Nic f’ing Cage is back! Aber war er denn jemals weg?! In Massive Talent spielt Cage eine fiktionalisierte Version von sich selbst und channelt dabei seine ikonischsten/beliebtesten Charaktere, um seiner eigenen Legende gerecht zu werden. Unbearable oder massives Vergnügen, das erfahrt ihr jetzt!

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Titel | Massive Talent |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | Tom Gormican |
Genres | Action, Komödie, Krimi |
Darsteller | Nicolas Cage, Pedro Pascal, Sharon Horgan, Ike Barinholtz, Alessandra Mastronardi, Jacob Scipio, Lily Mo Sheen, Neil Patrick Harris, Tiffany Haddish, Paco León, Katrin Vankova, Demi Moore, Anna MacDonald, David Gordon Green, Luke McQueen, Joanna Bobin, Enrique Martínez, Manuel Tallafé, László Szívós, Ricard Balada, Jaime Ordóñez, Rebecca Finch, Jackson Serafim, Jesus Armando Campos Flores, Christine Grace Szarkó, Caroline Boulton, Paula Parducz, Tamás Buza, Mario Pérez, Francisco Grey, Nicholas Wittman, András Korcsmáros, Lorenzo Orozco, Eli Jane, Kristian Ventura |
Länge | 107 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV, Filmtastic Amazon Channel, Filmtastic Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, Kino on Demand, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Die Handlung von Massive Talent
Der einstige Hollywood-Megastar Nick Cage steht mit dem Rücken zur Wand. Keine neuen Rollen, Schulden und seine Familie dreht beim Thema Filme nur noch genervt mit den Augen. Gerade als er an dem Punkt angekommen ist, die Schauspielerei ganz an den Nagel zu hängen, wird ihm, mit der Einladung zur Geburtstagsfeier eines Olivenöl-Magnaten, ein lukratives Angebot gemacht.
Auf Mallorca angekommen, entpuppt sich Javi Gutierrez jedoch nicht nur als Superfan, sondern ebenso als gefährlicher Waffenhändler, als die CIA den Schauspieler in eine Spionage-Mission und somit hektisches Abenteuer zieht. Wird die Erfahrung von exzentrischen Rollen plus over-the-top One-Linern den Typen aus Die Croods retten?
Massives Comeback
Cages nunmehr 100ste Hauptrolle in seiner Karriere ist nach 11 Jahren die erste, welche weltweit wieder groß in den Kinos vertrieben wurde. Welche Rolle würde sich da besser anbieten als die eines Schauspielers, dessen Werdegang innerhalb der Branche sowie abseits der filmischen Karriere so viel Stoff parat hält, dass keinerlei dramatischen Überzeichnungen nötig wären. Erst Oscar-Preisträger, später B-Movie-König, Internet-Meme und schließlich erneut auf dem aufsteigenden Ast in nischigen Kultfilmen.
Nic Cage ist Nick Cage
Manche Entwicklungen machen unverkennbar klar: das ist der Schauspieler, den wir kennen. Andere wiederum zahlen auf die fiktive Geschichte ein. Nick Cage ist nicht dieselbe Person, hat sich der Schauspieler, nebstdem Namensunterschied doch extra mit Body Make-up alle Tattoos überstreichen lassen, weil “Nick” nicht so viele Ehen wie der echte Nic hatte. Massive Talent driftet als Action-Comedy also immer wieder so weit weg von dem realen Menschen, dass es nicht nur um ihn in dieser Meta-Funktion geht.
Selbst-Parodie/Porträtierung
Being John Malkovich, Birdman, JCVD, Das ist Das Ende – Massive Talent reiht sich zum perfekten Zeitpunkt in Cages Karriere in diese Reihe an Meta-Filmen ein, welche sich teilweise über die Kunstfiguren der jeweiligen Schauspieler*innen lustig machen, dennoch Einblicke, Beweggründe, Motivationen der echten Personas ermöglichen. Kein Gesichtsverlust, in diesem Fall lachen wir mit, nicht über Cage und seine Spleens.
Das öffentliche Bild von ihm wird persifliert. Es ist mehr absurd skurril als eine Dekonstruktion, allerhöchstens wird das Familienleben eines Filmstars näher unter die Lupe genommen. Es wird klar, wie schwer so eine Selbstreflexion sein kann – diese Art von Film kann man nicht über jeden/jede machen… kann vor allem nicht jeder/jede über sich machen.
Liebesbrief
Man versteht ebenso die Sorgen als den eigentlichen Antrieb, die Zwickmühle, in der sich der gefallene Schauspieler befindet. Allerdings liegt so viel Liebe für Cage in diesem Film, besonders verdeutlicht durch einen Brief, den Regisseur Gormican schrieb, um ihn von der Realisierung und der zelebrierenden Intention zu überzeugen, denn Cage lehnte zunächst ab, ein Projekt über ihn selbst zu machen. Ein Liebesbrief sozusagen, der auf die Leinwand gezaubert wurde und so zwar einerseits Satire auf dessen Filme ist, andererseits gleichzeitig eine Liebeserklärung an das Phänomen Nicolas Cage.
Wortwörtlich wird Cage auf ein Podest gehoben, als Javi und Nick vor einer Statue von ihm stehen. Cages Kommentar dazu: „Das ist grotesk!“ Massive Talent kokettiert mit dem Image des Protagonisten. Überdreht und abgehoben spricht er nur über sich selbst.
Nic, Nick und Nicky
Wenn man sich mit Cages Biografie beschäftigt, stößt man rasant auf die abgefahrensten Geschichten. Wo Übertreibungen anfangen, wo Realismus aufhört, können wir in Massive Talent nur vermuten. Zuzutrauen ist ihm alles. So bleibt der Charakter Nick auch in den abgefahrensten Momenten noch authentisch, z.B. während der Motivationsreden von Nicky alias Nicolas Kim Coppola, das imaginäre Alter-Ego aus der Wild at Heart-Ära. Nick führt aberwitzige Wortgefechte mit seiner divenhaften Version. Das De-aging reißt eventuell etwas aus der Immersion, dafür bringen einen die Grimassen in Anlehnung an allseits beliebte Cage-Memes sofort zurück. Die Selbstironie funktioniert.
Die Eröffnungssequenz startet schon mit Con Air, daraufhin folgen dutzendfach Hommagen, Easter-Eggs, Insider-Gags und Bilder aus Leaving Las Vegas, Mandy, usw. Massive Talent geizt nicht die vielfältigen Facetten des Filmemachens zu betonen wie der Stanislavski-Improvisation oder Diskussionen über Die Insel des Dr. Calamari…oder war es Cabinet des Caligari?
Massive Talent feiert die Filmleidenschaft
Kunst/Leben verschwimmen, wenn die Hauptdarsteller an ihrem Drehbuch arbeiten, in welchem sie irgendwie selber mitspielen und dabei mit kleineren/größeren Witzen ihre Bromance vertiefen oder auf die lebensverändernde Kraft des Kinos hinweisen. Enthusiast*innen werden sich in den angespannten Dialogen um „den einen Lieblingsfilm“ oder „zumindest eine Top 3“ direkt wiederfinden.
Energiegeladen!
Die Meta-Narrative über Nicolas Cage zeigt einmal mehr, dass er sich in jedem einzelnen Auftritt die Seele aus dem Leib spielt, nie Spielfreude und inbrünstige Leidenschaft verloren hat. Oft als Overacting eingestuft, bezeichnet er sein Spiel selbst als Mega-Acting. Wie man es auch nennt, in Massive Talent bekommt man reichlich davon.
Cage vereint sein gesamtes Repertoire aus vorangegangenen Filmen. Dieser “Käfig” wurde geöffnet, herauskommen Crescendo-Schreie, übertriebene Gesten und massive Verrücktheit. Besonders in den narzisstischen Selbstgesprächen mit Nicky, die sehr an Rick Dalton aus Once Upon a Time in Hollywood erinnern, beweist Nic als Nick abermals sein großes Comedy-Talent. Da überrascht es beinahe, dass ausgerechnet in diesem Film sein Co-Star der Scene-Stealer ist.
Nicht nur Cage hat Massive Talent
Pedro Pascal als Javi avanciert schnell zum heimlichen Star des Films. Sein Auftritt als waschechter Cage-Fan unterstreicht die oft enge emotionale Bindung zwischen Fans, Star und Film. Er rückt ins Zentrum der Geschichte, ist die Identifikationsfigur und gibt einem im Zusammenspiel mit Cage ein wohliges Gefühl, wie wenn man als Fan selbst eines seiner Idole getroffen hätte. Wenn der gefährliche Gangster plötzlich kleinlaut kein Wort herausbekommt, mit kindlicher Unschuld in den Augen Vorschläge für einen Film unterbreitet oder bis über beide Ohren grinst, wenn sein Idol mit ihm über das Medium redet. Die Meta-Erfahrung schafft es erneut, ins Grübeln zu bringen, ob die Rollen Nick und Javi ein Gespräch führen oder der bekennende Cage-Fan Pascal sich schlicht freut, mit seinem Kollegen das ausschweifende Sinnieren zu “spielen”.
Die Buddy-Freundschaft fesselt, auch weil die verschiedensten Szenen teilweise improvisiert wirken, ohne eine Vorgabe, wohin sich das Gespräch entwickeln soll. Wenn das Duo die Sätze des anderen beendet, Geschichten aus ihrem Leben teilt oder während eines LSD-Trips an einer Mauer zur Höchstform aufläuft, ist Massive Talent lustig, aber eben zusätzlich stets herzerwärmend, vorwiegend durch den gänzlich liebenswerten Pedro Pascal. Jede Sekunde, die Javi und Nick nicht im Bild zusammen sind, ist fast schon verschenkt. Nick beschreibt es so schön:
„Das ist ein realistisches Erwachsenendrama über zwei taffe sensible Männer und ihre erstaunliche Freundschaft.“
„Was für ein gottverflucht geiler Abgang“… oder doch nicht?
Der einzige große Kritikpunkt ist: die Macher haben ihr eigenes Problem erkannt und doch nicht lösen können: Massive Talent ist ein Film im Film, der eine beeinflusst den anderen. So wird der dritte Akt eingeleitet, indem beide darüber reden, jenen für ihr Skript auszuarbeiten. Es braucht einen Plot, um es vorwärts zu bringen:
„Vielleicht würde eine Entführung funktionieren, unser Film würde als fabelhaftes Charakter-Drama beginnen und sich langsam entwickeln zu einem spannenderen Hollywood Blockbuster.“
„Dann ist für alle was dabei.“
Der Film möchte genau das. Charakter-Driven-Drama plus Action-Elemente, ähnlich dem Skript, das die beiden schreiben wollen. Dadurch geht leider der Fokus verloren. Der Film hätte sogar besser funktioniert, wenn er das gewesen wäre, was sie für eine gute Komödie kategorisch ausschließen: zwei Figuren, die nur miteinander reden.
Etwas für alle…
Massive Talent gibt zu, dass das abrupte Einbauen einer Action-Sequenz nur für den Trailer nötig ist. Es sind genau diese Marketing-Momente, von denen Javi/Nick sprechen. Jene Szenen haben es tatsächlich in die Trailer-Kampagne geschafft . Damit greift der Höhepunkt leider zu vergessenswerten Hollywood-Formeln, lenkt mit Explosion und Schießereien davon ab, wovon er eigentlich lebt: die besondere Männerfreundschaft.
Character-piece über Cage zu Buddy-Cop-Comedy und dann Krimi-Thriller… etwas für alle, andererseits damit bedauerlicherweise generischer. Massive Talent ist als Action-Comedy kein wahnsinnig origineller Film (alleine der Trope: Verwicklung eines tollpatschigen Schauspielers in ein reales Spionagekomplott), aber stellt nichtsdestotrotz sicher, dass es nie an lustigen Einfällen mangelt. Der Comedy Aspekt glänzt, der Action-Part bleibt glanzlos.
Unser Fazit zu Massive Talent
Ein Muss für Nic Cage-Fans! Witzig, herzlich, schräg – man verzeiht Massive Talent vor allem wegen des starken Duos rasch, dass die Action und der letzte Akt nur mittelmäßiges Niveau erreichen. Als Fan bekommt man eine Überdosis an Referenzen, welche auch diesen Cage-Film ein wenig nischig werden lässt, denn zu 100% kommt man hier nur auf seine Kosten, wenn man zumindest die bekanntesten Werke aus seiner Filmografie kennt.
Massive Talent ist eine weitere denkwürdige Ergänzung in der einzigartigen Karriere des Schauspielers und gibt uns einen Einblick in die Welt von Nic Cage, dem Mann, dem Meme, dem Mythos. Legt den Hasen wieder zurück in die Kiste und macht euch bereit für eine massive Ladung Spaß!
Massive Talent ist ab dem 30.09.22 auf DVD, Blu-ray sowie 4K-UHD verfügbar!
Und für alle Cage-Fans gibt es hier auch nochmal die Topliste seiner besten Filme.
Unsere Wertung:
© LEONINE