Genre-Veteranen Lin Shaye (Insidious) und Tobin Bell (Saw) laden in One Last Call zu einer grusligen Telefonrunde ein. Ob diese wirklich schaurig ist, könnt ihr hier nachlesen.
Titel | One Last Call |
Jahr | 2020 |
Land | Canada |
Regie | Timothy Woodward Jr. |
Genres | Horror, Thriller |
Darsteller | Lin Shaye, Tobin Bell, Chester Rushing, Erin Sanders, Judd Lormand, Mike C. Manning, Sloane Morgan Siegel, Randy J. Goodwin, Brooklyn Anne Miller, Leah Contreras, Toby Leeder, Aidan Bertola, Madeleine Wade, Ciara Hanna, Fred Stoller, Randy Charach, Charlotte Horton, Marc Brewer, Alan Donnes, Jeff M Hill, Anjelino Chabrieay, Polina Uzzle |
Länge | 97 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Anruf ins Jenseits – Darum geht es in One Last Call
Der Teenager Chris (Chester Rushing) zieht mit seiner alleinerziehenden Mutter in eine Kleinstadt. Als Neuling hat er noch nicht so viele Kontakte, daher kommt es ihm recht, dass sich die kesse Tonya (Erin Sanders) mit ihm anfreundet. Zusammen mit ihrem Ex-Freund Zack (Mike Manning) und dessen Bruder Brett (Sloane Morgan Siegel) im Schlepptau erlebt er einen unterhaltsamen Abend auf einem Rummelplatz. Dieser wird jäh unterbrochen, als die vier zu dem Haus der alten Frau Edith (Lin Shaye) aufbrechen. Ihr gibt Tonya die Schuld am Tod ihrer kleinen Schwester, weshalb sie diese mit ihren Freunden immer wieder terrorisiert. So auch in dieser Nacht, doch dieses Mal ändert sich anschließend einiges. Edith stirbt kurz darauf, weshalb ihr Mann Edward (Tobin Bell) die Gruppe nach Hause einlädt und ihnen ein Angebot macht. Sollten sie es schaffen, eine Minute mit der verstorbenen Edith zu telefonieren, bekommen sie 100.000 Dollar.
Ruhiger und stimmungsvoller Aufbau
Es geht mal wieder in die 80er Jahre. Nicht erst seit Stranger Things ist die Reise in das popkulturelle Kultjahrzehnt angesagt. Es sorgt aber mittlerweile bei dem ein oder anderen für Übersättigung, wenn es um knallbunte Neonfarben und Synthie-Sounds geht. So exzessiv geht One Last Call hier aber nicht zu Werke, denn nach seinem Einstieg voller Retro-Gefühle geht es ins Haus der verstorbenen Edith. Und dort merkt man nahezu gar nicht mehr, in welchem Jahrzehnt man sich gerade befindet. Warum die 80s-Karte dann gezogen wurde, lässt sich nicht wirklich beantworten, sorgt aber für einen launigen Einstieg. Zumindest bei denjenigen, die des Retro-Wahns noch nicht überdrüssig sind. So gehört das erste Drittel des Films zu den stärkeren Phasen, da man die Figuren genauer kennenlernt und wohliges Highschool-Flair aufkeimt. Die Dynamiken innerhalb der Clique sind dabei durchaus interessant, wenngleich nicht komplett klischeebefreit.
Auf den ersten Blick ganz normale Teenager also. Auf den zweiten auch? Denn zumindest Chris birgt wohl ein dunkles Geheimnis, was zu Beginn angedeutet wird. Der Film sorgt so durchaus für die eine oder andere Überraschung und Auflösung. Denn sobald es mit dem geisterhaften Telefonterror losgeht, wird noch mehr von der Vergangenheit der einzelnen Gruppenmitglieder offenbart. In diesen Phasen erinnert One Last Call gar an Nightmare on Elm Street. Zumindest was den alptraumhaften Part betrifft, dem sich die Teenager stellen müssen. Qualitativ liegen dazwischen nämlich Welten. Denn so ambitioniert und vielversprechend die Prämisse auch klingt, so zerfahren wird der Film im Laufe der Zeit.
Verschenktes Potential
Nach dem stimmigen Auftakt verliert sich One Last Call mit seinen alptraumhaften Telefonaten leider in platten und ausgelutschten Hintergrundgeschichten. Es wird beispielsweise einmal mehr der alkoholabhängige und gewalttätige Vater als Trauma herangezogen. Und das auf ziemliche plakative Art und Weise. Tiefgehendes oder gar Frisches sollte man hier also nicht erwarten. Aber das wäre ja noch verkraftbar, viel enttäuschender ist hingegen die visuelle Umsetzung. Man verliert relativ schnell jegliche Übersicht und wird orientierungslos durch die Gänge gezerrt. Spannend oder gar gruslig ist daran gar nichts und die Darstellung von Alpträumen hat man woanders schon deutlich besser und kreativer gesehen. Zudem fühlt sich Chris als frisches Mitglied in dieser Gruppe befremdlich an. Warum ausgerechnet er als absoluter Neuling auch bei dem übersinnlichen Psycho-Spiel mitmachen muss, wird nie klargestellt. Denn eine Vergangenheit mit Edith hat er im Gegensatz zu den anderen eben nicht.
Bleiben noch Lin Shaye und Tobin Bell auf der Habenseite von One Last Call. Fans der Insidious– und Saw-Filme freuen sie sicherlich, die beiden wiederzusehen. Und das zahlt sich durchaus aus, denn die beiden spielen ihre natürliche Präsenz gekonnt aus, ohne dabei übermäßig zu glänzen. Zusammen mit den solide aufspielenden Jungstars ergibt das schon einen ganz netten und glaubhaften Darsteller-Mix. Deren Zusammenspiel geht auf, der Horror nicht wirklich. Das ist schade, da sich die nach einer Folge Twilight Zone schreiende Prämisse durchaus frisch anfühlt und Potential hat. Leider versandet das im inspirationslosen Brei voll verwackelter Bilder.
Unser Fazit zu One Last Call
Anrufe in den Sarg, ins Jenseits, zu einem Geist können sehr schaurig sein. Mit dieser Ausgangssituation möchte One Last Call zum Gruseln einladen und überraschen. Nur schafft man das nach stimmigen Beginn nicht und hapert mit inszenatorischen und erzählerischen Schwächen. Tiefgehenden und markerschütternden Horror sollte man also nicht erwarten. Wer aber immer noch gerne in die 80er abtaucht, kann gerne mal einen verhaltenen Blick reinwerfen.
One Last Call ist seit dem 17.06.2021 auf DVD, Blu-ray und digital erhältlich.
Unsere Wertung:
© EuroVideo