In Infamous spielen Bella Thorne und Jake Manley eine moderne Variante von Bonnie und Clyde – im Zeitalter von Social Media. Ob der Film von uns ein Like und Abo erhält, lest ihr in unserer Rezension.
Titel | Infamous |
Jahr | 2020 |
Land | United States of America |
Regie | Joshua Caldwell |
Genres | Krimi |
Darsteller | Bella Thorne, Jake Manley, Amber Riley, Michael Sirow, Marisa Coughlan, Aaliyah Muhammad, Madi Bready, Rose Lane Sanfilippo, Damon Carney, Joey Oglesby, Mike Page, Lynn Andrews, Jennifer Rader, Hayley Burgess, Chris Oz McIntosh, Shannon Moree Smith, Robert Peters, Billy Blair, Ed Spinelli, Kyle Jacob Henry, Mark Adam Goff, Brenda Williams, Lisandro Boccacci, Alex Atkinson, Ernie Robinson, Todd Jenkins, Stephen Goodman, Anna Denton, Michel Godard, Michael Odiari, Maggie McClure, Amanda Pearce |
Länge | 100 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Die Handlung von Infamous
Die Protagonistin Arielle (Bella Thorne) fristet ein tristes Dasein in einer Kleinstadt in Florida. In dieser arbeitet sie als Kellnerin in einem gewöhnlichen Diner und verfolgt im Wesentlichen nur ein großes Ziel: berühmt zu werden. Von ihrer alleinerziehenden Mutter (Marisa Coughlan) und deren Freund hat sie die Nase außerdem ebenfalls gestrichen voll. Nachdem ein Video von einer Party-Schlägerei Arielles durch die sozialen Netzwerke geht, bekommt diese endlich die Aufmerksamkeit, nach der sie sich so sehnt. Kurz darauf stehen sogar 147 neue Follower zu Buche. Da ist es auch erst einmal nicht von großer Wichtigkeit, dass der überwiegende Teil der Kommentare negativer Natur ist.
Als sie dann den vorbestraften Dean (Jake Manley) kennenlernt und sich sofort Hals über Kopf in diesen verliebt, nimmt das Leben der beiden eine drastische Wendung. Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit Deans Vater muss das Paar schnell aus der Kleinstadt fliehen. Um an Geld zu kommen, überfallen sie einige Tankstellen und Kioske – und stellen Livestreams, Videos und Fotos ihrer Raubzüge ins Internet. Rasant gewinnt der Account des kriminellen Duos an Reichweite. Tausende Follower und Kommentare leuchten in einem unaufhörlichen Strom auf dem Smartphone von Arielle auf. Ruhm, Popularität, Aufmerksamkeit – all das, wonach sich Arielle gesehnt hat, ist nun Wirklichkeit und fordert seinen Tribut. Denn nach und nach reißt die neu gewonnene Berühmtheit das Pärchens in eine eskalierende Spirale aus Selbstzerstörung und Gewalt…
Arielle geht baden
Nach und nach gerät leider auch der Film in schwere Seenot. Denn wenn schon nach sechs Minuten Laufzeit neue Kommentare und Follower in riesiger Versalschrift über den kompletten Bildschirm eingeblendet und dabei mit lauter elektronischer Musik unterlegt werden, dann wird einem schnell klar, dass Infamous ähnlich subtil wie Pop-Up-Werbung der 00er-Jahre funktioniert. Laut, bunt, knallig. Warum überhaupt etabliert werden muss, dass Arielle einen Instagram-Account besitzt, entzieht sich in Anbetracht ihres Alters ohnehin jedwedem Verständnis.
Wenn die gesamte Anfangsphase der Romanze zwischen Arielle und Dean in etwa acht Minuten Lauflänge abgefrühstückt wird, mag man darüber hinweg sehen können. Nicht aber über die plumpen Versuche, Coolness in den Film zu injizieren – wohl um eine relativ junge Zielgruppe anzusprechen. Insbesondere im Hinblick auf ein konstruiert schwarzhumoriges Ende leider der völlig falsche Ansatz einer Auseinandersetzung.
Sexyness und Glamour steht über allem: Da wird dann lieber mit einem trendy Bandana das Gesicht verdeckt, als dass ein langärmliges Kleidungsstück die sehr einzigartige Tätowierung an Arielles Arm verdeckt. Es wäre wohl ein Leichtes, das Verbrecherpaar mittels seriöser Polizeiarbeit zu überführen, aber diesen Ansatz geht Infamous nicht.
Stattdessen begleiten wir das Duo und insbesondere Arielle in fortwährend wechselnder aufreizender Kleidung und neue, knallige Perücken tragend. Zudem fällt auf, dass beide außergewöhnlich oft prominent mit Zigaretten in der Hand in Szene gesetzt werden. Ein Relikt, das man so aus modernen Filmen nicht mehr gewöhnt ist und das wie aus der Zeit gefallen wirkt.
Ertrunken im seichten Wasser
Infamous versucht hingegen am Puls der Zeit zu sein – ganz nah dran an der Generation Z -, vergisst dabei aber die filmischen Grundlagen. Eine adäquate Charakterisierung, die uns die beiden Protagonisten näher bringt, ist nicht vorhanden und resultiert letztlich darin, dass die zwischenmenschliche Beziehung der beiden absolut unauthentisch wirkt. Ein Authentizitätsanspruch muss zwar nicht zwangsläufig verfolgt werden, so behandelt ein Spring Breakers beispielsweise ähnliche Motive und weiß auch zu überzeugen.
Allerdings baut Infamous in seiner Narrative und im dramatischen Moment leider komplett auf der Partnerschaft seiner Hauptfiguren auf. Der Film erkennt zwar die Grundproblematik der sozialen Medien als empathieloses und psychologisches Gefängnis, glorifiziert diese aber gleichzeitig auch in seiner Inszenierung. Schwarzhumorige Ansätze tauchen leider erst gegen Ende und insgesamt ist es irgendwie auch bezeichnend, dass die Beziehung von Arielle und Dean genauso leer wirkt wie die meisten Inhalte besagter Netzwerke. Zwar hauchen sich die beiden fast schon absurd oft ein sanftes „Baby“ oder „Babe“ zu, jedoch reicht das nicht für ein glaubwürdiges Paar auf der Flucht, mit dem man auch mitfiebern möchte.
Diese Parallele lässt sich auch zur technischen Seite des Filmes ziehen. Inszenatorisch ist das durchaus schön anzusehen. Grelle Farben, gelbgefilterte Außenaufnahmen, Nachtszenen im Neonlicht, aber ab der Hälfte des Filmes wirkt das Drehbuch dann leider sehr gestreckt. Als ob man noch unbedingt die übliche Spielfilmlänge füllen müsste – allein das Material gibt es nicht her. Bunt, hübsch, mit Sicherheit zumindest auf der optischen Ebene unterhaltsam anzusehen, aber absolut inhaltsleer.
Unser Fazit zu Infamous
Insgesamt stellt sich also die Frage, wen oder was Infamous ansprechen soll. Fans von Verbrecherpärchen oder Flucht-Szenarien finden allerlei bessere Alternativen, kritische Perspektiven auf soziale und gesellschaftliche Entwicklungen, insbesondere durch technischen Wandel, gibt es ebenso zigfach deutlich intensiver und hingebungsvoller ausgearbeitet. Im eben angesprochenen Spring Breakers beispielsweise.
Möglicherweise liegt des Pudels Kern im Namen selbst. In-famous (sic!) wirkt wie ein Film von und für Influencer. Ganz gut auszusehen, aber eigentlich nichts zu erzählen, reicht in diesem Fall aber nicht, um viral zu gehen. Schade, denn mit ein wenig mehr Fokus auf ausgefeilteren Figuren und einer spannenden Geschichte wäre hier durchaus mehr drin gewesen.
Infamous ist seit dem 09.04.2021 digital und ab dem 16.04.2021 auf DVD und Blu-Ray verfügbar.
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures