Hype ist die erste fiktive Serie von WDR Cosmo für die ARD Mediathek, das Fernsehen und natürlich die eigenen digitalen Kanäle – ob sich die Deutschrap-Musical-Serie lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Titel | Hype! |
Jahr | 1996 |
Land | United States of America |
Regie | Doug Pray |
Genres | Dokumentarfilm, Musik |
Darsteller | Valerie M. Agnew, Carrie Akre, Jeff Ament, Michael Anderson, Mark Arm, James Atkins, Jon Auer, Leighton Beezer, Martin Bernier, Kurt Cobain, Chris Cornell, Dale Crover, Kurt Danielson, Elizabeth F. Davis, Thomas A. Doyle, Matt Dresdner, Roisin Dunne, Jack Endino, Bruce Fairweather, Stone Gossard, Dave Grohl, Tad Hutchison, Calvin Johnson, Matt Lukin, Scott McCaughey, Krist Novoselic, Buzz Osborne, Bruce Pavitt, Dan Peters, Jonathan Poneman, Jim Sangster, Ben Shepherd, Eddie Spaghetti, Ken Stringfellow, Kim Thayil, Steve Turner, Eddie Vedder, Selene H. Vigil, Kim Warnick, Mia Zapata, Matt Cameron |
Länge | 84 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Handlung von Hype
Eigentlich stehen Musa (Soufiane El Mesaudi) alle Türen offen. Er hat Talent, Grips und den festen Willen, trotz seines Umfelds auf ehrliche Weise Geld zu verdienen – am besten genug Geld, sodass er und seine kleine Schwester Hava (Valentina Leone) sich nicht mehr Zimmer und Laptop teilen müssen. Doch das ist leider nicht so einfach wie gedacht. Arbeitgeber haben Vorurteile gegen den Jungen aus der Hochhaussiedlung, er wird klein gehalten, mies bezahlt und den versprochenen Festvertrag bekommt er in letzter Sekunde dann doch nicht.
Sein großer Bruder Emo (Leonidas Emre Pakkan) hat kaum Kontakt zur Familie, verdient sein Geld mit Drogen, und auch Musa selbst wird von Bekannten aus dem Viertel immer wieder in kriminelle Aktionen hineingezogen. Sein Rap-Talent fällt zwar auf, aber er kommt kaum voran, weil ihm Steine in den Weg gelegt werden. Zum Glück gibt es da noch Naila (Nora Henes), die wie er aus dem Kölner Viertel Porz-Finkenberg kommt und mittlerweile eine etablierte Influencerin ist. Bald kommt ihr eigenes Parfüm auf den Markt und kooperiert auf Social Media erfolgreich mit diverse Marken.
Was zeichnet die erste Staffel der Miniserie aus?
Gute Raps und Choreografien, Geschichten aus der Vorstadt und fertig ist das kurzweilige Deutschrap Musical. Esra und Patrick Phul (Regie/Drehbuch) kommen selbst aus Porz und kennen das Viertel gut. Ihre Erfahrungen haben sie in das Drehbuch mit einfließen lassen. Die Ereignisse sind also allesamt sehr glaubhaft, leider wirkt Hype oft so, als wurden die Geschichten etwas in eine Handlung zusammengeklatscht – Klischees inklusive. AMG V8 Biturbo plus Trainingsanzug? Daran erkennt man klar den Dealer. Auch Havas Freundinnen ohne Migrationshintergrund sind durch die Bank überaus reich (bzw. deren Eltern) und völlig realitätsfern, was das Leben von Menschen mit weniger Einkommen angeht.
Es wird versucht, so viele Themen wie möglich in den kurzen Folgen unterzubringen. Nichtsdestotrotz sind diese durchweg sehr nah am Leben. Polizeigewalt, Vorurteile, (fehlende) Realness, Identitätsfindung, Kriminalität, sozialer Brennpunkt – die Themen sind vielfältig und es fällt leicht, sich in die Protagonist*innen hineinzuversetzen, sogar wenn einem der lokale Zugang zu Porz etwas fehlt, denn es gibt genug Parallelen zu Vororten anderer Großstädte.
Werde ich reich oder lande ich im Knast?
Um dem Anspruch einer Musical-Serie mit Deutschrap-Songs gerecht zu werden, wurden in erster Linie Rapper, Tänzer oder auch Leute aus dem Viertel gecastet. Als Schauspielcoach unterstützte Denis Moschitto, der 2008 in „Chiko“ die Hauptrolle spielte, und der ein oder andere Laiendarsteller macht seine Sache doch ziemlich gut. Adnan Artan, der Emos rechte Hand Hamza spielt, ist nicht nur vierfacher Tanzweltmeister sondern gibt den loyalen Charakter authentisch und mit sehr viel Tiefgang und Herzblut. Auch Nora Nova als Naila überzeugt auf ganzer Linie! Als Tänzerin mit einer Schauspielausbildung kann das Model hier all sein Können voll einbringen und das Solo, was sie tanzt, nimmt das Publikum mit in Nailas Gefühlswelt zwischen Vorstadt-Plattenbau und Glamour, Lokalpatriotismus und Anpassung für den Erfolg.
Highlight sind die Tanz- und Rapszenen
Nicht nur in Sachen Schauspiel hatte das Team absolute Profis im Hintergrund dabei, auch die Raps und Choreografien sind echte Highlights, die die Handlung voranbringen, erklären und emotional berühren. Produziert wurden die Songs von Frio, der bereits mit sechs Jahren anfing Musik zu machen, mit 13 Jungstudent an der Universität wurde und nach dem Abi dann Jazz-Klavier in Essen studierte. Dass er sein Handwerk beherrscht machen seine erfolgreichen Produktionen für Mero, Shirin David, Farid Bang oder Manuellsen deutlich. Am Puls der Zeit fügen sich die Songs großartig in die Handlung ein, genauso wie die Choreografien von Dayan Raheen (der unter anderem auch für Loredana und Apache 207 tätig war).
Unser Fazit zu Hype
Hype bringt in jedem Fall frischen Wind was deutsche Serien beim WDR angeht. Aktuelle Themen, Diversität, Geschichten die berühren und dazu Choreografien und Raps, die auch abseits der Serie funktionieren sollten und den Rapper*innen zurecht einen Popularitätsboost geben. Auch wenn die vielen Themen pro Folge manchmal ein bisschen gewollt wirken und in Sachen Schaupsiel ab und an noch etwas Luft nach oben ist, hat die Serie auf jeden Fall sehr viel Potential, unterhält und macht nachdenklich und funktioniert als Deutschrap-Musical-Serie voll und ganz. Wir sind gespannt auf weitere Staffeln!
Hype kann seit dem 6. Mai in der ARD-Mediathek gestreamt werden und wöchentlich erscheint eine neue Folge auf YouTube!
Unsere Wertung:
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