Für Filme wie Lawrence von Arabien wurde das Wort monumental erfunden. Mit zahlreichen Auszeichnungen strahlt der Stern des Mammutwerkes auch noch heute sehr hell. Warum sich auch 2019 noch eine Reise in die Wüste lohnt, erfahrt ihr hier.
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Titel | Lawrence von Arabien |
Jahr | 1962 |
Land | United Kingdom |
Regie | David Lean |
Genres | Abenteuer, Historie, Kriegsfilm |
Darsteller | Peter O'Toole, Alec Guinness, Anthony Quinn, Jack Hawkins, Omar Sharif, José Ferrer, Anthony Quayle, Claude Rains, Arthur Kennedy, Donald Wolfit, I.S. Johar, Gamil Ratib, Michel Ray, John Dimech, Zia Mohyeddin, Howard Marion-Crawford, Jack Gwillim, Hugh Miller, John Barry, Bruce Beeby, Fred Bennett, John Bennett, Steve Birtles, Robert Bolt, Peter Burton, J.R.M. Chapman, Barbara Cole , Basil Dignam, Peter Dukelow, Mohamed El Habachi, Kenneth Fortescue, Harry Fowler, James Hayter, Jack Hedley, Rafael Hernández, Noel Howlett, Patrick Kavanagh, David Lean, Ian MacNaughton, Clive Morton, Daniel Moynihan, Henry Oscar, George Plimpton, Bryan Pringle, Ernie Rice, Robert Rietti, John Robinson, Norman Rossington, John Ruddock, Fernando Sancho, Stuart Saunders, Cyril Shaps, Jack Sharp, George Spence, Roy Stevens, Graham Tonbridge, Barry Warren |
Länge | 216 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Sky Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Sky Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload |
Lawrence für Arabien
Der erste Weltkrieg ist mitten im Gange, während das britische Reich den arabischen Führer Prinz Faisal (Alec Guiness) im Kampf gegen das osmanische Reich militärisch unterstützt. Um die Entwicklungen dieser Auseinandersetzung zu beobachten und den Prinzen zu beraten, wird der britische Offizier Thomas Edward Lawrence (Peter O’Toole) zu den arabischen Widerstandsämpfern geschickt. Schnell werden ihm die kulturellen Eigenheiten und militärischen Stärken der Einheiten bewusst und mithilfe von Guerillataktiken führt er die arabischen Truppen zu ersten Teilerfolgen. Das macht ihn zum Gesicht der arabischen Revolte im Kampf für die Freiheit Arabiens gegen das osmanische Reich.
Der Anfang vom Ende
Gleich zu Beginn wird man mit dem Tod des Protagonisten konfrontiert. Noch bevor ihn der Zuschauer kennenlernt, fallen schon erste Urteile über die heroisch anmutende Figur. Teils abfällig wird über den Verstorbenen geredet, doch spricht sich auch ein ehemaliger Soldat für dessen Taten und Auftreten aus. Das Auftreten von Lawrence ist in der Tat sehr eigen, besitzt er doch reichlich Selbstvertrauen und spricht Dinge gerne direkt an. Das wird bei den Militärkollegen nicht unbedingt wohlwollend aufgenommen, weshalb seine Expedition ins Krisengebiet ein willkommener Schritt ist. Sobald es raus in die Wüste geht, spielt Lawrence von Arabien auch gleich eine seiner großen Stärken aus. Mit eindrucksvollen Bildern bekommt man als Zuschauer ein intensives Gefühl für die ewigen Weiten des Sandmeeres. Ein Großteil der Wüstenaufnahmen fand sogar in Jordanien und damit tatsächlich an originalen Standorten statt.
Auf diesem ersten Abschnitt der Heldenreise von Lawrence lernt man auch die markanten Charakterzüge der Figur kennen, welche für die weitere Entwicklung von enormer Bedeutung sind. Denn mit seiner Beharrlichkeit, Zuversicht, Loyalität und Intelligenz schafft er es, sich einen besonderen Platz inmitten der arabischen Widerstandsarmee zu erkämpfen. So entspinnt sich eine interessante Geschichte rund um die arabische Revolte, bei der kulturelle Grenzen überschritten und Vorurteile begraben werden. Immer tiefer kämpft er sich in den Widerstand und muss zum Schrecken erkennen, wie er sich dadurch verändert und welche Gefühle dabei ans Tageslicht kommen. Eine vielschichtige Charakterzeichnung, welcher sich der damalige Newcomer Peter O’Toole stellt und den Grundstein für seine erfolgreiche Karriere als Charakterdarsteller legte. Charismatisch, mysteriös und selbstsicher schultert der Ire das epische Monumentalwerk auf seinen Schultern.
Monumentale Superlative
Heutzutage nutzt man den Computer, wenn man aufwendige Schlachten oder auch stimmige Landschaftsbilder inszenieren möchte. Daran war 1962 natürlich nicht zu denken und macht Lawrence von Arabien nun mal Dinge, die ein monumentales Werk dieser Ära nun mal macht. Mit einer riesigen Zahl an Statisten, Pferden und Kostümen erschuf man epische Sequenzen und damit Bilder für die Ewigkeit. Auch heute noch sind diese Momente für den Zuschauer eindrucksvoll und haben demzufolge nichts von ihrer Wucht verloren. In der restaurierten Fassung von 2012 merkt man auch nicht, dass dieses epochale Werk bald 60 Jahre auf dem Buckel hat. Ungewohnt für die heutigen Sehgewohnheiten ist dann viel mehr der Einsatz einer Ouvertüre zu Beginn und im Mittelteil des Films. Mit abenteuerlichen und heldenhaften Klängen stimmt der mitreißende orchestrale Soundtrack auf den Film ein. Auch während des Films werden die atemberaubenden Bilder stimmungsvoll mit den epischen Klängen untermalt.
Pausen bei Filmen mit Überlängen gibt es auch noch in der heutigen Kinolandschaft. Dabei bedarf es noch nicht mal der Laufzeit von knapp vier Stunden wie in Lawrence von Arabien. Bis zur musikalischen Unterbrechung vergehen gut zwei Drittel des Films und es schleichen sich nahezu keine Längen ein. Nach der Pause wird sogar ein zeitlicher Sprung vorgenommen und die letzten Stationen in der Geschichte von Lawrence wirken teilweise sogar gehetzt. Es ist beeindruckend, wie kurzweilig die Geschichte umgesetzt wurde, obwohl diese keine großen Überraschungen, aber sehr wohl interessante Entwicklungen zu bieten hat. Gerade gegen Ende entstehen mitreißende Spannungen zwischen den Figuren, die besonders von der ausladenden Exposition im Anfangsteil profitieren.
Historische Freiheiten
Lawrence von Arabien nimmt sich Freiheiten. Sowohl in zeitlicher als auch geografischer Abfolge weicht man von der historischen Vorlage ab. Denn inhaltlich beugt man sich der faszinierenden Figur des Lawrence und beleuchtet ihn ausgiebig. Viele Schichten und Ansichten offenbaren sich mit der Laufzeit des Filmes und zeichnen eine spannende Figur. Seine überschwängliche Arroganz gepaart mit seinem überzeugenden Charme drücken dem Film deutlich ihren Stempel auf. Dabei profitiert O’Toole auch von den stereotypen, aber herausragend gespielten Nebenfiguren, die ihm eine perfekte Bühne bieten. Große Namen wie Alec Guinness, Jack Hawkins oder Anthony Quinn sind darunter zu finden und verdeutlichen das Niveau des Mammutprojektes.
Der junge Ire stahl mit seinen leuchtend blauen Augen aber allen die Show und das, obwohl er nicht die erste Wahl für die Rolle war. Denn das war der bekanntere und renommiertere Montgomery Clift. Dieser schlug das Angebot aber aus und eben jenen Peter O’Toole vor, der auch optisch dem echten Lawrence weitaus ähnlicher sah. Der Rest ist Geschichte und ebnete den Weg für eine einzigartige Schauspielkarriere und ein siebenfach Oscar-gekröntes Meisterwerk.
Mein Fazit zu Lawrence von Arabien
In einer Kino-Ära vor unserer Zeit wurde ein monumentales Meisterwerk der Superlative inszeniert, das bis heute seinesgleichen sucht. Atemberaubende Landschaftsaufnahmen und ausladende Schlachten lassen in diesem Mammutprojekt keine Langeweile aufkommen und die fast vier Stunden wie im Flug vergehen. Peter O’Toole schultert dieses Schwergewicht mit einer erschreckenden Leichtigkeit auf seinen schmalen Schultern und gibt der spannenden Figur des Lawrence eine spürbare Tiefe voller Arroganz und Charme. Lawrence von Arabien ist einer dieser Filme, für die das Kino geschaffen wurden und auch heute noch, fast 60 Jahre nach der Uraufführung, zu beeindrucken wissen. Wen interessieren da schon die historischen Ungereimtheiten?
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