Samuel Galli entführt den Zuschauer mit seinem Erstlingswerk Our Evil in ein düsteres und zutiefst melancholisches Familiendrama.
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Titel | Our Evil |
Jahr | 2017 |
Land | Brazil |
Regie | Samuel Galli |
Genres | Thriller, Horror, Drama |
Darsteller | Ademir Esteves, Ricardo Casella, Antony Mello, Luara Pepita, Fernando Cardoso, Walderrama dos Santos, Gabriela Grecco, Thais Prates, Shirley Viana, Sonia Moreno, Reinaldo Colmanetti, William Salles, Maysa Pettes, Maria Galves |
Länge | 92 Minuten |
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Brasilien: Filmisches Schwellenland?
Im großen Filmbusiness ist Brasilien bis auf wenige einzelne Arbeiten eher keine große Nummer. Sicher, Werke wie City Of God oder Tropa De Elite konnten sich auch international behaupten. Aber zur wirklich nennenswerten Instanz in Form pompöser Blockbuster ist Brasilien bisher nicht aufgestiegen. Ergiebiger fällt die Suche da schon in den tiefen Nischen des Genrekinos aus. Während in den Vereinigten Staaten Herschell Gordon Lewis das Publikum mit offenherzig dargestellter Gewalt in Blood Feast schockt, war der brasilianische Regisseur José Mojica Marins nicht minder kreativ und unerbittlich.
Marins Werke wussten durch menschen- und im Besonderen frauenverachtende Inhalte zu polarisieren. So hat sich sein sadistischer Alter Ego Zé do Caixão aka Coffin Joe munter durch die Jahrzehnte gemordet. Sein bisher letzter Ausflug auf die Leinwand fand 2008 mit Embodiment of Evil statt, in welchem Marins eindrucksvoll bewiesen hat, dass er in Sachen Härte nicht hinter den Torture Porns der 2000er Jahre zurückstecken muss. Abgesehen von knallharter Gewalt wissen die Filme aber auch stilistisch zu überzeugen: Niemand wird wohl jemals die kunterbunte Höllensequenz im sonst in tristem schwarz/weiß gehaltenem This Night I’ll Posess Your Corpse vergessen.
2013 konnte Bloodbath zumindest die treuesten Splatterfans mit einem saftigen Finale entschädigen, aber seitdem ist es eher still geworden an der brasilianischen Horrorfront.
Our Evil: Eine subtile Schauermär
Der Regisseur des letztgenannten Filmes, Rodrigo Aragão, steuerte seine Fähigkeiten als Make-Up-Artist im Spielfilmdebut seines Landsmannes Samuel Galli bei: Our Evil. Auch wenn Aragão in seinen eigenen Regiearbeiten gern dem blutigen Exzess frönt, spielen seine Effekte hier eine deutlich zurückgenommenere Rolle. Our Evil präsentiert sich viel mehr als stilles, ja fast schon melancholisches Drama.
Arthur (Ademir Esteves) schält sich mitten in der Nacht mühsam aus seinem Bett, nimmt am PC Platz und durchforstet das Darknet. Kurzerhand kontaktiert er dort den Killer Charles (Ricardo Casella), der von ihm penibelste Anweisungen für einen Mord erhält. Doch erst nach erfülltem Auftrag erfährt dieser die genauen Umstände, die zur Tat führten…
Weitere Worte über den Handlungsverlauf sollen an dieser Stelle nicht verloren werden, ebenso sehr sollte man es tunlichst vermeiden, sich die offizielle Inhaltsangabe zu Gemüte zu führen – diese spoilert doch sehr großzügig und kann so viel der überraschend traurigen Atmosphäre zerstören.
Düsteres Drama
Nach und nach eröffnet Galli, der sich neben der Regie außerdem für das Drehbuch und Editing verantwortlich zeigt, dem Zuschauer, wie es zur verhängnisvollen Entscheidung Arthurs kam. Dabei dominiert eine Langsamkeit und Ruhe, die perfekt von der Ademir Esteves transportiert wird.
Nichts in seinem Leben scheint dieser Mann zufällig oder halbherzig zu erledigen. Alles wird strukturiert, durchdacht und besonnen durchgeführt. Trotz dieser ausgestrahlten Selbstsicherheit ist Arthur ein gebrochener Mann. Er weiß um die grauenvolle Handlung, die er sich gezwungen sieht zu initiieren. Tiefe Melancholie bestimmt seine Erscheinung und wird auf erschreckend deprimierende Weise auf das Publikum übertragen. Förmlich möchte man Arthur von seiner Last befreien, so überzeugend deprimierend wird er von Esteves dargestellt.
Ricardo Casella spielt hingegen einen wirklich zu verteufelnden Unsympathen, der sich mal eben nebenbei in einem Club Frischfleisch für seine Mordlust anschafft. Mitleid erfährt dieser Widerling mit Sicherheit nicht von Seiten des Publikums.
Echte Handarbeit
Auch wenn sich Our Evil als tieftrauriges Drama präsentiert, soll zumindest nicht unerwähnt bleiben, dass durchaus einige Elemente des Horrorfilms eingesetzt werden. Wie sich diese exakt darstellen, sollten Interessierte der Überraschung wegen allerdings selbstständig herausfinden. Die wenig eingesetzten Effekte unterstützen die Handlung und sind weitestgehend bodenständig präsentiert, ohne den Fokus des Films zu verwässern.
Our Evil erblickt am 16.11.2018 das Licht der Elektronikfachmärkte. Wahlweise als VOD, DVD und Blu-ray. Für Sammler vermutlich am Interessantesten: das Mediabook, welches Nummer 14 in der labeleigenen „Uncut“-Reihe markiert.
Unsere Wertung:
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