Bradley Cooper feiert mit Maestro bereits seinen zweiten Auftritt bei den Filmfestspielen in Venedig. Erneut handelt es sich um einen Film über Musik, diesmal über die Geschichte des berühmtesten amerikanischen Komponisten und Dirigenten: Leonard Bernstein. Ist dies ein weiterer Erfolg – und stehen mögliche Oscar-Nominierungen bevor?
Titel | Maestro |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Regie | Bradley Cooper |
Genres | Drama, Liebesfilm, Musik |
Darsteller | Carey Mulligan, Bradley Cooper, Matt Bomer, Vincenzo Amato, Greg Hildreth, Michael Urie, Brian Klugman, Nick Blaemire, Mallory Portnoy, Alexandra Santini, Jarrod LaBine, Sarah Silverman, Kate Eastman, William Hill, Valéry Lessard, Renée Stork, Tim Rogan, Sara Sanderson, Yasen Peyankov, Julia Aku, Benjamin Freemantle, Harrison Coll, Sebastian Villarini-Velez, Dario Natarelli, Ryan Steele, Ricky Ubeda, Carlos Sánchez Falú, Jeanette Delgado, Sara Esty, Ahmad Simmons, Kyle Coffman, Byron Tittle, Yesenia Ayala, Skye Mattox, Halli Toland, Leigh-Ann Esty, Gaby Diaz, Tanairi Sade Vazquez, Lea Cooper, Soledad Campos, Zachary Booth, Miriam Shor, Maya Hawke, Scott Ellis, James Cusati-Moyer, John Kroft, Scott Drummond, Gideon Glick, Josh Hamilton, June Gable, Sam Nivola, Alexa Swinton, Mike Mitarotondo, Colin Anderson, Kevin Thompson, Rosa Feola, Isabel Leonard, Miller Bugliari, Atika Greene, Bernard Kruger, Gabe Fazio, Jordan Dobson, Oscar Pavlo, Booch O'Connell |
Länge | 129 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Die offizielle Handlung von Maestro
Der aufstrebende Jungkomponist Leonard Bernstein (Bradley Cooper) springt aufgrund der Absage eines anderen Dirigenten in New York ein, was seinen großen Durchbruch ermöglicht. Dies markiert den Beginn seiner Karriere und begründet seinen Ruf als größter amerikanischer Dirigent aller Zeiten. Während seines Aufstiegs lernt er seine zukünftige Ehefrau Felicia (Carey Mulligan) kennen. Beide Leben verbessern sich, bis sie schließlich heiraten. Felicia muss ihre eigene Leidenschaft für die Schauspielerei aufgeben, um sich ihrer Rolle als Mutter zu widmen, während Leonards Aufstieg unaufhaltsam weitergeht. Aufgrund seiner Homosexualität und zahlreicher Affären wird die Beziehung immer öfter zum Schlachtfeld, auf dem beide entscheiden müssen, was das Beste für ihr Leben sein wird.
A Star is Born: Bradley Cooper als Regisseur
Maestro startet furios. Wir erleben Bradley Coopers Leonard Bernstein im Bett seines Partners als das Telefon klingelt und die New Yorker Philharmoniker ihn als Ersatz benötigen. Die Energie des jungen Bernsteins wird geweckt, und der Film entwickelt sich zu einem vorübergehenden Rauschzustand. Die Kamera verfolgt mit Souveränität seinen rasanten Aufstieg, vom Schlafanzug in den Frack in nur wenigen, nahtlosen Sekunden. Danach folgt das Kennenlernen mit Felicia, begleitet von einer herausragenden Tanznummer, die bereits die ersten Anzeichen für seine zukünftige Karriere am Broadway und in Hollywood andeutet. Mit diesem kraftvollen Auftakt zieht Regisseur Cooper das Publikum in seinen Bann, bevor er sich für eine konventionellere Richtung entscheidet und es sanfter angehen lässt.
Es muss jedoch gesagt werden: Der Film verfällt danach keineswegs in ein typisches Biopic-Muster und erzählt lediglich die Hauptereignisse seines Lebens nach. Stattdessen konzentriert sich die Geschichte auf die Beziehung zwischen “Lenny” und Felicia. Die Turbulenzen ihres Zusammenlebens stehen im Vordergrund, während die Erfolge des Komponisten als bekannt vorausgesetzt werden und nur als Hintergrund für eine größere, persönlichere Geschichte dienen. Ähnlich wie in A Star is Born versucht Cooper, den emotionalen Kern zweier Menschen zu erforschen, anstatt nur das Spektakel wirken zu lassen. Dabei gelingt es ihm immer wieder, visuelle Akzente zu setzen: Ein weiteres Highlight ist eine fast fünfminütige Plansequenz, die Bernstein leidenschaftlich beim Dirigieren mit seinem Orchester zeigt. Die Sequenz endet mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck von Mulligan, der emblematisch für die Gefühle des Publikums in diesem Moment ist.
Mulligan stellt Cooper schauspielerisch in den Schatten
Während Bradley Coopers Regiearbeit bereits erste Stimmen für eine Oscarnominierung laut werden lässt, könnte Carey Mulligan mit ihrer Performance als Felicia Bernstein einer der Favoriten auf einen Oscar sein. Sie bildet das emotionale Gerüst, auf dem diese Geschichte ruht, und erneut spielt Mulligan ihre Rolle souverän. Sie erreicht das Publikum als Außenseiterin der Geschichte, die buchstäblich (im Film wunderbar eingefangen) im Schatten Leonards stehen muss. Ebenso fühlt man ihren Schmerz, wie hoch der Preis für ihre Liebe zu “Lenny” war, und wie schwerwiegend die Opfer für ihre eigenen Träume letztendlich ausfielen. Sie ist der Anker, der Bernstein und das Drehbuch von Singer zusammenhält.
Ohne sie würden wir erneut eine Geschichte über einen erfolgreichen Mann erhalten, der mit seiner Identität, Sexualität und seinen Unsicherheiten kämpft. Cooper spielt das ziemlich gut, und das Make-up sieht exzellent aus, aber die Figur des Bernstein steht oft im Schatten seines eigenen Drehbuchs. Manchmal scheint sein innerer Konflikt, der sehr faszinierend sein könnte, zu kurz zu kommen. In einer Szene wird Leonard in einem Interview zur Musik befragt, und er antwortet, dass er nie wirklich sicher sei, was er eigentlich ist: Komponist, Dirigent oder einfach nur ein “Musiker”? Diese Szene ist eine hervorragende Metapher für seinen inneren Konflikt, der jedoch häufig nur angedeutet wird, anstatt vertieft zu werden.
Unser Fazit zu Maestro
Insgesamt verpasst Maestro die Chance, ein wirklich großartiges Biopic zu sein, da die verschiedenen Komponenten, die diesen Film auszeichnen, nur gelegentlich wirklich ineinandergreifen. Der Film ist gefangen in seiner Obsession für visuelle Spielereien und verpasst es, aus seiner Hauptfigur eine tiefergehende und greifbarere Figur zu formen. Meist sind es die Nebencharaktere, die zusammen mit ihm die emotionalsten Momente des Films herauskitzeln. Wenn Leonard auf sich allein gestellt ist, spürt man die über zweistündige Laufzeit. Die Musik hingegen wurde fantastisch in den Film integriert, rhythmisch in die Szenen eingefügt und rührt sogar in seinen emotionalen Momenten viele Zuschauer zu Tränen. Ein überdurchschnittliches Biopic, das letztendlich aufgrund seiner großen Ambitionen den entscheidenden Wurf verpasst.
Maestro ist ab dem 20. Dezember 2023 bei Netflix abrufbar, voraussichtlich in den Wochen zuvor werden ausgewählte Kinos das Musikdrama zeigen.
Unsere Wertung:
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