Was haben die Videospiel-Adaptionen Mortal Kombat (1995), Monster Hunter und Resident Evil gemeinsam? Richtig, es sind nicht nur alles keine sonderlich guten Filme, sondern sie stammen zusätzlich auch vom selben Regisseur. Doch kann Paul W. S. Anderson mit In the Lost Lands endlich Qualität an Land ziehen oder geht jede Resthoffnung in der Einöde verloren?
Titel | In the Lost Lands |
Jahr | 2025 |
Land | Germany |
Regie | Paul W. S. Anderson |
Genres | Fantasy, Abenteuer, Action |
Darsteller | Milla Jovovich, Dave Bautista, Arly Jover, Amara Okereke, Fraser James, Deirdre Mullins, Sebastian Stankiewicz, Tue Lunding, Jacek Dzisiewicz, Ian Hanmore, Eveline Hall, Kamila Klamut, Caoilinn Springall, Jan Kowalewski, Pawel Wysocki, Simon Lööf, Tomasz Cymerman |
Länge | 102 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |

In the Lost Lands – Darum geht’s
Eine Königin, verzweifelt auf der Suche nach der Erfüllung ihres Liebesglücks, macht einen gewagten Schritt: Sie schickt die mächtige und gefürchtete Hexe Gray Alys (Milla Jovovich) in die „Lost Lands“, um ihr die magische Gabe zu verschaffen, sich in einen Werwolf zu verwandeln. Mit dem geheimnisvollen Jäger Boyce (Dave Bautista), der ihr im Kampf gegen düstere Kreaturen und gnadenlose Gegner zur Seite steht, durchstreift Gray Alys eine unheimliche und gefährliche Welt. Und nur sie weiß, dass jeder Wunsch, den sie erfüllt, ungeahnte Konsequenzen hat …
Der Dorn im Auge unter Filmfans
Befeuerten die Medien In the Lost Lands bereits seit Tag eins der Veröffentlichung mit harscher Kritik, ließen die Stimmen jedoch noch tiefer blicken. Waren die Resident Evil-Ableger und Monster Hunter schon ein filmischer Offenbarungseid des Regisseurs, sollte dieses Projekt, das bereits seit 2015 in Planung steckte, nun endgültig der letzte Sargnagel sein. Andersons schier endlose Mär kreativer Bankrotterklärungen galt es noch einmal zu unterbieten. Dabei kann/konnte Edeltrash-Kurtisane Anderson gute Filme: Event Horizon ist ein gelungener Science-Fiction-Film, Mortal Kombat immerhin ein launiges Kind seiner Zeit und Death Race ein solider Race-Actioner im Windschatten von Mad Max. Deswegen manifestierte sich die Faustregel: Ist Milla Jovovich, die Ehefrau des Regisseurs mit an Bord, ist Qualität kaum zu erwarten – oder im schlimmsten Fall von vornherein ausgeschlossen.
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So bad, it’s good?
Ausnahmen bestätigen die Regel, nur ist In the Lost Lands keinesfalls eine davon. Milla Jovovich war noch nie eine charismatische Charakterdarstellerin und spielt auch weiterhin vollkommen am Film vorbei – nur dass sie hier noch einmal weniger Einsatz zeigt, als ohnehin schon. Versuchte sie in Monster Hunter zumindest noch, mit etwas Schauspiel die Illusion eines guten Films aufrechtzuerhalten, steht nun vollkommene Arbeitsverweigerung auf der Agenda. Dabei sollte sie diesen Film als Hexe tragen und die Handlung erst in Gang bringen. Doch die Produktion interessiert sich überhaupt nicht für Milla Jovovich – und das ist auch gut so: Die Welt, die variierenden Szenarien und Handlungen, Charakterstärken sowie magische Einfälle rundum Hexerei sind so überfrachtet, fast videospielartig inszeniert, dass schlechtes Schauspiel kaum noch ins Gewicht fällt.
Anderson bekommt jedoch Dave Bautista erstaunlich viel Bühne. In The Lost Lands profitiert von seiner Präsenz und darstellerischen Arbeit als geheimnisvoller Jäger – und das überträgt sich auf die Zuschauer. Schnell wird klar: Wer sich an Bautista orientiert, findet den Zugang zu unterhaltsamen Trash-Kino. Er zieht das Publikum in den Film hinein, und gibt sich Mühe, Jovovich immer mal wieder zu integrieren. Doch sie lehnt dankend ab, um seiner Figur Freiraum zu gewähren. Seine Figur Boyce zerrt die Zuschauer durch die Handlung, die mit jeder Minute immer abstruser wird und damit durch einen Film, der sehr digital und unnatürlich ist, aber durch Bautista als Lead greifbar erscheint.
Sind die Nullerjahre zurück?
Wirkten die Trailer als wolle sich Regisseur Paul W. S. Anderson bei Zack Snyder bedienen und seinen eigenen Rebel Moon drehen – liegen dazwischen jedoch Welten: In the Lost Lands lebt durch sehr künstliche, stark überbelichtete und zu oft unsaubere Bilder, die von schwankenden Effekten unterstützt werden. Doch Anderson lässt seine Vorliebe für die Ästhetik der frühen 2000er und den typischen Videospiel-Look nicht los. Die Martin-Adaption wirkt wie ein Beitrag, der irgendwo zwischen Van Helsing und I, Frankenstein sein Kinodebüt feiern könnte. Und genau dafür kann man ihm dankbar sein. Anderson scheitert an hohen Ambitionen – und kreiert mehr aus dem Zufall heraus dadurch eine Perle trashiger Unterhaltung.
Das Werk ist wirklich alles gleichzeitig: Ein dystopisches Sci-Fi-Märchen mit mythologischen Anleihen, Ritter-Flair, Neo-Western-Elementen, sozialkritischem Überbau und revolutionären Gedanken – verpackt in eine posthumane Welt, die wie der ungewollte Bruder von Mad Max wirkt und das Aussterben der Menschheit mit jeder weiteren Minute beschwört. Anderson gelingt dabei ein angenehmer Fluss: Alles ist eine Spur schneller geschnitten, rasanter und reduzierter. Von einer Herausforderung rennen die Figuren in die nächste. Ohne große Längen, ohne Fett am Knochen. Eine abenteuerliche Dauerbeschallung von Verfolgungsjagden auf Pferden bis aufwändigen Dämonen- und Werwolfkämpfen – es wird alles geboten, was das Trash-Herz begehrt.
Eine Reise ins filmische Niemandsland
Paul W. S. Anderson gelingt sogar angenehm rückwärtsgewandtes Blockbusterkino, beinahe eine Antithese zum heutigen Hollywood-Spektakel. Es geht um kleine Geschichten in einer großen Welt. Ein modernes Abenteuer um eine fast gänzlich posthumane Welt steht überzeugend im Mittelpunkt. Man lernt jene Welt kennen, weil unsere Figuren sie kennenlernen dürfen. In the Lost Lands hat ein gutes Worldbuilding. Mit einem durchaus präzisen Auge schafft Anderson eine Welt, die der unseren in naher Zukunft gleichen könnte. Nur überzeichnet er diese Zukunftsvision durch die Künstlichkeit, das Licht und die entsättigte Farbpalette in einer sehr artifiziellen Form, sodass ein traumartiger Sog entsteht.
In the Lost Lands ist ein absurder Mix verschiedenster Einflüsse, die in Kombination eigentlich nicht aufgehen dürften. Wie bei einem Unfall, bei dem man nicht wegschauen kann. Doch besonders diese Absurditäten macht das ganze Geschehen reiz- und gehaltvoll. Auch Sozial- und Konsumkritik verschmelzen mit Hexen- und Schauermärchen-Motiven, doch während einzelne Ideen pointiert umgesetzt sind, will der Film oft mehr sein, als er tatsächlich leisten kann. Die Dialoge erscheinen pathetisch, langsam und auf Epos getrimmt und stehen in einem merkwürdigen Kontrast zur temporeichen Handlung und der hektischen, aber gelungenen, Action. Anderson wollte offensichtlich einen ganz anderen Film inszenieren, als er am Ende kreierte. Das Resultat ist äußert trashig, kurzweilig und wunderbar schwachsinnig – aber eben auf dem Papier auch kein wirklich guter Film.
Unser Fazit zu In the Lost Lands
Anderson‘s souverän inszeniertes Fantasy-Epos verspricht genau das, was die Trailer bereits erwarten und befürchten ließen: Ein zur Hälfte launisch besetztes Duo, visuell schwankende Optik und viele gute Einflüsse aus Historie und Mythologie. Kleine Fights folgen in einer spannenden Welt auf visuell große Actionszenen. In the Lost Lands folgt bis zum Schluss seinem Videospiel-Aufbau: Viel Tempo, genügend Atmosphäre, wenige Längen und ein spaßiges Abenteuer, welches in den letzten 30 Minuten jegliche Ernsthaftigkeit gegen ein Twist-Spektakel austauscht. Mit Dauergrinsen im Gesicht lautet das Urteil, das dies bei Gott kein guter Film ist – aber leider richtig guter Trash.
In the Lost Lands ist am 6. März 2025 in Deutschland im Kino angelaufen.
Unsere Wertung:
© Constantin Film