Jason Momoa in Sweet Girl, Chris Hemsworth in Extraction, Jean Claude Van Damme in The Last Mercenary – nach einigen männlichen Actionhelden bekommt nun mit Mary Elizabeth Winstead endlich auch eine Frau bei Netflix die Chance ihre Geber- wie Nehmerfähigkeiten unter Beweis zu stellen – Wie gut ist Kate geworden?
Titel | Kate |
Jahr | 2021 |
Land | United States of America |
Regie | Cedric Nicolas-Troyan |
Genres | Action |
Darsteller | Mary Elizabeth Winstead, Miku Martineau, Woody Harrelson, Tadanobu Asano, Jun Kunimura, MIYAVI, Michiel Huisman, Mari Yamamoto, Hirotaka Renge, Kazuya Tanabe, Cindy Sirinya Bishop, Amelia Crouch, Ava Caryofyllis, Gemma Brooke Allen, Hiroyuki Kobayashi, Koji Nishiyama, Kazuhiro Muroyama, Shinji Uchiyama, Byron Bishop, Kimio Yamada, Ryo Tanaka, Hanazumi, Masahiro Kanemaru, Takuya Sano, Nobu Watanabe, Genki Yamasaki, Patrick Newall, Apparekoizumi, Geoffrey Guiliano, 野沢聡, Takayuki Yamamoto, Andrew Macdonald, Eoin O'Brien, 彩姫, 小鳩ミク, 遠乃歌波, Misa, Elysia Rotaru, Darin Fujimori, Kwang Bin, Bando Hirohichiro, Ryuyo Kawamoto, Ryotaro Fujiyama, Katsuyoshi Kojima, Yuya Shirakawa, Mav Kang, Ulf Pilblad, アキヒコ・サイ, Akane Hirose |
Länge | 106 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Kate – Handlung
Altbekanntes neu zusammengewürfelt
Die Ausgangslage von Kate erinnert nicht nur auf dem Papier vor allem an den Jason-Statham-Kracher Crank. Statt der permanenten Suche nach dem nächsten Adrenalinkick wird die Titelfigur hier bei ihrem Rachefeldzug davon beeinträchtigt, dass sie durch eine Strahlenvergiftung nur noch knapp einen Tag weiterleben wird. Auch weitere Reminiszenzen lassen sich ohne langes Grübeln im neuen Netflix-Original finden. So werden zwangsläufig Erinnerung an Kill Bill von Tarantino oder auch Mann unter Feuer mit Denzel Washington geweckt. Doch auch in jüngere und speziell Netflix-interne Konkurrenzproduktionen fühlt man sich mehrfach zurückversetzt. So ist es nach beispielsweise Extraction, Project Power und zuletzt Sweet Girl schon wieder ein Actionfilm, in dem einem großen Hollywoodstar in der Hauptrolle ein eher unbekannter Jungdarsteller an die Seite gestellt wird. Auch Rachemotive, Beschützergeschichten und die David-gegen-Goliath-Trope lassen sich in auffällig vielen Netflix-Actionfilmen wiederfinden.
Einen Innovationspreis wird man dementsprechend mit Kate auf keinen Fall gewinnen können. Aber ist das nun gleichzeitig das genickbrechende Manko dieses Exklusivtitels? Eindeutig nein! Zwar glänzt man nicht mit Innovation, aber die Pfade, die man hier beschreitet, lassen sich nie wirklich austreten. In Kate werden bekannte Versatzstücke größtenteils gekonnt zu einem stimmigen, vor allem aber kurzweiligen Actionkracher zusammengesetzt, der gar nicht den Anspruch hat das Genre neu erfinden zu wollen.
Nicht bekloppt genug?
Hauptsächlich zu Beginn drängen sich dem Zuschauer noch ein paar weitere Vergleiche auf, die jedoch die Erwartungshaltung in falsche Bahnen lenken würden. So könnte man meinen, dass mit Kate in die Kerbe geschlagen werden soll, in die beispielsweise Guns Akimbo oder Nerve gezielt haben, um das Computerspiel-affine, junge Publikum abzugreifen. Auch wenn sich dieser Eindruck nicht ganz von der Hand weisen lässt, so werden die Fans dieses comicartigen Gaga-Action-Subgenres mit dem neuen Netflix-Original nur bedingt auf ihre Kosten kommen. Dafür ist der Streifen – man mag es kaum aussprechen – nicht bekloppt genug. Viel präsenter als die Comic-stilistischen Einflüsse sind die Referenzen an das japanische Actionkino, was vor allem durch das Einbetten in das Yakuza-Setting zu sehen ist.
Die Anspielungen auf Filme von beispielsweise Sion Sono sind allesamt für meine Begriffe noch unterhalb der Schwelle zur Dreistigkeit und funktionieren erstaunlich gut auch als Hommage. So wie einst Quentin Tarantino in einer legendären Szene im ersten Teil von Kill Bill eine eindrucksvolle Huldigung an die Schwertkampf-Klassiker transportiert hat, so erweist Kate mit einer ähnlichen Szene in einer vergleichbaren Location wiederum Tarantino die Ehre. Es wird zwar nicht ganz so blutig und virtuos wie im augenscheinlichen Vorbild, aber an Brutalität und gelungener Action-Choreografie mangelt es dem neuen Actionfilm keineswegs.
Nah dran an John Wick
Seit 2014 muss sich jeder Film, der es auch nur wagt, irgendwo im Auftragskillermilieu angesiedelt zu sein, mit John Wick vergleichen lassen. Nicht selten scheitern seither Projekte im Actiongenre in diesem Wettstreit. Auch Kate kann dem Referenztitel nicht wirklich auf die Pelle rücken. Dafür ist die Welt, die hier aufgezogen wird, zu flach, der Dramaturgie fehlt es an den epischen Ausmaßen und die Figuren sind auch weit von der Coolness eines Keanu Reeves oder Ian McShane entfernt. Nichtsdestotrotz kommt in manchen Belangen der Actionthriller mit Mary Elizabeth Winstead dem Genrekrösus nahe, wie kaum ein anderer Herausforderer bislang.
So ist die Action wirklich wuchtig inszeniert, sieht man von einer missglückten CGI-Verfolgungsjagd gleich zu Beginn einmal ab. Die Protagonistin muss ähnlich wie Wick ordentlich einstecken und das sieht man ihr auch an. Und auch wenn sich die große Enthüllung, wer letztlich für die Vergiftung verantwortlich ist, von Beginn an erahnen lässt, so funktionieren doch die Intrigen und Seitenwechsel im Laufe der Handlung erstaunlich effizient. Bei der Besetzung der Rollen hält diese Produktion tatsächlich sogar mit der Vorzeige-Reihe mit.
Winstead überzeugt, nachdem sie die Bad-Ass-Qualitäten schon in Birds of Prey unter Beweis stellen konnte, erneut als taffe, authentische Actionfigur, die mit äußerster Souveränität eine One-Woman-Show abliefert, ohne dabei zu aufdringlich die Eigenarten ihrer Rolle auszuspielen. Woody Harrelson macht genau das, was man von ihm erwartet, und das ist nun mal eine sichere Bank. Newcomerin Miku Martineau wirkt auch sehr reif und nervt nur genau dann, wenn das von ihrem Charakter erwartet wird. Und mit Tadanobu Asano und Jun Kunimura hat man zwei japanische Actionveteranen im Ensemble, die seit Jahren zwischen den heimischen Produktionen und Hollywood wandeln und somit perfekt als Bindeglied bei einem solchen Projekt geeignet sind.
Style, Musik und Ferner Osten
Die gesamte Handlung des Films ist in Japan, hauptsächlich sogar in Tokio, angesiedelt. Erfreulicherweise nutzt man diesen Hintergrund jedoch nicht nur als bloße Kulisse, sondern weiß, mit ein paar Anspielungen auf die japanische Kultur, Akzente zu setzen. Für Fans des japanischen Kinos, die schon mit der Welt der Yakuza vertraut sind, ist das dann mit Sicherheit zu oberflächlich, aber für den durchschnittlichen Netflix-Abonnenten dürfte das fernöstliche Ambiente reichlich neue Reize bieten. Dabei sind die Kampfchoreografien nur einer von mehreren Komponenten, die Kate einem schmackhaft machen möchte. Der nächtliche Neon-Look, die einzigartige Architektur oder eben die mafiösen Strukturen der Yakuza – Nach der Sichtung dieses Originals hat man unweigerlich Lust darauf, tiefer in diese Welten einzutauchen.
In Verbindung mit dem exzellenten Soundtrack, der dem Ganzen auch nochmal ein Stück weit mehr Eigenständigkeit verleiht, ist Cedric Nicolas-Troyan hiermit eine Einstiegsdroge gelungen, um dem Mainstream-Publikum Lust auf fernöstliche Action zu machen. Wer nun also angefixt wurde, dem sei als nächster Schritt beispielsweise First Love von Takashi Miike empfohlen, der zwar eine Spur durchgeknallter ist, aber auch für westlich geprägte Sehgewohnheiten noch nicht zu sehr frei dreht.
Unser Fazit zu Kate
Im Vergleich mit den doch recht formelhaften Netflix-Originals der letzten Zeit ist Kate eindeutig der mutigste Beitrag. Mit gut anderthalb Stunden ist der Actionthriller kurz genug, damit man nicht in Versuchung gerät, zweimal über Logik oder Physik nachzudenken. Stattdessen kann man sich fast pausenlos an den guten Kämpfen, stark gespielten Figuren und vielen japanischen Einflüssen erfreuen.
Kate ist ab dem 10. September 2021 bei Netflix abrufbar!
Unsere Wertung:
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