Operation Eastern Condors, Filmtitel und gleichzeitig fiktiver Missionsname für einen letzten Auftrag chinesischer Häftlinge nach Kriegsende in Vietnam. Das verspricht knallharte Action – oder?
Titel | Operation Eastern Condors |
Jahr | 1987 |
Land | Hong Kong |
Regie | Sammo Hung |
Genres | Action, Abenteuer, Kriegsfilm |
Darsteller | Sammo Hung, Yuen Biao, Joyce Godenzi, Yuen Wah, Lam Ching-Ying, Yasuaki Kurata, Dick Wei, Billy Chow Bei-Lei, Charlie Chin Chiang-Lin, 夏志珍, Corey Yuen, Yuen Woo-Ping, Billy Lau, Chiu Man-Yan, Cheung Kwok-Keung, Hsiao Ho, Kar Lok Chin, Lung Chan, Chau-Sang Lau, Haing S. Ngor, Melvin Wong Gam-Sam, Phillip Ko, Wu Ma, James Tien Chuen, Michael Miu, Paul Chung Fat, Kent Tong, Max Mok Siu-Chung, Kenny Ho, Danny Poon, Ben Lam, Chris Lee Kin-Sang, Wan Chi-Keung, Andy Tai Chi-Wai, Cheung Wing-Cheung, Ng Min-Kan, Ha Kwok-Wing, Leung Shing-Hung, Siu Tak-Foo, Pang Yun-Cheung, King Chu Lee, Lung Ying, Chow Gam-Kong, Yuen Miu |
Länge | 98 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Operation Eastern Condors – Handlung
Der Vietnamkrieg ist offiziell vorbei, doch mitten im Dschungel existiert noch eine alte amerikanische Raketenbasis. Damit der Vietcong die noch funktionstüchtigen Massenvernichtungswaffen nicht in die Hände bekommt, wird Oberstleutnant Lam (Ching-Ying Lam) von seinen Vorgesetzten mit der geheimen Mission beauftragt, den Bunker zu zerstören. Dafür rekrutiert Lam chinesische Häftlinge, die von Tung Ming-Sung (Sammo Hung) angeführt werden sollen. Ihre Belohnung: Begnadigung, eine US-Staatsbürgerschaft und 200.000 Dollar für jeden von ihnen. Vor Ort treffen sie auf Unterstützung in Form von Chieh Man Yen (Yuen Biao) und einen weiblichen kambodschanischen Guerrilla-Trupp, angeführt von Sue (Joyce Godenzi). Der Auftrag entpuppt sich als ein Himmelfahrtskommando…
Genre- und Zitate-Mix
Es entspinnt sich fortan ein absoluter Action-Klassiker des Hongkong-Kinos, gespickt mit etlichen Anspielungen und Zitaten auf das Hollywood der 1960er bis 80er Jahre. Die simple Story erinnert an Die Kanonen von Navarone (1961), Das dreckige Dutzend (1967) oder Ein Haufen verwegener Hunde (1978). Auch Rambo II – Der Auftrag (1985) mag einem jeden Action-affinen Zuschauer in den Sinn kommen. Und wenn das Suizidkommando von einer Gruppe des Vietcong gefangen genommen wird, übernimmt Regisseur Sammo Hung gar ganze Szenen vom Vietnamkriegsklassiker Die durch die Hölle gehen (1978) – wie die Käfige im Blutegel-verseuchten Gewässer und die tödlichen Spielereien mit Russisch Roulette, hier sogar von Kindern durchgeführt.
Erfreulich wenig Zeit wird dabei für die in Actionern dieser Art eh irrelevante Charakterzeichnung aufgewendet. Sammo Hung hatte dies ursprünglich zwar anders geplant und peilte etwa drei Stunden Laufzeit an. Die Häftlinge sollten bei alltäglichen Beschäftigungen im Gefängnis gezeigt werden, damit der Zuschauer mehr in deren Schicksale involviert ist. Doch letztlich wurde Operation Eastern Condors gerade beim Einstieg zusammengedampft, um schneller zu den Action Setpieces zu kommen – ein Glücksfall für den Film, der in den 98 Minuten Spielzeit so stets zu unterhalten weiß. Auch durch die erfrischende Mixtur verschiedener Genres: Einige Szenen könnten direkt aus ernsteren Kriegsfilmen stammen, doch bei Sammo Hung dürfen natürlich auch nie satirische und humoristische Momente fehlen. Letztere entstehen nicht zuletzt durch den komplett überzeichneten vietnamesischen General als Antagonist, der immer wieder plötzlich zu kichern beginnt. Doch verglichen mit anderen Filmen Hungs ist der Humor etwas zurückgefahren, dafür haben auch durchaus ergreifende Momente ihren Platz.
Irre Action
Das Herzstück von Operation Eastern Condors ist aber – natürlich – die Action. Hier wird mit stationären Maschinengewehren ein ganzes Camp niedergeballert, Schnellboote in die Luft gesprengt, waghalsige Stunts durchgeführt und sich im Nahkampf mit Messern und Kung-Fu duelliert. Von den Explosionen bis zu den Kämpfen ist dabei alles sichtbar echt. Durch die etlichen Zeitlupenaufnahmen sieht man sogar, dass sich die Schauspieler und Stuntmen tatsächlich oft geschlagen und gekickt haben, zurückgehalten wurde sich hier jedenfalls nicht. Dazu kommen äußerst einfallsreiche Kampfstile und -szenen, die sich in ihrer Virtuosität immer weiter steigern, bis sie im grandiosen Finale zwischen Sammo Hung, Yuen Biao und Yuen Wah gipfeln.
Und wenn Sammo Hung sich auf zwei Messern in einem Baum steckend über Kopf hält, nur um sich dann auf einen Gegner zu stürzen oder von einer zig Meter hohen Klippe auf einen Lastwagen springt, kommt man selbst im Jahr 2021 kaum aus dem Staunen heraus. So fit wie in Operation Eastern Condors wirkte der Actionstar noch nie. Tatsächlich nahm er für die Rolle innerhalb von nur drei Monaten ganze 30 Pfund ab, um einigermaßen glaubhaft einen Soldaten mimen zu können. Am verblüffendsten ist wohl allerdings die Szene, in der Hung ein Kokosblatt (EIN KOKOSBLATT!) zu einem Geschoss umfunktioniert, um Vietcongs zu töten. Die Technik hat er sich bei den Dreharbeiten auf den Philippinen bei spielenden Kindern vor Ort abgeschaut und spontan als tödliche Waffe in den Film eingebaut – auch zum Erstaunen seiner Mitarbeiter, die ihn fragten, warum er so etwas könne. Ja, das MUSS man gesehen haben!
Erst ein Trio, dann Tarantino
Dank solcher irrwitzigen Szenen kam Operation Eastern Condors später dann selbst die Ehre zuteil, zitiert zu werden. Denn das musikalische Thema, das zum ersten Mal anklingt, als die drei Kämpferinnen aus dem kambodschanischen Untergrund bei Nacht ein feindliches Lager überwältigen und das fortan in etlichen Actionszenen immer wieder anklingt, wird in Quentin Tarantinos Inglourious Basterds wiederverwendet; für den kurzen Moment als die zwei „Basterds“ Private Omar Ulmar und Sergeant Donny Donowitz die Wachen von Hitlers Loge im Kino ausschalten, um diesen daraufhin mit Kugeln zu zerfetzen. Die Verbindung zwischen Tarantino und Operation Eastern Condors geht jedoch noch weiter zurück. Denn Yuen Woo-Ping, der in diesem Actionfilm von 1987 den verrückten Onkel von Chieh Man Yen spielt, war später einer der Stunt Coordinator in Kill Bill Vol. 2.
Allerdings besäßen Sammo Hung und Yuan Biao auch ohne spätere filmische Ehrungen nicht nur in Hongkong und China Legenden-Status. Hung hatte seinen ersten Leinwandauftritt in King Hus großartigem Wuxia-Klassiker Ein Hauch von Zen (1971), zwei Jahre später duellierte er sich mit keinem geringeren als Bruce Lee in der Anfangsszene von Der Mann mit der Todeskralle (in dem Yuen Biao mit gerade einmal 16 Jahren das erste Mal als Stuntdouble für Lee zum Einsatz kam). Sowohl für Hu als auch für Lee choreografierte Sammo Hung Kämpfe, wurde aber vor allem durch seine Arbeit mit Yuen Biao und dem dritten und bekanntesten im Bunde, Jackie Chan, bekannt. Das Trio lernte sich in der „Master Yu Jim-yuen Opera Academy“, eine traditionelle Lehre der chinesischen Oper, kennen, sie wurden Freunde und realisierten später einige Filme gemeinsam, bevor sie, getrieben vom Ego, Konkurrenten wurden und nach Action Hunter (1988) erst einmal getrennte Wege gingen.
Unser Fazit zu Operation Eastern Condors
Kaum erkennbare Charakterzeichnung? Geschenkt! Dünne Story? Sowieso. Overacting quasi aller Beteiligten? Ja, aber irgendwie sympathisch. Und nach Betrachtung des Films ist man fast geneigt zu sagen, dass es anders nicht funktioniert hätte. Operation Eastern Condors ist ein Action-Brett, überzeichnet und zitierfreudig, aber dabei mindestens genauso innovativ. Grandiose Einfälle, wuchtiges Gekloppe und ein Stuntteam in Höchstform – ein Spektakel zum Staunen.
Operation Eastern Condors ist am 19. August 2021 auf Blu-ray erschienen!
Unsere Wertung:
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