Im Februar 2020 fand in der hessischen Stadt Hanau ein rechtextremer Terrorakt statt, bei dem neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordet wurden. Regisseur Uwe Boll (Postal, Alone in the Dark, Rampage) hat sich mit seinem neusten Film Hanau dem Thema angenommen und versucht darin, die Motive des Täters Tobias R. auszuleuchten. Ob ihm das gelingt, erfahrt ihr in unserer Review!
Titel | Hanau - Deutschland im Winter |
Jahr | 2022 |
Land | Germany |
Regie | Uwe Boll |
Genres | Drama, Krimi, Thriller, Historie |
Darsteller | Steffen Mennekes, Radost Bokel, Imad Mardnli, Tito Uysal, Adam Jaskolka, Daniel Faust, Robert Hofmann, Christopher Köberlein, Annika Strauss, Sven Zinserling, Vito Anthony Adragna, Robin Atalay, Alper Buyukyigit, Erlogan Ercan, David Erstling, Hiltrud Hauschke, Jannis Hollmann, Teggour Ismail, David Jagnjic, Tariq Malmood, Mimouu Oulons, Harald Pucher, Jan Schick, Frank Schraml, Mark Wamsler, Wesley Howard |
Länge | 78 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Film Total Amazon Channel Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Rakuten TV, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Rakuten TV, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop |
Hanau – die Handlung
Hanau ist ein Auszug aus dem Leben des Täters Tobias R. kurz vor dem Anschlag und im Grunde als langer Monolog gedreht, welcher letztendlich im Amoklauf mündet. Wir sehen, wie er allein in seinem Wohnzimmer sitzt, Selbstgespräche führt und sehr wirre Aussagen von sich gibt. Er spricht von Weltverschwörungen und davon, dass die amerikanische Regierung seine Gedanken überwacht. Hollywood würde seine Träume kontrollieren und daraus Drehbücher für Filme schreiben lassen. Er radikalisiert sich und will ein Zeichen setzen. Also bereitet er sich auf den Anschlag vor, indem er Schussübungen durchführt oder mit dem Auto an den späteren Tatorten vorbeifährt. Im späteren Verlauf des Films wird gezeigt, wie Tobias R. die Videonachrichten produziert, welche er kurz vor seiner Tat im Internet veröffentlicht hat…
Fingerspitzengefühl und handwerkliches Geschick
Hanau ist in Uwe Bolls Filmografie nicht das erste Werk, welches Amokläufe thematisiert. Mit Filmen wie Rampage oder Assault on Wallstreet hat er bereits gezeigt, dass er sich auf fiktiver Ebene mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. In seinem neuesten Film stellt er zwar erneut den Täter in den Mittelpunkt, zeigt allerdings nicht so wirklich, was ihn zu der Tat motiviert hat. Die ellenlangen und sich wiederholenden Monologe ziehen sich durch die immer gleichen Sets und bieten weder Abwechslung noch Spannung. Steffen Mennekes spielt dabei leider auch nicht wirklich überzeugend und kann den Film über seine recht kurze Laufzeit nicht allein tragen.
Über die Opfer wird bis zum Abspann kein Wort verloren. Diese werden weder charakterisiert noch in die Handlung eingebunden. Sie bleiben namenlos und der Zuschauer ist durchgehend auf den Täter fixiert.
Handwerklich ist der Film leider ebenfalls auf Homevideo-Niveau. Die Kameraeinstellungen wirken willkürlich gewählt, wackeln stellenweise absurd stark oder zoomen im Take hin und her. Dazu kommt, dass die einzelnen Kameras farblich nicht aufeinander angepasst sind, weshalb die beliebig gesetzten Schnitte noch negativer auffallen. In ein paar wenigen Szenen ist die Crew sogar in Reflexionen zu sehen. Die Shishabar, in welcher der erste Anschlag stattgefunden hat, ist lieblos ausgestattet und wirkt eher wie eine kleine Ladenzeile, in die ein paar Wasserpfeifen gestellt wurden. Positiv hervorheben kann man allerdings das Schlafzimmer des Täters, welches deutlich genauer, anhand der Tätervideos, rekonstruiert wurde.
Uwe Bolls Nachwort
Als der Film angekündigt wurde, geriet Boll in Kritik, da die Produktion ohne Rücksprache mit den Angehörigen der Opfer stattgefunden hat. Der Filmemacher sieht Hanau als ersten Teil einer Bestandsaufnahme deutscher Befindlichkeiten in Filmform im Angesicht aufkeimenden Neonationalismus in Europa und auch in der deutschen Politik. So wird als Titelanhang auch gerne “Deutschland im Winter – Part 1” genannt.
Der eigentliche Film endet nach knapp 60 Minuten, doch danach meldet sich Boll selbst noch einmal zu Wort. In diesem etwa 10 minütigen Nachtrag zum Film fährt er mit dem Auto durch Hanau und besichtigt die realen Schauplätze. Dabei redet er über den Täter, die Opfer und seine Motivation zum Film. Vor dem eigentlichen Abspann wird eine Liste mit allen bekannten Todesopfern von rechter Gewalt seit 1990 eingeblendet.
Unser Fazit zu Hanau
Hanau ist der Versuch, ein Täterprofil zum Anschlag in Hanau zu erstellen und auf die Gefahr durch Rechtsextremismus hinzuweisen. Doch so nobel die Intention ist, so sehr scheitert der Film daran, eine würdige Umsetzung zu präsentieren. Steffen Mennekes spielt alles andere als überzeugend, das Produktionsniveau ist unterirdisch und das Drehbuch ist schlichtweg langweilig. Am Ende bietet der Film leider keinerlei Schauwerte, die ihn sehenswert machen.
Hanau ist seit dem 17.02.2022 als VOD und ab dem 04.03.2022 als Blu-Ray und DVD erhältlich!
Unsere Wertung:
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