Was tust du, wenn du mitten im Nirgendwo eine dunkle Gestalt beobachtest, die blutige Säcke in einen Schacht wirft? In Jeepers Creepers gerät ein junges Geschwisterpaar in handfeste Probleme.
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Titel | Jeepers Creepers |
Jahr | 2001 |
Land | Germany |
Regie | Victor Salva |
Genres | Horror, Thriller, Mystery, Drama |
Darsteller | Gina Philips, Justin Long, Jonathan Breck, Patricia Belcher, Eileen Brennan, Brandon Smith, Peggy Sheffield, Jeffrey William Evans, Patrick Cherry, Jon Beshara, Avis-Marie Barnes, Steve Raulerson, Tom Tarantini, William Haze, Kim Kahana, Chris Shepardson |
Länge | 91 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Handlung von Jeepers Creepers
Trish (Gina Philips) und Darry (Justin Long) haben Semesterferien und verlassen gemeinsam das College, um ihre Eltern in der Heimat zu besuchen. Auf einer Landstraße geraten sie mit ihrem Wagen plötzlich unter Druck, als ein alter Truck ihnen auf die Pelle rückt. Die beiden können aufatmen, als das merkwürdige Gefährt sie schließlich überholt. Kurze Zeit später sehen sie den geheimnisvoll wirkenden Fahrer (Jonathan Breck) des Wagens an einer alten Kirche, wie er etwas, in ein blutiges Laken gepackt, in eine Röhre wirft. Darry und Trish können ihre Neugier nicht unterdrücken und gehen der Sache auf den Grund. Eine schreckliche Entdeckung ist das Ergebnis ihrer Nachforschungen und ehe sich die beiden versehen, heftet sich der Unbekannte auch schon an ihre Fersen. Die Jagd beginnt!
Die Geburt einer Horrorikone?
Zu Beginn des neuen Jahrtausends war das Horror-Genre übersättigt mit Slasherfilmen, die ihren Höhepunkt schon in den 1980er-Jahren gefeiert hatten, aber durch Wes Cravens Scream (1996) noch einmal erfolgreich wiederbelebt wurden. In der Folge erschienen unzählige Nachahmungen, die meist aber nur wie ein Jahrzehnt zuvor auf einfache Schauwerte in Form von blutigen Kills setzten, anstatt eine clevere Metaebene zu eröffnen. So kam Jeepers Creepers 2001 genau richtig, um den oft vermissten frischen Wind im festgefahrenen Genre zu verbreiten.
Der von Victor Salva geschriebene und gedrehte Film führt uns weg aus dem Schulsetting mit seinen pubertierenden Teenager-Cliquen und den üblichen Liebeleien. Stattdessen landen die bewusst als Geschwisterpaar konzipierten Hauptfiguren Trish und Darry auf den staubigen Landstraßen des amerikanischen Hinterlandes mit seinen nicht enden wollenden Feldern und heruntergekommenen Farmhäusern. Im Notfall ist hier weit und breit keine Hilfe zu finden. Folgerichtig konfrontiert Salva seine Figuren ohne Vorwarnung mit einem verrosteten Truck, dessen verdunkelte Fenster keinen Blick ins Innere gewähren. Als die beiden wenig später den Fahrer dieses unheimlichen Gefährts zu Gesicht bekommen, ist das Mysterium perfekt. Eine dunkle Gestalt mit Schlapphut und wallendem Mantel reicht, um die alptraumhafte Phantasie des Zuschauers und des Geschwisterpaars gleichermaßen zu beflügeln.
Doch Salva geht in der Ausarbeitung des Antagonisten noch einen entscheidenden Schritt weiter, sodass Jeepers Creepers eben nicht zum Serienmörder-Slasher verkommt. Vielmehr entpuppt sich sein Film nach und nach als übernatürliches Creature Feature mit ganz eigener Mythologie und den Bösewicht ankündigendem Song. Zwei Fortsetzungen, eine unmittelbare 2003 und eine extrem verspätete 2017, zeugen zudem davon, dass der Regisseur mit der Figur des „Creepers“ einen faszinierenden Bösewicht geschaffen hat. Leider konnten die nachfolgenden Teile das durchaus gute Fundament des Erstlings nicht weiter sinnvoll ausbauen.
Basierend auf wahren Begebenheiten
Die Ausgangsidee für Jeepers Creepers, die so einfach wie wirkungsvoll erscheint, bezog Salva offenkundig 1 zu 1 aus der amerikanischen Fernsehsendung Unsolved Mysteries. Wie beim deutschen Format Aktenzeichen XY…ungelöst stellte die True-Crime-Serie reale, unaufgeklärte Fälle mit Schauspielern nach. Im März 1991 erschien in diesem Rahmen ein (mittlerweile auf YouTube zu findender) Beitrag um ein Ehepaar, das im Vorbeifahren aus dem Fenster seines Wagens heraus einen Mann beobachtet hatte, der ein blutiges Laken hinter einem alten Schulgebäude verschwinden ließ. Zuvor war der Tatverdächtige dem Paar aufgefallen, weil er die beiden mit seinem Van in erhöhter Geschwindigkeit überholt hatte.
Ganz ähnliches erleben Darry und Trish, wobei der Regisseur in typischer Horrorfilmmanier bereits hier mit verstörenden Bildern aufwartet, als Darry am Fuß der Röhre eine unglaubliche Entdeckung macht. So entfaltet sich in der Folge ein nagendes Gefühl der Unbehaglichkeit, das durch den Roadmovie-Charakter des Films noch verstärkt wird. Denn die beiden Geschwister sind mitten im Nirgendwo – aufgrund der Semesterferien weg von der Uni, aber noch nicht zuhause bei ihren Eltern. In diesem ungewissen Übergangsstadium fehlt also ein sicherer Rückzugsort. Es entsteht der Eindruck der permanenten Flucht vor dem Unbekannten, der offensichtlich vor Nichts zurückzuschrecken scheint.
Ein Film mit zwei Gesichtern
Jeepers Creepers ist in seiner Inszenierung und dem Verlauf der Handlung ein Film mit zwei Gesichtern, denn die erste und zweite Hälfte unterscheiden sich deutlich. Zu Beginn des Films dominieren Szenen am Tag mit grellem Sonnenlicht, die zusammen mit der zunächst unbekümmerten Roadtrip-Atmosphäre für eine unbeschwerte Stimmung sorgen. Mit fortschreitender Spielzeit überwiegt dann die Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht, die einige großartig inszenierte Auftritte des Creepers ermöglicht. Im fahlen Licht des Mondes oder der Straßenlaternen sorgt die dunkel gekleidete Gestalt für besonders schaurige Momente.
Ein gleichbleibendes Ärgernis ist dabei jedoch das Geschwisterpaar, dessen Verhalten schnell in nervige Genreklischees abdriftet. Zu keiner Zeit schafft es das Drehbuch, glaubhaft zu vermitteln, warum die beiden nicht einfach Land gewinnen und sich damit begnügen, der Polizei einen telefonischen Hinweis über ihre Entdeckung und den geheimnisvollen Mann zukommen zu lassen. Zudem sorgt das ständige Gezeter und Geschrei zwischen Trish und Darry für ein eher nervtötendes und lange Zeit zähes Geplänkel, sodass insgesamt die so wichtige Identifikation mit den Figuren kaum zustande kommt.
Unser Fazit zu Jeepers Creepers
Victor Salvas Jeepers Creepers – Es ist angerichtet sorgte Anfang des neuen Jahrtausends für frischen Wind im Horrorgenre, was vor allem an dem geheimnisvollen Bösewicht, dem titelgebenden Creeper, lag. Mit eigener Mythologie begeisterte dieser dämonische Antagonist das gelangweilte Horrorpublikum, das zur damaligen Zeit die immer gleichen Slasherfilme in den Kinos ertragen musste. Leider präsentiert sich das Drehbuch deutlich schwächer und vor allem generischer. Denn die Hauptfiguren agieren nicht nur übermäßig nervtötend, sondern häufig vor allem unlogisch. Erst im letzten Drittel und der hereinbrechenden Dunkelheit der Nacht kommt endlich die Beklemmung auf, die der Film von Beginn an erzeugen will. So bleibt der angsteinflößende Jeepers Creepers Song definitiv noch im Ohr, auch wenn der Abspann schon durchläuft.
Jeepers Creepers ist am 14. November 2019 noch einmal als Mediabook via Koch Films erschienen.
Unsere Wertung:
© Koch Films