Filmische Umsetzungen von Comicbuch-Vorlagen gibt es reichlich, nicht zuletzt dank des Marvel Cinematic Universe. Oft wird das Geschehen dabei als Realfilm auf die Leinwand gebracht. Bei Mutafukaz handelt es sich allerdings um einen waschechten Animationsfilm. Kann sich der Film gegen die weltberühmte Konkurrenz durchsetzen? Oder findet er zumindest eine eigene Nische, in der er begeistern kann? Das und mehr klären wir in unserer Rezension.
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Titel | Mutafukaz |
Jahr | 2018 |
Land | France |
Regie | Guillaume Renard |
Genres | Science Fiction, Animation, Action, Krimi, Komödie |
Darsteller | Orelsan, Gringe, Redouanne Harjane, Féodor Atkine, Kelly Marot, Julien Kramer, Emmanuel Karsen, Gilbert Levy, Jérémie Covillault, Alain Dorval, Frantz Confiac, Edgar Givry, Pauline Moingeon Vallès, Fouzia Youssef, Guillaume Renard |
Länge | 90 Minuten |
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Wer steckt dahinter?
Im Jahr 2006 hat der französische Zeichner und Illustrator Run, mit bürgerlichem Namen Guillaume Renard, den ersten Band von Mutafukaz veröffentlicht. Die mittlerweile auf sechs Bände angewachsene Comicserie erfreut sich besonders in Frankreich großer Beliebtheit.
Über zehn Jahre später tat sich eben jener Run mit dem japanischen Animationsstudio Studio 4°C zusammen, um sein Werk zu verfilmen. In unseren Breiten ist Studio 4°C am ehesten für die Inszenierung einiger Folgen der Sci-Fi-Anthologie Animatrix bekannt. Der engagierte Co-Regisseur Shôjirô Nishimi hat sich unter anderem durch seine Mitarbeit am Animationsmeisterwerk Akira einen klangvollen Namen erarbeitet.
Überzeugt diese recht ungewöhnliche französisch-japanische Kooperation? Oder muss sich Run in die lange Liste der Kreativen einreihen, die bei der Verfilmung ihrer Werke gescheitert sind?
Worum geht’s in Mutafukaz?
Wir befinden uns in Dark Meat City. Einer Megametropole, in der rivalisierende Gangs ihr Unwesen treiben. Dort lebt Angelino, seines Zeichens ein schmächtig-gebauter Pizzabote mit kugelrundem schwarzem Kopf und großen weißen Augen. Er versucht keine große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und lebt mit seinem besten Freund Vince in den Tag hinein. Dieser ist ebenso schmächtig, hat aber einen Skelettschädel an Stelle des Kopfes und eine lodernde Flamme über ebenjenem. Dieses scheinbare Idyll wird an dem Tag gestört, an dem düstere Anzugträger in das Leben der beiden treten und ihnen nach selbigem zu trachten scheinen. Als dann noch eine vermeintliche Spezialeinheit der Polizei auftaucht, eskaliert die Lage komplett und Dark Meat City wird Schauplatz einer irrwitzigen Jagd.
Inszenatorische Klasse
Der Zeichen- und Animationsstil von Mutafukaz ist eine Mischung aus Comic- und Animelook. Kindlich aussehende Charaktere mit unnatürlich großen Augen treffen auf realistisch gezeichnete Gang-Mitglieder mit einem starken Grand Theft Auto-Vibe. Etwas abgehakt animierte und leicht überdrehte Mimik und Gestik vereint sich mit trockener und überraschend hart inszenierter Gewalt. In den dynamischen Actionsequenzen wird alles an filmischen Stilmitteln genutzt, was in einem Animationsfilm Platz findet. Beispielsweise sorgt der eine oder andere geschickt eingeflochtene Perspektivenwechsel für Aha-Momente.
Auch Dark Meat City selbst weist Elemente aus beiden Kulturkreisen auf. Visuell irgendwo zwischen asiatischer Megametropole und amerikanischem Ghetto balancierend, spannt Mutafukaz eine unheimlich faszinierende Welt auf. Knallharte Gangs, verschrobene Charaktere, global anmutende Verschwörungen und auch Aliens füllen die knapp bemessenen 93 Minuten mehr als aus. Ist bei dieser Masse an optischer Wucht überhaupt noch Platz für eine packende Story?
Wirkt die Story?
Um die Frage aus dem vorangehenden Kapitel direkt und ohne Umschweife zu beantworten: Nein! Die beiden Protagonisten werden von geheimnisvollen Fremden gejagt, deren Motivation anfangs völlig unklar ist. Abseits der Auflösung dieses Rätsels hat die Story aber leider nicht viel zu bieten. Dafür hat man als geneigter Filmfan die einzelnen Plot-Parts einfach schon zu oft gesehen. Neben dem coolen Flow, den die Optik und auch die großartige Akustik übertragen, tritt die Geschichte jedoch vollkommen in den Hintergrund. Sie verkommt zum reinen Selbstzweck, um Runs Vision von der Welt zu transportieren.
Mutafukaz wirkt damit unweigerlich wie eine überlange Einleitung. Als die Credits zu laufen beginnen, bleibt dadurch ein flaues Gefühl im Magen. Denn man möchte mehr von dieser faszinierenden Welt und ihren Bewohnern sehen.
Mein Fazit zu Mutafukaz
Mutafukaz ist ein Fest für Augen und Ohren. Sei es der eigenwillige aber konsequente Animationsstil oder das fantastische Worldbuilding mit unzähligen popkulturellen Verweisen. Oder auch der treibende Soundtrack des französischen DJs The Toxic Avenger. Leider vergisst das französisch-japanische Regieduo bei all diesem Sinnesrausch eine kohärente und spannende Geschichte zu erzählen. Dennoch schafft es der Film, dass man über diesen normalerweise eklatanten Makel hinwegsieht und sich eineinhalb Stunden in eine spannend ausstaffierte und unwiderstehlich inszenierte Welt fallen lässt.
Mutafukaz ist seit dem 14. März 2019 auf Blu-ray, DVD und digital verfügbar.
Unsere Wertung:
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