Verfilmung darstellt. Das schreckt hartgesottene Horrorfans vermutlich ab. Dabei kommen speziell diese Enthusiasten hier auf ihre Kosten, denn ein paar Szenen dieser Art hat man selten mit so einem erschaudernden Realitätsgrad sehen können.
Fear Street – Teil 1: 1994 hat natürlich auch ein paar Szenen, die sämtlicher Logik entbehren, aber auch das ist in diesem Genre nicht gerade das Qualitätskriterium erster Ordnung. Die Dummheit mancher Figuren zwingt einen zwar zum Kopfschütteln. Gleichzeitig zeugt dies auch von einer gewissen Selbstironie, die dem Ganzen wiederum Charme verleiht. Ob die Balance hier gewahrt wurde, ist sicherlich Geschmacksache. Von Genreparodien à la Scary Movie ist man weit entfernt. Tonal vergleichbar ist dieser bissige Unterton wohl eher mit beispielsweise dem Horror-Geheimtipp Better Watch Out.
Viel Wirkung, trotz wenig Überraschung
Auch wenn sich einige Jump Scares erahnen lassen, zünden die Überraschungen erfreulicherweise doch fast ausnahmslos. Die Formel, nach der man Fear Street – Teil 1: 1994 gestrickt hat, mag auf große Innovationen verzichten, ihrer Wirkung tut dies jedoch kaum Abbruch. Dazu bei tragen auch die tollen Bilder, mit denen man die Nervenkitzel-Atmosphäre perfekt aufrecht zu erhalten weiß. Das Spiel mit der Dunkelheit im Kontrast zu den auffälligen Farben grenzt rein optisch diesen Film schon mal von vielen Genrekonkurrenten ab. Zusätzlich machen auch die jungen Darsteller einen tollen Job. Wenn man auch hier auf bewährte Rollenbilder des Teenie-Horror-Films zurückgreift, so spielen die Newcomer diese mit höchstem Engagement.
Unser Fazit zu Fear Street – Teil 1: 1994
Der erste Teil der Trilogie ist eine Hommage an die Teenie-Slasher aus der Neunzigerjahren, der ganz gut funktioniert, weil man entscheidende Elemente auf heutige Maßstäbe hin angepasst hat. Als Auftakt taugt Fear Street – Teil 1: 1994 sehr gut, lässt aber trotzdem für die beiden Fortsetzungen Teil 2: 1974 und Teil 3: 1666 noch Luft nach oben, vor allem, was die Eigenständigkeit betrifft. Bei Brutalität und Produktionswert hat man jedoch schon jetzt ein Niveau erreicht, das man nicht mehr toppen muss. Lediglich, ob man mit der Trilogie tatsächlich die Leser der Vorlage adressiert, kann man bereits nach Film Nummer eins bezweifeln.
Fear Street – Teil 1: 1994 ist seit dem 2. Juli 2021 bei Netflix abrufbar!
Unsere Wertung:
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