Erschütternde Gewaltstudie. Selbst 21 Jahre nach seiner Uraufführung, hat Michael Hanekes radikaler Beitrag Funny Games nichts von seiner Intensität verloren.
Titel | Funny Games |
Jahr | 1997 |
Land | Austria |
Regie | Michael Haneke |
Genres | Drama, Horror, Thriller |
Darsteller | Ulrich Mühe, Susanne Lothar, Arno Frisch, Frank Giering, Stefan Clapczynski, Doris Kunstmann, Christoph Bantzer, Wolfgang Glück, Susanne Meneghel, Monika Zallinger |
Länge | 104 Minuten |
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Story:
Das Ehepaar Gerorg (Ulrich Mühe) und Anna (Susanne Lothar), verbringt die gemeinsame Urlaubszeit mit ihrem Sohn Schorschi (Stefan Clapczynski), in einem Ferienhaus am See. Die angenehm ruhige Urlaubsidylle der dreiköpfigen Family, wird jedoch zum einzigen Alptraum, als sich die beiden jungen Männer Paul (Arno Frisch ) und Peter (Frank Giering) hinzugesellen.
Dabei beginnt alles so friedlich. Der schüchterne „Nice Guy“ Peter, bittet Mutter Anna lediglich um das Ausborgen von ein paar Hühnereiern. Doch bereits hier ist das „Funny Game“ in vollem Gange. Denn während Anna freundlich und zuvorkommend auf Peters Bitte eingeht, bereitet sich Paul schon mal eiskalt darauf vor, den Hund der Familie ins Jenseits zu befördern. Dies ist der Beginn eines brutalen Gewaltverbrechens, bei dem die beiden Täter die Wetten abschließen, das die gesamte Familie bis zum Morgengrauen nicht mehr existieren wird.
Hintergrund:
Bei Funny Games handelt es sich um das umstrittene Werk des österreichischen Filmemachers Michael Haneke (Die Klavierspielerin). Der Film polarisierte seinerzeit im Jahre 1997 sehr stärk, aufgrund seiner kompromisslosen Gewaltbereitschaft. 2007 drehte Haneke für den amerikanischen Markt ein Remake. Der Film erschien unter dem Titel: Funny Games U.S. Die Rolle der Eheleute, übernahmen hier die Hollywoodschauspielerin Naomi Watts und Tim Roth.
Kritik:
Michael Haneke war bereits vor Funny Games als kontroverser Filmemacher bekannt. Mit Filmen wie Benny’s Video, präsentierte der Österreicher bereits im Jahr 1992 eine ebenso beklemmende wie komplexe Charakterstudie, über den Verlust von Leidensfähigkeit. Funny Games reiht sich in diese Regie nahtlos mit ein und übertrifft das ganze sogar noch einmal im Gesamtpaket.
Das schafft der Film in seiner kompletten Inszenierung geradezu ruhig und gelassen. Sehr lang ausschweifende Kamerapassagen, lassen das zunehmende Elend der Familie spürbar werden. Interessanterweise wird die Gewalt dabei nicht zum Selbstzweck dargestellt. Dafür ist Funny Games nämlich nicht explizit genug. Splatter- oder gar heftige Gore-Einlagen, sucht man hier vergeblich. Der Film schockiert einzig und allein durch seinen immer stärker aufbauenden psychischen Druck.
Weder Mutter Anna, noch Vater Georg, können ab einem gewissen Punkt in ihrer ausweglosen Situation etwas gegen ihre Peiniger ausrichten. Dabei werden die perfiden Spiele der beiden Psychopathen immer intensiver und grausamer. Selbst die Folterspielchen am eigenen Kind, müssen die Eltern schmerzlich über sich ergehen lassen. Verstärkt wird das ganze noch durch das gezielte höhnische Interagieren, der beiden Täter, mit seinen Zuschauern. Ein geradezu außergewöhnlicher Schachzug von Haneke, den es so wohl noch nie zuvor in einem Film dieser Art zusehen gab und zusätzlich massiven Druck beim Betrachter aufbaut. So wird man als Zuschauer nämlich ungewollt als „heimlicher Mittäter“ der filmischen Gräueltaten entlarvt und das gleicht wiederum wortwörtlich einem Schlag in die Magengrube.
Warum tun Die das? Weil sie es können!
Man sollte sich als Betrachter des Films nicht von irgendwelchen Motiven für die beiden Täter hinreißen lassen. Diese gibt es hier nämlich nicht. Das ganze geschieht frei nach dem Motto: „Zur falschen Zeit, am falschen Ort“. Das mag zwar recht oberflächlich und primitiv sein, verfehlt aber zu keinem Zeitpunkt seine Wirkung. Hanekes Message ist hier grundlegend eine andere. Funny Games stellt einen radikalen Seitenhieb auf die allgegenwärtige Praxis der Massenmedien dar.
Das Leid soll hier im Gegensatz zum Mainstream betont werden und zielt auf einen Markt ab, der tatsächlich immer härteren Stoff verlangt. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, war Funny Games seinerzeit weit voraus und verstörende neuzeitlichere Werke wie A Serbian Film, untermauern diese Entwicklung und Hanekes Message eindeutig.
Fazit:
Brillant, beklemmend, radikal! Funny Games war seinerzeit ein Ausnahmefilm, mit mehr Sinnhaftigeit im Background, als der vordergründig zulässt. Schauspielerisch mit Arno Frisch und Frank Giering geradezu diabolisch gut und glaubhaft besetzt, präsentierte Michael Haneke ein verstörendes Massenmedien-Bild über Gewalt und die ständige gesellschaftliche Gier nach mehr Schadenfreude.
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