Alpträume sind der alltägliche Horror, der uns jede Nacht im Schlaf ereilen kann. Der norwegische Film Nightmare zeigt uns diesen Horror und seinen Verursacher: einen mythischen Dämon.
Titel | Nightmare |
Jahr | 2021 |
Land | |
Regie | Adam Jordan |
Genres | |
Darsteller | |
Länge | 2 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Handlung von Nightmare
Das junge Paar Mona und Robby ist glücklich. Gemeinsam ziehen die beiden in eine geräumige Altbauwohnung ein, die sie sich zu einem günstigen Preis sichern konnten. Nur die Nachbarschaft ist mit einem ständig streitenden Paar und einem schreienden Baby eher anstrengend.
Als eigentliches Problem entpuppt sich mit der Zeit Monas Schlafverhalten. Ständig wiederkehrende, intensive Alpträume halten sie mehr und mehr wach. Als sie auch noch ungeplant schwanger wird, steigt der Druck auf die junge Frau immer weiter.
Erst der Schlafforscher Aksel kann ihr helfen, den Wahnsinn hinter ihren Träume besser zu verstehen und wie sie diese selbst kontrollieren kann. Denn ein mythischer Dämon, der Nachtmahr scheint hinter allem zu stecken und auf ihr ungeborenes Kind aus zu sein.
Nightmare on…which street?
Kein anderer Film hat das Thema Alpträume als Horrorerfahrung so geprägt wie Nightmare on Elm Street (1984). Dass Menschen in ihren Träumen einem psychopathischen Killer schutzlos ausgeliefert sind, war eine schlichtweg geniale Prämisse, zu der Regisseur Wes Craven aufgrund eines Zeitungsberichts inspiriert wurde.
Abseits von Freddy Krüger existiert in der nordischen Mythologie und Folklore aber schon ein Schrecken der Träume, der Nachtmahr, ein geisterhafter Dämon, der sich auf die Brust der Schlafenden setzt und ihnen die Luft zum Atmen raubt. Was so bildlich veranschaulicht wird, ist eigentlich das Phänomen der Schlafparalyse. Die Betroffenen sind quasi wach, aber vollkommen bewegungslos und müssen oft alptraumhafte Bilder regungslos über sich ergehen lassen.
Genau dieses Grauen der Schlafparalyse verwendet Kjersti Helen Rasmussen auch für ihren Horrorfilm und setzt den Nachtmahr als allegorische Gestalt ein, die Mona plagt. Denn der erdrückende Nachtmahr ist hier das Sinnbild für den Zustand der jungen Frau, die in ein gekauftes Apartment zieht, das sie nie wollte, mit einem Mann, der von ihr in Zukunft Kinder erwartet.
Diese soziale Fesselung, das Ausgeliefertsein an (gesellschaftliche) Erwartungen, gibt Nightmare durchaus mehr Fleisch als der gewöhnliche 08/15-Gruselhorrorfilm.
Skandinavischer Slow-Burner oder einfach langatmig?
Mit seiner Traumthematik bedient Nightmare eigentlich ein dankbares und klar umrissenes Thema. Gleichzeitig ist der Film aber bewusst langsam und lange Zeit verworren erzählt. Auch weil Rasmussen sich spürbar in den verschiedenen Phänomenen rund um das Thema Träumen verzettelt. In der Inszenierung von Monas nächtlichen Horrorerlebnissen vermischen sich Alpträume mit luziden Träumen und der Schlafparalyse. Diese Unklarheit, worauf der Film eigentlich hinaus will, wäre noch zu verschmerzen, würden zumindest die klassischen Horrortugenden stimmen.
Das meist nur schwach beleuchtete Apartment, das einen zusammen mit der Thematik noch sehr wohlwollend an Rosemary’s Baby erinnern könnte, gibt grundsätzlich ein gutes Setting ab. Die Stimmung ist ebenso wie das Leiden von Mona bedrückend, auch weil Außenszenen rar sind und sich erst später sinnvoll ergeben. Diese Kälte kann wohl das skandinavische Kino wie kein zweites, aber es fehlen die klassischen Höhepunkte, in denen ein Schockmoment gesetzt wird und sich die unheimliche Atmosphäre schlagartig über das Publikum ergießt.
Dass Monas Freund Robby Teil des Problems ist, wird einem zudem penetrant auf die Nase gebunden. Viel schlimmer ist aber, dass er Mona in ihren Träumen mit nacktem Oberkörper und zurückgegelten Haaren begegnet, was tatsächlich gruselig gemeint sein soll. Beide Hauptdarsteller:innen sind als junges Paar absolut sympathisch, reißen aber gerade in diesem Zusammenhang auch keine Bäume aus.
Unser Fazit zu Nightmare (2022)
Der norwegische Horrorfilm Nightmare bietet grundsätzlich eine spannende Adaption der skandinavischen Nachtmahr-Sage, die Regisseurin Kjersti Helen Rasmussen als bedrückend schleichenden Apartment-Horrorfilm inszeniert.
Trotz der unheilvollen Stimmung, die aus dem stetigen Halbdunkel der Wohnung entspringt, sind echte Schock- und Gruselmomente aber rar gesät. Die durchaus interessante Allegorie um eine junge Frau, gefangen zwischen Pflichten und Ängsten, verzettelt sich dabei auf Strecke zunehmend, weil die spannenden Phänomene wie Schlafparalyse, Alpträume und luzides Träumen wild durcheinandergewürfelt werden.
Nightmare erscheint am 27. Juni als Mediabook und on demand über Pierrot Le Fou.
Unsere Wertung:
© Pierrot Le Fou