Das gesellschaftliche Streben nach Glück bildet die Ausgangslage in Little Joe – Glück ist ein Geschäft, dem neusten Film der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner. Ob der Film dabei genauso glücklich macht wie die titelgebende genetisch veränderte Pflanze? Lest das und mehr in unserer Rezension.
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Titel | Little Joe - Glück ist ein Geschäft |
Jahr | 2019 |
Land | Austria |
Regie | Jessica Hausner |
Genres | Drama, Science Fiction |
Darsteller | Emily Beecham, Ben Whishaw, Kerry Fox, Kit Connor, David Wilmot, Phénix Brossard, Sebastian Hülk, Lindsay Duncan, Jessie Mae Alonzo, Andrew Rajan, Marie Noel Ntwa Ydjumbwiths, Goran Kostić, Yana Yanezic, Leanne Best, Phoebe Austen, Janine Duvitski, Neil Menage, Karik Samuel, Quinton Arigi, Iggy Hausner |
Länge | 106 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Freenet meinVOD |
Worum geht’s in Little Joe – Glück ist ein Geschäft?
Alice (gespielt von Emily Beecham, bekannt aus 28 Weeks Later oder Hail, Cesar!) ist Gentechnikerin und widmet sich beim Unternehmen Planthouse Biotechnologies der Zucht neuartiger Pflanzen. Ihre neuste Errungenschaft soll Menschen durch ihren Blütenstaub glücklich machen, indem sie das Glückshormon Oxytocin ausschüttet. Entgegen der Regularien der Forschungseinrichtung nimmt Alice eines Tages ein Exemplar von der Pflanze namens Little Joe mit nach Hause.
Schon bald muss sie feststellen, dass ihr Sohn Joe (nach dem sie die Pflanze benannt hat) merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag legt. Auch im Unternehmen selbst häufen sich die mysteriösen Zwischenfälle. Macht die Pflanze wirklich nur glücklich oder gibt es eventuell unkontrollierbare Nebenwirkungen?
Die Besetzung
In den Hauptrollen ist Little Joe – Glück ist ein Geschäft für eine Genrefilm durchaus namhaft besetzt.
Neben Emily Beecham als Alice spielt Ben Whishaw die Rolle ihres Arbeitskollegen Chris, der offenbar ein Auge auf die alleinerziehende Wissenschaftlerin geworfen hat. Diesen Herren dürften die meisten als Q aus den neueren James Bond Filmen oder als Stimme des Bärs Paddington aus den gleichnamigen Animationsfilmen kennen. Und die beiden Hauptdarsteller machen ihre Sache durchaus gut. Beecham konnte für ihre Darstellung sogar den Preis als Beste Darstellerin bei den Filmfestspielen von Cannes 2019 gewinnen. Da man einen Großteil der 114 Minuten Laufzeit mit diesen beiden Figuren verbringt, fällt es auch nicht sonderlich ins Gewicht, dass der Film in den Nebenrollen eher etwas schwächer besetzt ist.
Künstlerisch wertvoll?
Optisch verfolgt Regisseurin Jessica Hausner bei Little Joe – Glück ist ein Geschäft einen ganz klaren Stil. Alle Kulissen wirken gewollt steril und klinisch. Dazu passen auch die ungewöhnlich streng komponierten Bilder, die trotz oder gerade wegen des Einsatzes vieler ausgebleichter Farbtöne in den besten Momenten an die Bildsprache eines Wes Anderson erinnern, in den weniger guten Momenten aber leider auch einigermaßen billig aussehen. Die skurrile Optik zahlt auch auf den Fakt ein, dass der Zuschauer nicht herleiten können soll, zu welcher Zeit der Film spielt. Ob einem dieser Look zusagt, kann man bereits am Filmplakat sowie an jedem beliebigen Szenenbild des Films festmachen, da dieser Stil konsequent über die gesamte Laufzeit beibehalten wird.
Auch bei der musikalischen Untermalung geht der Film einen sehr eigenwilligen Weg. Die Handlung wird stets von fast schon kakofonisch anmutenden Soundteppichen unterlegt, die den artifiziellen Eindruck des Films zusätzlich unterfüttern. Ob die dissonanten Klänge nun atmosphärisch oder nervig sind, muss jeder Zuschauer für sich selbst beurteilen. Zum Gesamtbild passend sind sie allemal.
Tonal schwierig
Während man bei Optik und Akustik eine ganz klare Marschrichtung verfolgt, gilt das für die Tonalität des Films leider nicht. Bis zum Ende kann sich der Film nicht entscheiden, ob er lieber ein Drama oder ein Sci-Fi/-Horrorfilm sein will. Für Ersteres agieren die Figuren zu steif, manchmal gar roboterhaft. Eine richtige Bindung zu den Charakteren, wie es bei einem Drama notwendig wäre, kann man so leider nicht aufbauen. Für Zweiteres ist der Plot zu wenig unheimlich und Gefühle wie Angst, Schrecken oder Suspense stellen sich nur in sehr wenigen Szenen ein. Lediglich der oben beschriebene eigenständige Look des Films versetzt den Zuschauer stets in leichtes Unbehagen. Ähnlich wie man es in vielen Folgen der britischen Science-Fiction Serie Black Mirror erleben kann.
Generell ist die Geschichte sehr stringent erzählt, daher aber auch relativ arm an Überraschungen. Lediglich beim ebenfalls sehr konsequenten Ende zahlt sich diese nüchterne Erzählstruktur aus.
Mein Fazit zu Little Joe – Glück ist ein Geschäft
Jessica Hausners Little Joe – Glück ist ein Geschäft ist ein ambivalenter Film geworden. Schauspielerisch solide und künstlerisch konsequent umgesetzt, aber gleichzeitig auch tonal unschlüssig und erzählerisch unspektakulär. Mit 20 Minuten weniger und damit einem knackigeren Pacing wäre da deutlich mehr drin gewesen. Genre-Fans können aber gerne einen Blick riskieren.
Der Film ist seit dem 9. Januar 2020 in den deutschen Kinos zu sehen.
Unsere Wertung:
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