Ein gealtertes Ehepaar Macbeth, schwarzweiße Bilder im 4:3 Bildformat und auf die Leinwand projizierte Bühnen. Joel Coen erzählt mit The Tragedy of Macbeth seine ganz eigene Version des Shakespeare-Klassikers. Ob sich ein erneuter Blick auf den Stoff lohnt, könnt ihr hier nachlesen!
Titel | Macbeth |
Jahr | 2021 |
Land | United States of America |
Regie | Joel Coen |
Genres | Drama, Kriegsfilm |
Darsteller | Denzel Washington, Frances McDormand, Alex Hassell, Bertie Carvel, Brendan Gleeson, Corey Hawkins, Harry Melling, Miles Anderson, Kathryn Hunter, Matt Helm, Moses Ingram, Scott Subiono, Brian Thompson, Lucas Barker, Stephen Root, Robert Gilbert, Ethan Hutchison, James Udom, Richard Short, Sean Patrick Thomas, Ralph Ineson, Jefferson Mays, Olivia Washington, Susan James Berger, Wayne T. Carr, Jacob McCarthy, Nancy Daly, Kayden Alexander Koshelev, Ledger Fuller, T.K. Weaver, Edward Headington, Tim Oakes, Peter Janov, Max Baker, Madison Randolph, Phil DiGennaro |
Länge | 105 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Apple TV Plus |
Gier nach Macht – die Handlung von The Tragedy of Macbeth
Als treuer Vasall des Königs Duncan von Schottland zieht Macbeth (Denzel Washington) in den Krieg und kann einen entscheidenden Erfolg verbuchen, der ihm mehr Macht gibt. Doch er strebt nach mehr, denn drei Hexen haben ihm prophezeit, dass er eines Tages König von Schottland wird. Und so schmiedet er zusammen mit seiner Frau Lady Macbeth (Frances McDormand) einen Plan zur Ermordung von König Duncan. Seine Frau ist die treibende Kraft dahinter und wittert für das gealterte Ehepaar so die letzte Möglichkeit, den Thron zu besteigen. Und so kommt es auch zum Mord und sie besteigen den Thron, nichtsahnend, was damit auf sie zukommen würde.
Bekannte Geschichte mit neuem Ansatz
Es ist das erste Mal, dass sich Joel Coen ohne seinen Bruder Ethan ans Regiewerk eines Kinofilms macht. Auch eine Shakespeare-Adaption war nie in seinem Fokus. Doch seine Ehefrau Frances McDormand machte ihm diesen Stoff schmackhaft, als sie 2016 am Theater die Lady Macbeth verkörperte. In seinen Gedanken spielten sich während der Vorführung Kamerafahrten und Nahaufnahmen ab, um das Stück psychologischer und aufregender wirken zu lassen. Und so reifte der Gedanke, bis es zur tatsächlichen Umsetzung eines Filmprojektes kam. Davon gibt es bis dato natürlich unzählige, doch er hatte genug Ideen, eine gänzlich neue und eigene Interpretation zu schaffen. Wichtiger Ankerpunkt für die Gestaltung war dabei ganz klar Frances McDormand, die auch hier Lady Macbeth mimt. Die beiden hatten die Idee, aus dem Ehepaar Macbeth ein in die Jahre gekommenes zu machen. Damit grenzen sie sich von den bisherigen deutlich jünger gehaltenen Interpretationen ab.
Dieser Aspekt bringt eine gänzlich neue Dynamik in die Handlung und rückt die Motivation der beiden in ein anderes Licht. Sie haben ihr Leben schon gelebt, haben viele Schicksalsschläge zusammen gemeistert und wittern hier im hohen Alter eine letzte Möglichkeit, an die Macht zu kommen. So rechtfertigen sie auch ihre Handlung und sehen sich selbst an der Reihe nach alldem was sie zusammen erlebt haben. Und mit Frances McDormand und Denzel Washington hat man ein Darstellerpaar zusammengebracht, das diesen Ansatz unglaublich intensiv spielt. Man merkt, dass die beiden schon ein Jahr vor Drehbeginn mit der Ausarbeitung ihrer Figuren und Beziehung begonnen haben. Es ist ein Genuss, den beiden zuzusehen und alleine das macht The Tragedy of Macbeth schon zu einem Erlebnis.
Betörende Bilder und klassische Dialoge
Man kennt Shakespeares Stück vor allem von den Theaterbühnen dieser Welt und tatsächlich spürt man diese Herkunft auch in The Tragedy of Macbeth. Denn für die Dreharbeiten hat man sich in ein großes Studio zurückgezogen und dort aufwendige Bühnensets aufgebaut. Außenaufnahmen sucht man vergebens und das hat es den Machern ermöglicht, eine ganz eigene Vision zu verfolgen und sich von einem realistischen Ansatz zu verabschieden. Eine historisch korrekte Darstellung war hier nie das Ziel, viel mehr lag eine fiktive Welt im Fokus, die stimmig den Rahmen für das Stück bietet. Unterstrichen wird diese Marschrichtung durch das in schwarzweißen Bildern gehaltene 4:3-Format. So hat der Film einen surrealen Touch, der ihn von der Wirkung her irgendwo zwischen Der Leuchtturm und The Green Knight einpendeln lässt. Kameramann Bruno Delbonnel leistete mit seinem Team hier ganze Arbeit und holt aus den Sets ziemlich viel heraus.
Beeindruckend in The Tragedy of Macbeth ist insbesondere der Einstieg, was vor allem an einer fulminant aufspielenden Kathryn Hunter liegt. Sie stellt zu Beginn die drei Hexen dar und besticht mit einer bedrohlichen Körperlichkeit, die jedem Horrorfilm gut zu Gesicht stehen würde. Weniger Horrorfilm-geeignet ist allerdings wohl die Sprache. Joel Coen hält sich hier strickt an die literarische Vorgabe und kürzt sie an einigen Stellen nur des Tempos wegen. Er wollte aber auf jeden Fall die Stärken und Dynamiken der Sprache miteinfließen lassen. Kenner werden dabei frohlocken, doch für manche Zuschauer:innen kann das durchaus anstrengend werden. Gerade im Originalton. Man sollte sich für den Stoff also begeistern können und den Film im vollen Bewusstsein, ein Shakespeare-Stück vorgetragen zu bekommen, ansehen. Unter anderer Erwartungshaltung könnte man da eventuell auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Unser Fazit zu The Tragedy of Macbeth
Zusammen mit seiner Frau Frances McDormand hat Joel Cohen eine ganz eigene und düstere Version von Shakespeares Macbeth geschaffen. Mit einem gealterten Ehepaar Macbeth und surrealen, schwarzweißen Bildern setzt er eigene Akzente, um bei der Sprache auf Bewährtes zu setzen. Das ergibt einen sehr speziellen und stimmungsvollen Mix, der sich neben den berauschenden Bildern vor allem auf das überragende Schauspiel von Frances McDormand und Denzel Washington stützen kann. The Tragedy of Macbeth ist ein beeindruckendes wie auch forderndes Theaterstück in Filmform, auf das man sich einlassen können muss.
The Tragedy of Macbeth startete am 25. Dezember 2021 in ausgewählten Kinos und läuft ab dem 14. Januar 2022 auf Apple TV+.
Unsere Wertung:
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