In den 90ern war sie eine Playboy-Ikone und Star der Serie Baywatch. Doch ein geleaktes privates Video veränderte ihr Leben. In Pamela: Eine Liebesgeschichte erzählt Pamela Anderson ihre Geschichte selbst. Reine Selbstinszenierung oder vielschichtige Doku? Wir gehen der Sache auf den Grund.
Titel | Pamela: Eine Liebesgeschichte |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Regie | Ryan White |
Genres | Dokumentarfilm |
Darsteller | Pamela Anderson, Carol Anderson, Barry Anderson, Brandon Thomas Lee, Dylan Jagger Lee, Dan Hayhurst, Tommy Lee, David Hasselhoff, Michael Berk, Douglas Schwartz, Kelly Slater, David Hogan, Edward L. Masry, Ruby Wax, Jimmy Kimmel, David Letterman, Jay Leno, Larry King, Fran Drescher, David Charvet, Yasmine Bleeth, Kid Rock, Rick Salomon, Dominique Hessert |
Länge | 113 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Die Handlung von Pamela: Eine Liebesgeschichte
Der Film zeigt Pamela Andersons Leben im Schnelldurchlauf: Tagebuch-Einträge und private Videos – viele werden von ihr selbst gelesen oder kommentiert. Von der Kindheit bei sehr jungen Eltern, ihrer Entdeckung bei einem Footballspiel, dem ersten Playboy-Shooting und ihrem Durchbruch als Schauspielerin mit der Serie Baywatch. Aber auch Ausschnitte aus ihrem Liebesleben, der Blitzhochzeit mit Tommy Lee und den geleakten privaten Videoaufnahmen… Das meiste erzählt Anderson selbst, dazwischen finden sich zahlreiche Aufnahmen aus ihrem privaten Archiv.
Reflektiert und besonnen
Nach der Serie Pam & Tommy wollte Pamela Anderson ihre eigene Sicht auf die Dinge in einer Dokumentation offenlegen. Netflix aber zeigt wenig Interesse an seiner Protagonistin. Sie erzählt aus ihrer Perspektive, manchmal unterhaltsam selbstironisch. In einigen Szenen sind ihre Söhne oder ihre Mutter an ihrer Seite und geben kurze Kommentare ab, im Fokus stehen aber ihre eigenen Aussagen und fast keine ihrer Wegbegleiter kommen zu Wort.
Obwohl Andersons Leben besonders ereignisreich ist, fällt diese Dokumentation fast langweilig aus. Auch wenn es um schwierige Phasen geht, erzählt sie sehr ruhig. Mit beeindruckendem Optimismus konzentriert sie sich stets auf die positiven Aspekte. Der Film nimmt das so hin. Diese wertungsfreie Anschauungsweise ist zwar ein Stück weit objektiv, aber eben auch langweilig, fast lieblos.
Anderson nimmt niemanden irgendetwas übel. Diese Einstellung für ihr Überleben zwar hilfreich, den Film macht es aber etwas langweilig. Sie möchte nicht als Opfer gesehen werden, ihre Sicht der Dinge erzählen, ernst genommen werden. Trotz wiederholter Missbrauchserfahrungen schaffte sie es immer weiterzumachen, sich neu zu verlieben und das Leben zu genießen. Dennoch sieht man die Spuren der Vergangenheit in ihren Augen.
Dokumentation oder doch Imagefilm?
Der Film legt niemals den Finger in die Wunde, was zwar als respektvoll der Protagonistin gegenüber gewertet werden kann. Kritik bleibt jedoch auch aus. Nie wird nachgefragt, keine der Aussagen wird geprüft oder untermauert. Selbst ihre Missbrauchserfahrungen in der Kindheit werden einfach so stehengelassen. Schon das Kennenlernen mit ihren Ex-Mann, dem Mötley-Crüe-Schlagzeuger Tommy, der ihr gegen ihren Willen nach Cancún hinterher reist, ist äußerst fragwürdig, wird aber romantisch verklärt. Lediglich der Ausschnitt eines Interviews, indem eine Journalistin Tommy Lee die möglichen Auswirkungen seines Angriffs auf seine Ex-Frau mit Baby im Arm vor Augen hält, macht deutlich, wie gefährlich dieses Verhalten war und ordnet es ein. Tagebucheinträge und Aufnahmen aus Andersons privatem Archiv sind fast die einzigen Quellen des Films, der mehr Imagefilm als Dokumentation ist.
Ausgebeutet und die Pointe vieler Witze
Deutlich wird allerdings, wie schlecht eine Gesellschaft manchmal mit Frauen umgeht: Während ihrer ersten Schwangerschaft arbeitete Anderson täglich 18 Stunden bis zur Erschöpfung. Die Filmbosse interessierte lediglich, dass sie ihren Vertrag erfüllte und so verlor sie schließlich ihr Kind. Nach diesem Trauma stellte die Presse unsensible Fragen zu einem möglichen Drogenkonsum. Nachdem der Safe mit vielen privaten Videoaufnahmen aus ihrer Garage gestohlen und der berühmte Zusammenschnitt veröffentlicht wurde, wird das Paar vor Gericht nicht ernst genommen. Als ob eine Frau, die einige Male im Playboy zu sehen war, kein Recht auf Privatsphäre habe. Schlimmer noch, in den Gerichtsverfahren werden ihr merkwürdige Fragen zu sexuellen Vorlieben gestellt, die dort eigentlich nichts zu suchen haben sollten.
Anderson setzt jedoch besonders wenn es um ihre Kinder geht Grenzen. Sie kontert schlagfertig unangebrachte Fragen von Journalisten, steht zu ihren Beauty-OPs und ist wie eine Löwin für ihre Kinder da. Auch wenn ihre Karriere nach den veröffentlichten Tapes erst einmal vorbei war, nachdem ihre Söhne inzwischen erwachsen sind, überzeugte sie als Roxy am Broadway. Hier wurde sie für ihre Leistung endlich auch von Kritiker*innen ernst genommen. Ihr drive ist inspirierend, die Dokumentation plätschert dennoch vor sich hin.
Unser Fazit zu Pamela: Eine Liebesgeschichte
Eine Dokumentation ist Pamela: Eine Liebesgeschichte nicht wirklich. Wenig außer dem privaten Material und fast ausschließlich Aussagen von Pamela Anderson selbst werden verwendet. Weder Nachfragen noch andere Quellen geben dem Ganzen einen journalistischen Charakter. Trotz der vielen spannenden Stationen in Andersons Leben werden alle nur angerissen. Der Fokus liegt ironischerweise dann doch auf ihren Brüsten und dem geleakten Home Video. Fans können sich den Film angucken, für alle anderen gibt es bessere Alternativen. Denn Netflix produziert haufenweise Dokumentationen mit und über Stars, wie zum Beispiel Jennifer Lopez oder Shania Twain. Und auch unzählige Kriminelle bekommen die Gelegenheit ihre Geschichten zu erzählen.
Unsere Wertung:
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