Der in Spanien produzierte Weihnachtsfilm Klaus ist seit dem 15. November 2019 bei Netflix verfügbar. Was der von Regie-Neuling Sergio Pablos auf traditionelle Weise gefertigte Film mit Disney zu tun hat und was „traditionell“ in diesem Fall bedeutet, erfahrt ihr bei uns in der Kritik.
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Titel | Klaus |
Jahr | 2019 |
Land | Spain |
Regie | Sergio Pablos |
Genres | Animation, Familie, Abenteuer, Komödie, Fantasy |
Darsteller | Jason Schwartzman, J.K. Simmons, Rashida Jones, Joan Cusack, Norm Macdonald, Will Sasso, Sergio Pablos, Mila Brener, Neda Margrethe Labba, Sydney Brower, Teddy Blum, Julian Zane, Emma Shannon, Kendall Joy Hall, Sky Alexis, Tucker Meek, Amanda Philipson, Finn Carr, Lucian Perez, Emma Yarovinsky, Jaeden Bettencourt, Hailey Hermida, Evan Agos, Leo Miller, Bailey Rae Fenderson, Ayden Soria, Reiulf Aleksandersen, Matthew McCann, Hudson West, Joaquin Obradors |
Länge | 98 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
„Eine Geschichte über Briefe“ – Die Handlung von Klaus
Mit diesen Worten beginnend, erzählt Klaus eine Weihnachts-Origin-Story aus der Sicht von Jesper, einem Postboten wider Willen. Dieser wird auf eine abgelegene und verschneite Insel in das Dorf Zwietrachting geschickt, wo er das ortsansässige Postamt wieder auf Vordermann bringen soll. Jesper, der wenig Motivation für den Beruf als Postbote aufbringen kann und zudem der mit Abstand schlechteste Schüler der königlichen Postbotenakademie war, bemerkt binnen kurzer Zeit, dass dies durchaus schwierig wird. Die Einwohner von Zwietrachting sind nämlich in eine erbitterte und seit Jahren anhaltende Fehde zwischen den Ellingboes und Krums verstrickt und daher nicht darauf aus, sich gegenseitig Briefe zu schreiben.
Auf seiner verzweifelten Suche nach einer Lösung stößt er eines Tages auf den in einer außerhalb des Dorfes liegenden Hütte lebenden Holzfäller Klaus. Nachdem Jesper feststellt, dass der wortkarge und eigenbrötlerische Klaus ein außergewöhnliches Talent für die Herstellung von Spielzeug besitzt, wittert er eine Chance. Er arrangiert ein System, bei dem die Kinder von Zwietrachting Briefe schreiben und nach Spielzeug fragen, welches Klaus auch liefert. Das heute bekannte Weihnachtsfest ist geboren.
Eine neue Weihnachtslegende – Die Figuren von Klaus
Wenn man denkt, man kennt alle Weihnachtsgeschichten, dann zaubert irgendwoher noch jemand eine weitere aus dem Hut. Klaus besitzt mit seinem etwas anderen Ansatz um die Legende von Weihnachten keine ausgeklügelte Handlung und ist auch bei der Entwicklung seiner Figuren durchaus vorhersehbar. Ungeahnter Weise ist der Film wahrlich originell und ideenreich und kann besonders mit sehr viel Herzenswärme punkten. Vor allem die Figuren überzeugen durch charmante und nachvollziehbare Wesenszüge.
Der schmächtige und spitzfindige Postbote ist ein Taugenichts, der stets verwöhnt wurde. In seiner geschwätzigen Art ist er ein sehr unterhaltsames Element von Klaus, wodurch man ihn schnell ins Herz schließt. Es ist eine regelrechte Freude ihn zu beobachten wie er scharfsinnig oder teils zufällig eine Legende nach der anderen entwickelt, um sein Vorgehen fortzusetzen. Ihm entgegengesetzt der riesige und schweigsame Klaus, der sich zunehmend öffnet und allmählich das Bild des legendären Santa Klaus einnimmt.
So wirksam die Hauptfiguren sind, so blass und leicht ersetzbar wirken bei einzelner Betrachtung die Nebenfiguren für die Geschichte. So zum Beispiel Lehrerin Alva, die sich mit dem Verkauf von Fischen verdingt, da kein Kind im Dorf zur Schule geschickt wird. Diese ist zwar ebenfalls sehr sympathisch und unterhaltsam gestaltet, taucht aber phasenweise komplett ab und ist für die Handlung wenig relevant. Dies gilt auch für die anderen Einwohner von Zwietrachting. Betrachtet man aber das Gesamtbild, sind sämtliche Figuren wichtig für die komplette Entwicklung der Handlung, wodurch ein stimmiges Ergebnis zustande kommen kann.
Wenn der Schüler zum Meister wird
Hinter Klaus steht vor allem ein Name: Sergio Pablos. Der in Madrid geborene Creator und Autor ist kein unbekannter Name in der Branche. Seine ersten Schritte machte er bei Disney und zeigte sich unter anderem als Charakter-Designer für Hades aus Disneys Hercules verantwortlich. Später machte er sich aber vor allem einen Namen als Ideengeber für das mehr als erfolgreiche Ich, einfach unverbesserlich-Franchise. Dieses machte ihn zu einem der erfolgreichsten Schöpfer eines Animationsfilmes.
Mit Klaus gab er nun sein Regiedebüt und schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern war zudem mit seiner Firma SPA Studios Produzent des Films. 2015 stieg dann noch Streaming-Anbieter Netflix mit ein und sicherte sich die Verleihrechte an dem Film. Gerade in der Kontroverse Kino gegen Streaming kann man im Fall von Klaus für diesen Umstand nur dankbar sein. Unter Umständen wäre dieser im Kino untergegangen und konnte auf diese Weise einem größeren Publikum bekannt werden.
Außerdem konnte man einige Hollywood-Schauspieler für die Originalsynchronisierung gewinnen. Unter anderem wird Jesper von Jason Schwartzman (Darjeeling Limited) gesprochen und Oscarpreisträger J.K. Simmons (Oscar als bester Nebendarsteller 2014 für Whiplash) ist als Klaus zu hören.
Das Beste aus alter und neuer Technik
Heutzutage ist man einen gewissen Animationsstil gewohnt, da mittlerweile annähernd alles am Computer entsteht. Auch deswegen wirkt der Stil von Klaus bei der ersten Betrachtung ungewohnt. Sergio Pablos Vorstellungen sahen aber vor, einen Film im traditionellen Stil zu erschaffen. Infolgedessen holte er sich unter anderem mit Animator James Baxter (Die Schöne und das Biest) einen alten Weggefährten dazu.
Ganz ohne neue Technik wurde dann aber doch nicht gearbeitet. Die klassisch gezeichneten Figuren und Gebäude bekamen ein wenig Unterstützung durch eine digitale Bearbeitung, um die Licht- und Raumverhältnisse sowie diverse Texturen zu verbessern. Bei der Vereinigung aus alten Zeichentrick Fertigkeiten und moderner Technik, büßte der Film aber nicht seinen klassisch anmutenden Look ein. Stattdessen macht er sich die besten Eigenschaften der jeweiligen Zeiten zu Nutze, was man meines Erachtens als Lichtblick fürs Animationskino ansehen kann.
Klaus erinnert an schon länger nicht mehr entstandene handgemachte Zeichentrickfilme, wie beispielsweise Der Gigant aus dem All oder Anastasia. Die marode Gestaltung des Dorfes und Optik mancher Figuren erinnern zudem an Nightmare Before Christmas. Ebenso die teils gnadenlosen Auseinandersetzungen der Einwohner, was auch erklärt, warum der Film eine Altersfreigabe ab 6 bekommen hat. Im Vordergrund steht aber die liebenswürdig gezeigte Geschichte, die erst durch die frischwirkende Art der Animation sein volles Wirkungsvermögen entfalten kann. Diese werden noch vom Score von Alfonso G. Aguilar abgerundet, der zwar nicht im Ohr bleibt, aber in den entscheidenden Momenten den richtigen Ton trifft.
Alle Jahre wieder – Unser Fazit zu Klaus
Klaus ist ein Animationsfilm, der mich ganz unvorbereitet getroffen hat. Wo in der heutigen Zeit liebenswürdige Charaktere immer mehr Mangelware werden und nur Einheitsbrei sind, ist diese Art der Darstellung nicht nur erfrischend, sondern vor allem mehr als gelungen.
Die Kombination aus alter und neuer Welt zeigt die Vorteile eines handwerklich mit viel Liebe gemachten Zeichentrickfilms. Klaus glänzt vor allem durchgehend mit dem richtigen Timing für Humor und Gefühl und weiß die richtigen Knöpfe zu drücken. Besonders hervorheben möchte ich den sehr originellen Ansatz zur Weihnachtslegende, welcher schöne Erklärungen zu den Ursprüngen der typisch weihnachtlichen Klischees bietet. Über die Entstehung der Unartig-Liste bis hin zum fliegenden Schlitten, der von magischen Rentieren gezogen wird, sind allerhand Legenden auf charmante und vergnügliche Art aufgegriffen worden. Diese und viele andere Situationen machen Klaus zu einem herrlich inszenierten Weihnachtsfilm. Am Ende war ich sehr überwältigt, von einem der schönsten Weihnachtsfilme, den ich je gesehen habe. Klaus schafft es auf Anhieb zu meinen Favoriten in der Weihnachtszeit, weshalb ich den Film jedem ans Herz legen möchte.
Wer den richtigen Start in die Weihnachtszeit möchte, der schaut sich Klaus an. Lustig, abenteuerlich und vor allem herzerwärmend. Eines, wenn nicht sogar das Animationshighlight des Jahres 2019.
Unsere Wertung:
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