Gladiator ist ein Film über Grausamkeiten der Schlacht, eine Psycho- und Kriegsanalyse über Machtverhältnisse und Korruption. Nicht nur die freie Fläche voller Truppen, in Blut ertrinkender Leichen und brennender Scheiterhaufen gleichen einem Schlachtfeld, der Schnitt ist es ebengleich. Man verliert den Überblick, das Gefühl für Zeitlichkeit, gar für Endlichkeit. Man fühlt sich in die Figuren hinein. Eindrücke, Taten und dem reinen Überlebensdrang sieht man Crowe buchstäblich an, der um sein Leben und des seines Volkes kämpft. Ein Sieg ist nur eine Vorzeitigkeit und Crows Maximus entfernt sich damit jeglicher Glücklich- und Glückseligkeit. Ein Momentum der Bewunderung, voller Ehren und Feiern des Überlebens, die Ruhe des Ausatmens, eines großen Umstandes, der nur darauf wartet zurückgeholt zu werden, der Antagonistenseite zu gehören, geht Maximus nicht nahe. Kühl bleibt er, wie die Landschaft und der eisige Wind, analytisch bedacht, reflektierend, ausgelaugt, wie die Toten und Sterbenden hinter sich und eins in der Tristesse, wenn die letzten Überlebenden mit großen Wunden und fehlenden Körperteilen um ein Haar davonkommen und ihr Leben zurückzugewinnen. Aber auf welche Kosten? Diese respektable Leistung ist Ridley Scott bereits in den ersten 20 Filmminuten mit wahrhaftiger Bravour nahezu meisterhaft gelungen. Eine erzählerische Stärke, auf die bis heute nur mit Bewunderung aufgeschaut werden kann.
Nur bleibt der Film nicht konstant in ebenjenen Analysegradienten. Gladiator ist ein Film über Krieg und Krieger, Gladiatoren und deren Arenen, Sklaven, die nach Freiheit streben, Macht und Stärke. Nur ist Spektakel in dieser Form kaum einem Siegesgedanken verbunden. Gladiator meistert es perfekt, diese Denkweisen auf das Publikum zu übertragen. Zwar wurde ein Sieg seitens der Sklaven geliefert, nur sind diese damit qualifiziert, in einer weiteren Runde um ihr Leben zu kämpfen. Scott bleibt dabei immer wieder nah bei den Figuren und lässt lange Zeit Spektakel abseits des atmosphärischen Einstiegs anstehen, verliert sich jedoch ab einem gewissen Punkt in der seichten Form des massakrierenden Unterhaltungskinos, in dem Gladiator seinem Namen ebenbürtig wird. Mit allem, was Maximus durchlebt und bitter zu spüren bekommen hat, geht es nun in die nächste und nächste Konfrontation. Szenarien wiederholen sich, sie werden radikaler, sie nagen an ihm. Wie Scott dabei mit Technik arbeitet, echt mit digital ergänzt, Arenen inszeniert, als wären sie ein Charakter, ist beeindruckendes Genrekino. Nur geht es fast zu sehr in die glorifizierende Richtung. Maximus wird mit jedem Ritterschlag gefeiert, bejubelt und steht nur da, unterkühlt und ausgelaugt, entgeistert. Zwar ist das Spektakel und immer noch Krieg, aber es fühlt sich nur bei weitem nicht so versiert an, wie zu Beginn, weil die Zweischneidigkeit eindeutiger angedeutet wurde. Besonders der Einstieg ist eine äußerst fordernde Einleitung. Überraschend hart, konsequent, sehr drastisch, beinhart ausgespielt und mit Fokus auf den Umgang mit Schattenseiten, der Ambivalenz und moralischen Sichtweise des Krieges und dem Umgang mit Verlusten von Leben und Leben nehmen.
Diesen Spagat schafft Scott jedoch nur bedingt. Gladiator schafft es immer aus der Perspektive der Kriegenden zu erzählen und lebt dadurch eine ganz andere perspektivische Bandbreite, nur verliert sich der Zuschauer zu sehr darin, teilweise eher dem Spektakel wie das jubelnde Publikum hinterherzufeiern und der monumentalen Größe der Bilder aufzustaunen, als richtig bei den Figuren und dessen Drastik des Kampfes zu bleiben. Das ändert sich jedoch mit dem Finale, in dem der Konflikt intimer und konkurrierender kaum sein könnte, nur ist der Weg dahin gleichermaßen eine Stärke, wie Schwäche. Scott wusste aber ganz genau, was gemacht werden muss. Crowe selbst hat dabei selten besser gespielt und liefert die Definition von Zeitlosigkeit im Schauspiel. Auch mit 24 Jahren hinter sich, liefert er fantastische Klasse und Antworten dafür, warum er eins zu den ganz großen Namen Hollywoods gehört hat - der Oscar als bester Hauptdarsteller war demnach überfällig. Auch ein Joaquin Phoenix darf hervorragend auftrumpfen. Sein Schurke ist das genaue Äquivalent zu Crows Maximus und probiert er sich anzunähern, eins zu werden mit ihm, sich auf selbiges Niveau zu echauffieren, ebenbürtig zu sein, scheitert er. Das Schiff sinkt. Die Phrase Auge und Auge, Zahn um Zahn hat Scott zumindest seines Eigen gemacht. Die Intensität des Finales überrascht aber auch deswegen, weil die Ausgangslage des Filmes mit Einleitung seines Anspannens überrascht. Emotional kann man sich einer vollkommenen Investition kaum absprechen.
Ein bedachtes Epos mit Mehrwert ist Gladiator aufgrund dessen durch und durch und obgleich Scott nicht alle Minuten der überstrapazierten 2 Stunden und 50 Minuten ausgefüllt bekommt, sind es die Figuren, die die Aufmerksamkeit der Zuschauer an sich reißen. Scott inszeniert vieles über Augen, über Augenkontakt, über die Sprache, die ebenjene sprechen. Einem Haudrauf-Artillerist wie Ralf Möller sollte ebenjenes Schauspiel kaum zum Vorteil werden, aber Scott weiß genügend Potential zu entlocken. Keiner der Darsteller eckt an: Derweil schafft es ein Dijomon Hounsou, ein Oliver Reed und eine Connie Nielsen vieles an Qualitäten durch reines Schauspiel einzuheimsen, obwohl gerade der Tiefgang und Inhalte keinesfalls gewährleistet sind. Trotz der sehr analytisch bedachten Perspektive kratzt Gladiator passagenweise an der Oberfläche. Geht nur so tief in die Matiere hinein, wie es nötig ist. Das mindert den Gesamteindruck, auch aufgrund des limitierten Settings und der Verweildauer entlang der „Spiele“ im Gladiatorenring, Scotts Magnum Opus macht dies nur wenig bis keinen großen Abbruch. Gladiator ist ein filmisches Fest für die Sinne: Immersiv, intensiv, beeindruckend in jedweder Hinsicht und bis auf ein paar CGI-Bildeinblenden ein zeitloser Klassiker. Aufgrund der Laufzeit nicht rund und gewiss zu langgeraten. Was bleibt ist aber ein wahrhaftiges Spektakel der Kriegsinterpretation, die auf Crows Figur zurückzuführen ist und damit entscheidende Punkte einbringt, die Gladiator die nötigen Facetten, nötigen Unterboden verleihen.
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16.01.2025Gladiator ist ein Film über Grausamkeiten der Schlacht, eine Psycho- und Kriegsanalyse über Machtverhältnisse und Korruption. Nicht nur die freie Fläche voller Truppen, in Blut ertrinkender Leichen und brennender Scheiterhaufen gleichen einem Schlachtfeld, der Schnitt ist es ebengleich. Man verliert den Überblick, das Gefühl für Zeitlichkeit, gar für Endlichkeit. Man fühlt sich in die Figuren hinein. Eindrücke, Taten und dem reinen Überlebensdrang sieht man Crowe buchstäblich an, der um sein Leben und des seines Volkes kämpft. Ein Sieg ist nur eine Vorzeitigkeit und Crows Maximus entfernt sich damit jeglicher Glücklich- und Glückseligkeit. Ein Momentum der Bewunderung, voller Ehren und Feiern des Überlebens, die Ruhe des Ausatmens, eines großen Umstandes, der nur darauf wartet zurückgeholt zu werden, der Antagonistenseite zu gehören, geht Maximus nicht nahe. Kühl bleibt er, wie die Landschaft und der eisige Wind, analytisch bedacht, reflektierend, ausgelaugt, wie die Toten und Sterbenden hinter sich und eins in der Tristesse, wenn die letzten Überlebenden mit großen Wunden und fehlenden Körperteilen um ein Haar davonkommen und ihr Leben zurückzugewinnen. Aber auf welche Kosten? Diese respektable Leistung ist Ridley Scott bereits in den ersten 20 Filmminuten mit wahrhaftiger Bravour nahezu meisterhaft gelungen. Eine erzählerische Stärke, auf die bis heute nur mit Bewunderung aufgeschaut werden kann.
Nur bleibt der Film nicht konstant in ebenjenen Analysegradienten. Gladiator ist ein Film über Krieg und Krieger, Gladiatoren und deren Arenen, Sklaven, die nach Freiheit streben, Macht und Stärke. Nur ist Spektakel in dieser Form kaum einem Siegesgedanken verbunden. Gladiator meistert es perfekt, diese Denkweisen auf das Publikum zu übertragen. Zwar wurde ein Sieg seitens der Sklaven geliefert, nur sind diese damit qualifiziert, in einer weiteren Runde um ihr Leben zu kämpfen. Scott bleibt dabei immer wieder nah bei den Figuren und lässt lange Zeit Spektakel abseits des atmosphärischen Einstiegs anstehen, verliert sich jedoch ab einem gewissen Punkt in der seichten Form des massakrierenden Unterhaltungskinos, in dem Gladiator seinem Namen ebenbürtig wird. Mit allem, was Maximus durchlebt und bitter zu spüren bekommen hat, geht es nun in die nächste und nächste Konfrontation. Szenarien wiederholen sich, sie werden radikaler, sie nagen an ihm. Wie Scott dabei mit Technik arbeitet, echt mit digital ergänzt, Arenen inszeniert, als wären sie ein Charakter, ist beeindruckendes Genrekino. Nur geht es fast zu sehr in die glorifizierende Richtung. Maximus wird mit jedem Ritterschlag gefeiert, bejubelt und steht nur da, unterkühlt und ausgelaugt, entgeistert. Zwar ist das Spektakel und immer noch Krieg, aber es fühlt sich nur bei weitem nicht so versiert an, wie zu Beginn, weil die Zweischneidigkeit eindeutiger angedeutet wurde. Besonders der Einstieg ist eine äußerst fordernde Einleitung. Überraschend hart, konsequent, sehr drastisch, beinhart ausgespielt und mit Fokus auf den Umgang mit Schattenseiten, der Ambivalenz und moralischen Sichtweise des Krieges und dem Umgang mit Verlusten von Leben und Leben nehmen.
Diesen Spagat schafft Scott jedoch nur bedingt. Gladiator schafft es immer aus der Perspektive der Kriegenden zu erzählen und lebt dadurch eine ganz andere perspektivische Bandbreite, nur verliert sich der Zuschauer zu sehr darin, teilweise eher dem Spektakel wie das jubelnde Publikum hinterherzufeiern und der monumentalen Größe der Bilder aufzustaunen, als richtig bei den Figuren und dessen Drastik des Kampfes zu bleiben. Das ändert sich jedoch mit dem Finale, in dem der Konflikt intimer und konkurrierender kaum sein könnte, nur ist der Weg dahin gleichermaßen eine Stärke, wie Schwäche. Scott wusste aber ganz genau, was gemacht werden muss. Crowe selbst hat dabei selten besser gespielt und liefert die Definition von Zeitlosigkeit im Schauspiel. Auch mit 24 Jahren hinter sich, liefert er fantastische Klasse und Antworten dafür, warum er eins zu den ganz großen Namen Hollywoods gehört hat - der Oscar als bester Hauptdarsteller war demnach überfällig. Auch ein Joaquin Phoenix darf hervorragend auftrumpfen. Sein Schurke ist das genaue Äquivalent zu Crows Maximus und probiert er sich anzunähern, eins zu werden mit ihm, sich auf selbiges Niveau zu echauffieren, ebenbürtig zu sein, scheitert er. Das Schiff sinkt. Die Phrase Auge und Auge, Zahn um Zahn hat Scott zumindest seines Eigen gemacht. Die Intensität des Finales überrascht aber auch deswegen, weil die Ausgangslage des Filmes mit Einleitung seines Anspannens überrascht. Emotional kann man sich einer vollkommenen Investition kaum absprechen.
Ein bedachtes Epos mit Mehrwert ist Gladiator aufgrund dessen durch und durch und obgleich Scott nicht alle Minuten der überstrapazierten 2 Stunden und 50 Minuten ausgefüllt bekommt, sind es die Figuren, die die Aufmerksamkeit der Zuschauer an sich reißen. Scott inszeniert vieles über Augen, über Augenkontakt, über die Sprache, die ebenjene sprechen. Einem Haudrauf-Artillerist wie Ralf Möller sollte ebenjenes Schauspiel kaum zum Vorteil werden, aber Scott weiß genügend Potential zu entlocken. Keiner der Darsteller eckt an: Derweil schafft es ein Dijomon Hounsou, ein Oliver Reed und eine Connie Nielsen vieles an Qualitäten durch reines Schauspiel einzuheimsen, obwohl gerade der Tiefgang und Inhalte keinesfalls gewährleistet sind. Trotz der sehr analytisch bedachten Perspektive kratzt Gladiator passagenweise an der Oberfläche. Geht nur so tief in die Matiere hinein, wie es nötig ist. Das mindert den Gesamteindruck, auch aufgrund des limitierten Settings und der Verweildauer entlang der „Spiele“ im Gladiatorenring, Scotts Magnum Opus macht dies nur wenig bis keinen großen Abbruch. Gladiator ist ein filmisches Fest für die Sinne: Immersiv, intensiv, beeindruckend in jedweder Hinsicht und bis auf ein paar CGI-Bildeinblenden ein zeitloser Klassiker. Aufgrund der Laufzeit nicht rund und gewiss zu langgeraten. Was bleibt ist aber ein wahrhaftiges Spektakel der Kriegsinterpretation, die auf Crows Figur zurückzuführen ist und damit entscheidende Punkte einbringt, die Gladiator die nötigen Facetten, nötigen Unterboden verleihen.