Wer in den letzten Tagen Netflix nach Kriegsdramen durchsucht hat, könnte über den norwegischen Narvik gestolpert sein. Der Film erzählt nach eigenen Angaben die Geschichte von „Hitlers erster großer Niederlage“ und zeigt mit der namensgebenden norwegischen Küstenstadt ein relativ unverbrauchtes Setting im Genre. Ob sich der Film lohnt, erfahrt ihr in dieser Review.
Titel | Narvik |
Jahr | 2022 |
Land | Norway |
Regie | Erik Skjoldbjærg |
Genres | Kriegsfilm, Drama, Historie, Action |
Darsteller | Kristine Cornelie M. Hartgen, Carl Martin Eggesbø, Christoph Gelfert Mathiesen, Henrik Mestad, Mathilde Holtedahl Cuhra, Stig Henrik Hoff, Kari Bremnes, Christoph Bach, Billy Campbell, Holger Handtke, Magnus Dugdale, Edvard Lie Aalstad, Øyvind Trøite, Torfinn Nag, Isak Bakli Aglen, Emil Johnsen, Ole Christopher Holth, Phénix Brossard, Carsten Brocker, Johannes Kurt Schultz, Benjamin Noble, Øyvind Mørk, Leif Arno Hofheinz, Niels Lian Mildes, Gøran Lian Mildes, Bjørn Iversen, Anders Wang, Tom Espen Pedersen, Roy Boquist Hestdahl, Jørn Magnus Karlsen, Lars Oddmund Sandvik, Morten Skillingstad Larsen, Jon Egil Ramslie, Dennis Vareide |
Länge | 109 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Worum geht’s in Narvik?
Im Jahr 1940 tobt der Zweite Weltkrieg bereits seit einem Jahr. Der junge Soldat Gunnar kehrt nach langer Abwesenheit mit seinem Bataillon in seine Heimatstadt Narvik an der norwegischen Küste zurück, wo ihnen eine kurze Auszeit gewährt wird. Dort leben auch Gunnars Frau Ingrid sowie sein kleiner Sohn und sein Vater. Doch das Familienidyll währt nur kurz. Schon am nächsten Tag marschieren deutsche Soldaten in das Küstenstädtchen ein. Der Grund: Narviks eisfreier Hafen und die Nähe zu natürlichen Erzvorkommen sind essentiell für den Krieg und schon seit einiger Zeit Ziel der Nazis wie auch der Engländer.
Nun haben die Deutschen also den entscheidenden ersten Schritt gemacht und stürzen die Stadt und ihre Bewohner ins Chaos, wobei Gunnar von seiner Familie getrennt wird. Während er und seine Kameraden verzweifelt versuchen, die Nazis zurückzuschlagen, sieht sich Ingrid mit den Grauen der Besatzung konfrontiert und muss folgenschwere Entscheidungen treffen, wenn sie sich und ihre kleine Familie beschützen will.
Schwaches Drehbuch
Wie man es sich bei einer solchen Geschichte sicherlich denken kann, kommt bei einer solchen Geschichte natürlich auch der Patriotismus nicht zu kurz. Von appellierenden Reden über die Stärke und Verbundenheit der Norweger hin zu den schwerwiegenden (aber selbstverständlich moralisch richtigen) Entscheidungen und Opfern fürs Vaterland ist wirklich alles dabei. Narvik übertreibt es damit nicht, der Film betreibt definitiv keine Propaganda. Diese Elemente schwingen aber immer wieder mit, was durchaus negativ auffallen kann. Klar, man hat mit den Nazis auch dankbare Antagonisten gewählt, bei denen man ihre Boshaftigkeit nicht weiter erklären oder hinterfragen muss. Dass aber jede norwegische Figur dagegen allein wegen ihrer Nationalität immer das Richtige tut, ist einfach schwach geschrieben.
Schwach geschrieben trifft es eigentlich generell ganz gut: Die Handlung ist gerade so unterhaltsam genug, dass man nicht davon genervt ist. Allerdings verläuft sie auch stets auf geregelten Bahnen und wird dadurch öfter mal vorhersehbar. Das sorgt dafür, dass die wenigen Momente, in denen sich Emotionen hätten rühren können, enorm an Wirkung verlieren. Man hat sie einfach schon lange kommen sehen.
Detailtreue
Schauspielerisch reißt keiner der Darsteller in Narvik Bäume aus. Der auf der Leinwand bisher relativ unerfahrene Cast leistet sich keine groben Schnitzer oder dergleichen, sorgt aber auch nicht gerade für Gänsehaut. Wie so vieles im Film ist auch das Schauspiel einfach „okay“. Was man dem Film allerdings zugutehalten kann, ist seine Authentizität in der Darstellung der Sprachen. Im Originalton wird sowohl Norwegisch als auch Deutsch und Englisch gesprochen und keine der Sprachen fühlt sich aufgesetzt oder schlecht imitiert an, wie es (besonders bei Deutsch) häufiger mal der Fall ist.
Solide Inszenierung
Hinsichtlich der Effekte ist Narvik ebenfalls nicht sonderlich auffällig. Die gelegentlichen Kriegsszenen sind glaubwürdig, aber nicht herausragend inszeniert. Der Film übertreibt es ab und an mit dem CGI, sieht dabei aber nicht unbedingt billig aus. Die Kostüme sitzen, die Waffen haben einen angenehmen Wumms und die Explosionen vermitteln die nötige Zerstörungskraft. Auffällig war nur eine Szene, in der es bei einem Feuergefecht in einer Höhle so aussah, als würden die Kugeln blaue Lichtstreifen hinter sich herziehen. Ob gewollt oder nicht, für mich kam dabei unerwartete Star-Wars-Atmosphäre auf, die aber eher für einen ungläubigen Lacher gesorgt hat als für visuelle Begeisterung.
Einziger (wortwörtlicher) Lichtblick in der Inszenierung ist die Beleuchtung. Die Lichtsetzung sieht teilweise wirklich toll aus. Beispielsweise, wenn sich die Bewohner des Dorfs in einem Bombenschutzkeller verschanzen Müssen und dieser in ein unheilvolles Rot getaucht ist. Solche Szenen kann man leider an einer Hand abzählen. Sie lassen aber durchscheinen, was Narvik hätte sein können, wenn man nicht dermaßen auf Nummer Sicher gegangen wäre.
Fazit zu Narvik
Das norwegische Weltkriegsdrama Narvik ist von vorne bis hinten die Definition von „okay“. Der Film leistet absolut nichts, was auch nur annähernd hängen bleibt, allerdings aber auch keine groben Schnitzer. Handlung, Schauspiel, Effekte und alles weitere sind schlicht durchschnittlich, aber auch nichts, woran man sich stören müsste. Allerdings sind es gerade diese Filme, bei denen man sich im Nachhinein einfach leer fühlt. Man kann nichts feiern, über nichts nachdenken, sich über nichts ärgern. Letzteres zumindest höchstens über die knapp zwei Stunden, die man gehaltvoller hätte verbringen können.
Narvik ist seit dem 23. Januar 2023 auf Netflix verfügbar.
Unsere Wertung:
© Netflix