Die Geschichte der Repräsentation schwarzer Filmschaffender ist so lange wie die amerikanische Filmindustrie selbst. Regisseur Elvis Mitchell hat es sich zur Aufgabe gemacht, der vergessenen und reichen Vergangenheit des Black Cinemas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wie gelingt sein Vorhaben mit der Netflix-Dokumentation Is that Black Enough for You?!?.
Titel | Is That Black Enough for You?!? |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | Elvis Mitchell |
Genres | Dokumentarfilm |
Darsteller | Elvis Mitchell, Margaret Avery, Harry Belafonte, Charles Burnett, Suzanne de Passe, Antonio Fargas, Laurence Fishburne, Sheila Frazier, Whoopi Goldberg, Louise Archambault, Samuel L. Jackson, Stan Lathan, Roscoe Orman, James Signorelli, Glynn Turman, Mario Van Peebles, Billy Dee Williams, Zendaya |
Länge | 135 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Is That Black Enough for You?!? – Die offizielle Handlungsangabe
Bei der Dokumentation des gefeierten Filmhistorikers Elvis Mitchell handelt es sich um ein sehr persönliches Werk. Er beschäftigt sich mit dem Handwerk und dem Einfluss des Filmemachens aus einer Perspektive, die oft ausgeblendet wird: den afroamerikanischen Beiträgen seit der für die Branche bedeutenden Ära der 1970er-Jahre. In der Doku – einem Liebesbrief an das Filmgenre – befasst sich Mitchell mit deren Impact. Dabei stellt er Fragen, die nie zuvor gestellt, geschweige denn beantwortet wurden. Zu Wort kommen unter anderem Künstler:innen wie der Regisseur Charles Burnett, Samuel L. Jackson, Whoopi Goldberg, Laurence Fishburne und Zendaya, die über faszinierende und inspirierende kreative Vorbilder und einschneidende Werke sprechen. Im Fokus dieses Einblicks in die Geschichte, die zu den Anfängen zurückgeht, steht dabei vor allem die kulturelle Auswirkung. Die Doku wurde von Steven Soderbergh, David Fincher, Angus Wall und Ciara Lacy produziert und ist Mitchells Regiedebüt.
Ein Kulturkampf für Sichtbarkeit & Repräsentation
Elvis Mitchell verfolgt einen klassischen Ansatz in seiner Dokumentation: Er besetzt sich als erzählende Stimme und hangelt sich an der afroamerikanischen Filmgeschichte entlang. Strukturiert und sehr ausführlich. Er nutzt die 135 Minuten seiner Laufzeit aus, um den Zuschauer:innen mehr als nur einen Blick über den Tellerrand zu bieten. Relevant für Mitchell ist es, eine breitgefächerte Auswahl an Beispielen zu präsentieren und diese in einen Gesamtkontext zu setzen. Wichtige Eckpunkte sind Themen wie die Exklusion schwarzer Filmschaffender innerhalb der Branche, die fehlende Repräsentation (Stichwort: Blackfacing) und die Stereotypisierung von Rollen schwarzer Schauspielender.
Dazu holt er sich diverse Personen aus der Filmbranche zur Hilfe, die nicht nur historisch auf die vielen Werke des Blaxploitation-Genres wie Shaft (1971), Super Fly (1972), Coffy (1973) oder The Education of Sonny Carson (1974) zurückblicken, sondern auch eigene Erfahrungen schildern. Namenhafte Künstler:innen, wie Harry Belafonte, Charles Burnett, Margaret Avery und Billy Dee Williams, die alle zu den brisanteren Zeiten Hollywoods Fuß fassten, kommen zu Wort. Sie mussten um ihren Platz in der amerikanischen Kulturindustrie kämpfen.
Ein Sammelsurium für Filmfans
Neben der Annäherung an das Black Cinema soll eine breite Auswahl an Filmen gezeigt und in den Kontext gebracht werden. Nicht nur das Blaxploitation-Genre steht im Fokus, sondern auch geschichtsträchtige Performances von schwarzen Darsteller:innen in Hollywood. Sei es Alice-Guy Blaches Film A Fool and His Money mit dem allerersten Cast, der nur aus afroamerikanischen Darsteller:innen bestand, Duane Jones als Hauptdarsteller in George A. Romeros Zombieklassiker Die Nacht der lebenden Toten oder herausragende Darbietungen von Sidney Poitier. Auch der erste Oscargewinn für den Besten Song von Isaac Hayes für Shaft findet Erwähnung.
Mitchell thematisiert verschiedene Einwirkungen in bekannte Genres wie Western, Horror und Action. Dabei dekonstruiert er Mythen einer dominanten, weißen Filmindustrie, indem auch schwarze Stimmen Einzug in diese Filmgattungen erhalten. Ebenso werden vergessene Titel wie William Greaves Symbiopsychotaxiplasm: Take One (1968) gewürdigt, welches als eines der ersten Werke des Genres der Sozialsatire gilt. Der verlorene Klassiker Killer of Sheep (1978) von Charles Burnett habe zudem unzählige weitere Hollywoodfilme inspiriert. Filmemacher Martin Scorsese zollte diesem Streifen in seinen Filmen wie Shutter Island Tribut.
Unser Fazit zu Is That Black Enough for You?!?
Elvis Mitchell nimmt die Zuschauer:innen bei der Hand und begleitet sie mit auf einer Reise in ein Kino, das gerade Freunden des Mainstream-Kinos eine neue Welt offenbart. Is That Black Enough for You?!? bietet Geschichtsunterricht, Kontext, spannende Stimmen und interessante Empfehlungen. Ist er in seiner Erzählung manchmal zu detailliert, zu ausschweifend? Wahrscheinlich. Der Kritik, einer doch sehr ausufernden Länge für seine Erzählung, muss er sich stellen. Wer dennoch das Interesse an dieser Epoche der Hollywoodgeschichte hat und klassische Dokumentationen bevorzugt, wird viel Neues entdecken und seinen filmhistorischen Horizont erweitern.
Unsere Wertung:
Is That Black Enough for You?!? ist seit dem 11. November bei Netflix abrufbar!
© Netflix