Kasi Lemmons verfilmt mit Harriet – Der Weg in die Freiheit die eindrucksvolle Geschichte von Harriet Turbman, der bekanntesten afroamerikanischen Fluchthelferin zu Zeiten der Sklaverei in den USA. Ob das Biopic ihrem Vermächtnis gerecht wird, könnt ihr hier nachlesen.
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Titel | Harriet - Der Weg in die Freiheit |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Regie | Kasi Lemmons |
Genres | Drama, Historie |
Darsteller | Cynthia Erivo, Leslie Odom Jr., Joe Alwyn, Clarke Peters, Vanessa Bell Calloway, Omar J. Dorsey, Henry Hunter Hall, Tim Guinee, Nick Basta, Joseph Lee Anderson, Antonio J Bell, CJ McBath, Alexis Louder, Aria Brooks, Janelle Monáe, Zackary Momoh, Frank Riley III, Daphne Maxwell Reid, Jenna Marie Hess, Kathryn Tkel, Vondie Curtis-Hall, Jennifer Nettles, Deborah Ayorinde, Mike Marunde, Kamillah Matthews, Rakeem Laws, Tory Kittles, Tia L. Davis, Mitchell Hoog, Liam Searcy, Keith Tyree, Thomas Keegan, JaBen Early, Don Hartman, Pete Burris, Damian Allen, David Dickson Reynolds, William Flaman, William L. Thomas, James Hester, Laureen E. Smith, Brian K. Landis, Morgan Mccoy, Wain Jenkins |
Länge | 125 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Videoload, Freenet meinVOD |
Harriet – Der Weg in die Freiheit, für die Freiheit
Endlich frei sein. Davon träumt die Sklavin Araminta „Minty“ Ross (Cynthia Erivo) seit ihrer Kindheit und hat das Ziel denkbar nah vor Augen. Denn ihr freilebender Ehemann John Tubman (Zackary Momoh) hat dank eines Testaments für seine Frau einen Weg aus der Sklaverei gefunden. Doch hat er das Spiel ohne ihren Besitzer Edward Brodress (Mike Marunde) gemacht, welcher das Papier kurzerhand zerreißt. Kurze Zeit später verstirbt er und sein Sohn Gideon (Joe Alwyn) ist bestrebt, sie weiter in den Süden zu verkaufen. Das ist für „Minty“ zu viel und sie flüchtet von der Plantage und lässt damit auch ihren Ehemann und ihre Familie hinter sich. Sie kämpft sich bis nach Philadelphia und trifft dort auf den Sklavenbefreier William Still (Leslie Odom Jr.). Sie gibt sich mit Harriet Tubnam einen neuen Namen und wird mit der Hilfe von Stills Organisation zu der bedeutungsvollsten Sklavenbefreierin der US-Geschichte.
Gesangseinlagen sorgen für Emotionen
Es ist eine lange und beschwerliche Reise, die Araminta erst als „Minty“ und letztlich als Harriet beschreitet. Mit Cynthia Erivo haben sie dafür eine eindrucksvolle Darstellerin gewinnen können. Die ausgebildete und ausgezeichnete Musical-Darstellerin hat schon in Widows – Tödliche Witwen und Bad Times at the El Royale aufblitzen lassen, was für ein Talent in ihr steckt. In Harriet – Der Weg in die Freiheit trägt sie nun zum ersten Mal alleine eine größere Filmproduktion auf ihren Schultern. Und das meistert sie mit ganz großer Klasse und enormer Ausdrucksstärke. Der Wandel von der unterdrückten Sklavin hin zur starken Freiheitskämpferin gelingt ihr mit Leichtigkeit. So ist es eine pure Freude, ihr beim Spielen als auch Singen zuzusehen und zuzuhören. Denn immer wieder werden Gospelsongs eingebunden, welche sie gekonnt anstimmt. Diese Momente gehören zu den stärksten des Films und beinhalten eine emotionale Kraft.
Doch bevor aus „Minty“ die starke Harriet wird, lernen wir einmal mehr die Grausamkeiten der Sklaverei kennen und kommen aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Man erreicht dabei zwar nicht das grausame Level eines 12 Years a Slave, hat mit Joe Alwyn als verzogenen Farmsohn Gideon aber definitiv eine hassenswerte Person, welche die Abgründe des Gedankenguts dieser Zeit repräsentiert. Doch trotz der niederschmetternden Thematik und Dramatik gewinnt Harriet – Der Weg in die Freiheit selten an emotionalem Gewicht. Zu schnell werden die einzelnen Episoden ihres Werdeganges abgehakt, ohne dass eine davon wirklich nachwirken kann. Das zeigt sich auch in ihrer mehrere Meilen umfassenden Flucht, welche relativ schnell durchschritten wird und die Strapazen kaum spürbar macht. Das Gleiche gilt für die ausgeklügelten Befreiungsaktionen, die den Zuschauer ziemlich schnell die getane Arbeit präsentieren.
Angestaubte Biopic-Struktur
Harriet – Der Weg in die Freiheit krankt an seiner Herangehensweise. Während sich moderne Biopics meist auf spezielle Phasen eines Lebens konzentrieren, versucht man hier, den umfassenden Weg zu gehen. Eben so wie es vor über einem Jahrzehnt größtenteils praktiziert wurde. Damit wirkt der Film im ersten Moment arg antiquiert, versucht dies aber mit seinen Gospelgesangseinlagen und mysteriösen Gottesvisionen aufzulockern. Gerade Letzteres wirkt aber arg befremdlich und nimmt den Momenten sowohl ihre Kraft und untermauert diese mit einer religiösen Übersinnlichkeit, die nicht so recht ins Ganze passen will. Zwar hat die echte Harriet von entsprechenden Visionen berichtet, doch wirkt die Art der Inszenierung mit seinen kühlen Bildern arg deplatziert.
Mit fortschreitender Spieldauer zieht das Tempo, mit welchem der Film durch Harriets Leben rast, merklich an. Dadurch werden ihre Taten mit einer unnötigen Oberflächlichkeit bedacht, die sie zu einer Art Superheldin werden lassen. Zudem schleichen sich einige Wiederholungen ein und sobald ihre Geschichte nochmal richtig Fahrt aufzunehmen scheint, ist alles schon wieder vorbei und der Text vollendet ihr Lebenswerk. Da wäre deutlich mehr drin gewesen, denn handwerklich ist Harriet – Der Weg in die Freiheit hochwertig umgesetzt. Stimmige Bilder und stilechte Sets und Kostüme lassen die Epoche auf dem Bildschirm zum Leben erwecken. Auch abseits von Cynthia Erivo kann man beispielsweise mit Janelle Moná oder Leslie Odom Jr. auf hochtalentierte Darsteller zugreifen.
Unser Fazit Harriet – Der Weg in die Freiheit
Das Leben und die Taten von Harriet Tubman sind enorm beeindruckend. Daher ist es erfreulich, dass dieser bedeutungsvollen Persönlichkeit ein filmisches Denkmal gesetzt wird, gerade in der heutigen Zeit. Und Harriet – Der Weg in die Freiheit ist durchaus ein würdiges und aufwendig produziertes Biopic geworden, dass mit Cynthia Erivo eine famos aufspielende Hauptdarstellerin hat. Nur im Vergleich mit modernen Biopics muss man hier klar den Kürzeren ziehen. Zu schnell hetzt man durch die einzelnen Abschnitte von Harrietts Leben. Ihre Kraft und der Einfluss werden zwar greif-, aber nicht emotional spürbar gemacht. Dafür bleibt man ob der umfassenden Struktur zu oberflächlich. Ein interessanter und aufschlussreicher „Geschichtsausflug“ ist es aber dennoch.
Harriet – Der Weg in die Freiheit ist seit dem 12.11.2020 digital und auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Unsere Wertung:
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