Würdest Du für einen guten Freund jahrelang ins Gefängnis gehen, um sein Leben zu retten? Diese Frage behandelt das starbesetzte Gerechtigkeitsdrama Für das Leben eines Freundes. Doch kann der Film mit seiner moralischen Zwickmühle wirklich fesseln? Das erfährst Du jetzt!
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Titel | Für das Leben eines Freundes |
Jahr | 1998 |
Land | United States of America |
Regie | Joseph Ruben |
Genres | Drama, Thriller, Liebesfilm |
Darsteller | Vince Vaughn, Anne Heche, Joaquin Phoenix, David Conrad, Jada Pinkett Smith, Vera Farmiga, Nick Sandow, Elizabeth Rodriguez, Ming Lee, Joel de la Fuente, Richard Chang, James McCauley, Brette Taylor, Deanna Yusoff, David Zayas, Amy Wong, Is Issariya, Ed Hodson, Kevin Scullin, Glenn Patrick, Patrick Teoh, Curzon Dobell |
Länge | 111 Minuten |
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Worum geht es?
Die drei Freunde Lewis (Joaquin Phoenix), Tony (David Conrad) und Sheriff (Vince Vaughn) verbringen gemeinsam eine wilde, aufregende und vor allem sorglose Zeit in Malaysia. Alkohol, Drogen sowie Liebeleien mit einheimischen Frauen sind fester Bestandteil im Urlaub der drei US-Amerikaner. Als Sheriff und Tony wieder in ihre Heimat zurückfliegen, bleibt Lewis zurück, um sich auf Borneo um Affen zu kümmern. Erst zwei Jahre später erfahren Tony und Sheriff von der jungen Anwältin Beth (Anne Heche), dass ihr Freund Lewis im Gefängnis gelandet ist, weil die Polizei in der Nähe des Bungalows der drei eine große Menge Rauschgift gefunden hatte. Lewis droht die Todesstrafe, da der malaysische Staat mit Dealern kurzen Prozess macht. Seine letzte Chance sind seine beiden Freunde. Innerhalb einer Woche müssen sich Tony und Sheriff entscheiden, ob sie zur Rettung ihres Freundes jeweils drei Jahre in einer heruntergekommenen malaysischen Zelle verbringen wollen.
Was würdest Du Für das Leben eines Freundes tun?
Noch bevor Joaquin Phoenix mit Gladiator und Vince Vaughn mit diversen Komödien ihren Durchbruch feierten, standen sie Ende der 1990er-Jahre gemeinsam für Joseph Rubens zwölfte Regiearbeit vor der Kamera. Das schwerwiegende, heute ziemlich in Vergessenheit geratene Moraldrama trägt im Original den etwas schalen Titel Return to Paradise. Denn Sheriff und Tony müssen noch einmal zurück nach Malaysia, wo sie vor zwei Jahren das Leben in vollen Zügen genossen haben. Wesentlich kraftvoller und passender fällt zur Abwechslung einmal die deutsche Variante aus, weil sich hier bereits das Hauptthema des Films, der moralische Grundkonflikt, ankündigt.
So fackelt Für das Leben eines Freundes erzählerisch auch nicht lange. In einigen betörenden Zusammenschnitten verleben wir mit Lewis, Tony und Sheriff einen im wahrsten Sinne rauschhaften Urlaub, der schnell in einen bewegenden Abschied bei schwindendem Sonnenlicht mündet. Ehe man die drei und vor allem Joaquin Phoenix‘ Figur Lewis wirklich kennengelernt hat, wechselt die Szenerie ins deutlich kühlere New York. Sheriff verdingt sich eher bescheiden als Chauffeur, während Tony im Bau- und Immobilienwesen an einer großen beruflichen wie privaten Zukunft mit seiner Freundin arbeitet. Doch schnell kommt die Anwältin Beth hinzu und teilt beiden mit: Lewis wird sterben, wenn die beiden nicht mindestens 3 Jahre oder zumindest einer von ihnen 6 Jahre für ihn im malaysischen Knast absitzt.
Schwierig gestaltet sich für den Zuschauer zunächst die emotionale Anteilnahme. Denn bevor wirklich klar wird, wer die drei jungen Männer eigentlich sind und wie fest das Band ihrer Freundschaft wirklich ist, liegt das Dilemma schon auf der Hand. Verbringe ich drei oder sogar sechs Jahre in einem heruntergekommenen und hygienisch äußerst bedenklichen Gefängnis in Malaysia und ruiniere damit möglicherweise meine Gesundheit und meine berufliche wie private Zukunft?
Jungstars in Nöten
So wirft der Film sozusagen erst im Nachgang einen genaueren Blick in die Leben der beiden Freunde, damit sich besser mit den Figuren und über die Figuren urteilen lässt. Einfach gesagt: Wer hat was zu verlieren? Interessanterweise entscheidet sich Tony, dessen Karriere klar vor Augen steht, umgehend für das persönliche Opfer, während der ziemlich isoliert dahinlebende Sheriff in eine sture Abwehrhaltung verfällt. Daher folgt die Kamera vor allem letzteren, den Vaughn entgegen seiner Physis als innerlich schwachen, hadernden Menschen darstellt.
Dabei lassen die Drehbuchautoren Strick und Robinson die Anwältin Beth und Sheriff in unzähligen Wortgefechten gegeneinander antreten. Allerdings bietet der Film keine allzu tiefgründige Auseinandersetzung mit der Frage nach Schuld und Verantwortung, sondern bemüht einfache Motive wie freundschaftliche Verbundenheit einerseits und schiere Angst vor Bestrafung beziehungsweise Feigheit andererseits. Gerade Beth als Lewis‘ Anwältin beteuert gebetsmühlenartig, dass es gar keine andere Wahl gäbe, als vor Gericht für ihren Mandanten einzustehen. Der beabsichtigten Wirkung beim Zuschauer, der schmerzhaften Frage „Was würde ich selbst an dieser Stelle tun?“, tut dies aber keinen Abbruch. Für das Leben eines Freundes gelingt es in diesem Punkt zweifellos, nachhaltig zum Nachdenken und auch Mitfühlen anzuregen, sofern man wohlgemerkt die Problematik an sich heranlassen möchte.
Weitaus ärgerlicher erweist sich dagegen die aus heiterem Himmel hereinbrechende Romanze von Beth und Sheriff. Denn diese mag leider so gar nicht in das ernsthafte Thema des Films passen. Anscheinend darf kein Hollywoodstreifen ohne diese Zutat auskommen. Denn die Tragik zweier Liebender, die getrennt werden könnten, soll schnell für Identifikation beim Zuschauer sorgen. Durch seine frühzeitige Zuspitzung auf den moralischen Konflikt hängt Für das Leben eines Freundes zudem im Mittelteil etwas durch, gerade weil der weitere Verlauf bis ins bewegende Finale ein Stück weit abzusehen ist.
Presse- und Medienkritik
Damit Für das Leben eines Freundes über seine durchaus stolze Lauflänge von 111 Minuten nicht zu eindimensional ausfällt, kommt mit der Journalistin M.J. (Jada Pinkett Smith) noch eine weitere Partei ins Spiel. Die Presse hat riesiges Interesse daran, Lewis‘ Fall und Leidensgeschichte als Titelstory zu präsentieren. Doch Beth wehrt sich vehement gegen dieses mediale Ausschlachten, weil sie einen öffentlichen Eklat verhindern will. Mit diesem als Nebenschauplatz etablierten Thema enttäuscht Für das Leben eines Freundes leider völlig, wie sich im weiteren Verlauf des Films herausstellt. Hier kommt den Autoren das zuvor bewiesene Fingerspitzengefühl in entscheidender Weise abhanden. Deshlb verliert das Drama gegen Ende deutlich an Biss und schießt am lange vorbereiteten Ziel vorbei. Dass eine Enthüllung im Schlussteil noch zu dramatischen Umwälzungen führt, komplettiert schließlich den Eindruck, dass sich der Film im letzten Drittel leider in zu vielen Unglaubwürdigkeiten verliert.
Unser Fazit zu Für das Leben eines Freundes
Joseph Rubens Drama Für das Leben eines Freundes überzeugt über weite Strecken mit einem spannenden moralischen Dilemma, in dem grundlegende Werte und Probleme der menschlichen Existenz wie Schuld, Verantwortung und Freundschaft verhandelt werden. Doch auch die sehenswerte Darstellerriege um die damaligen Nachwuchsstars Vince Vaughn, Anne Heche und Joaquin Phoenix kann die auffälligen Schwächen des Drehbuchs nicht verschleiern. So verliert der Film sich zeitweise nicht nur in einer unnötigen und deplatzierten Romanze. Er führt den zentralen Konflikt der drei befreundeten Hauptfiguren auch zu einem mehr als unwürdigen Ende. So ist Für das Leben eines Freundes insgesamt nur bedingt empfehlenswert.
Vollkommen enttäuschend fällt übrigens die neu veröffentliche Blu-ray-Fassung aus. Komplett ohne Bonusmaterial und mit kaum erkennbarer Bildverbesserung erhält der zahlende Zuschauer hier eine ziemlich lieblose Edition. Diese stellt dementsprechend kein nennenswertes Upgrade zur DVD-Version dar.
Blu-ray und DVD von justbridge Entertainment sind seit dem 21. Februar 2020 im Handel erhältlich!
Unsere Wertung:
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