Schon wieder eine klischeebeladene Liebesgeschichte zwischen zwei Protagonisten aus unterschiedlichen Welten? Nicht mit Milla Meets Moses, auch wenn der deutsche Titel des australischen Films Babyteeth zunächst danach klingen mag. Was genau die untypische Romanze so besonders macht und warum der Film nichts für Jeden ist, erfahrt ihr in dieser Kritik.
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Titel | Milla meets Moses |
Jahr | 2020 |
Land | Australia |
Regie | Shannon Murphy |
Genres | Drama, Komödie, Liebesfilm |
Darsteller | Eliza Scanlen, Toby Wallace, Essie Davis, Ben Mendelsohn, Eugene Gilfedder, Emily Barclay, Andrea Demetriades, Charles Grounds, Priscilla Doueihy, Jack Yabsley, Zack Grech, Quentin Yung, Renee Billing, Georgina Symes, Jaga Yap, Michelle Lotters, Tyrone Mafohla, Edward Lau, Sora Wakaki, Justin Smith, Arka Das |
Länge | 118 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, MagentaTV, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, MagentaTV, Videoload, Freenet meinVOD |
Worum geht’s in Milla Meets Moses?
Es ist ein ganz normaler Schultag für Milla, die eigentlich nur auf den Zug nach Hause wartet, als plötzlich Moses in ihr Leben tritt. Der verwahrloste, Drogen dealende und einige Jahre ältere junge Mann ist auf den ersten Blick das genaue Gegenteil zur ordentlichen, gut erzogenen Milla, doch durch seine unbekümmerte und unverstellte Art erkennt sie etwas in ihm. Etwas, dass sie ihr Leben lang gesucht hat.
Denn trotz ihrer unauffälligen Erscheinung hat Milla ein Geheimnis: Sie leidet bereits seit Jahren an Krebs. Nach einer erfolgreichen Chemotherapie bekommt sie ungefähr zur selben Zeit wie beim Treffen mit Moses einen Rückfall und sieht diesen Moment in ihrem Leben als eine Chance an, aus den Normen ihres bisherigen Lebens und den Bestrebungen ihrer Eltern auszubrechen. So verliebt sie sich also in Moses und eine romantische Beziehung der etwas anderen Art beginnt. Währenddessen haben besonders ihre Eltern mit der neuen Situation zu kämpfen und sehen sich ihrerseits mit einer daraus resultierenden Ehekrise konfrontiert.
Fokus auf Authentizität
Trotz der zunächst etwas weit hergeholten Grundthematik und den gelegentlich überzogenen Charakteren versucht Milla Meets Moses stets, einen gewissen Grad an Realismus zu bewahren. Das wird besonders an der intimen und oft wackeligen Kamera deutlich, wodurch wir uns mittendrin fühlen statt nur dabei. Und auch die episodenhafte Struktur lässt den Film eher wie eine Ansammlung von Slice-of-Life-Sequenzen als ein tatsächliches Drehbuch wirken. Durch das grundsätzlich sehr geerdete Setting wirkt alles ziemlich normal, bis auf den titelgebenden Moses. Der unübliche Love Interest erscheint fast wie eine Art Fremdkörper, was Millas Zuneigung zu ihm aufgrund seiner Andersartigkeit etwas nachvollziehbarer erscheinen lässt.
Unterstrichen wird diese grundsätzliche Authentizität von einem absolut grandiosen Schauspiel von allen Darstellern. Neben Hollywood-Star Ben Mendelsohn (Rogue One, Ready Player One) und Essie Davis, der Hauptdarstellerin des Horror-Highlights Der Babadook als Millas Eltern kann natürlich besonders das untypische namensgebende Liebespaar überzeugen. Eliza Scanlen (Little Women, The Devil All the Time) und der noch eher unbekannte Toby Wallace liefern eine sehr intensive und kaum mit bisherigen Konventionen vergleichbare romantische Beziehung ab, die nicht nur die Charaktere untereinander sondern auch den Zuschauer in ihren Bann zieht. Wenn man sich denn darauf einlassen kann, und dieses Kriterium ist essentiell für Milla Meets Moses.
Alles außer gewöhnlich
Ich hatte es bereits schon zu Beginn angedeutet: Wer eine Allerwelts-Romanze erwartet, ist bei Milla Meets Moses definitiv Fehl am Platz. Allein schon der Verlauf der Romanze spricht hier Bände: Sehr schnell und für den Zuschauer zunächst kaum nachvollziehbar verliebt sich Milla in den alles andere als Vertrauen erweckenden Moses. Erst im Laufe des Films beginnen wir zu verstehen, was sie an ihm findet und warum sie die Entscheidungen trifft, die sie trifft. Wenn man das denn einfach so hinnehmen möchte. Denn genau hier liegt einer der essentiellsten Punkte, der maßgeblich über die Meinung des Zuschauers zu diesem Film entscheidet: Lässt man sich, wie Milla, auf Moses und die daraus entstehende Geschichte ein oder kann man einige Handlungsentwicklungen einfach nicht nachvollziehen und wird so komplett kalt gelassen?
Milla Meets Moses hat keine Plotholes im eigentlichen Sinne, je nach persönlicher Neigung kann man die Handlung nur eben mehr oder weniger nachvollziehen. Der Film versucht zwar sein Bestes, ersteres beim Zuschauer zu bewirken, doch auch das könnte so manchen Zuschauer abschrecken. So schreitet Milla Meets Moses nämlich mit einem durchgehend eher gemächlichem Tempo voran und wird so, eben je nach persönlicher Präferenz, zu einem intensiven oder unfassbar langweiligen Film. Gerade gegen Ende hin kann das dann auch in die falsche Richtung gehen, denn ist man bis zu diesem Punkt nicht voll mit der Geschichte mitgegangen, kann sich der Klimax der Handlung schon mal wie provozierte Rührseligkeit anfühlen. Es ist eben alles eine Frage des persönlichen Geschmacks, zumindest was die Einschätzung der Liebesgeschichte angeht. Wo der Film aber definitiv punkten kann, ist in Sachen Inszenierung.
Audiovisuelle Spielereien
Immer wieder wird die angesprochene, alltägliche Atmosphäre durchbrochen von einigen inszenatorischen Kniffen seitens Kamera, Schnitt und Musik. Besonders letztere dient nicht nur als Stilmittel, sondern spielt auch für Milla selbst eine große Rolle. So spielt sie etwa ihrer Mutter zuliebe Geige, hat daran aber nie wirklich Spaß. Als sie dann aber bei ihrem Geigenlehrer – einem alten Freund und Liebhaber ihrer Mutter – mit für sie ungewöhnlicheren Reggae-Klängen konfrontiert wird, geht sie darin völlig auf und tanzt ganz ungehemmt. Eine ähnliche Situation findet sich später auf einer Party mit Moses, in der sie sich völlig in den Farben und Disco-Beats verliert. Auch wir als Zuschauer sind dann völlig involviert, wenn wir fast nichts als die Musik hören und nichts als die tanzende Milla sehen.
Diese Szenen können dann auch schon mal einen Hauch psychedelischer werden, was sich ebenfalls in einigen eher untypischen Inszenierungstechniken äußert. Etwa ein kurzer Moment, in dem Milla die vierte Wand durchbrechen zu scheint oder wenn sie einer vielleicht realen, vielleicht aber auch fiktiven Tänzerin auf der erwähnten Party begegnet. In solchen Momenten wirkt Moses‘ Existenz und Millas Sicht auf ihn geradezu magisch, währen wir in anderen mit der knallharten Realität konfrontiert werden. Milla Meets Moses hält einen nahezu konstanten Spagat zwischen diesen ungleichen Stimmungen, der den Zuschauer zwingt, sich immer wieder mit beiden Seiten der ungewöhnlichen Liebesgeschichte auseinanderzusetzen.
Unser Fazit zu Milla Meets Moses
Romanzen sind nicht jedermanns Sache, doch Milla Meets Moses ist auch keine alltägliche Romanze. Neben einer mehr als unkonventionellen Liebesgeschichte kann der Film auch in Sachen Familendrama und fantastisch dargestellen Charakteren überzeugen. Und auch was die Inszenierung angeht, brauch sich der Streifen nicht verstecken: Neben einigen psychedelischen Sequenzen, die besonders dem kreativen Umgang mit Musik, Kamera und Schnitt geschuldet sind, sorgt besonders die episodenhafte Struktur für ein gewisses Maß an Authentizität. Trotzdem kann ich keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Viel hängt von der persönlichen Wertung der ungewöhnlichen Love-Story ab, und auch die sich sehr langsam entfaltende Handlung könnte einige Zuschauer abschrecken. Wer damit aber kein Problem und generell ein Faible für Romanzen hat, dürfte mit Milla Meets Moses nichts verkehrt machen.
Milla Meets Moses ist ab 25. Februar 2021 auf DVD und als VoD verfügbar!
Unsere Wertung: