In Mandy schreitet Nicolas Cage zur blutigen Rache, nachdem seine Freundin einer skrupellosen Sekte zum Opfer gefallen ist.
Titel | Mandy |
Jahr | 2018 |
Land | Belgium |
Regie | Panos Cosmatos |
Genres | Fantasy, Action, Horror |
Darsteller | Nicolas Cage, Andrea Riseborough, Linus Roache, Ned Dennehy, Olwen Fouéré, Richard Brake, Bill Duke, Line Pillet, Clément Baronnet, Alexis Julemont, Ivailo Dimitrov, Hayley Saywell, Stephan Fraser, Kalin Kerin, Tamás Hagyuó, Paul Painter, Zeva DuVall |
Länge | 116 Minuten |
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Was passiert in Mandy?
Im Jahr 1983 lebt Red mit seiner Frau Mandy sehr zurückgezogen im Pazifischen Nordwesten der USA. Während er seiner Arbeit als Holzfäller nachgeht, widmet sich seine bessere Hälfte der Malerei, für die sie ein besonderes Talent besitzt. Doch das intime Glück wird jäh zerstört, als eine mysteriöse Sekte Mandy entführt und vor den Augen Reds opfert. Natürlich schwört dieser Rache und bereitet sich darauf vor, dem Kult um Anführer Jeremiah Sand den Gar auszumachen.
Einzigartige Bilderwelten
Nach bereits zwei Filmen lässt sich feststellen: Panos Cosmatos hat seinen ganz eigenen Stil und begeistert auch in Mandy mit gefühlt nie dagewesenen Bildern. Dabei geizt der kanadische Regisseur und Drehbuchautor nicht mit Farbfiltern und Lichtspielereien. Diese liegen so intensiv über dem eigentlich Gefilmten, dass Details mitunter schon etwas verschwinden. Dadurch macht sich Cosmatos leicht dem Vorwurf der ästhetischen Aufschneiderei schuldig. Denn alle Bilder sollen offensichtlich möglichst kunstvoll und bedeutungsschwer erscheinen. Statt dies über gut gewählte Kameraeinstellungen beziehungsweise -fahrten zu erzielen, macht es sich der Kanadier vielleicht etwas zu leicht und lässt das Gezeigte in einem Farbengemisch verschwimmen.
Doch ganz so einfach ist es auch nicht. Mandy sieht in der ersten Hälfte der zweigeteilten Handlung einfach in jeder Einstellung ungemein betörend aus. Wenn die Kamera anfangs zu den hypnotischen Klängen von King Crimsons Starless über die Wälder fliegt und uns dabei wie in einem Märchen in ein fremdes Land entführt, wird der Grundton eindrucksvoll gesetzt. Cosmatos Anliegen ist es, über seine Bilder eine ganz eigene Atmosphäre zu transportieren. In dieser sollen Stimmungen, Ängste und Inspirationen zu etwas verschmelzen, das neu und unverbraucht wirkt. Die daraus entstehende Sogwirkung beim Zuschauer lässt sich kaum in adäquate Worte fassen. Melancholie und Schwere einerseits sowie Finsternis und Schaurigkeit andererseits werden hervorgerufen. Auch wenn es also etwas abgedroschen klingen mag – jeder Zuschauer sollte es mit eigenen Augen gesehen haben. Denn Cosmatos schafft es bravourös, auch alltägliche Szenen energetisch prickelnd aufzuladen.
Der generische Rache-Plot
Wer sich ein Werk von Panos Cosmatos anschaut, sollte sich vorher im Klaren darüber sein, dass dieser die Handlung als das uninteressanteste Element eines Films erachtet. Entscheidend ist für ihn nicht so sehr, was erzählt wird, sondern wie er als Regisseur den Inhalt inszeniert. Daher hält der Kanadier seine selbst geschriebenen Geschichten sehr simpel und vertieft sich stattdessen in die besonders wertige Darstellung jeder einzelnen Szene. So sehen wir im Grunde nicht vielmehr als die Entführung sowie Hinrichtung von Mandy durch die mehrköpfige Sekte und Reds anschließenden Rachefeldzug. Mit 121 Minuten ist Mandy, gemessen am nackten Grundgerüst des Plots, eigentlich deutlich zu lang.
Abseits des dünnen Storyverlaufs lässt sich Cosmatos jedoch von allen möglichen Einfällen leiten. So fließen viele unterschiedliche Genrestile wie Action, Horror und Fantasy in seinen Streifen ein, die er darüber hinaus mit popkulturellen Referenzen auf alte Horrorfilm-Cover oder Heavy-Metal-Musik verquirlt. Zudem ist die Erzählweise des Films für heutige Sehgewohnheiten ungewöhnlich langsam, um die farbintensiven Bilder zusammen mit dem unheilvoll wummernden und dröhnenden Score möglichst lange beim Zuschauer einwirken zu lassen.
Sicherlich scheiden sich genau hier diejenigen Geister, die sich bei Filmen vor allem für ein spannendes Narrativ mit überraschenden Entwicklungen, Zuspitzungen und Wendungen interessieren, von denjenigen, die sich voll und ganz im Moment des audiovisuellen Rausches verlieren können. In Zukunft wäre es daher spannend zu sehen, wenn Cosmatos den Job des Autoren an jemand anderen weitergeben würde, um der optischen Pracht auch eine erzählerische Raffinesse beizugeben.
Das großartige Ensemble von Mandy
Die Besetzung der Hauptrolle durch Nicolas Cage kann man durchaus als Fluch und Segen für Mandy ansehen. Natürlich bringt der in Low-Budget-Gefilde abgerutschte Ex-Hollywood-Star immer noch eine gewisse Zugkraft mit, die die öffentliche Aufmerksamkeit für diesen eigenwilligen Streifen sicherlich enorm befördert hat. Als man den Neffen Coppolas im Vorfeld allerdings blutüberströmt eine Kettensäge schwingen sah, rückte Mandy damit in das eher unpassende Licht eines wild entfesselten Splatterhorrors. Zwar geht es im zweiten Teil der Handlung recht deftig zur Sache. Knackige Horror-Action kriegt man jedoch auch hier nur bedingt geboten. Zudem verliert sich Cage nach dem Verlust seiner Filmfrau wieder mal in derbem Overacting, was nicht zu dem zuvor erweckten künstlerischen Anspruch des Films passen mag.
Andrea Riseborough beweist stattdessen Mut zur Hässlichkeit, indem sie Mandy ungeschminkt, mit Narbe auf der Wange und übergroßer Nerdbrille spielt. Dennoch überzeugt sie vollkommen als ungemein sinnliche Frau, weil Cosmatos sie zudem bestens in Szene setzt. Zu jeder Zeit wird klar, dass sie der betörende Mittelpunkt, nicht nur für ihren Mann, sondern auch für den Sektenführer Jeremiah Sands ist. Diesen spielt Linus Roache mit einer schwer zu greifenden Mischung aus sadistisch-skrupellosem Machtmenschen und launisch-unsicherem Seelchen. An seiner Seite brilliert Ned Dennehy als verschlagene rechte Hand, die zu keiner Zeit Zweifel oder gar Reue für die brutalen Taten des Kultes aufscheinen lässt.
Nicht zuletzt verdient der großartige, leider viel zu früh verstorbene Johann Johannsson eine Erwähnung. Sein düsterer, unheilvoller Score mit brummelnden Synthies und kräftigen Orgelklängen sorgt für eine bleierne Schwere in den Szenen, die bis zu einem Gefühl des eiskalten Grausens emporsteigt. Zusammen mit dem individuellen Regiestils Cosmatos verschmilzt das Audiovisuelle zu einem fesselnden Alptraum, der in seiner Intensität Seltenheitswert besitzt.
Unser Fazit zu Mandy
Panos Cosmatos gelingt mit seinem erst zweiten Film eine wiederum außergewöhnliche und bereichernde Seherfahrung. Leider zerfällt sein Film doch deutlich in zwei Teile. Vor allem die Rachehandlung der von Nic Cage verkörperten Hauptfigur verwandelt die künstlerische Exposition in ein visuell weniger ausgefallenes, blutiges Trashfest. So taumelt Mandy etwas unentschlossen zwischen einem optisch berauschenden Fiebertraum und einer stylisch-aufgepeppten Metzelei. Nichtsdestotrotz ist dieser Film dank der mutig umgesetzten Vision seines Schöpfers absolut empfehlenswert. Fast jede Szene ist ein wirkungsvolles Stimmungsbild mit Postercharakter, das Johann Johannsson ein letztes Mal mit erschütternder akustischer Düsternis untermalt.
Unsere Wertung:
Mandy erscheint am 29. November 2018 über Koch Films digital sowie als Blu-ray und DVD, Ultimate Edition und im Mediabook.
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© Koch Films