Die Finanzkrise aus dem Jahre 2008 stürzte nicht nur unzählige Banken an der Wall–Street ins Chaos, sondern auch die Stripperszene New Yorks. Lorene Scafaria (Coherence, Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt) inszeniert mit Hustlers ein buntes Heist-Drama um eine findige Gruppe Stripperinnen. Lohnen sich die Dollar-Scheinchen für den Überraschungshit aus den USA?
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Titel | Hustlers |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Regie | Lorene Scafaria |
Genres | Drama, Komödie, Krimi |
Darsteller | Constance Wu, Jennifer Lopez, Julia Stiles, Keke Palmer, Lili Reinhart, Mercedes Ruehl, Cardi B, Lizzo, Mette, Madeline Brewer, Trace Lysette, Wai Ching Ho, Emma Batiz, Vanessa Aspillaga, Jay Oakerson, Marcy Richardson, G-Eazy, Konstantine Drakopoulos, Dov Davidoff, Brandon Keener, Devin Ratray, Usher, Cate Smit, Kristina Asriyan, Alisa Ermolaev, Frank Whaley, Jacqueline Frances, Alex Breaux, Pamela Stewart, Jon Glaser, Grant MacDermott, Rhys Coiro, Mike Keller, Gianmarco Soresi, Zac Jaffee, Ed Herbstman, Ashley Neal, Georgia X. Lifsher, Hannah Weir, Stormi Maya, Scarlett Sher, Randi Kaplan, Kersti Bryan, Steven Boyer, Mario Polit, Paul Nielsen, Peter O'Connor, Agatha Christine Celleri, John Palladino, John Forte, Zachery Byrd, Momo Judy Ave, Tia Barr, Doris McCarthy, Ken Holmes, David Wenzel, Jack O'Connell, Leonys Delossantos |
Länge | 111 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Filmtastic Amazon Channel, Filmtastic Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, Videobuster, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, Videobuster, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Striptease-Krise in Hustlers
Zusammen mit ihrer Oma (Wai Chin Ho) lebt die junge Dorothy (Constance Wu) in New York am Existenzminimum und versucht über die Runden zu kommen. Unter dem Pseudonym Destiny probiert sie als Stripperin Karriere und Geld zu machen. Doch stockt das Vorhaben gewaltig und sie geht als eine von vielen in der Szene unter. Erst als sie die charismatische und beliebte Stripperin Ramona (Jennifer Lopez) kennenlernt und sich von ihr beraten lässt, kommt ihre Karriere richtig ins Rollen. Doch dieses Hoch hält nur kurze Zeit an, denn die Finanzkrise im Jahre 2008 hat auch Auswirkungen auf das Striptease-Business, denn die liquiden Besucher aus der Wall-Street bleiben aus. Das wollen Destiny und Ramona aber nicht so hinnehmen und finden zusammen mit anderen Kollegeninnen einen alternativen, illegalen Weg um Kohle zu machen.
Mit Charme und Charisma ins Verderben
Nein, die Geschichte rund um die Stripperinnen ist nicht ausgedacht, sondern basiert auf wahren Geschehnissen, die im Jahre 2015 von Jessica Pressler im „New York Magazine“ veröffentlicht wurden. Die Journalistin recherchierte und sprach mit den Beteiligten, deren Erlebnisse nun den Weg auf die große Leinwand finden. Dabei folgt man dem gängigen Muster der „Rise and Fall“-Geschichten und platziert dafür Destiny als emotionalen Ankerpunkt. Es wird auch kein großer Hehl daraus gemacht, dass das Gebaren der Frauengruppe ein jähes Ende finden wird, denn die Geschehnisse werden in Form einer Retroperspektive innerhalb eines Gesprächs zwischen Destiny und der Journalistin Elizabeth (Julia Stiles) erzählt. So erlebt man die Geschichte aus der Perspektive von Destiny und bekommt die wichtigsten Momente erzählt.
Direkt von Beginn an wird so ihre Motivation spür- und nachvollziehbar gemacht, wenngleich einzelne Gründe arg plump auf dem Silbertablett präsentiert werden. Wenn Destiny nach reichlich Abgaben ihre letzten hart verdienten Scheinchen mit einem Lächeln ihrer Großmutter in die Hand drückt, wirkt das schon arg aufgesetzt. Dennoch schafft es Constance Wu mit ihrer natürlichen und charmanten Art, dass man mit ihrer Figur mitfühlt und –fiebert. Die Sympathien liegen bei ihr, doch die Augen sind zum Großteil des Films ganz klar auf Jennifer Lopez als dominante Alpha-Frau gerichtet. Nicht nur, dass die Sängerin und Tänzerin mit 50 Jahren immer noch ein echter Hingucker ist, so ist vor allem ihre darstellerische Leistung in Hustlers richtig überzeugend. So überzeugend, dass ihr vielerorts Chancen auf das goldene Oscar-Männchen eingeräumt werden. Das würde zwar etwas zu weit gehen, dennoch setzt sie dem Film definitiv ihren Stempel auf und stiehlt Constance Wu größtenteils die Show.
Moralisch zwischen den Stühlen
Moralisch verwerflich sind die Taten der Frauengruppe rund um Destiny und Ramona allemal, wirklich übel nimmt man es ihnen aber nicht. Zum einen haben alle eine nachvollziehbare Motivation zum anderen nehmen sie „Verbrecher“ des Finanzsektors aus. Zumindest ist das die Ansicht der Täterinnen, wenngleich die anfänglich nachvollziehbare Motivation immer mehr der Gier nach Materialismus weicht und auch die Opfer immer harmloser und gewöhnlicher werden. Ähnlich wandelt sich die Gefühls- und Sympathie-Lage beim Zuschauer, welche sich aber nicht vollends entwickeln kann, da zuvor auch schon der große Knall die Damen aus ihren Träumen reißt und das Ende einleitet. Dieses lässt dann auch wirkliche Reue für die Taten vermissen und hebt vor allem die Beziehung zwischen Destiny und Ramona in den Vordergrund, was definitiv einen merkwürdigen Beigeschmack hinterlässt.
Geschmackvoll hingegen versucht die Inszenierung zu sein und schafft das auch über weite Teile. Immer wieder führen kleinere Long-Takes in die Szenerie und bunte Hochglanzaufnahmen entführen den Zuschauer in das verruchte Business der Striptease-Szene, ohne dabei billig zu wirken. Erstaunlicherweise kommt das bunte Treiben so ohne nerviges Schnittgewitter aus und schafft es, die Damen adäquat ins Rampenlicht zu rücken. Schauspielerisch reißen Constance Wu und Jennifer Lopez den Film an sich und können dabei auf ordentlich aufspielende Co-Stars bauen. Produktionstechnisch macht Hustlers also einen ordentlichen Eindruck, ohne aber in einer Disziplin besonders zu glänzen.
Mein Fazit zu Hustlers
Die besten Geschichten schreibt immer noch das wahre Leben und gleichzeitig auch die ungewöhnlichsten. Mit dem Aufeinandertreffen der New Yorker Strip- und Finanzszene widmet sich Hustlers durchaus spannenden und kuriosen Geschehnissen. Die werden dann aber in einem recht gewöhnlichen „Rise and Fall“- und Heist-Paket verpackt. Spannung kommt so nicht wirklich auf, dafür werden aber die Empathie-Antennen der Zuschauer aktiviert. Denn Constance Wu und vor allem Jennifer Lopez schaffen es nicht nur ihre Opfer, sondern auch die Zuschauer um ihre Finger zu wickeln. Moralische Grenzen verfließen und Geschlechterrollen werden aufgebrochen, um eine schillernde und mitreißende Welt auf die Leinwand zu bannen. Das unterhält bisweilen, ist aber auch schnell wieder vergessen. Genauso wie die prickelnden Nächte der Opfer.
Hustlers startet am 28.11.2019 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
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