In Schitt’s Creek hat er über Jahre hinweg das Publikum begeistert, aber kann auch das Regiedebüt von Daniel Levy überzeugen? Good Grief widmet sich als Einstand direkt einem tragischen Thema und wir klären, ob der Novize sich übernommen hat oder abliefern kann.
Titel | Good Grief |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Regie | Dan Levy |
Genres | Komödie, Drama |
Darsteller | Dan Levy, Ruth Negga, Himesh Patel, Luke Evans, Celia Imrie, Arnaud Valois, David Bradley, Mehdi Baki, Emma Corrin, Jamael Westman, Kaitlyn Dever, Yoli Fuller, Noé Besin, Cyrielle Debreuil, Nigel Lilley, Gabriel Marc, Zoé Bruneau, Pierre Bergman |
Länge | 101 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Good Grief– Die offizielle Handlungsangabe
Marc (Dan Levy) lebte glücklich im Schatten seines berühmten Mannes Oliver (Luke Evans). Doch als Oliver unerwartet stirbt, zerbricht Marcs ganze Welt, was ihn zu einer emotionalen Reise nach Paris mit seiner besten Freundin Sophie (Ruth Negga) und seinem besten Freund Thomas (Himesh Patel) veranlasst. Daraus wird eine Reise der Selbstfindung, auf der so einiges ans Licht kommt, dem sie sich alle stellen müssen.
Trauerbewältigung zwischen den Stühlen
Filme, die sich mit der Trauer Hinterbliebener auseinandersetzen haben es nicht leicht. Drückt man zu sehr auf die Tränendrüse, überschreitet man schnell die Grenze zum Kitsch, geht man hingegen zu lebensbejahend mit dem Tod um, läuft man Gefahr, dass die Figuren unrealistisch und verzerrt rüberkommen. Gelingt es die Waage zu halten, schaffen es Geschichten derart wirklich ganz tief zu berühren, sich tief ins Gedächtnis zu graben und selbst zu Balsam für Trauernde zu werden. Das gelang in den letzten Jahren zum Beispiel Ricky Gervais mit After Life oder auch in der Apple TV+-Serie Dear Edward. Auch bei Netflix Filmproduktionen findet sich mit Pieces of a Woman ein höchst emotionaler und nachhallender Beitrag.
Good Grief dreht sich nun um den trauernden Witwer Marc, der zu Beginn des Dramas noch sein Traumleben führt, ehe dieses durch einen Unfall in alle Einzelteile zerspringt. Vielleicht wäre es eine bessere Entscheidung gewesen, direkt erst nach dem Ableben des Geliebten einzusteigen, aber die wenigen Minuten, die dem Publikum mit den beiden noch Lebenden präsentiert werden, lassen die innige Beziehung wie eine Behauptung wirken. Wirklich abkaufen kann man die Liebe in der Kürze der Zeit Evans und Levy nicht, wodurch schon mal ein wesentlicher Anknüpfungspunkt nicht wirklich zum Tragen kommt.
Freundschaft in Zeiten von Todeswünschen
Das wesentlich signifikantere Problem, weshalb man beim Zusehen nur sehr zaghaft von der intendierten Emotionalität Wind bekommt, ist das nicht greifbare, irgendwie passive Spiel von Daniel Levy. Klar, jeder trauert anders. Doch so wie er versucht hier mit dem Verlust umzugehen, würden es wohl sehr wenige ihm gleichtun. Damit ist nicht mal sein Verhalten und seine Suche nach neuem Lebensmut gemeint. Ganz im Gegenteil: Dieser Part ist sogar noch recht gut gelungen und deutet das Potenzial an, das hier noch dringesteckt hätte. Nein, das wirkliche Manko ist die unterkühlte Darbietung Levys. Auch die beiden Freunde, dargestellt von Ruth Negga und Himesh Patel tun sich sichtlich schwer mit seiner Attitüde. Sie spielen zwar mit besten Ambitionen dagegen an, können das Emotions-Leck aber mit ihren eher menschlichen Performances kaum stopfen.
Wir waren für dich da, wann immer du uns gebraucht hast.
Mit der belanglosen Musikauswahl unterstreicht Regienovize dann noch, dass er dem Thema womöglich einfach nicht gewachsen war. Die hundert Minuten plätschern vor sich hin, im Endeffekt ist die Figurengenese erwartbar und tappt damit unnötigerweise auch noch in ein paar Klischeefallen, die ebenfalls mit einem sympathischeren Protagonisten nicht ins Gewicht gefallen wären. Auch die sehr namhaften Kurzauftritte verpuffen in der Monotonie leider. Wenn eine Suche nach Liebe nicht mal in Paris zu zünden vermag, dann sagt das schon sehr viel über ein Drehbuch aus.
Unser Fazit zu Good Grief
Liest man die Prämisse von Good Grief, hält man währenddessen erwartungsvoll schon einmal die Taschentücher bereit. Da es hier aber wirklich nur schwer möglich ist, sich irgendwie in den Handlungsträger einzufühlen, werden bei den wenigsten Zuschauer:innen tatsächlich Tränen kullern. Vielmehr ist dann sogar die kompakte Laufzeit langatmig und oberflächlich. Ein paar Ansätze lassen schon kurz mal schlucken, aber über weite Strecken wurde Trauer selten so belanglos und uninspiriert dargestellt.
Good Grief läuft seit dem 05. Januar 2024 bei Netflix!
Unsere Wertung:
© Netflix