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Maria – Darum geht’s
München, 5. September 1972, gegen 4.30 Uhr morgens, fallen im Olympischen Dorf Schüsse. Acht bewaffnete Mitglieder des „Schwarzen Septembers“ klettern über den Zaun und nehmen elf israelische Athleten und Trainer als Geiseln, wobei sie bereits zwei der Geiseln erschießen. Der junge, ambitionierte Produzent Geoff Mason (John Magaro) ist Teil des amerikanischen ABC-Fernsehteams, das ursprünglich für die Live-Übertragung der Spiele zuständig war. Doch plötzlich müssen sie auf Nachrichtenberichterstattung umschalten, um der Welt zu berichten, was sich gerade vor ihren Augen abspielt.
Mason wird in dieser Ausnahmesituation mit der Verantwortung betraut, gemeinsam mit der deutschen Dolmetscherin Marianne Gebhardt (Leonie Benesch) die Live-Berichterstattung zu koordinieren. Marianne übersetzt die Nachrichten aus deutschen Radiosendern und dem Polizeifunk für das amerikanische Team, während Geoffrey versucht, die widersprüchlichen Gerüchte und Informationen zu ordnen, um zu verstehen, was vor sich geht. Sie müssen über ein sich ständig veränderndes Ereignis berichten, das von Spannungen und Unsicherheiten geprägt ist.
Inmitten der aufreibenden Live-Berichterstattung erkennt Geoffrey das Dilemma: Einerseits muss er die Wahrheit verbreiten, andererseits begünstigt die mediale Aufmerksamkeit das Ziel der Terroristen – die Öffentlichkeit. Die Täter wollen nicht nur Geiseln, sondern suchen auch das Rampenlicht. Geoffrey muss Entscheidungen treffen, die weit über die einfache Berichterstattung hinausgehen.
Wenn plötzlich die ganze Welt zusieht
Viele Menschen erinnern sich noch genau, was sie taten, als sie vom ersten Flugzeugeinschlag ins World Trade Center hörten. Ab diesem Moment war klar, dass der Rest des Tages vor dem Fernseher verbracht werden würde. Alle Nachrichtenkanäle unterbrachen sofort ihre regulären Sendungen und begannen mit der Live-Berichterstattung aus New York. Der Einschlag des zweiten Flugzeugs wurde schließlich vor einem Millionenpublikum live übertragen.
Doch der erste Terroranschlag, der live im Fernsehen gezeigt wurde, fand nicht erst am 11. September 2001 in Manhattan statt, sondern eben bereits am 5. September 1972 in München. Als die ersten Schüsse fielen, war nur ein kleines Team im Studio. Doch als immer mehr Informationen über den Angriff eintrudelten, wurde jeder sofort zur Unterstützung herangezogen – auch der verantwortliche Produzent Roone Arledge (Peter Sarsgaard). Es ging darum, Fakten zu sammeln und – wie im Fernsehgeschäft fast noch wichtiger – die passenden Bilder zu finden. Die Gänge füllten sich zunehmend mit aufgeregten Mitarbeitern, die schnelle Entscheidungen treffen mussten. Diese Hektik überträgt sich auf die Zuschauer; zu keiner Zeit fühlt man sich im Kinosessel wohl. Die Anspannung ist während der gesamten Laufzeit spürbar und schwebt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Zuschauer.
Schnelle Dialoge und dramatischer Druck
Der Inszenierungsstil von September 5 erinnert unweigerlich an die Arbeiten von Aaron Sorkin, dessen Geschichten, wie The West Wing, oft das Geschehen der Welt im schnellen Schritt durch die Büroflure verhandeln. Der Oscarpreisträger ist berühmt für seine lebendigen Dialoge in Filmen wie The Social Network und Steve Jobs, die, obwohl sie bis ins Detail recherchiert sind, immer natürlich wirken.
Doch hier wirken nun nicht alle Dialoge so elegant. Besonders die Dialoge der deutschen Übersetzerin Marianne (Leonie Benesch) wirken in ihrer Informationsvermittlung oft platt und oberflächlich. Auch die angedeuteten Gespräche über Vorurteile gegenüber Deutschen und Arabern erscheinen angesichts des Terrorakts deplatziert. Was gelingt, ist die Schaffung eines hektischen Arbeitsumfeldes – auch für die Schauspieler:innen vor der Kamera. Es steht außer Frage, dass sie unter extremem Stress versuchen, ihren Job bestmöglich zu erledigen.
Das Ding mit der Moral
Guerillakämpfer oder Terroristen? Den schlimmsten Fall – die Ermordung von Geiseln – ausstrahlen oder nicht? Nachrichten unbestätigt veröffentlichen oder auf Nummer sicher gehen?
Das sind die wiederkehrenden Fragen des Films. Hat der Journalismus in solchen Fällen die Pflicht, zu berichten? Im Film lautet die Antwort: Ja! Entscheidungen, die schwer zu treffen sind, aber vom Produzenten Geoff getroffen werden müssen. Die Welt muss erfahren, was passiert. Doch auch die Geiselnehmer verfolgen die Live-Berichterstattung und sind der ohnehin überforderten Polizei stets einen Schritt voraus. Als das ZDF sowie der damalige Regierungssprecher Ahlers die Befreiung der Geiseln vermeldeten, entschied sich ABC, die Meldung nur oberflächlich weiterzugeben. Später stellte sich heraus, dass das ZDF und Ahlers eine schwerwiegende Falschaussage gemacht hatten. Keine der elf Geiseln überlebte den schrecklichen Terrorakt von München. Der Umgang mit vorschnellen und falschen Nachrichten wird hier gut dargestellt und lässt sich auch auf die heutige Zeit übertragen.
Und so ist es erneut Geoff, der als Produzent die letzten Minuten des Films einnimmt. Am Ende der kräftezehrenden Berichterstattung macht er das Licht im Kontrollraum aus. Es wirkt fast so, als würde er sich für das, was sich vor den Augen von 900 Millionen Menschen abspielte, verantwortlich fühlen.
Unser Fazit zu Maria
fff
Maria startet am x in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
© Studiocanal