Im Jahre 1984 gewann Wim Wenders mit seinem Drama Paris, Texas die goldene Palme in Cannes. Ein überragender Erfolg für einen überragenden Film. Was diesen Film auszeichnet, erfahrt ihr hier.
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Titel | Paris, Texas |
Jahr | 1984 |
Land | France |
Regie | Wim Wenders |
Genres | Drama |
Darsteller | Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski, Dean Stockwell, Hunter Carson, Aurore Clément, Bernhard Wicki, Sam Berry, Claresie Mobley, Viva, Socorro Valdez, Edward Fayton, Justin Hogg, Tom Farrell, John Lurie, Jeni Vici, Sally Norvell, Sharon Menzel |
Länge | 138 Minuten |
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Über Stock und Stein
Verwahrlost und ziellos wandert Travis (Harry Dean Stanton) durch die texanische Wüste. Als er in einer Bar einen Zwischenstopp macht und dort zusammenbricht, kontaktieren die dort Anwesenden seinen Bruder Walt (Dean Stockwell). Seit vier Jahren hatten sie sich nicht mehr gesehen und Travis galt als verschwunden. Kurzerhand reist Walt von Los Angeles nach Texas, um seinen Bruder abzuholen. Doch dieser spricht kein Wort und möchte in kein Flugzeug steigen. So starten die beiden Brüder einen Roadtrip nach Los Angeles. Dort warten Walts Frau und der siebenjährige Sohn von Travis, der seinen Vater seit vier Jahren nicht mehr gesehen hat.
Paris in Texas, nicht in Frankreich
Knapp 25.000 Einwohner umfasst das 158 km nordöstlich von Dallas liegende Örtchen Paris in Taxis. Sogar ein kleiner Nachbau des Eiffelturms ziert das Städtchen, welches in Paris, Texas eine wichtige Rolle spielt, aber kein einziges Mal gezeigt oder betreten wird. Dennoch pflegt der Protagonist Travis eine innige Beziehung zu diesem Ort im Nirgendwo. Dieser Travis ist ein gebrochener Mann, der mit seiner Vergangenheit hadert und sich dieser Schritt für Schritt nähert. Auf dieser etwas anderen Heldenreise unterstützt ihn sein Bruder und später sogar sein Sohn. Letzterer nimmt eine gewichtige Rolle in der Handlung ein und die Annäherung der beiden ist zauberhaft inszeniert. Doch bevor es soweit kommt, versucht ihn sein Bruder Walt aus der Wüste Texas’ in die Wüste Kaliforniens zu bringen.
Dabei beobachtet der Zuschauer die nuanciert vorgetragene Rückkehr von Travis ins normale Leben. Das sorgt für einige tragikomische Szenen und bringt die Brüder auch wieder näher aneinander. Haben die beiden doch einen prägenden und besonders für Travis wichtigen Teil der Vergangenheit zusammen verbracht. Mit der nötigen Zeit und viel Feingefühl lässt Wim Wenders die Figuren den Weg beschreiten und den Film dabei trotz aller Melancholie ganz viel Lebensfreude ausstrahlen. Der Verlauf der Geschichte bringt Travis dabei an einen Punkt, an dem er zugleich mit seiner Vergangenheit wie auch mit der möglichen Zukunft konfrontiert wird. Dieser Moment wird mit einem der eindrucksvollsten Dialoge der Filmgeschichte untermauert und rundet so eine einzigartige Heldenreise ab.
Ehrlich, intim, meisterhaft – Paris, Texas
Der Marsch, der orientierungslos in der Wüste beginnt und emotional in Houston endet, ist eine der Meisterleistungen in der Karriere von Harry Dean Stanton. Still, verwirrt, entschlossen, lebensfroh, einfühlsam, liebevoll und noch viel mehr: Die Bandbreite, die er in der Rolle des Travis abfeuert, ist einfach phänomenal. Mit Leichtigkeit schultert er so den Film, der auch in den Nebenrollen hervorragend besetzt ist und mit Nastassja Kinski ein besonderes Schmankerl zum Schluss bieten kann. Wie die beiden deren finalen Dialog gestalten, ist einfach atemberaubend und gehört zu den ganz besonderen Momenten der Filmgeschichte.
Eingefangen wird diese einzigartige Reise durch die hervorragende Kameraarbeit von Robby Müller. Mit ruhigen Aufnahmen fängt er sowohl das Geschehen als auch die Landschaft stimmungsvoll ein. Als Zuschauer bekommt man so ein wunderbares Gefühl für die unaufgeregten Situationen. Der minimalistische und atmosphärische Soundtrack untermauert die Ambitionen der entschleunigten Inszenierung. Effekthascherei sucht man hier vergebens und so ist Paris, Texas ein ehrliches und intimes Drama mit einer humorvollen Note, das trotz der emotionalen Geschichte ganz viel Hoffnung und Freude ausstrahlt.
Mein Fazit zu Paris, Texas
Wim Wenders inszeniert in Paris, Texas eine mitreißende Geschichte, die trotz ihrer melancholischen Note voller Lebensfreude strotzt und meisterhaft inszeniert wurde. Der verdiente Sieger der goldenen Palme ist eine einzigartige Ode an die Dämonen der Vergangenheit. Mitfühlend und variantenreich schultert ein brillanter Stanton diesen zauberhaften Film und sorgt zusammen mit Kinski für einen der denkwürdigsten Dialoge der Filmgeschichte. Auch wenn man wie Travis anfangs noch orientierungslos ist, spätestens mit Einsetzen des Abspanns ist man sich im Klaren, was für einen beeindruckenden Film man gerade gesehen hat.
Unsere Wertung:
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