In Disneys 36. Spielfilm muss sich die titelgebende Mulan als Mann ausgeben, um anstelle ihres gebrechlichen Vaters für das alte China gegen die einfallenden Hunnen zu kämpfen.
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Titel | Mulan |
Jahr | 1998 |
Land | United States of America |
Regie | Barry Cook |
Genres | Animation, Familie, Abenteuer |
Darsteller | Ming-Na Wen, Eddie Murphy, BD Wong, Miguel Ferrer, Harvey Fierstein, Freda Foh Shen, June Foray, James Hong, Miriam Margolyes, Pat Morita, Marni Nixon, Soon-Tek Oh, Donny Osmond, Lea Salonga, James Shigeta, George Takei, Jerry Tondo, Gedde Watanabe, Frank Welker, Matthew Wilder, Tom Amundsen, Arminae Austen, Mary Kay Bergman, Susan Boyd, Julianne Buescher, Steve Bulen, Corey Burton, Mitch Carter, Robert Clotworthy, David Cowgill, Sally Dworsky, Beth Fowler, Donald Fullilove, Elisa Gabrielli, Jack Gilpin, Sandie Hall, Richard Steven Horvitz, Linda Kerns, Matthew Labyorteaux, Conan Lee, Dana Lee, Edie Lehmann Boddicker, Luisa Leschin, Christina Ma, Susan McBride, Haunani Minn, Edie Mirman, Mark Moseley, Patrick Pinney, Peter Renaday, Maurita L. Thornburgh, John Walcutt, Claudette Wells |
Länge | 88 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload |
Die Legende von Mulan
Die Handlung des Films basiert (sehr lose) auf einem alten chinesischen Volksgedicht über eine Heldin namens Hua Mulan, die im fünften Jahrhundert nach Christus gelebt haben soll. Der Film ist allerdings letztlich eher eine westlich-amerikanische Fantasie vom alten China, den Traditionen und der alten Legende. So ist die Rezeption in China nicht unbedingt wohlwollend ausgefallen, zu amerikanisiert sei der Film.
Sechs Jahre später erfolgte mit Mulan 2 eine Direct-to-Video-Fortsetzung. Unlängst wurde auch bekannt, dass Disney an einer Realverfilmung arbeitet, die wohl im Jahre 2020 in den Kinos laufen soll.
Im Jahre 2009 erschien bereits mit Mulan – Legende einer Kriegerin (im Original Hua Mulan) eine von Disney unabhängige Realverfilmung der Legende. Diese unterscheidet sich dabei erheblich von Disneys Version.
Handlung der Disney-Variante
Zu Beginn des Films soll die naive und eigentlich nur nach Freiheit strebende Fa Mulan bei der Heiratsvermittlung vorstellig werden, um durch eine Verlobung Ehre für die Familie zu erbringen.
Zur gleichen Zeit fallen die Hunnen in China ein und bedrohen Volk und Kaiser. Dieser ordnet an, dass jede Familie einen Mann für die Armee des Kaisers abstellen muss. So auch die Fa Familie, bei der Mulans älterer Vater als einziger Mann in der Familie den Dienst annehmen muss, obwohl er durch eine frühere Kriegsverletzung sehr gebrechlich geworden ist.
Nach dem misslungenen Auftritt bei der Heiratsvermittlung beschließt Mulan, sich anstelle ihres Vaters bei der Armee zu melden. So stiehlt sie dessen Meldebrief, Rüstung und Pferd und reitet nachts davon.
Bei der Armee gibt sie sich als ihres Vaters Sohn Ping aus und muss dort zunächst ein Trainingslager bestreiten, bevor sie tatsächlich in den Kampf gegen die Hunnen zieht.
Unterstützung bekommt sie vom kleinen Drachen Mushu, der (mehr oder weniger) von den Ahnen der Familie als Beschützer gesandt wird, und von einer kleinen Grille, die angeblich Glück bringen soll.
Mulan zwischen den Fronten
Mulan stellt schnell fest, dass sie in das für sie gewünschte traditionelle Frauenbild nicht reinpasst. Im ersten Song erfahren wir, dass es die größte und wohl einzige Ehre ist, einen guten Mann zu heiraten und diesem möglichst einen Sohn zu gebären. Damit verbunden sind freilich bestimmte Schönheitsideale und Verhaltensregeln. Der potenzielle Ehrenverlust der Familie sorgt dabei für den notwendigen Anreiz und Zwang. Für das Streben nach Freiheit oder Abenteuerlust ist dabei weder Zeit noch Raum.
Alsbald muss Mulan bzw. später Mulan als Ping schnell feststellen, dass sie auch als junger Mann kein gutes Bild abgibt. So performt sie in den ersten Momenten als Mann genauso unbeholfen wie als Frau bei der Heiratsvermittlerin. Im Song Reflection wird deutlich, dass die Titelheldin wohl selbst noch nicht so ganz weiß, wer sie denn nun eigentlich sein will und soll.
Mulans überspitzte Darstellung von beiden Geschlechtern bieten natürlich viel Raum für Humor und auch Anspielungen, die gerade auch eher an die älteren Zuschauer adressiert sind – etwa das “männliche und lange” Schwert als Phallusobjekt, mit dem Mulan zunächst noch nicht umgehen kann.
Im Laufe des Films wird natürlich immer wieder mit den Geschlechterrollen gespielt und munter getauscht – sei es das immer wiederkehrende Cross-Dressing, die Heiratsvermittlerin, welche sich mit Tinte einen Bart malt und auch sonst gerade als Heiratsvermittlerin jenem so zwanghaft geforderten Schönheitsideal so gar nicht entspricht, oder auch gegen Ende das erneute Spielen des Songs Sei ein Mann/Be a man in einem anderen Kontext.
Mushu
Wie so oft in Disney-Filmen ist auch hier Mushu als Sidekick der heimliche Star des Films. Der rote Drache in Größe einer Eidechse sorgt dabei nicht nur für eine ordentliche Portion Humor und flotten Sprüchen, sondern ist auch eine recht interessante Erscheinung.
Mushu interagiert zunächst sowohl mit Mulans toten Ahnen als auch mit Mulan selbst. Darüber hinaus fungiert er auch als Vermittler zwischen Mensch und Tier. So kann Mulan zwar problemlos mit Mushu, einem Drachen, kommunizieren, doch wenn die Grille oder Mulans Pferd Laute von sich geben, verstehen Mulan und wir Zuschauer zunächst nichts. Dank Kommentaren von Mushu, der auf diese Laute Bezug nimmt, verstehen wir diese erst. Dies bietet natürlich Potenzial für so manche Gags.
Der oder die Drache?
Der Drache in Miniaturausgabe bewegt sich allerdings nicht nur zwischen den Lebenden und den Toten sowie Mensch und Tier, sondern auch zwischen den Geschlechtern. Während Mushu zunächst ohne ausdrücklich zugewiesenes anatomisches Geschlecht daherkommt und lediglich die Synchronisation durch männliche Sprecher ein männliches Geschlecht nahelegt, “bedient” der kleine Drache in seinem Auftreten beide Geschlechterrollen. So nimmt er bspw. in einer Sequenz eine überzogen dargestellte Form der Mutterrolle ein, als er – mit einer rosanen Schürze bekleidet – Mulan aus einer Schale füttert, in welcher er das Essen zu einem Smiley angeordnet hat. Danach stellt er mit Tränen im Augenwinkel fest, wie groß Mulan geworden sei.
Erwähnenswert und in diesem Sinne auch wirklich gut inszeniert ist dabei der erste Auftritt des Drachen. Während Mulan gerade erste, alles andere als gelungene, Gehversuche als Mann unternimmt und die männlich konnotierten Attribute in Erinnerung ruft, präsentiert sich Mushu höchst dramatisch als Schatten an einer Felswand. Durch das Licht eines Feuers wirkt er dort riesengroß, bedrohlich und mächtig – eben jene Attribute, die Mulan gerade zu performen versucht. Schnell stellt er sich dann aber als kleine, wenig furchteinflössende Figur heraus, die sofort vom Pferd zertrampelt wird. Nicht nur einmal wird er seiner vermeintlichen Männlichkeit beraubt und Witze über seine Größe gemacht.
Progressiv oder konservativ?
Da es sich hierbei um einen Disneyfilm handelt, ist eine Spoilerwarnung wohl eigentlich überflüssig. Dennoch sei gesagt, dass in diesem Abschnitt das Ende des Films vorweg genommen wird.
Bei allem Rollentausch und Cross-Dressing im Film ist es aber letztlich doch mit Mushu ein Fantasiewesen ohne ausdrücklich zugewiesenes Geschlecht, das sich noch am Freiesten zwischen den geschlechtertypischen Verhalten und den Grenzen bewegen darf. Zu viel Ausbruch aus den Geschlechterrollen darf dann doch nicht sein, die restlichen Figuren werden wieder eingefangen.
Ein wenig verwirrend scheint noch der Umstand, dass in der Verführungsszene gegen Ende lediglich die drei Männer in Frauenkostümen die Wachen ablenken. Die eigentliche Frau, Mulan, nimmt an der Verführung der Wachen nicht teil. Da wäre die Titelheldin wohl ein schlechtes Vorbild für die kleinen Kinder, während Männern in Frauenkleidern diese Handlung erlaubt wird. Dabei scheint nebensächlich, dass die “Frauen” lediglich die Wachen ablenken dürfen, während natürlich nur der männliche Hauptmann zum Kaiser und Endboss vordringen darf (auch wenn er dort scheitert). Mulan hat in dieser Szene eigentlich keine Funktion, außer eine Idee zu geben, die von Männern umgesetzt wird.
Während Mulan im Finale des Films, nach dem Auffliegen der Tarnung, zum ersten Mal ohne Maskerade oder Täuschung agieren kann und nur sie selbst ist, hält ihre nun gewonnene Freiheit und Unabhängigkeit nicht lange an.
Letztlich kehrt Mulan lieber zur Familie zurück, entgegen des Angebotes des Kaisers, als dessen Beraterin zu fungieren. Dort angekommen, dauert es keine fünf Minuten bis Verehrer Li Shang, der hier aus Disneysicht die Figur des Prinzen einnimmt, vor der Tür steht und von Mulans Großmutter gebeten wird, für immer zu bleiben. Unterm Strich ist es dann doch das Wichtigste, dass Mulan einen Mann gefunden hat. Die persönlichen Errungenschaften und Verdienste für das Volk und den Kaiser finden keine Beachtung, die geschenkte Medaille des Kaisers wird weggeworfen.
Form & Kritik
Die Optik des Zeichentrickfilms ist auch heute noch wunderbar anzusehen. Die Zeichnungen sind gewohnt liebevoll gestaltet und versprühen in Verbindung mit den Songs die so oft beschriebene Disney-Magie. Die Musik von Jerry Goldsmith präsentiert sich sehr angenehm und ausgewogen. Dazu kann sie mit Sei ein Mann bzw. Be A Man wohl einen der beliebtesten Disney-Songs aufweisen.
Dank Sidekick Mushu und dem Geschlechterwahnsinn sind einige Lacher garantiert. Doch neben den ein oder anderen Slapstickeinlagen ist es hier gerade die wirklich gut getroffene Balance aus heiteren und ernsten Tönen, die den Film so mitnehmend, rund und auch so kurzweilig werden lässt.
So ist es auch gerade der Gestaltung der Bösewichte bzw. der Hunnen zu verdanken, dass der Film zeitweise gar düster daherkommt und eine ernstzunehmende Bedrohung gezeigt werden kann.
Daher kann festgestellt werden, dass Mulan unterm Strich für Kinder und Erwachsene einen großen Spaß darstellen kann und auch in meiner Kindheit ein gern gesehener Film war. Für Kinder bietet er zudem eine wohl ganz gut gemeinte Message, die beim näheren Betrachten allerdings eher beim Vorsatz bleibt.
Fazit
Mulan ist für mich als einer der gelungeneren Disney-Filme wohl einer der persönlichen Lieblinge des Genres. Der enorm kurzweilige Spaß ist dabei für Klein und Groß zu empfehlen.
Zum Abschluss sei noch gesagt, dass der Film zwar ohne Altersbeschränkung freigegeben ist, doch für die allerkleinsten Zuschauer ein wenig zu düster sein dürfte.
Unsere Wertung:
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