Wir umgeben uns jeden Tag mit Ihnen und kennen jede ihrer Eigenarten: Geliebte, Familie und Freunde. Was aber, wenn jemand ganz anderes durch die vertrauten Augen zurückschaut? In Lifechanger folgt der Zuschauer dem Gestaltwandler Drew durch seinen blutigen Alltag. Ob der Film aber auch unter die Haut geht, erfahrt Ihr in unserer Rezension.
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Titel | Lifechanger: Die Gestaltwandler |
Jahr | 2018 |
Land | Canada |
Regie | Justin McConnell |
Genres | Horror, Thriller |
Darsteller | Lora Burke, Jack Foley, Elitsa Bako, Rachel VanDuzer, Steve Kasan, Sam White, Bill Oberst Jr., Peter Higginson, Adam Buller, Mark Rainmaker, Daniel Faraldo, Brian Quintero, Ry Barrett, Kim Morgan, Michelle D'Alessandro Hatt, Carina Battrick, Willem Halfyard, Uche Ama, Shannon Hanmer, Mike Donis, Maddy Foley, Lukas Beselaere, Tonya Dodds, Astrida Auza, Nate Wilson, Charlie Kundallini, Steven Landry, Laura Tremblay |
Länge | 84 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Silverline Amazon Channel, Disaster X Amazon Channel Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Worum geht es in Lifechanger?
Drew (gesprochen von Bill Oberst Jr.) ist kein normaler Mensch – er ist ein Gestaltwandler. Durch bloßen Körperkontakt kann er andere Menschen für einige Jahre übernehmen, Eigenschaften und Erinnerungen inklusive. Einziges Manko: Die berührte Person stirbt hierbei und Drew muss die Überreste entsorgen. Außerdem hat jeder neue Körper nur eine begrenzte Haltbarkeit, weshalb er immer wieder morden muss. So lebt der Gestaltwandler in den Tag hinein, auf der Suche nach seinem wahren Ich. Als jedoch seine Körper plötzlich immer früher zu verwesen beginnen, muss Drew sich beeilen – denn ihm bleibt nur wenig Zeit, sich seiner heimlichen Geliebten Julia (Lora Burke) zu offenbaren.
Du bist nicht du selbst
Egal ob Außerirdische, Parasiten oder Roboter –zahlreiche Genres und Filmemacher haben sich schon mit Bio-Invasoren auseinandergesetzt. Bekannte Vertreter wie Die Körperfresser kommen (1978), Sie leben (1988) oder Slither (2006) bescheren Zuschauern bis heute Gänsehaut. Nun hat sich der kanadische Regisseur Justin McConnell mit Lifechanger ebenfalls am Body-Invasion-Genre versucht, wobei er Altbewährtes mit frischen Ideen verbindet. Ungewohnt ist der Filmeinstieg: Anstatt eines Protagonisten, der erst nach und nach die Gestaltwandler innerhalb der Gesellschaft entlarvt, ist der Körperdieb Drew selbst die Hauptfigur. McConnell gibt dem Zuschauer direkt zu Beginn eine Einführung in die „Lebensweise“ von Drew, der zudem aus dem Off seine Gedanken erläutert. Jeder Körper hat ein Haltbarkeitsdatum, dessen Überschreiten durch einsetzende Verwesung erkennbar wird. Drew muss dann schnellstmöglich eine neue Person finden, deren Körper er durch bloße Berührung schmerzhaft kopiert. Die mumienähnlichen Überreste werden anschließend fein säuberlich zerhackt, eingetütet und in einer alten Scheune außerhalb der Stadt verscharrt.
Mörder wider Willen
Nach dem brachial-brutalen Einstieg in Lifechanger lässt McConnell seine Hauptfigur innerhalb kürzester Zeit mehrfach den Körper wechseln, um das Hauptproblem zu verdeutlichen: Altersbedingt nimmt die Haltbarkeit jeder neuen Identität ab, von wenigen Tagen bis zu wenigen Stunden. Zudem spielen Kokain und Schmerzmittel eine große Rolle, denn sie verkürzen bzw. verlängern die Zeit bis zur Verwesung. Durch den Off-Kommentar von Drew erfährt man, dass er bereits mehrere Jahrzehnte diese Tortur durchlebt und aus Angst vor dem Tod diese Routine entwickelt hat. Denn nicht nur die Auswahl und Entsorgung der Opfer ist wichtig, sondern auch ihr Potenzial. Das merkt man schnell, als er notgedrungen den Körper eines Polizisten übernehmen muss und diesen schnellstmöglich wieder abstoßen will. Aber auch Liebe und Selbstfindung spielen eine große Rolle für Drew: Er weiß selbst nicht, was genau er ist und sucht nach seinem Lebenszweck. Und den scheint er in der Therapeutin Julia gefunden zu haben.
Body-Invasion + Romanze + Existenzphilosophie = ???
Die Romanze zwischen Drew und Julia begann in einem seiner früheren „Leben“, was jedoch durch den Verfall seines Leihkörpers ein abruptes Ende nahm. So ließ er sie im Glauben zurück, sie sei verlassen worden – sein Geheimnis hatte er nämlich nie offenbart. Das will Drew nun nachholen und versucht über verschiedene Körper und Geschlechter Julia in ihrer Stammkneipe wieder näher zu kommen. Zeitgleich macht jedoch die Polizei Jagd auf den namenlosen Kleinstadtmörder. McConnell verpasst Lifechanger eine unerwartete Handlungsmischung aus Existenzdrama, Romantik und Krimi. Diese Kombination zeigt jedoch auch Schwächen: Das früh erklärte Körpertausch-Prozedere nutzt sich schnell ab, zumal es kaum Ekel- oder Gewaltsteigerungen gibt. Romantische Stimmung kommt nur spärlich auf, zumal man nur wenig über Julias Persönlichkeit erfährt. Der Polizei-Nebenstrang zeigt außer durch eingeblendete Fernsehnachrichten kaum Präsenz und entfaltet so wenig Spannung. Am stärksten beeindruckt Drews existenzielles Dilemma, das in der finalen Sequenz mit einem unerwartet emotionalen Twist den Film ausblendet.
Unser Fazit zu Lifechanger
Der kanadische Filmemacher Justin McConnell versucht sich mit Lifechanger am Body-Invasion-Genre – mit einem Achtungserfolg. Seine Mischung aus Body-Horror, Existenzdrama und Romanze verpasst dem Film eine originelle Ausrichtung und verströmt mehr Tiefgang als viele seiner Artgenossen. Die blutig-brutale Alltagsroutine von Drew lässt den Zuschauer anfangs noch zusammenzucken, wirkt jedoch mit zunehmender Laufzeit repetitiv und abwechslungsarm. Auch die Charakterentwicklung konzentriert sich zu stark auf Drew, weshalb seine Liebelei mit Julia nicht immer überzeugend rüberkommt. Hobby-Philosophen kommen jedoch auf ihre Kosten, denn die Off-Kommentierung von Drew gibt viel Einblick in sein Innerstes, was in einem nachdenklichen Abschlusstwist endet.
Lifechanger – Die Gestaltwandler erschien am 05. November 2020 auf Blu-ray und DVD.
Unsere Wertung:
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