(2024) 6.60
Länge: 02h 13min
Genres: Horror
Creator: Robert Eggers
User-Wertung
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2 Merklisten
Eine Geschichte über die Besessenheit zwischen einer gequälten jungen Frau und dem furchteinflößenden Vampir, der in sie vernarrt ist und unbeschreiblichen Schrecken hinterlässt.
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Ellen Hutter
Thomas Hutter
Count Orlok
Friedrich Harding
Prof. Albin Eberhart von Franz
Anna Harding
Dr. Wilhelm Sievers
Herr Knock
Clara
Louise
Head Nurse
Hartmann
First Clerk
Second Clerk
Innkeeper
Innkeeper's Mother-in-Law
Vampire Hunter
Virgin on Horseback
Old Roma Woman
Orthodox Novice
Orthodox Schema Nun
Orthodox Priest
Captain Yusou
First Mate
Vomiting Sailor
First Deck Hand
Second Deck Hand
Sailor
Hospital Orderly / Raving Maniac
Hospital Nurse
Hospital Porter
Dockhand
Drunkhard
Clara (voice)
Louise (voice)
Regisseur: Robert Eggers
Creator: Jeff Robinov, John Graham, Chris Columbus, Eleanor Columbus, Robert Eggers
Land: United States of America, United Kingdom, Hungary, Czech Republic
Originaltitel: Nosferatu
Studios: Focus Features, Studio 8, Maiden Voyage Pictures, Birch Hill Road Entertainment
Kein "Schwach", eher ein "Schade"; Nosferatu bietet soliden Blockbuster-Grusel im Gewand eines Kunstfilms. Wirklich schaurig ist er dabei nicht und kratzt immer haarscharf an der unfreiwilligen Komik, fängt sich aber zumeist wieder. Hübsch anzusehen ist er allemal, auch der gut aufgelegte Cast ist stets bemüht und Eggers‘ Gespür für Sprache erweckt so manchen in der Theorie staubigen Dialog zum Leben. Nach einem Jahr, in dem Horrorfilme aussahen wie Speak No Evil oder Abigail, kann dieser Film somit ohne Weiteres als Positivbeispiel gewertet werden. Enttäuscht wird wohl nur, wer sich anhand der Vorschusslorbeeren und der Historie des Regisseurs auf etwas Exorbitantes freute.
loxliki05
16.01.2025Robert Eggers ist die glorreiche Dreifaltigkeit gelungen. Sein Erstlingswerk The Witch war ein sich der Perfektion annäherndes Horror-Märchen als Antithese zum modernen Schauerkino. Vier Jahre später folgte die greifbare filmische Perfektionierung innerhalb eines Leuchtturmes voller Körperflüssigkeiten, bizarrer Surrealitäten und immersiver Fiebertraumdarbietungen und mit The Northmen gelang es die erste Mainstream-Annäherung auf Kosten der Überwältigung. Sein Vikinger-Epos war immer noch schlichtweg gelungen, visuell erneut hinreißend, beeindruckend gespielt und wurde immer wieder durch nicht massentaugliche, umso beeindruckendere und intensivere, Szenen gebrochen, man merkte jedoch den sich entwickelnden qualitativen Bruch. Eggers tut das hohe Budget nicht gut, obwohl seiner Arbeit und seinem Herzblut jeder Cent vergönnt sei. Was Eggers für filmische Meilensteine und Kuriositäten dem modernen Kinomarkt entgegenwarf, ist ein großer Segen, auch wenn Nosferatu von dem Fluch des Mainstreams mit gedämpften Schrittes leider allmählich eingeholt wird.
Nosferatu verbleibt nun Pro- und Regress zugleich. Verbessert hat sich das Handwerk, die nahezu perfekte Kamera, das Gespür für Ausleuchtung, Atmosphäre und Detailreichtum im Szenenbild und der Szenenkomposition, verschlechtert seine konventionell anmutende Art, den Horror zu inszenieren, das Aufdröseln auf zu viele Plotebenen und den einhergehenden Einsatz zu vieler Figuren. 10 Jahre sind in die Ausarbeitung des Herzensprojektes von Robert Eggers geflossen, der sich mutmaßlich der Perfektion anbiedern wollte - und das spürt man in jeder Szene. Das Herzblut, die Leidenschaft zum Filmemachen und das Vertrauen in den teils alteingesessenen Cast sind wie zu jüngsten Tagen seiner Filmkarriere vorhanden - nur geht diese Rechnung mit dem Untoten nicht auf.
Nosferatu ist nun nur noch klassisches Schauerkino das sich nach technischer Perfektion sehnt, jedoch so extravagant geschnitten, kaschiert, inszeniert und von Szene zu Szene transformiert ist, dass Eggers redundant der Gleichförmigkeit verkommt. Sein Horror war selten substanzloser, eindimensionaler, irrelevanter und sich der breiten Masse anbiedernder. Immer wieder brillieren Szenen durch Schattenspielereien, langsam aufgebaute Szenarien in Schlössern, Dörfern oder Wäldern, die an alte Stärken erinnern, doch von der großen Faszination der ersten 35 Minuten findet Eggers nur noch wenig brauchbares in den folgenden. Nosferatu ist Eggers gängigster, zugänglichster und konventionellster Film. Szenenbild, Setanlagen und Darstellerleistungen, die sich alter Theatertage sehnen, demonstrieren anderes, jedoch springt Eggers durchgehend so durch die Szenen, Plotpunkte und Figurenkonstellationen, das von dem damaligen Tempo, der damaligen Dramaturgie der Szenen endgültig nichts mehr vorzufinden ist. Inhaltlich tappt Eggers damit in keine großen Fallen, jedoch nimmt sich jener Regisseur zu viel an Figuren und Inhalten vor, das wesentliche Bausteine lediglich zu reinem Beiwerk verkommen. Er schafft mit seinem kurzen Einblenden der Demeterfahrt zwar mehr Atmosphäre und Stärke im Horror, als es der neuste Film des letzten Jahres innerhalb von zwei Stunden geschafft hat, jedoch fällt die Reise als Mutprobe und Geldbeschaffungsquelle zu Graf Orloks Schauer-Schloss, die schon immer zu den interessantesten Stellen der Handlung gehörte, nahezu komplett an Eggers Nosferatu hinunter.
Eggers verschreibt sich in dieser Form einer Handlung, in der ihm die Höhepunkte ausgehen. Seine Aktstruktur liegt dabei stets angenehm auf den Inhalten der Vorlage, aufgedröselt und ausinszeniert wäre weniger jedoch mehr gewesen. Nosferatu wirft mit zu vielen Themen und Figuren um sich, sodass eine Emma Corrin, ein Aaron Taylor-Johnson und ein wiedermal hervorragend aufspielender Ralph Ineson als Stichwortgeber fungieren, ohne der Handlung jedoch nötigen Schliff und emotionale Bandbreite zu attestieren. Sowohl Johnson und Corrin merkt man fantastisches Schauspiel und Theaterfreude an, die mit Herz in ihren Rollen aufgehen, gebraucht hätte es jene jedoch nicht. Es wird auf einen emotionalen Schlag hinausgearbeitet, der gar nicht richtig gelingen kann. In dieser Zeit befangen, inszeniert Eggers auch immer wieder zu Stilsicher, klinisch sauber und distanziert vor den Figuren her, während jene in Wisborg mit der Pest und einer sich der Tod anbandelnden Ortschaft zu kämpfen haben. Eggers könnte man in der Retrospektive eine Auseinandersetzung mit der Pest als Nebenschauplatz in dem vernebelten Deutschland, welches in seinem Film eher wie ein verruchtes London wirkt, zutrauen. Schon immer ist es ihm gelungen, nah bei den Figuren zu bleiben, die Reise mit ihnen zu bestreiten und im emotionalen Kern mitfühlende Figuren zu erzeugen, die mit seinem äußerst stilprägenden Erzähl- und Inszenierungsweg Hand in Hand gehen. Nosferatu schafft diese Kooperation keinesfalls. Die Darsteller und Figuren sind nur noch der Inszenierung unterwürfig.
Das Geschehen sieht dabei immer wieder wundervoll eingefangen aus, technisch perfekt und ist zermürbend stimmungsvoll, fast wie eine echt wirkende Version des Burton-Gothics, jedoch gelingt dies aufgrund der Figurenlage nur noch so gut, wie es sein muss und nicht wie es sein könnte. Ein Nicholas Hoult geht dabei in seiner Rolle fantastisch auf, trumpft erneut auf, während ein Willem Dafoe nötige Substanz und angenehmen Humor in einer ausgereiften Nebenrolle perfekt unterbringt und ein Bill Skarsgård kaum wiedererkennbar in vollster ES-Manier mit seiner tiefen Stimme und beeindruckenden Optik Gänsehaut durch den ganzen Saal fegt - sein Nosferatu ist eine feinfühlige Auseinandersetzung mit dem Horror in Person, der die Menschen jagt und heimsucht. Nur schlägt sich in diesem Gewand des Adelsschauspiels eine unerfahrene Lily-Rose Depp wahrlich schlecht. Auch Eggers entlockt ihr gute Momente, jedoch wird sie von links und rechts immer wieder an die Wand gespielt, während sie jedoch mit großen Gestikulationen, aufgerissenen Augen, Zitteranfällen oder schnellen Bewegungen die Show stehlen möchte. Eggers gibt ihr die Bühne, ihr das Vertrauen und das gelingt nicht, bestenfalls unglaubwürdig und der Qualitäten des Filmes nicht gerecht werdend. Beteiligte, die nichtssagend mit einer Rose Depp das Bild teilen, liefern durch subtiles, wie angemessenes Schauspiel mehr Glaubwürdigkeit, als sie es in einer Szene schafft zu übertragen. Was Eggers sich dabei gedacht hat, eine Anya Taylor Joy mit ihr auszutauschen, bleibt fraglich.
Auch der Einsatz so mancher Jumpscares irritiert. Eggers inszeniert seinen Horror immer noch angemessen und teilweise sehr feinfühlig aufgebaut aus, jedoch löst er vieles durch Scares, Kamerafahrten, die immer wieder gleich ablaufen und aufgrund dessen der Vorhersehbarkeit verfallen. Nosferatu schafft nie die Spannung und Atmosphäre, die Graf Orloks Auftreten verdient hätte, legitimiert sein Auftreten durch die überstilisierte Inszenierung mit Schatten, die neben den staunenden „Woahs“,, die durch den Saal glitten, keinerlei Substanz bieten. Nosferatu ist schwerfälliges, langsames Kino, das fehlerhaft zu Mainstreamattitüden und Verlangen der breiten Zuschauermasse verkommt, als noch der Arthousehistorie zu entspringen vermag. Eggers muss aufgrund des Budgets und der Präsenz im Kino ein breites Feld ansprechen, nur verkommt diese Auslegung zu keiner neuen Stärke, sondern der größten Schwäche. Eggers ging mit der Zeit und wurde immer besser, so nischiger und beengter seine Filme wurden. Zu schnell springt er deswegen durch die Szenen, zu groß werden die Szenarien und Schauplätze zwischen Kriminalplot und Exorzismusdrama, zu viel möchte er in einem zwei Stunden Film unterbringen und zu wenig Zeit bleibt für das relevante, das unangenehme Verlangen nach schaurigen Szenen, während Nosferatu selbst in dem zweiten Akt auf der Resterampe hausen und seiner letzten Augenblicke eines finalen Aktes feiern darf. Nosferatu ist in seinen besten Momenten immer noch ein guter Film, jedoch nichts, was des großen Rufes auch nur annähernd gerecht wird. Eggers Antithese als Rettung und Gegensatz des konventionellen Kinos ist lediglich nur noch das Schaustehen eines systematischem und klassisch angelegtem Schauerkinos.