Im vergangenen Jahr sorgte Valdimar Johannssons Lamb bei zahlreichen Festivals für Aufsehen. Ob sich all die Vorschusslorbeeren auch rechtfertigen lassen und wie der Film letztlich geworden ist, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Titel | Lamb |
Jahr | 2021 |
Land | Poland |
Regie | Valdimar Jóhannsson |
Genres | Drama, Fantasy, Horror |
Darsteller | Noomi Rapace, Hilmir Snær Guðnason, Björn Hlynur Haraldsson, Ingvar E. Sigurðsson, Ester Bibi, Sigurður Elvar Viðarson, Theodór Ingi Ólafsson, Arnþruður Dögg Sigurðardóttir, Gunnar Þor Karlsson, Lára Björk Hall |
Länge | 106 Minuten |
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Die Handlung von Lamb
Das kinderlose Ehepaar Maria (Noomi Rapace) und Ingvar (Hilmir Snaer Guonason) führt einen Hof auf Island, wo sie zudem Schafe züchten. Ihr ruhiges und beschauliches Familienleben wird von einem auf den anderen Tag durch ein kleines Lamm verändert…
Ein Regiedebüt, A24 und die Genreeinordnung
Echt jetzt? Das soll eine Inhaltsangabe sein? Nun ja, Regisseur und Drehbuchautor Valdimar Johannsson hat in einem persönlichen Interview mit mir betont, wie gern er es hätte, wenn das Publikum den Film ohne Vorerwartungen und Vorwissen sehen könnte. Selbst einen Trailer würde er erst nach der Sichtung empfehlen, daher sorry, Valdimar, wenn wir oben doch einen für unsere Leser:innen bereitstellen. Wir versuchen allerdings, euch möglichst wenig vorab zu verraten, falls ihr noch nichts über Lamb gelesen oder gesehen habt. Wenn die Festivalresonanz den Film nicht bereits reizvoll gemacht haben sollte, legen wir uns noch ein wenig ins Zeug.
Denn mit A24 ist die Indie-Schmiede der vergangenen Jahre beteiligt, sodass auf dem Papier Vieles auf einen Slowburner mit gehobenem Anspruch hindeutet. Einer Genreeinordnung verweigert sich der Film allerdings konsequent mit jeder Szene. Johannsson will es vermeiden, klassische Labels auf seinen Film kleben zu lassen. Er selbst wählt für seinen Film die Formulierung Arthouse-Kino, womit er durchaus ins Schwarze trifft.
Dazu passt unter anderem das Pacing, welches den Film stark entschleunigt und langsam und gemächlich erahnen lässt, dass hier mehr bevorsteht, als es zunächst erscheinen mag. Hier passt das bereits erwähnte Slowburner-Label dann doch in Teilen, auch wenn es den Zuschauer:innen die Genreeinordnung ins Horrorfach nahelegt. Als Regiedebüt kann er bei Lamb auf handwerklicher Ebene vollends überzeugen. Man merkt dem Film an, dass Johannsson bereits seit 20 Jahren in unterschiedlichen Effekt-Abteilungen gearbeitet hat und die technischen Aspekte des Filmemachens beherrscht. Dass er praktisch das gesamte isländische Filmpersonal kennt, tut sein Übriges.
Keine einfache Kost
Die Aufführungen auf dem Fantasy Filmfest 2021 legen ebenfalls nahe, es handle sich bei Lamb um einen Horrorfilm. Doch weit gefehlt, denn wer sich auf den Film einlassen kann, bekommt einen kleinen Film reich an Interpretationsmöglichkeiten und unterschiedlichen Stimmungen. Der Mix aus Drama, Märchen und Familienporträt fordert allerdings die Offenheit der Zuschauer:innen, sich auf diesen einzulassen. Zudem gilt es, aufmerksam und ohne Ablenkung den Geschehnissen zu folgen, ohne auf der heimischen Couch den allzu beliebten Griff zum Handy zu tätigen. Denn viel gesprochen wird in Lamb nicht und selbst in kleinsten Szenen steckt häufig vielmehr, als es der einfache Blick offenlegen kann. Welche Qualitäten den Film sonst ausmachen und wo kleinere Kritikpunkte liegen, erfahrt ihr im folgenden Absatz.
Warum Lamb trotz Schwächen geschaut werden sollte
Da wäre zunächst eine starke Performance von Noomi Rapace, die den Film mühelos trägt. Ihre Maria wirkt zwar gezeichnet von Verletzungen und Verlust, wenn diese auch meist nur angedeutet werden und angenehm zurückhaltend präsentiert werden. Ihre erste isländisch-sprachige Hauptrolle meistert sie jedenfalls. Da treten ihre beiden männlichen Darstellerpartner ein wenig in den Hintergrund, können als Bruderpaar dennoch überzeugen. Neben dem Cast beeindruckt die handwerkliche Souveränität Johannssons, gerade im Hinblick auf die Umsetzung der technischen Aspekte, um es kryptisch zu sagen. Auch die erlesenen Bilder sehen schlicht fantastisch aus. Doch bei all dem Lob muss man auch sagen, dass Lamb kleinere Schwächen aufweist.
Dabei sind es nicht die wenigen Dialoge, die eher zur Authentizität beitragen. Vielmehr zeigt sich, dass die eisige, kalte Atmosphäre auch ihre Schattenseite hat. Der Schmerz, den die Figuren bereits erleiden mussten, wird meist nur hauchzart angedeutet. Denn die große Gefühlskeule holt Johannsson nie hervor und so ist dann auch der emotionale Punch weniger stark, als er es vielleicht sein könnte. Zudem sollten Genrefans keine allzu großen Erwartungen im Hinblick auf Twists oder Ähnliches haben, denn letztlich erzählt der Film keine Thriller-Horror-Geschichte, sondern ist viel eher ein intimes, stilles und sehr gemächlich erzähltes Drama mit fantastischen Elementen. Wer nach diesen Worten Lust auf den Film bekommen hat, kann im folgenden Absatz erfahren, welche verschiedenen Editionen im Handel erhältlich sind.
Die unterschiedlichen Editionen von Lamb
Koch Films kredenzt den (potenziellen) Käufer:innen zahlreiche Optionen zum Kauf. Neben einer normalen DVD und Blu-ray in einer Amaray- Hülle werden Sammler:inen vermutlich eher auf die 4K-UHD- Mediabooks des Films schielen. Zu Bild- und Tonqualität kann an dieser Stelle leider nichts Konkretes in die Bewertung einfließen, da uns als Rezensionsmuster lediglich eine DVD vorlag.
Das Bonusmaterial ist auf dieser eher Standard und besteht aus einigen Behind-the-scenes-Clips und dem Teaser sowie dem Trailer. Auch hier ist die Auswahl bei den Mediabooks üppiger. Neben einem Interview mit dem Regisseur haben es zwei Kurzfilme Johannssons ebenso wie entfallene Szenen und ein VFX-Featurette auf das 4K-Set geschafft. Den Mediabooks ist auch eine Blu-ray beigelegt. Lobenswert ist außerdem, dass Koch Films bei den Tonspuren auf HD-Formate setzt und DTS-HD MA- Ton in 5.1 auf die Discs gepackt hat. Die 4K-Discs kommen mit HDR-Bildverbesserungen in Dolby Vision und HDR-10 daher. Es darf demnach auf eine schöne audio-visuelle Umsetzung von Lamb gehofft werden, die der Film absolut verdient hat.
Unser Fazit zu Lamb
Mit Lamb erscheint einer der Festival-Filme des vergangenen Jahres im Handel. Johannssons Film ist kein massentauglicher Mainstreamer, aber auch kein verkopfter Arthouse-Film, der den Zuschauer:innen zu viel abverlangt. Getragen wird er von Rapace‘ Performance, einer stets unheilvollen Stimmung und tollen Bildern. Mit etwas mehr Emotionalität in einigen Momenten hätte das Erlebnis noch deutlich packender ausfallen können. Dennoch sollten Fans von kleineren, leisen, aber nicht weniger sehenswerten Filmen unbedingt einen Blick riskieren, am besten ohne vorheriges Sichten von Trailern oder Sonstigem.
Unsere Wertung:
Lamb ist ab dem 14. April 2022 vorab als VoD digital erhältlich. Der Film erscheint am 28. April auf DVD, als Blu-ray in Amaray-Hülle und in zwei sehr schönen 4K-UHD-Mediabooks. Das Mediabook B ist dabei exklusiv bei Amazon erhältlich.
© Koch Films