In unserer Netflix-Vorschau war es der erste unter den heiß erwarteten Filmstarts 2022. Nun konnten wir München – Im Angesicht des Krieges sehen und verraten in dieser Kritik, ob die Erwartungen erfüllt werden konnten.
Titel | München - Im Angesicht des Krieges |
Jahr | 2022 |
Land | Germany |
Regie | Christian Schwochow |
Genres | Drama, Historie |
Darsteller | George MacKay, Jannis Niewöhner, Jeremy Irons, Robert Bathurst, Jessica Brown Findlay, August Diehl, Sandra Hüller, Alex Jennings, Ulrich Matthes, Liv Lisa Fries, Abigail Cruttenden, Nicholas Farrell, Martin Kiefer, Mark Lewis Jones, Anjli Mohindra, Paul-Ernest Flanagan, Nick Wymer, Raphael Sowole, Ludwig Simon, Nellie Thalbach, Hannes Wegener, Aidan Hennessey, Tara Nome Doyle, Rainer Sellien, Helen Clyro, Nicholas Shaw, Richard Dillane, Robert Bathurst, Marcel Kowalewski, Antonije Stankovic, Marc Limpach, Oscar Hoppe, Domenico Fortunato, Stéphane Boucher, Leni Erceg, Margit Bendokat |
Länge | 123 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
München – Im Angesicht des Krieges – Handlung
Während Adolf Hitler den Einmarsch in die Tschechoslowakei plant, sucht die Regierung Neville Chamberlains (Jeremy Irons) händeringend nach einer friedlichen Lösung. Vor diesem Hintergrund reisen der britische Beamte Hugh Legat (George MacKay)und der deutsche Diplomat Paul von Hartmann (Jannis Niewöhner) nach München, um an einer Notfallkonferenz teilzunehmen. Mit dem Beginn der Verhandlungen werden die alten Freunde in eine politische Intrige mit ernstzunehmenden Konsequenzen verstrickt. Während die ganze Welt zuschaut, dreht sich alles um die Frage, ob der Krieg noch verhindert werden kann – und falls ja, zu welchem Preis.
Ein Meister des Historienthrillers überzeugt erneut
Schon mehrfach wurden Erfolgsromane von Robert Harris ebenso überzeugend filmisch adaptiert. Zuletzt heimste Roman Polanski mit Intrige sogar in Cannes den Preis für die beste Regiearbeit ein. Auch in München – Im Angesicht des Krieges widmet sich der Autor wieder einem kleinen, aber sehr bedeutenden Ereignis in der Geschichte des frühen 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht eine Konferenz in der titelgebenden deutschen Großstadt im Jahr 1938, bei der sich die Führungskräfte Frankreichs, Italien und eben auch Deutschlands und Englands mit den Gebietsansprüchen Hitlers auf Teile des Tschechoslowakischen Staatsgebiets beschäftigten.
In dieses Setting bettet Harris seine kleine Spionageerzählung ein, bei der ein einziges Dokument maßgeblich den Verlauf der Geschichte beeinflussen konnte. Das Thriller-Konstrukt funktioniert hierbei mit einfachen Mitteln sehr gut. So wird plausibel verdeutlicht, welche Brisanz in einem einzigen Schriftstück steckt. Angereichert wird die Spannung gekonnt mit typischen Elementen des Spionagethrillers, wie man sie nicht nur von zig John Le Carré Adaptionen kennt. Und auch, wenn sich Christian Schwochow hier bei der Inszenierung ausschließlich auf Altbewährtes verlässt, so ändert dies nichts daran, dass diese Standardformeln weiterhin genügen, um die Spannung hochzutreiben.
Ein Film-Hitler der wirklich beängstigen kann
Bevor auf die beiden zentralen Figuren einzugehen ist, sei an dieser Stelle direkt einmal lobend erwähnt, dass seit langer Zeit hier mal wieder ein Film-Hitler gezeigt wird, der weder zur Karikatur verkommt, noch nur schemenhaft im Hintergrund bleibt. Ulrich Matthes als Adolf Hitler in München – Im Angesicht des Krieges schafft es eine perfide Bedrohlichkeit auszustrahlen, dabei aber auch durchscheinen zu lassen, wie es diesem Machtmenschen gelingen konnte durch ein ganz spezielles Charisma die deutsche Bevölkerung in gewisser Weise zu faszinieren und manipulieren. Sein Gegenpart auf Seiten der Engländer, Neville Chamberlain, wird von Jeremy Irons gespielt, der routiniert das abliefert, was man von ihm erwartet. Er strahlt die Souveränität eines Landesherren aus und überzeugt doch in den Momenten in denen Menschlichkeit gefordert ist, durch seine inzwischen altehrwürdige, väterliche Ausstrahlung.
Neben Irons und Matthes, der aufgrund der Vergleichbarkeit mit zig Vorgängern in der Rolle schon positiv aus dem Cast hervorsticht, glänzen vor allem die beiden Protagonisten als entfremdete Freunde, die für ein hehres Ziel ihre Differenzen in den Hintergrund verdrängen müssen. George MacKay ist in diesem Paar der eher naive, aber auch besonnenere Teil, während Jannis Niewöhner immer wieder durch emotionale Ausbrüche seiner Figur einen Charakter verleiht, der zwar impulsiv ist, dadurch aber auch eher bereit ist, für eine größere Sache zu opfern. Nicht von ungefähr zählen die beiden noch recht jungen Darsteller jeweils zu den meist gefragten Nachwuchskünstlern in ihrer Heimat. Sowohl von MacKay als auch von Niewöhner geht eine Aura aus, die das Publikum binnen kurzer Zeit bannt. Selbst wem dieser Film womöglich zu routinemäßig und schematisch erzählt vorkommt, wird wahrscheinlich durch die starke Performance der Darstellenden dranbleiben.
Auch eine Geschichte von Freundschaft
Die Rahmenhandlung in München – Im Angesicht des Krieges ist der drohende zweite Weltkrieg und die Möglichkeit diesen zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Doch genauso geht es in diesem Historiendrama auch um die Hürden einer Freundschaft zwischen einem Engländer und einem Deutschen. Exemplarisch wird dadurch verdeutlicht, wie sehr Nationalismus und politische Ideologie persönliche Beziehungen unterminieren können. Der Film zieht einen Großteil seiner Spannung daraus, dass man nach der Entzweiung von Paul und Hugh erst nicht weiß, was genau zum Bruch geführt hat. War es tatsächlich nur die politische Differenz oder hatte es auch etwas mit der Liebe zutun? Der routiniert vorgetragene Diplomaten-Thriller erhält durch die Freundschafts-Komponente eine Nahbarkeit, die einen trotz aller Vorhersehbarkeit über die zweistündige Lauflänge mitfiebern lässt.
Unser Fazit zu München – Im Angesicht des Krieges
München – Im Angesicht des Krieges ist kein besonders origineller Film, aber handwerklich so gut umgesetzt, dass er trotzdem aus der Masse an mittelmäßigen Netflix-Projekten herausragt. Dazu trägt zwar auch die Inszenierung, die keinerlei Längen aufweist, ihren Teil bei. Aber wirklich fesseln kann der historische Thriller sein Publikum durch das herausragend besetzte und famos aufspielende Ensemble.
München – Im Angesicht des Krieges ist ab dem 21. Januar bei Netflix abrufbar!
Unsere Wertung:
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