…und der Oscar für den besten Dokumentarfilm 2019 geht an: Free Solo. Wir verraten euch in diesem Beitrag, von welcher spannenden Lebensgeschichte die Doku erzählt.
[su_youtube URL=“https://www.youtube.com/watch?v=92ofoUWmUko“]
Titel | Free Solo |
Jahr | 2018 |
Land | United States of America |
Regie | Elizabeth Chai Vasarhelyi |
Genres | Dokumentarfilm, Abenteuer |
Darsteller | Alex Honnold, Tommy Caldwell, Jimmy Chin, Sanni McCandless, Mikey Schaefer, Cheyne Lempe, Derek Hersey |
Länge | 100 Minuten |
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Free Solo – Eine Doku über Extremsport
Die mutigste und zugleich gefährlichste Art des Kletterns nennt sich Free Solo. Free, das heißt ohne Hilfsmittel, und Solo, also allein für sich, geht es mehrere hundert Meter hohe Felswände hinauf. Ein kleiner Fehltritt, eine Unachtsamkeit und der Kletterer stürzt etliche Meter in die Tiefe und der Tod ist sicher. Dementsprechend hoch ist die Zahl der Unglücke von Free-Solo-Sportlern, die erst Tage oder Wochen später am Fuße eines Felsens gefunden werden. Was treibt diese Menschen an? Sind sie einzig und allein lebensmüde Adrenalinjunkies oder steckt mehr hinter diesem waghalsigen Sport, der für manche Beruf und Hobby in einem darstellt?
Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi haben sich für ihre Dokumentation Free Solo an die Fersen von Felsenkletterer Alex Honnold geheftet, um einerseits einen Einblick in diesen Extremsport zu geben. Vor allem entstand aber ein faszinierendes Porträt über einen un- wie außergewöhnlichen Mann und Sportler. Denn er möchte eine Free-Solo-Klettertour wagen, die noch nie jemand zuvor versucht hat. Als erster will er die knapp tausend Meter hohe und fast senkrecht aufragende Felswand „El Capitan“ im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien besteigen.
Sein Freund Jimmy Chin, der nicht nur Profikletterer, sondern auch Kameramann und Regisseur ist, hat dazu mit seiner Frau Elizabeth ein Team an Filmschaffenden zusammengestellt. Die Landschaftsbilder, die mit Drohnen, eigenen Klettertouren an der Felswand oder großem Zoom vom Erdboden geschossen wurden, bilden den Wahnsinn dieser Steilwand und dieses sportlichen Vorhabens extrem anschaulich ab. Spannungsgeladene Musikstücke bei der Klettertour geben der Inszenierung den letzten Feinschliff, um jeden Zuschauer aus dem Sitz zu holen.
Der Ausnahmesportler Alex Honnold
Free Solo zeigt im Rahmen von einem guten halben Jahr, vom Herbst 2016 bis Frühling 2017, wie der damals 31-jährige Alex Honnold sich auf die Besteigung des El Capitan vorbereitet und im Finale den Aufstieg tatsächlich wagt. Dabei ergibt sich schrittweise das Bild eines Ausnahmeathleten, dessen Disziplin und Ehrgeiz, etwas Herausragendes zu leisten, unermesslich erscheint. Denn jeder kleine Tritt und Griff, der nötig ist, um die Felswand zu erklimmen, wird von Honnold präzise geplant und in Etappen mit einem Seil geübt. Mithilfe eines Tagebuchs hält er seine Erfolge und Fehlschläge minutiös fest. Er schildert dabei auch eingängig, wie Hände, Füße, Arme und andere Körperteile unter der enormen Belastung leiden.
Zusätzlich sorgt die psychische Belastung, die regelrechte Angst vor dem Scheitern und dem sicheren Tod, bei ihm für eine große, aber ebenso prickelnde Herausforderung. Honnold vertraut letztlich voll ganz auf seinen unglaublich fokussierten Geist und extrem austrainierten Körper. So pflegt er die Einstellung, dass das Risiko beim Free-Solo-Klettern für ihn gering ist – nur führt ein Abstürzen eben direkt zur maximalen Katastrophe.
Der Mensch Alex Honnold
Die Dokumentation verzichtet auf einen Erzähler, der Honnold und seine sportliche Ausnahmeleistung aus einer distanzierten Perspektive betrachtet. Stattdessen hören wir Alex in unzähligen, minutiös zusammengeschnittenen Einzelszenen über sich selbst, sein Leben, seinen Sport und dessen Gefahren sprechen. Dabei wird der Zuschauer von Anfang an unweigerlich mit der Frage konfrontiert: Warum riskiert dieser Mann immer wieder sein Leben und wagt sich stets an größere, noch gefährlichere Herausforderungen heran? Es mag verständlicherweise den einen oder anderen geben, der hier frühzeitig aussteigt, weil er diesem Vorhaben einfach gar nichts abgewinnen kann.
Nichtsdestotrotz schafft es Free Solo eindrucksvoll, den Menschen hinter dem Extremsportler vorzustellen und begreifbar zu machen. Wer möchte, kann die Gründe für seinen extremen Ehrgeiz und den Drang nach Perfektion in seiner Erziehung verorten. Während sein Vater ihn zum Klettern animierte, dann aber zu früh starb, um sein Talent mitzuerleben, pflegte seine Mutter ihm immer zu sagen, dass gut nicht genug sei. „Es geht immer um Spitzenleistung und Perfektion, so bin ich aufgewachsen“, sagt Alex an einer Stelle. Passend dazu besuchte er eine besonders leistungsorientierte Schule, wo er wie die anderen Kinder als eher eigenbrötlerischer Nerd einzig Wert auf gute Zensuren legte.
Für besonders bewegende Momente sorgt außerdem Alex‘ Freundin Sanni, die sich mehr als verständlich große Sorgen um ihn macht. Zwar lieben sich beide aufrichtig, dennoch scheint es Sanni nicht zu schaffen, bis in sein Inneres vorzudringen. So stellt er sein Klettern kompromisslos über seine Beziehung. Mit welcher Bedingungslosigkeit er generell seinen Sport verfolgt, verdeutlicht auch, dass er seit gut einem Jahrzehnt nur noch in einem kleinen Campingvan lebt. Er entzieht sich den Gewohnheiten eines normalen Alltags und lebt ganz vom Klettersport, der ihm wohlgemerkt ein gutes Auskommen sichert.
Fazit – Free Solo ist ein Muss
Free Solo ist eine packende Dokumentation über einen besonderen Sportler und eigenwilligen Menschen. Mit großartigen Landschaftsbildern, atemberaubenden Kameraeinstellungen und einem stimmigen Musikeinsatz an ausgewählten Stellen wird die ohnehin herausragende Leistung von Alex Honnold mehr als würdig festgehalten. Dabei entsteht im Finale und der eigentlichen Klettertour sogar eine unerwartet nervenaufreibende Spannung, wie sie ein Thriller nicht besser hätte erzeugen können. Viele dürften durch diese Dokumentation der Faszination für diesen Sport ein großes Stück näher gekommen sein. Dabei sollte zugleich nicht unerwähnt bleiben, dass manche Zuschauer ob des unnötig hohen Risikos des Free-Solo-Kletterns verständnislos abschalten könnten.
Free Solo ist am 18.07.2019 über Capelight Pictures erschienen.
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures