Als großer Fan des Regisseurduos Hélène Cattet und Bruno Forzani war es natürlich eine Selbstverständlichkeit, dass ich mir auch ihr neustes Werk Leichen unter brennender Sonne zu Gemüte führe. Umso erfreuter war ich natürlich, dass mir Koch Media eben dieses Werk in Form eines Rezensionsexemplares zu Verfügung stellte. Nochmal danke hierfür. Und was soll ich sagen, obwohl ich mit gewissen Erwartungen ran ging, wurde ich nicht enttäuscht.
Titel | Leichen unter brennender Sonne |
Jahr | 2017 |
Land | Belgium |
Regie | Bruno Forzani |
Genres | Thriller, Krimi, Action, Horror, Western |
Darsteller | Elina Löwensohn, Stéphane Ferrara, Bernie Bonvoisin, Hervé Sogne, Marine Sainsily, Marc Barbé, Marilyn Jess, Michelangelo Marchese, Pierre Nisse, Aline Stevens, Dorylia Calmel, Bamba Forzani Ndiaye, Pierre Guidoni, Jean Franchesquin, Frédéric Poggi |
Länge | 92 Minuten |
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Wo und was in Leichen unter brennender Sonne?
Malerisch am Meer gelegen versteckt sich ein kleines Grüppchen aus Ganoven, die gerade erst bei der Malerin Luce (gespielt von Elina Löwensohn) und einem zurückgezogenen Schriftsteller, nach dem kein Hahn mehr kräht, 250 Kilo reinstes Gold erbeuteten. Dazu kommt noch die Frau des Schriftstellers, die mit ihrem Kindermädchen den Sohn des Schriftstellers kidnappte. Luces zwei Liebhaber und obendrauf noch zwei Motorrad-Cops. Und dann? Naja, dann bricht die Hölle in diesem schönen Ambiente los.
Was für’s Auge
Dass die Kamera das wichtigste Werkzeug eines jeden Filmemachers ist, dürfte nichts Neues sein. Aber Cattets und Forzanis Kameraarbeit führt einen jeden Cineasten dann doch wieder vor Augen, dass scheinbar ein Großteil der Filmschaffenden nicht die geringste Ahnung hat, was sie mit so einer Kamera anstellen sollen. Es ist der reine Wahnsinn, was die beiden da abliefern. Rottierende Kameras. Schnelle Schüsse aus verschiedenen Winkeln. Westerntypische Totale, oder hyperrealistische Nahaufnahmen von Gesichtern und Augen. Massig an visuellen Experimenten. Ameisen, die über Fotos flitzen, surreale Schattierungen und Farben, die das ganze Bild einnehmen. Cattet und Forzani erzählen Geschichten, allein mit dem Winkel der Kamera und dem Schnitt. Und nicht zu vergessen die Musik. Allen voran Morricones Stücke, die die beiden gekonnt in den Film einweben.
Atypisch
Die Charaktere sind allesamt erfrischender Weise Charakterköpfe, wie man sie nicht schöner für einen Western hätte aussuchen können. Wettergegerbte Gesichter, so rau und von der Sonne verbrannt wie die Landschaft. Fast so, dass man gar nicht mehr viel über sie zu erfahren braucht. Die Gesichter sprechen für sich. Und das ist nicht das einzige Atypische an Leichen unter brennender Sonne, der meiner Meinung nach selbst für Cattet und Forzanis Verhältnisse atypisch ist. Denn allein die Anzahl der zwar immer noch kleinen Gruppe und deren Charakterisierung übersteigt die eher knapp und aufs Minimum begrenzte Personenzahl in Amer, wie auch die aus Der Tod weint rote Tränen, zumindest was die Ausführlichkeit betrifft. In ihren vorherigen Werken treten Charaktere auf, um nach kurzer Zeit schon wieder zu verschwinden, aber hier haben wir nur diese Charakter und die bleiben bis zum Tod.
Old but gold
Was ebenso atypisch und zwar für allgemeine Filmverhältnisse der jüngeren Vergangenheit ist, betrifft das Alter der Figuren. Heutzutage hat man ja fast schon Angst, alt zu werden. Die guten grauhaarigen Knautschgesichter sieht man ja fast ausschließlich in peinlichen Rentnerkömödien (The Expendables mal ausgenommen). Ziehen wir mal als Beispiel Elina Löwensohn heran. Trotz wettergegerbten Gesichtes geht eine geradezu hexenhaft potente Macht von ihr aus. Bis zum Schluss bleibt die Figur unergründlich und geradezu hypnotisierend. Gerade Stéphane Ferrara könnte auch aus Charles Bronsons filmischer Hochzeit entsprungen sein.
Das Fazit: Gold, Blut und Pisse
Leichen unter brennender Sonne ist ein allein durch Musik und Schnitt surrealer Neo-Western. Mit überraschend viel nackter Haut, was in Western ja nicht gerade üblich ist und mit genauso viel Mut zum Unkonventionellen. Ja, Cattet und Forzani machen ihr Ding und das ist verdammt tröstlich. Quasi zwei gegen Schema F. Also gebt euch das Gegengift aus Gold, Blut und Pisse gegen den Mainstreamfilm, für den Genuss am Unkonventionellen.
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