In Gesetz der Rache verliert Gerard Butler bei einem Einbruch Frau und Kind – und sinnt auf Rache. Doch nicht nur die Täter, sondern auch das korrupte Rechtssystem und seine Vertreter geraten ins Fadenkreuz eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat und zu allem bereit ist.
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Titel | Gesetz der Rache |
Jahr | 2009 |
Land | United Kingdom |
Regie | F. Gary Gray |
Genres | Drama, Krimi, Thriller |
Darsteller | Jamie Foxx, Gerard Butler, Colm Meaney, Bruce McGill, Leslie Bibb, Michael Irby, Gregory Itzin, Regina Hall, Emerald-Angel Young, Brooke Stacy Mills, Christian Stolte, Annie Corley, Richard Portnow, Viola Davis, Michael Kelly, Josh Stewart, Roger Bart, Dan Bittner, Patrick McDade, Richard Barlow, Greg Young, Jim Gushue, Anthony Lawton, David Villalobos, Ksenia Hulayev, Todd Lewis, Bijean Ngo, Cecelia Ann Birt, Lamont Clayton, Dave Huddleston, Gabra Zackman, Brian Anthony Wilson, Stephanie Humphrey, Tracy Toth, Jim Fitzpatrick, Lawrence Laravela, Barbara Lambert, Nakia Dillard, Keith Moyer, Robert Bizik, Ian Bonner, Jennifer Butler, Gregory R. Campbell, Bill Chemerka, Mustafa Cimen, Damien Colletti, Brian Distance, Justin Doescher, Lewis Duval, Robert Eckard, Phil. E. Eichinger, John Charles Hunt, Steven J. Klaszky, Robert Montano, Matt Nicholas, Eddie Noone, Michael Nutter, Joe Pawlenko, Lou Pacheco, Vincent Riviezzo, W. Keith Scott, William Shipman, Towanda Underdue, David Von Roehm, Teddy Valdes, Matt von Siegel, Damion J. Williams |
Länge | 109 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, MagentaTV, Netflix basic with Ads Kaufen: Apple TV, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Videobuster, Microsoft Store, Verleihshop Leihen: Apple TV, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Videobuster, Microsoft Store, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Gesetz der Rache – Handlung
Clyde Shelton (Gerard Butler) lebt zufrieden und glücklich mit seiner Ehefrau und Tochter im eigenen Haus, als eines Abends zwei Einbrecher namens Darby (Christian Stolte) und Ames (Josh Stuart) das Heim der Familie stürmen. Nur Clyde überlebt den Angriff und muss hilflos mit ansehen, wie die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben vergewaltigt und getötet werden. Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx), dessen Frau gerade das erste Kind erwartet, übernimmt hauptverantwortlich die Anklagevertretung für Shelton.
Doch trotz diverser Beweise und der Aussagen Sheltons über den Tathergang geht Rice einen folgenschweren Deal mit Darby, dem Haupttäter des Verbrechens, ein. Denn der Staatsanwalt hat Bedenken, dass die Zeugenaussage des Familienvaters ausreicht, da er während des Überfalls bewusstlos geworden war. Die DNA-Spuren dürfen zudem nicht vor Gericht verwendet werden. Schließlich kommt Darby für seine vorher vereinbarte Aussage im Prozess nach relativer kurzer Zeit wieder frei, während sein minder gewaltätiger Komplize und Mitläufer Ames nach zehn Jahren die Todesstrafe erhält.
Der desillusionierte Ex-Familienvater verliert daraufhin den Glauben an das Rechtssystem und kidnappt den freigelassenen Darby, um ihn in einem grausamen Folterakt langsam zu töten. Als er sich nach seiner Tat bereitwillig verhaften und inhaftieren lässt, scheint der Fall so gut wie erledigt zu sein. Doch sehr schnell muss Rice feststellen, dass Shelton vom Gefängnis aus einen raffinierten Plan verfolgt, bei dem er den Verantwortlichen der Polizei und Staatsanwaltschaft jederzeit zwei Schritte voraus zu sein scheint.
Ein gesetzestreuer Bürger
Zu Beginn von Gesetz der Rache zeigt uns Regisseur F. Gary Gray (Fast & Furious 8) einen liebevollen Familienvater und, wie es der Originaltitel ausdrückt, einen gesetzestreuen Bürger. So lebt Clyde Shelton in einem Staat, in dem für alle grundsätzlich die gleichen Gesetze gelten. Die Polizei richtet ihr Argusauge auf die Bevölkerung, um die Einhaltung der Rechte und Pflichten zu gewährleisten. Das Zusammenleben in einer Gesellschaft mit bestimmten Regeln ist laut des britischen Philosophen Thomas Hobbes auch dringend nötig, denn lebte der Mensch in einem Naturzustand ohne Staat und Gesetze, würde ein Krieg aller gegen alle entbrennen. Der Mensch sei nämlich von seinem Wesen her egoistisch: Er strebe in all seinem Handeln immer den persönlichen Vorteil und das eigene Glück an.
In einer Gesellschaft herrscht dagegen die sprichwörtliche Zucht und Ordnung. So schützt der Staat jeden Einzelnen vor dem Unrecht seiner Mitmenschen. Durch die Androhung von Strafe, in den USA droht schlimmstenfalls die Hinrichtung, soll die Bevölkerung von verbrecherischen Taten abgeschreckt werden. Wenn doch etwas passiert, sorgen die Gerichte dafür, dass die Schuldigen eine angemessene Strafe erhalten und den Opfern dadurch Gerechtigkeit widerfährt.
Doch entsprechen diese Grundpfeiler des gesellschaftlichen Zusammenlebens eigentlich unserer Realität? Gesetz der Rache zeigt uns mit schonungsloser Härte, das dem nicht so ist. Nach knapp 15 Minuten hat der Zuschauer durch das Schicksal von Clyde Shelton vor Augen geführt bekommen, dass auch in gesitteten Gesellschaften brutale Gewaltverbrechen geschehen und vor allem das diese im Nachhinein von den Gerichten eben nicht immer angemessen geahndet werden.
Recht = Gerechtigkeit?
Gesetz der Rache ist in der ersten Dreiviertelstunde ein cleverer, subversiver Krimi- und Gerichtsthriller. Denn er legt den Finger klar in die Wunde: Das gesprochene Recht ist nicht zwangsläufig gleichzusetzen mit Gerechtigkeit. Was die Gerichte im Prozess mit Anwälten, Beschuldigten, Opfern und Zeugen entscheiden, ist nicht unbedingt das, was die einzelnen Parteien wirklich verdienen. Natürlich ist die komplexe Frage nach der Schuld einer Person nicht mit 0 oder 1 zu beantworten. Zudem entscheiden letztlich Menschen nach ihrem Empfinden und Sachverstand anhand einer Vorstellung von der Tat, die sich schrittweise aus Beweisen, handfesten bis vagen Indizien und häufig unzuverlässigen Zeugenaussagen entwickelt hat.
Wie problematisch der Faktor Mensch ist, offenbart Gesetz der Rache hervorragend. Nick Rice achtet als karrierebewusster Staatsanwalt lieber auf seine extrem hohe Verurteilungsquote von 96 %, als das Risiko einzugehen, einen Fall zu verlieren. Ein bisschen Gerechtigkeit durch einen Deal ist für ihn besser als gar keine Gerechtigkeit. Der Leidtragende ist dadurch Clyde Shelton, der einen offenen Prozess und keinen Hinterzimmerdeal mit Verbrechern erreichen möchte. Dass schließlich der weniger schuldige Mitläufer Ames die Todesspritze erhält, setzt dem Irrsinn die Krone auf.
Die Kniffligkeit von Gerichtsprozessen zeigt der Film insbesondere anhand der Ausschlussregel: Obwohl klare DNA-Beweise für den Überfall und die Vergewaltigung vorliegen, dürfen diese nicht im Verfahren verwendet werden. Die Polizei hat diese widerrechtlich erhoben und damit den erlaubten Autoritätsbereich überschritten. Dieser formale Lapsus fungiert hier aber als Zünglein an der Waage. Denn Rice ist die Zeugenaussage des zwischenzeitig ohnmächtig gewordenen Familienvaters zu dürftig. Shelton verliert dadurch seinen Glauben an die Sinnhaftigkeit des Rechtssystems und schmiedet über viele Jahre hinweg einen extrem ausgeklügelten und weit verzweigten Plan, der sich nur langsam als alles vernichtender Rachefeldzug offenbart.
Ein Mann sieht (wieder) rot
Beim Thema Rache und Selbstjustiz entsteht unweigerlich die Frage, ob die Guten eigentlich noch die Guten sind, beziehungsweise überhaupt sein können, wenn sie wie die Bösen agieren. Einer der berühmtesten filmischen Rachefeldzüge ist sicherlich Ein Mann sieht rot (OT: Death Wish) mit Charles Bronson in der Hauptrolle. Auch hier verliert ein anständiger Bürger bei einem Überfall seine Familie, wendet sich anschließend aber gegen die Kriminellen in seiner moralisch verkommenen Stadt, um als eine Art Bürgerwehr das Recht in seine eigenen Hände zu nehmen.
Shelton dagegen scheint anfangs auf der Mission zu sein, die strukturellen Probleme des Systems aufzudecken. Er belässt es daher nicht dabei, die beiden Peiniger seiner Familie auf möglichst schmerzhafte Weise zu richten. Freiwllig lässt er sich in der Folge für seine Taten inhaftieren, um den zuständigen Nick Rice, sein Team und schließlich die Bürgermeisterin der Stadt an der Nase herumzuführen. Jetzt nach einer knappen Stunde Laufzeit entwickelt sich Gesetz der Rache aber leider zu einem Musterbeispiel, wie man eine clevere Ausgangsidee lieber für ein haarsträubendes Action- und Twistspektakel mit moralischem Zündstoff opfert.
Was Gesetz der Rache tatsächlich an subversivem Potenzial besitzt, zeigt sich nach Sheltons Verhaftung noch einmal deutlich bei dessen Vorprozess. Hier soll entschieden werden, ob Butlers Figur bis zur eigentlichen Verhandlung auf Kaution freikommt. Shelton überzeugt dabei spielend die selbe Richterin, die damals seine Peiniger nicht hinreichend bestrafte, ihn zeitweise auf freien Fuß zu setzen. Es genügen ein paar einfache Argumente und vor allem der Verweis auf einen ähnlich gelagerten Präzedenzfall.
„Jeder muss zur Rechenschaft gezogen werden“
Wer nun erwartet, dass Shelton für sein Katz- und Mausspiel im Gefängnis gründlich recherchiert hat, um mit weiteren geschickten Finten, die Schlupflöcher und Schwachstellen im Rechtssystem aufzudecken, der fehlt bei Weitem. Das Geschehen mündet in eine brutale und stumpfsinnige Abrechnung mit allen damals auch nur am Rande beteiligten Staatsdienern bis hin zur Bürgermeisterin als repräsentativem Kopf des ganzen Apparats. Staatsanwalt Rice wird immer weiter genötigt, Absprachen mit Shelton zu treffen, weil dieser anscheinend überall und jederzeit Anschläge verüben kann. Auch hier zeigt sich: Rice soll gar keine Chance erhalten, über seine fragwürdige Verhandlungsbereitschaft mit Verbrechern nachzudenken, sondern nur noch gedemütigt und bestraft werden.
Sheltons psychologisch kaum untermauerte Maxime „Jeder muss zur Rechenschaft gezogen werden“ präsentiert Gesetz der Rache leider so verfänglich, dass der Film sein Publikum leichtfertig zu Vergeltungsphantasien verführt. Damit greift Drehbuchautor Kurt Wimmer zu einer fragwürdigen Klaviatur, auf der häufig (Rape-and-)Revenge-Horrorfilme wie I Spit On Your Grave (2010) spielen, um ihre exzessive Gewalt moralisch zu unterfüttern. Während Butlers Charakter am Anfang noch als Strickpulli-tragender Beamtentyp wie die sprichwörtliche Unschuld vom Lande erscheint, entpuppt er sich im Späteren als das genaue und komplett überkonstruierte Gegenteil. Butler kann seine völlig überdrehte Wandlung nur noch mit Overacting darstellen, während Jamie Foxx häufig fassungslos ins Leere starren darf. Die finale Auflösung, wie Butlers Hauptfigur seinen Masterplan vom Knast aus durchführen könnte, dürfte viele Zuschauer nur belustigt den Kopf schütteln lassen.
Kinofassung oder Director’s Cut?
Anlässlich des Director’s Cut, der nun mit reichlich Verspätung erschienen ist, stellt sich natürlich die Frage: Braucht es diese rund 10 Minuten längere Fassung eigentlich und sollte ich als Besitzer der Kinofassung noch mal upgraden? Eines ist dabei klar: Weder der Film als Ganzes noch einzelne Figuren oder Handlungsstränge erscheinen in einem neuen Licht oder erhalten weitere wichtige Aspekte hinzu. Die eingestreuten Gewaltspitzen fallen ein wenig länger und expliziter aus, was bei den insgesamt wenigen Szenen und mit Blick auf das Genre des Films aber nur ein schwaches Plus darstellt.
Ansonsten erhalten einige Dialogszenen kleine Ergänzungen und neue Kameraeinstellungen verändern die Perspektive auf das Geschehen geringfügig. Letztlich bleibt daher unklar, ob hier von offizieller Seite tatsächlich ein künstlerischer Mehrwert gesehen wurde oder ob schlichtweg ein neues Absatzprodukt für einen bestehenden Fankreis das Ziel war. Vor dem Kauf empfiehlt sich daher auf jeden Fall ein Blick in den Schnittbericht zu Gesetz der Rache.
Unser Fazit zu Gesetz der Rache
Selbstjustiz als plakative Hollywoodunterhaltung: Mit Gesetz der Rache inszeniert F. Gary Gray einen hochwertig aussehenden und blutigen Rachefeldzug, der seine clevere, subversive Ausgangsidee leider für ein moralisch fragwürdiges und mit Logiklöchern durchsetztes Spektakel verschenkt. Wer seinen moralischen Kompass für knapp zwei Stunden über Bord werfen kann, dürfte aber dennoch viel Spaß mit diesem etwas anderen „Guilty Pleasure“ haben. Denn faustdicke Überraschungen im Katz- und Mausspiel der Hauptfiguren sowie knackige Actionszenen und überraschende Gewaltspitzen bieten oberflächlich gute Unterhaltung.
Gesetz der Rache ist Anfang 2020 neu im Director’s Cut als Steelbook-, Mediabook- und Amaray-Edition erschienen.
Unsere Wertung:
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