Nachdem Hideaki Anno seine ganz eigene Version von Godzilla erschaffen durfte und sich auch Warner Bros. innnerhalb des MonsterVerse austoben konnte, ist nun wieder Toho an der Reihe. Kann Godzilla Minus One an die großartigen Filme der Kaiju-Reihe anknüpfen oder ist es wieder ein einziger „Mann im Gummianzug“-Klamauk? Hier erfahrt ihr es in unserem Review.
Titel | Godzilla Minus One |
Jahr | 2023 |
Land | Japan |
Regie | 山崎貴 |
Genres | Science Fiction, Horror, Action |
Darsteller | Ryunosuke Kamiki, 浜辺美波, 山田裕貴, Munetaka Aoki, 吉岡秀隆, 安藤サクラ, Kuranosuke Sasaki, 永谷咲笑, Mio Tanaka, 遠藤雄弥, 飯田基祐, 阿南健治, 水橋研二, 須田邦裕, 谷口翔太, 中台あきお, 佐々木一平, 中村織央, 鰐渕将市, 西垣匠, 佐々木風磨, 長部努, 小松勇司, 三濃川陽介, 日下部千太郎, 川端康太, 古堅元貴, 吉川裕斗, 大島祐也, 赤妻洋貴, 濱中遼, 荒谷清水, 塚本幸男, 大宮将司, Michael Arias, 松原正隆, 古山憲太郎, 松井工, 平原テツ, 鳥谷宏之, 千葉誠太郎, 小熊樹, 間瀬英正, 大西遵, 持永雄恵, 市川大貴, 太田靖則, 土橋竜太, 斉藤淳, 山田将之, 佐藤五郎, 藤田啓介, 若林佑太, 福田航也, 杉崎シュンペーター, 高尾悠希, 苅田裕介, 松本誠, 長島慎治, 山本晃大, 山田英彦, 伊藤亜斗武, 山田ジャンゴ, 保里ゴメス, 阿部翔平, 嶋田彦, 木原勝利, 矢作マサル, 俵木藤汰, 原田悦嗣, 仲城煎時, 明樂哲典, 大野真緒, 北御門亜美, 羊華, 得田舞美, 植田倖瑛, 鶴田翔, 荒木誠, Yamato Aizawa, 長谷川瑞己, 井上喜介, 未来みき, 阿部大地, 三浦理香子, 剛州, 小野瀬侑子, Seiji Okuda, 篠井英介, 笠井信輔, 早織, Takato Yonemoto, 仲義代, 殖田育夢, 千葉恵太, 中野匡人, 内田清, 桜彩, 加茂井彩音, 三宅里沙, 青木真美 |
Länge | 124 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Die Handlung von Godzilla Minus One
Auf dem kleinen Eiland Odo sind zum Ende des Zweiten Weltkriegs immer noch einige japanische Soldaten stationiert. Denn um Kamikaze-Fliegern mit ihren technischen Problemen zu helfen, dient der kleine Stützpunkt mitten im Pazifik als Anlaufstelle für diese Piloten. So ist auch Koichi Shikishima dort gelandet und muss dort eines Nachts mit ansehen wie seine Kameraden von einer tödlichen Bestie namens Godzilla wie Ameisen zerquetscht werden. Zwar könnte er als Pilot das Maschinengewehr seines Flugzeugs bedienen und somit noch den ein oder anderen Soldaten retten, doch Koichi versagen die Nerven. Dennoch überlebt er zusammen mit einem anderen Mann den Angriff und kehrt somit wohlbehalten – aber mit viel Schuldzuweisungen – zurück nach Tokyo.
Dort angekommen sieht er sich erneut mit Tod und Zerstörung konfrontiert. Japan verlor gerade den Krieg und verkündete seine Kapitulation, das Land liegt also in Trümmern und so muss jeder erst mal sehen wo er bleibt. Eines Tages trifft er auf dem Markt jedoch die junge Frau Noriko, die im unversehens ein Kind in die Arme legt. Nach einigen anfänglichen Querelen entschließen die beiden aber zusammenzuziehen und ein gemeinsames Leben zu starten. Das alles wären also keine schlechten Bedingungen für ein Happy End, wenn vom Meer aus nicht eine große Bedrohung auf die japanische Hauptinsel zusteuern würde – Godzilla.
Kritik oder Klamauk?
Ich selbst bin in einer Zeit aufgewachsen in der man die Godzilla-Filme eigentlich eher als Klamauk ansah. Immerhin steckten die Filmemacher damals einen Mann in ein Gummi-Kostüm und ließen den dann gegen andere kostümierte Schauspieler kämpfen und lustig durch ein paar Miniatur-Städte poltern. Erst später wurde mir bewusst, dass die Godzilla-Reihe häufig auch einen ernsten Unterton in den Geschichten hatte. So verarbeitete Ishiro Honda mit dem ersten Film im Jahr 1954 die atomare Katastrophe rund um Hiroshima und Nagasaki, spätere Werke wie zum Beispiel Godzilla vs. Hedorah kritisierten die extreme Umweltverschmutzung oder im Falle von Annos Shin Godzilla das Krisenmanagement rund um das große Tohoku-Erdbeben von 2011.
Dennoch ist auch klar: wenn Godzilla bei einem seiner Widersacher zu einem Wrestling-Move ansetzt oder sein Sohn Minilla winkend durch die Gegend springt, geht es auch mal etwas lustiger und weniger ernsthaft zu. So kann man sich also bei Godzilla Minus One erst einmal die Frage stellen, in welche Richtung die Macher*innen mit diesem Film gehen wollten.
Doch schon die obige Zusammenfassung der Story sollte deutlich machen, dass hier erneut die Verarbeitung der japanischen Geschichte im Mittelpunkt steht. Der Zweite Weltkrieg und besonders die Niederlage Japans finden in Takashi Yamazakis Film immer wieder ihren Platz. Vor allem der Umgang mit Menschenleben durch den Kaiser und seiner Untergebenen sieht sich deutlicher Kritik ausgesetzt und wird mehrere Male thematisiert. Durch den leicht Pathos-behafteten Einsatz einiger Kriegsschiffe wie der Yukikaze oder dem Shinden-Flugzeug wird diese Kritik aber immer wieder aufgeweicht – zumindest fühlt es sich so an.
Platz an der Kritik-Front findet Yamazaki außerdem für den Umgang der Politiker*innen mit den Einwohnern Japans im Bezug auf die Corona-Pandemie. Die Bürgerwehr, die sich letztlich für den Kampf gegen Godzilla bildet, hat ihren Ursprung ganz klar in der nicht vorhandenen Handlungsfähigkeit der Regierung zur Hochzeit der Pandemie und dem Ohnmachtsgefühl der Bevölkerung. Hier werden also gleich mehrere Finger in einige Wunden gelegt!
Alles Gute zum 70.!
Toho benennt seine Godzilla-Reihen meist nach der aktuellen Ära, die durch die kaiserliche Amtszeit vorgegeben wird. Aktuell befindet sich Japan in der Reiwa-Ära und so sind die Filme seit Shin Godzilla – also zumindest die japanischen Produktionen – auch dieser zuzuordnen. Godzilla Minus One ist nun der fünfte Film der Reiwa-Zeit – die Anime-Trilogie wird als je ein Eintrag gewertet – und Tohos 30. Teil der Reihe. Obendrauf feiert das Franchise im kommenden Jahr seinen 70.Geburtstag, was das aktuelle Werk von Yamazaki noch einmal bedeutender macht und ihm vermutlich noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit beschert.
Aber die Japaner enttäuschen hier keinesfalls. Toho fährt für Godzilla Minus One nämlich sämtliche Register auf und präsentiert hier einige beeindruckende, visuelle Effekte. Egal ob Godzillas Auftauchen aus dem Meer, der alles vernichtende Hitzestrahl oder die dampfende Haut der Riesenechse nach dessen Einsatz – die Effekte im aktuellen Godzilla-Film können sich echt sehen lassen. Die Riesenechse wirkt wieder deutlich aggressiver als in manchem Vorgänger, vorbei sind auch die Zeiten der etwas seltsam anmutenden Entwicklungsstadien wie im 2016er Shin Godzilla. Man erzeugt hier einige beeindruckende Bilder, die im Zusammenspiel mit der ikonischen Musik sicherlich für Gänsehaut bei dem ein oder anderen Kaiju-Fan sorgen werden. Wenn Godzilla durch Tokyo stampft, die Passanten in Panik davon laufen und dabei die ersten Takte des Themes erklingen, verzaubert einen die Szenerie mit ihrem Bombast und der Epik.
Der Star ist das Monster!
Auch wenn Godzilla Minus One der neueste Teil dieses riesigen Franchises ist, setzt Regisseur Yamazaki eher auf – zumindest für die westlichen Zuschauer*innen – unbekannte Gesichter. Zwar darf man Sakura Ando in einer Nebenrolle bestaunen, Hauptdarsteller Ryunosuke Kamiki oder die Darstellerin der Noriko, Minami Hamabe, hat man wohl eher schon mal gehört oder gesehen, wenn man sich eingehender mit dem japanischen Kino befasst hat. Und das zieht sich so durch den ganzen Film, der Star soll hier wohl definitiv Godzilla bleiben.
Zu guter Letzt sollen auch die vielen Anspielungen auf die alten Filme und den Ursprung der Reihe nicht unerwähnt bleiben. So hatte die Insel Odo schon im 54er Godzilla eine prominente Rolle und auch der Plan zur Vernichtung des Monsters in Godzilla Minus One weist einige Parallelen zum Erstling auf. Im Stile eines Dokumentarfilms wird auch noch vermeintliches Material der US-Navy eingespielt, die den Weg Godzillas durch das Meer bis zur japanischen Hauptinsel verfolgt und eben auf Film festgehalten hat. Es sind vor allem diese Momente, die Godzilla Minus One beinahe so wichtig und wegweisend für die Reihe scheinen lassen wie es damals beim ersten Film der Fall war.
Unser Fazit zu Godzilla Minus One
Godzilla Minus One ist ein grandioser Kaiju-Film, der den König der Monster entsprechend inszeniert. Tolle Effekte, grandiose Bilder und ein sehr sympathischer Cast alleine wären schon Garanten für einen gelungenen Film. Doch in Kombination mit der angebrachten Kritik und den durchaus ernsten Untertönen, kann man Godzilla Minus One als einen der besten Filme der Reihe betrachten. Da verzeiht man auch mal den ein oder anderen unlogischen Moment.
Godzilla Minus One startet am 01.12.2023 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
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