Indy is back. Zum fünften Mal schwingt Harrison Ford in Indiana Jones und das Rad des Schicksals die Peitsche. Ob die Fedora immer noch sitzt wie angegossen und der Film die Enttäuschung von Teil 4 wettmachen kann, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Titel | Indiana Jones und das Rad des Schicksals |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Regie | James Mangold |
Genres | Abenteuer, Action |
Darsteller | Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge, Mads Mikkelsen, Boyd Holbrook, Olivier Richters, Ethann Isidore, Toby Jones, Antonio Banderas, Karen Allen, John Rhys-Davies, Shaunette Renée Wilson, Thomas Kretschmann, Martin McDougall, Alaa Safi, Francis Chapman, Alfonso Rosario Mandia, Chase Brown, Nasser Memarzia, Amedeo Bianchimano, Anna Francolini, Gabby Wong, Adolfo Margiotta, Niccolo Cancellieri, Antonio Iorio, Manuel Klein, Holly Lawton, Guy Paul, Harriet Slater, Alton Fitzgerald White, Ian Porter, Daniel Anderson, Cory Peterson, Charles Hagerty, Ali Saleh, Amara Khan, Jill Winternitz, Billy Postlethwaite, Clara Greco, Joe Gallina, Nicholas Bendall, Thulani Storm, Edoardo Strano, Angelo Spagnoletti, Hicham Ouaraqa, Adil Louchgui, David Mills, Rhyanna Alexander-Davis, Gary Fannin, Gunnar Cauthery, Aron von Andrian, Nikola Trifunovic, Henry Garrett, Elena Saurel, Mike Massa, Anthony Ingruber, Christian Sacha Mehja-Stokes, Angus Yellowlees, Matthew Staite, Corrado Invernizzi, Joerg Stadler, Thorston Manderlay, Basil Eidenbenz, Johann Heske, Joshua Broadstone, Bruce Lester-Johnson, Martin Sherman, Allon Sylvain, William Meredith, Kate Doherty, Duran Fulton Brown, Eliza Mae Kyffin, Mauro Cardinali, Mark Killeen, Bharat Doshi, Aïssam Bouali, Douglas Robson, Mohammed R. Kamel, Bryony Miller, Tiwa Lade, Brodie Husband, Hannah Onslow |
Länge | 153 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Die Handlung von Indiana Jones und das Rad des Schicksals
1945: Der alliierte Sieg über Nazi-Deutschland scheint besiegelt. Der perfekte Zeitpunkt für Indiana Jones (Harrison Ford) und seinen britischen Kollegen Basil Shaw (Toby Jones) in einem Nazi-Schloss nach gestohlenen archäologischen Schätzen zu suchen. Dabei entdecken sie, dass Physiker Jürgen Völler (Mads Mikkelsen) ein Sagen umworbenes Artefakt in seinem Besitz hat: eine Hälfte vom Rad des Schicksals, welches einst vom antiken Mathematik-Pionier Archimedes gestaltet wurde. Doch bei dem Versuch, Völler zu bestehlen, landet die Hälfte des Rades über Umwege auf dem Grund eines Sees.
Als fast ein Vierteljahrhundert später Professor Jones in den wohl verdienten Ruhestand geht, interessiert dies kaum jemanden. Denn gerade werden die von der ersten bemannten Mond-Mission zurückgekehrten Astronauten um Neil Armstrong, Michael Collins und Edwin „Buzz“ Aldrin in New York City mit einer pompösen Parade empfangen. Die Rente will Indy mit einem guten Schluck Whiskey „feiern“, doch die undurchsichtige Helena (Phoebe Waller-Bridge) folgt ihm und offenbart, dass sie das lang als verschollen geltende Rad des Schicksals mit Indys Hilfe finden kann. Doch auch Dr. Völler ist auf der Suche nach dem Rad und so beginnt die Hatz nach dem Schatz bzw. Rad…
Einer (fast) perfekten Trilogie…
Als 1981 die beiden (noch jungen) Filmemacher George Lucas und Steven Spielberg sich zusammentaten, um einen Abenteuerfilm nach Art von alten Film-Serials in die Kinos zu bringen, konnte niemand erahnen, wie sich der Charakter Indiana Jones in die Filmgeschichte sowie die Pop-Kultur einbrennen würde. Die Fedora, die Peitsche, Harrison Fords lakonischer Charme, dazu ein musikalisches Thema aus der Feder John Williams‘ – diese Aspekte und zumindest zwei nahezu perfekte Abenteuerfilme mit Teil 1 und 3, sowie ein leicht schwächerer zweiter Teil, lassen noch heute Fan-Herzen höher schlagen.
Indiana Jones erschien dabei als Held ohne übermenschliche Fähigkeiten, sondern einfach smart, manchmal chaotisch, aber stets verlässlich und für das Richtige kämpfend. Und das machte man ihm stets leicht, da klare Fronten herrschten und die Widersacher eindeutig böse oder mit falschen Motivationen an ihr Ziel gelangen wollten. Gleich zweimal mussten es die ultimativ bösen Nazis sein, durch die Spielberg sicher auch eine gewisse Art der persönlichen Verarbeitung seiner Lebensgeschichte andeutete, bevor sein persönlichster Film Schindlers Liste eine ganz andere Herangehensweise bot. Denn die Indiana Jones-Reihe stand und steht für hochwertiges Blockbuster-Unterhaltungskino mit tollen Settings, meist handgemachter Action und einer großen Lust am Abenteuer.
…folgen zwei späte Fortsetzungen
Schon zwischen Indiana Jones und der letzte Kreuzzug und …das Königreich des Kristallschädels lagen 19 Jahre Entwicklungszeit. Und auch, wenn der vierte Teil erneut unter der Regie von Steven Spielberg entstand und 2008 lediglich The Dark Knight besser am weltweiten Box-Office performte, waren Fans und Kritiker enttäuscht von ihrem Indy: Zu pulpig, zu bemüht, einen Shia LaBeouf als Nachfolger Indys zu installieren und zu künstlich aussehendes CGI war damals der Tenor. Doch als ob dies nicht reichte, präsentierte der letzte Akt des Films noch ein Ende, welches mit kontrovers noch blumig umschrieben scheint.
Aus diesem Grund lag eine direkte Fortsetzung erneut lange Zeit auf Eis. 2015 hatten die Brüder Martin und Denis Villeneuve ein fertiges Skript angefertigt und wollten dies mit Spielberg auf dem Regiestuhl umsetzen. Doch Spielberg verabschiedete sich freiwillig und James Mangold (Logan, Le Mans 66) übernahm den Posten. Weil er seine Writer Jez und John-Henry Butterworth mitbrachte, sollte es bis 2023 dauern, ehe ein fertiger fünfter Teil erscheinen konnte. Hat sich dieses Mal die Wartezeit gelohnt? Und können die Macher:innen mit Indiana Jones und das Rad des Schicksals einen würdigen Abschluss der Reihe abliefern?
Nostalgisch, wehmütig, wohlig…
Mangold liefert hier einen mal nostalgischen, mal wehmütigen, aber noch immer ausreichend abenteuerlustigen Beitrag zum Franchise. Der Film erweist sich als kompetent in seiner handwerklichen Inszenierung, mit gutem Gespür für den Geist der Reihe, dabei aber niemals bloße Verbeugung vor Spielberg; einen eigenen Charakter besitzt der fünfte Teil allemal. Spätestens, wenn John Williams sein Thema erklingen lässt, sind Fans und Filmlieberhaber:innen ohnehin im Boot. Angenehm unaufgeregt gibt es einzelne Easter-Eggs oder Fan-Service zu entdecken, überraschend subtil und beiläufig.
…solide, doch irgendwas fehlt
Bei der Hatz um den süd-östlichen Erdball sind es leider nicht die Action-Szenen, die einen trotz meist guter Trickserei aus dem Sattel hauen. Denn naturgemäß ist die automatische Referenz für Indy 5 die Ur-Trilogie. Und im Vergleich dazu fehlt einfach etwas, um aus dem soliden Franchise-Eintrag einen erinnerungswürdigen zu machen. Das fängt beim Prolog an, dessen Inszenierung zwar durchaus wohlige Erinnerungen an die augenzwinkernden Begegnungen Indys mit Nazi-Offizieren aus Teil 1 und 3 hervorruft, aber eben auch schlicht zu lang geraten ist und nicht diese Verspieltheit und Leichtigkeit der vorigen Teile besitzt. Zudem hilft das Setting bei Nacht nicht, um die Übersicht und Haptik der eigenen Vorbilder zu bieten. Eine latente Neigung zur Künstlichkeit haben die Bilder aus dem Computer ohnehin. Allerdings kann man sicher sagen, die CGI-Qualität ist derer aus Teil 4 locker überlegen.
Doch es fehlt dieses Feeling, welches beispielsweise die Panzer-Pferd-Verfolgungsjagd aus Teil 3 auszeichnete. Selbst die Loren-Szene aus …Temple des Todes besaß eine Plastizität und Griffigkeit, die man in Mangolds Film häufig vermisst. Da auch die archäologischen Fundstätten ihren Studio-Look nicht gänzlich kaschieren können, hat man zudem nie das Gefühl, man hätte die volle Immersion, wie sie der letztjährige Nostalgie-Überhit Top Gun-Maverick darbot.
Mutlos und erzählerisch nachlässig
Dass Mangold sich deutlich weniger traut, den Mythos Indiana Jones zu entzaubern, wie er es bei der Figur Wolverine schon einmal tat, ist ebenfalls etwas unterwältigend. Zwar schimmert die Frage nach dem Platz in der Welt solch heldenhafter, fast ikonischer, aber eben auch altmodischer Charaktere durch. Doch statt der Beantwortung liegt der Fokus deutlich mehr auf einem Abschluss versöhnlicher Art, der gegen Ende etwas unerwartet emotional wird, ohne aber ins triefend-kitschig abzurutschen. Erneut bietet der dritte Akt allerdings das Potenzial, zu spalten und einige Fans nicht zufrieden zu stellen; dies sei als kleine, spoilerfreie Warnung gesagt. Doch auch, wenn diese Punkte neben der manchmal arg konstruierten Beteiligung einiger Figuren am Geschehen recht auffällig sind, schafft Indiana Jones und das Rad des Schicksals es eben doch, über weite Strecken zu unterhalten.
Verantwortlich ist dafür selbstredend neben der Kurzweil und der fast ruhelosen Hast nach dem Rad des Archimedes ein Cast, aus dem Phoebe Waller-Bridge und Mads Mikkelsen hervorstechen können. Letzt genannter Mikkelsen gibt den Nazi-Wissenschaftler, der deutlich an die reale Person Wernher von Braun angelegt ist, phasenweise herrlich schmierig, wobei es zum Szenendieb nicht ganz reicht. Denn dafür blitzt die Ideologie des Dr. Völler nur in einer Szene so richtig durch, was durch mehr Substanz ganz sicher noch ausbaufähiger und letztlich bösartiger gewesen wäre. Seine Motivation entpuppt sich dann auch eher persönlicher denn ideologischer Natur. Den Rest seiner Entourage an Henchmen hat man noch vorm Verlassen des Kinosaals vergessen, trotz eines bekannten Namen wie Boyd Holbrook, der so gar keine Identität als Klaber erhält, abseits eines Südstaaten-Akzents. Diesen hat Holbrook nach Logan wohl einfach beibehalten.
Ein gleichwertiges Duo
Bei Waller-Bridge sind es vor allem die Facetten ihrer Figur, die sie herausstechen lassen. Stets pendelt ihre Helena zwischen taffer Tochter, gerissen-kalkulierender Ganovin, aber letztlich doch verlässlichen Gefährtin Indys. Ihre Motivation ist zwar schnell sehr flexibel, aber die Macher:innen schaffen es, Helena nicht als hilfsbedürftige Frau zu zeigen, sondern ihr überraschenderweise Charakterzüge abseits von Klischees zu geben. Auf Indys Hilfe ist sie eigentlich nie so gänzlich angewiesen. Dabei umschifft der Film dann das Problem von Mad Max: Fury Road und lässt seiner Titelfigur noch genügend Platz auf der Bühne. Zudem wird nicht krampfhaft versucht, eine Art Staffelstab-Übergabe zu konstruieren.
Vermutlich auch, weil diese in Teil 4 angelegte Übergabe vom Publikum so verschmäht wurde, darf der fast 81 jährige Ford seinen lakonischen, durch die Jahre mehr und mehr grimmigen Charme zart versprühen, ohne eitel zu wirken. Oberkörperfrei in seiner 1969er-Einführung sieht man ihm naturgemäß sein Alter an, aber eben dieses Gefühl, eben doch „nur“ ein Mensch zu sein, fängt der Film mit passenden Bildern ein. Die Fedora steht Ford selbstverständlich noch immer richtig gut. Hinzu kommt, dass Indy zudem zu keiner Zeit lächerlich oder deplatziert im Szenario wirkt und nicht das „Ich muss das selbst in die Hand nehmen“-Klischee bedient wird. So können Fan-Seelen unbesorgt sein, auch, weil die Autor:innen zwar nicht immer treffsichere Oneliner abliefern, doch niemals in MCU-Gefilde abdriften.
Unser Fazit zu Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Auch wenn erzählerisch das Rad nicht neu erfunden wird und die Action weniger griffig und packend ist, schafft es James Mangold, die Fußstapfen Spielbergs auszufüllen und einen vernünftigen Film abzuliefern. Dabei fehlt zwar neben ikonischer Szenen und dem besonderen Indy-Flair ein wenig zu einem vollends befriedigenden Gefühl. Doch ein immer noch charismatischer Harrison Ford, genug Indy-DNA und die vernünftige Dosis Nostalgie reichen, um einen doch würdigen Abschied für die Figur Indiana Jones zu kreieren.
Indiana Jones und das Rad des Schicksals läuft ab dem 29. Juni 2023 in den deutschen Kinos!
Unsere Wertung:
© Lucasfilm Ltd.