Nach all der Häme und Kritik für das Finale von Game of Thrones schlägt auch das zweite Netflix-Projekt der ehemaligen Showrunner gänzlich andere Töne an – und zwar wortwörtlich! Erfahrt in der Kritik zu Metal Lords, ob die musikalische Coming-of-Age-Story ein Schritt in Richtung Rehabilitierung ist.
Titel | Metal Lords |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | Peter Sollett |
Genres | Komödie, Drama, Musik |
Darsteller | Jaeden Martell, Adrian Greensmith, Isis Hainsworth, Noah Urrea, Brett Gelman, Analesa Fisher, Michelle Mao, Phelan Davis, Austin Huynh, Joe Manganiello, Teddy Van Ee, Aroon Nagappan, Kieran Thomas, Jonathan Saks, Sufe Bradshaw, Jalon Howard, Jeff Steitzer, Christopher M. Lopes, Audrey Jones, Rachel Pate, Elliot Orr, Dre Slaman, Katie O’Grady, Sami Yacob-Andrus, Liam Krug, Paige Johnson Jones, Grayson Palumbo, Chuck Klosterman, Kain Dracula Ashford, Joseph Bertót, David McAndie, James McAndie, Cameron Wake, Parker Hall, Jason Rouse, Christian Pereira, Kieran Gettel-Gilmartin, Cherish Hales, Scott Ian, Tom Morello, Kirk Hammett, Rob Halford, Ella DeVito, Kaleseya Allotey, Katie McCabe, Troy Oelke, Parker Green |
Länge | 98 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Metal Lords – Die offizielle Handlungsangabe
Zwei Außenseiter gründen in ihrer Schule eine Heavy-Metal-Band. Ihre Suche nach einem Bassisten scheitert, jedoch finden sie ein Mädchen, das Cello spielt. Um den „Battle of the Bands“-Wettbewerb zu gewinnen, müssen sie sich gemeinsam ins Zeug legen.
Außenseiterstory nach Schema F
Allein durch die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen, die Kinder während ihres Heranwachsens prägen, braucht das Coming-of-Age-Genre regelmäßig neue Beiträge, die den aktuellen Zeitgeist und die Stimmungslage der jetzigen Generation aufgreifen. So ist es zuletzt vor allem in Booksmart oder Eighth Grade herausragend gelungen, den wachsenden Druck durch die soziale Medien einzubauen und dennoch den zeitlosen Fragen des Genres weiterhin gerecht zu werden. Metal Lords hingegen verweigert sich der Aktualität und fokussiert einzig die typischen Tropen der Filme über das Erwachsenwerden: erste Liebe, die Suche nach der eigenen Identität oder die Provokation und Konfrontation gegenüber allem, was als zu gewöhnlich abgestempelt ist. Lediglich das Vehikel, das man hier auserkoren hat, die Heavy Metal Musik, unterscheidet diese Produktion von vielen, die schon da waren. Und das ist leider zu wenig, um irgendetwas von Belang in diesen ausgetretenen Pfaden hinzuzufügen.
Kevin (Jaeden Martell) und Hunter (Adrian Greensmith) sind Bilderbuchaußenseiter und der Konflikt, der sich zwischen den beiden anbahnt, als Emily (Isis Hainsworth) plötzlich die Welt von Kevin auf den Kopf stellt und Hunter Angst hat, seinen Freund verlieren zu können, hat man so schon tausendfach erzählt. Selbst die typischen Highschool-Jocks, mit denen die Protagonisten durch ihre Andersartigkeit aneinander geraten, hat man hier wieder in der plattesten Art und Weise mit reingeschrieben. Und einen Musikfilm dann auf einen finalen Showdown im „Battle of the Bands“ hinauslaufen zu lassen, lässt den mit Sicherheit abgedroschensten und vorhersehbarsten Ausgang erahnen, den man sich bei dieser Prämisse hat einfallen lassen können.
Hauptfiguren fehlt es an Charisma
Wagt man nun den Vergleich, der sich fast zwingend aufdrängt, und stellt Metal Lords mit Richard Linklaters School of Rock gegenüber, so verliert die Netflix-Produktion auch hier in fast allen Kategorien. Zu der mangelnden Originalität gesellt sich ein Manko an charismatischen Protagonisten. Weder Martell noch Greensmith werden im Laufe der Geschichte zu Sympathieträgern, Martell wirkt gar recht blutleer und teilnahmslos. Irgendwie schafft es der Es–Darsteller nicht glaubwürdig die Unbeholfenheit und Verklemmtheit rüberzubringen, die seinen Charakter ausmachen soll. Greensmith nimmt man zwar die Passion für die Metal-Welt zu 100 Prozent ab, aber wie er wiederum emotional auf bestimmte Situationen im Film reagiert, wirkt auch eindeutig zu konstruiert.
Ein Lichtblick ist hingegen das Spiel von Isis Hainsworth, die in ihre Rolle als brodelnder Vulkan einige bemerkenswerte emotionale Nuancen reinzulegen weiß. Sie spielt eine Teenagerin, die sich auf dem Autismusspektrum wiederfindet, schafft es aber dabei immer haarscharf an der Schwelle zum Klischeehaften vorbei zu schrammen. Ein weiterer positiver Aspekt ist jedoch das Zusammenspiel der drei Hauptfiguren. Für sich genommen glänzen sie deutlich weniger als im Trio. Und das vor allem auch als Band, denn die Szenen, in denen Kevin, Hunter und Emily – egal ob im Probenraum oder vor Publikum – ihrer Heavy-Metal-Passion freien Lauf lassen, versprühen doch eine gewisse Magie.
Sympathische Nebendarsteller und fragwürdiger Humor
Gespickt wird der jugendliche Cast durch ein paar bekannte, ältere Gesichter, die mit einer ordentlichen Portion Selbstironie mitunter für die besten Gags im Film verantwortlich sind. Da ist zum einen Brett Gelman, der Hunters Vater, einen Schönheitschirurgen, spielt und damit herrlich zu kokettieren weiß. Und dann haben wir Joe Manganiello, der einen Psychiater spielt, der selbst eine Metal-Vergangenheit hat und damit sowohl Hunter die Augen öffnet, als auch mitunter die Botschaft des Films in wenigen Minuten Screentime perfekt auf den Punkt zu bringen vermag.
Während der Humor in den Szenen mit den Co-Stars recht gut passt, gibt es aber auch einige Witze, die man eigentlich heute nicht mehr so bringen kann. Speziell in der Konfrontation zwischen Hunter und seinen Feinden an der High School neigt Metal Lords plötzlich zum Fäkalhumor, was der ernsthaften Coming-of-Age-Note immens schadet. Die Krone setzt dem Ganzen dann der „Gag“, der den Auftritt beim „Battle of the Bands“ beendet, auf. Ohne dies an dieser Stelle zu spoilern, kann man zweifelsohne sagen, dass mit dieser Entscheidung dem schönen Moment komplett das Flair geraubt wird.
Spielt das Heavy-Metal-Thema nicht voll aus, macht aber musikalisch trotzdem Laune
Der Schwerpunkt „Heavy Metal“ ist in Metal Lords zwar omnipräsent, aber vor allem diejenigen, die sich im Thema auskennen, wird das hier wohl sehr oberflächlich abgehandelt vorkommen. Schätzungsweise finden mindestens zwei dutzend weltbekannte Metal-Bands Erwähnung. Dabei hält man sich aber viel zu sehr mit den Genreklischees auf. Auch das permanente name dropping wirkt letztendlich ein bisschen zu gewollt. Nichtsdestotrotz machen die Musikszenen Spaß und sorgen dafür, dass man als Zuschauer:in spätestens im finalen Akt selbst den Fuß mitwippen und den Kopf wackeln lassen wird.
Unser Fazit zu Metal Lords
Metal Lords ist nach Die Professorin die zweite recht kleine Produktion, die durch den Deal zwischen den GoT-Machern und Netflix entstanden ist. Auch hier merkt man wieder, dass einiges an Herzblut eingeflossen ist. Die musikalischen Aspekte sorgen für einen kurzweiligen Ausflug in die Heavy-Metal-Welt. Die ganze Geschichte drumherum ist jedoch altbacken und auch viel zu zahm, um im hart umkämpften Coming-of-Age-Genre ein Ausrufezeichen setzen zu können. Außerdem fehlt es den Charakteren an Charisma, den Gags an Ausgewogenheit und dem Skript an Originalität. Dementsprechend ist der Film zwar kein Totalausfall, aber allenfalls zu empfehlen, wenn man den gängigen Genre-Tropen wirklich noch nicht überdrüßig ist oder wenn man allein mit dem Thema der Metal-Musik hinter dem Ofen hervorgelockt werden kann.
Metal Lords ist seit dem 8. April bei Netflix abrufbar!
Unsere Wertung:
© Netflix