Judy Garland war einer der ersten Kinderstars und wurde durch Der Zauberer von Oz weltberühmt. In Judy verkörpert Renée Zellweger den einstigen Star rund 30 Jahre nach den ruhmreichen Zeiten und bekam hierfür unter anderem den Golden Globe und den Oscar als Beste Hauptdarstellerin. Ob diese Leistung tatsächlich so überzeugend ist und ob sich das Biopic darüberhinaus lohnt, erfahrt ihr hier.
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Titel | Judy |
Jahr | 2019 |
Land | France |
Regie | Rupert Goold |
Genres | Drama, Historie, Musik |
Darsteller | Renée Zellweger, Jessie Buckley, Finn Wittrock, Rufus Sewell, Michael Gambon, Richard Cordery, Royce Pierreson, Darci Shaw, Andy Nyman, Daniel Cerqueira, Bella Ramsey, Lewin Lloyd, Tom Durant-Pritchard, John Dagleish, Adrian Lukis, Gemma-Leah Devereux, Gus Barry, Jodie McNee, Gus Brown, Matt Nalton, Bentley Kalu, Martin Savage, Phil Dunster, Gaia Weiss, Lucy Russell, John Mackay, Natasha Powell, Bradley Banton, Ed Stoppard, David Shields, Tim Ahern, Peter Forbes, Arthur McBain, David Rubin, Anthony Shuster, Alistair Cope, Jack Jagodka, Fenella Woolgar, Brontë Lavine, Emily Warner, Flora Dawson, Gillian Parkhouse, Jennifer Davison, Jenny Wickham, Joelle Dyson, Lucy Carter, Rebecca Fennelly, Sam Wingfield, Robert Ryan |
Länge | 118 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix Kids Kaufen: Amazon Video, Rakuten TV, maxdome Store Leihen: Amazon Video, Rakuten TV, maxdome Store, Freenet meinVOD |
Worum geht es in Judy?
Judy Garland (Renée Zellweger) eroberte bereits als 16-Jährige mit dem Film Der Zauberer von Oz die Herzen der Zuschauer. Gut 30 Jahre später scheint dieser Ruhm nahezu verblasst. Die Angebote bleiben aus und Judy ist nicht nur pleite, sondern praktisch obdachlos. Zudem ist sie abhängig von Alkohol und Tabletten. Als sie von Bernard Delfont (Michael Gambon), dem Besitzer des berühmten Theaters „The Talk of the Town“, zu einem fünfwöchigen Engagement nach London eingeladen wird, um dort aufzutreten, muss Judy ihre beiden Kinder schweren Herzens bei ihrem Ex-Ehemann Sid Luft (Rufus Sewell) zurücklassen. Zunehmende gesundheitliche Probleme machen ihr allerdings zu schaffen. Durch ihre Trinksucht und ihre Schlaflosigkeit scheint auch keine Besserung in Sicht. Besonders ihre Assistentin Rosalyn (Jessie Buckley) hat alle Mühe, Judy pünktlich und halbwegs nüchtern ins Theater zu bekommen, sodass sie zu den meisten Auftritten viel zu spät erscheint. Nichtsdestotrotz absolviert sie die Shows.
Wer war eigentlich Judy Garland?
Judy Garland wurde 1922 als Frances Ethel Gumm in Minnesota geboren. Berühmt wurde sie vor allem 1939 durch ihre Rolle als Dorothy in Der Zauberer von Oz, in dem sie auch das Lied „Over the Rainbow“ singt. Insgesamt trat sie in über 30 Filmen auf und gewann dafür unzählige Preise, unter anderem den Golden Globe. Daneben war sie auch als Sängerin überaus erfolgreich. Privat verlief es für sie weniger glücklich. Judy Garland war, wie wir auch im Film erfahren, mehrmals verheiratet, woraus drei Kinder aus zwei der Ehen entstammen. Eines dieser Kinder ist Liza Minelli, die unter anderem 1973 den Oscar für ihre Rolle im Film Cabaret bekam. Warum ich diese Informationen bereits hier nenne? Da diese Fakten im Film gar nicht erwähnt, bestenfalls angeschnitten werden.
Was erwarte ich von einem Biopic?
Von einem Biopic erwarte ich persönlich einige Informationen über die Person zu erlangen, im Idealfall solche, die ich bis dato nicht wusste. Etwa Ereignisse, die diese Person geformt haben und erklären, warum diese so geworden sind. In Judy setzt die Geschichte mit einem Rückblick an, der Garland und MGM-Studioboss Louis B. Mayer am Set von Der Zauberer von Oz zeigt. In dieser Szene verdeutlicht Mayer, dass Judy jederzeit durch ein anderes Mädchen zu ersetzen wäre. Diese und folgende Rückblenden bilden das eigentliche Highlight von Judy.
Gerne hätte mehr von Darci Shaw als die junge Judy gezeigt werden dürfen, die wesentlich interessantere Aspekte aufzeigte, als die gealterte und abgestürzte Garland, bei der man nie so genau wusste, warum es zu dieser Version ihrer selbst gekommen ist. Das muss man sich nach und nach mit den wenigen Rückblenden zusammenreimen. Wenn Judy ein gewisses Fehlverhalten im Alter an den Tag legt, wäre es angenehmer gewesen, folglich eine Retrospektive zu bekommen, die etwas Licht in eben diese Handeln bringt. Doch diese wirken häufig recht willkürlich in die Handlung geschnitten.
Der restliche Laufzeit verfolgt der Film Garlands Aufenthalt in London, welcher nicht sonderlich interessant gestaltet ist. Wie bereits erwähnt, schneidet der Filme maximal einige Themen an, aber zeigt kaum auf, welche Bedeutung Judy Garland für ihre Anhänger hatte. Dass Garland beispielsweise ein Idol für die Lesben- und Schwulenbewegung war und warum man sie für ihre Herzlichkeit so liebte, wird einem nie so richtig klar. Darüberhinaus wäre ein wenig mehr Unterhaltungswert durchaus angenehm gewesen. Andere zuletzt erschienene Biopics über Größen der Film- und Musikbranche, beispielsweise Bohemian Rhapsody oder Rocketman, konnten durch ihre erfrischende und kurzweilige Art begeistern. Hier wurde es mit der Zeit immer anstrengender, der abgewrackten Judy zu folgen.
Renée Zellweger als Beste Hauptdarstellerin
Ich bin eigentlich keiner, der Nominierungen und Sieger in Frage stellt, denn zumeist bieten diese keine schwachen Leistungen. Am Ende sind es Nuancen im Schauspiel, die den Sieger bei Preisverleihungen ausmachen und vor allem auch etwas Geschmackssache, wie die Darstellungen auf den einzelnen Zuschauer gewirkt haben. Aber Renée Zellwegers Leistung hat mich regelrecht enttäuscht. Ihre Performance war ein einziges Hin und Her zwischen Authentizität und Overacting. Anscheinend empfanden die Juroren diese Leistung als ansprechender, denn Zellweger hat gefühlt jeden wichtigen Preis in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin gewonnen.
Vielleicht lag es auch an ihrer ständigen Bildpräsenz. Es gab keine Szene, in der sie nicht zu sehen war und versucht hat, sich um Kopf und Kragen zu spielen. Auch die von ihr selber eingesungenen Gesangsparts waren respektabel, was sie schon 2003 in Chicago unter Beweis stellen konnte. Aber zu keinem Zeitpunkt hat sie mir die Figur Judy Garland näher bringen oder mich anderweitig emotional erreichen können, trotz der Masse an Screentime. Neben ihr ist kaum ein Platz für die weiteren Darsteller. Rufus Sewell, Finn Wittrock, Michael Gambon oder Jessie Buckley bekommen wenig Zeit, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch Andy Nyman, der als treuer Anhänger von Judy Garland ein paar ruhige Minuten mit dieser bekommt, ist kein dauerhaft ergreifender Charakter.
Lediglich Richard Cordery und Darci Shaw vermögen es, ihren Figuren in den Rückblenden ein wenig mehr Gewicht zu verleihen. Es wäre wünschenswert gewesen, mehr von diesen Momenten zu sehen, in denen die beiden aneinandergeraten und die junge Garland zu rebellieren versucht. Diese kurzen Machtkämpfe hätten Judy in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen können. Denn wenn man mal eine emotionale Bindung zu der Person Judy Garland bekommt, dann doch eher, wenn wir die junge Judy sehen.
Unser Fazit zu Judy
Letzten Endes ist Judy ein recht ernüchterndes Biopic, das mich der Person Judy Garland recht wenig nahegebracht hat. Warum Judy Garland so viele Fans hatte, kann man bis zum Ende nicht eindeutig erkennen. Dabei setzt der Film mit seiner kurzen Einleitung einen sehr starken Startschuss und steigert die Erwartungen deutlich. Leider kann Judy zu nur wenigen Zeitpunkten diese Erwartungen erfüllen. Eigentlich immer nur in den Momenten, in denen ihre Vergangenheit beleuchtet wird und einige ihrer Verhaltensweisen erklärt werden, wie beispielsweise die Tablettensucht. Ein kurzer Anflug von Gänsehaut kommt erst gegen Ende, und ist auch mehr Kitsch als dass hierdurch das Ruder noch einmal herumgerissen wird. In Erinnerung wird Judy dank der Performance von Renée Zellweger dennoch bleiben, wenn auch nicht in besonders guter.
Der Film ist ab sofort digital und ab dem 14. Mai 2020 auf DVD und Blu-ray erhältlich!
Unsere Wertung:
© Universal Pictures Germany