Knapp sieben Jahre nach Planet der Affen – Survival geht es weiter im legendären Sci-Fi-Franchise. Wes Ball springt in Planet der Affen: New Kingdom jedoch weitaus ferner in die Zukunft und erzählt von den Erben von Caesar und Co. und einem erbitterten Kampf zwischen den Affen und den verbliebenen Menschen. Hält der vierte Teil die Qualität der Reboot-Trilogie oder hätte man sich diesen Nachklapp sparen können?
Titel | Planet der Affen: New Kingdom |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Regie | Wes Ball |
Genres | Science Fiction, Abenteuer, Action |
Darsteller | Owen Teague, Freya Allan, Kevin Durand, Peter Macon, William H. Macy, Eka Darville, Travis Jeffery, Lydia Peckham, Neil Sandilands, Ras-Samuel Welda'abzgi, Sara Wiseman, Kaden Hartcher, Andy McPhee, Nina Gallas, Samuel Falé, Dichen Lachman, Virginie Laverdure, Markus Hamilton, Benjamin Scott, Nirish Bhat Surambadka, Frances Berry, Peter Hayes, Sheree da Costa, Souleymane Diasse, Olga Miller, Дмитрий Миллер, Anastasia Miller, Michael Spudic, Karin Konoval, Terry Notary |
Länge | 145 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Die Story von Planet der Affen: New Kingdom
Was, wenn unser Planet von einer anderen Spezies beherrscht wird? Planet der Affen: New Kingdom entführt in eine neue Ära einer der epischten Filmreihen weltweit und in eine radikal veränderte Realität in der die Affen die dominierende, in Harmonie lebende Spezies sind und die Menschen nur noch ein Schattendasein führen. Während ein neuer, tyrannischer Affenanführer sein Imperium aufbaut, begibt sich ein junger Affe auf eine aufregende Reise, die ihn dazu zwingt, alles, was er über die Vergangenheit wusste, in Frage zu stellen und Entscheidungen zu treffen, die nicht nur die Zukunft der Affen, sondern auch die der Menschen bestimmen werden. Aber kann man Menschen überhaupt trauen?
Nicht mehr Wow, aber immer noch gut?
Da laust mich doch glatt der Affe! Das haben sich wohl vor inzwischen fast 15 Jahren viele Kinogänger gedacht, als mit Planet der Affen – Prevolution Caesar zum ersten Mal in brillanter Animation-Technik auf die Leinwand gebracht wurde und im Anschluss in einer inzwischen legendären Szene zum ersten Mal zu sprechen begann. Seinerzeit war es schlicht mind blowing quasi erneut gemimt von Körperkünstler Andy Serkis den nächsten Evolutionsschritt der Motion-Capture-Technik nach Gollum in Der Herr Der Ringe mitzuerleben. Doch die Reihe begann nicht nur technisch bahnbrechend, sondern brach auch eine Sequel-Trilogie vom Zaun, die mitunter die stimmigste ihrer Art ist, wenn auch das Franchise etwas im Schatten anderer Filmuniversum steht. Der zweite Teil war dann nochmal eine Steigerung in Sachen Dramaturgie und einer der seltenen Beweise, dass Fortsetzungen, die sich dem Mantra „höher, schneller, bombastischer“ verschreiben, durchaus tatsächlich dem Selbstanspruch gerecht werden können.
Einem formidablen Cast und einem visionären Regisseur Matt Reeves zum Dank, konnte Revolution die Latte noch höher legen und ein Sci-Fi-Kriegsdrama liefern, das sogar moralische Dilemmata ohne zu viel Pathos integrierte. Darauf aufbauend war zwar Survival vor inzwischen sieben Jahren dann nicht mehr der ganz große Wow-Film, aber dennoch ein emotional wie audiovisuell würdiger Abschluss der Caesar-Trilogie. Nun gibt es also einen vierten Teil, der eigentlich aber schon wieder die Anmutung eines Auftaktfilms einer neuen Trilogie hat. Die Digitaltechnik hat sich seit dem Aha-Effekt des ersten neuen Teils 2011 enorm weiterentwickelt. Was damals für offene Münder gesorgt hat, ist heute fast Standard – und leider hat sich nicht alles zum Besseren gewandelt.
Geht nun Planet der Affen: New Kingdom eher den Weg seiner Vorgänger oder gleicht sich dieses Sci-Fi-Abenteuer doch mehr dem Einheitsbrei anderer Blockbuster-Reihen an. Kurzum: Kann uns der neue Teil nochmal ein „Wow“ abringen? Und vielleicht noch wichtiger: Wie ist es um die Story bestellt?
Ein zehntes Mal Affen gegen Menschen?
La Planète des singes – so lautete der Originaltitel des Buchs von Pierre Boulle, das nun inzwischen über ein halbes Jahrhundert im Kino ausgeweidet wird. Wobei – „ausgeweidet“ ist eigentlich der falsche Begriff dafür, dass im Endeffekt die Reihe mitunter mehr positiv aufgenommene Einträge vorzuweisen hat als Ausfälle. Und speziell eben die Reboot-Trilogie hat dem recht banalen Grundszenario „Affen gegen Menschen“ doch viel Tiefe, unterschiedliche Perspektiven und auch zeitgenößische Botschaften hinzugedichtet.
Was diese in Teilen schon fast existenz-philosophische Ebene anbelangt, die insbesondere Matt Reeves gut in seine beiden Filme zu integrieren vermochte, rudert man nun anfangs in Planet der Affen: New Kingdom eindeutig zugunsten einer profanen Stammesauseinandersetzung zurück. Das mag im Gesamtkonzept durchaus logisch scheinen, da der neueste Eintrag nun immer näher an den ursprünglich ersten Teil heranrückt – doch im Hinblick auf die erwachsene Herangehensweise und darauf, dass man dem Publikum doch recht viel Abstraktionsfähigkeit zugetraut hat in den Reboot-Filmen, wirkt das, was Maze-Runner-Macher Wes Ball nun kreiert hat, erstmal wie Rückschritt – oder ein Fuß auf der Bremse.
Etwas zäher Auftakt, der den Boden für mehr als nur den finalen Akt bereitet
Und ja, der 2024er-Teil legt einen leichten Stotterstart hin: Die erste halbe Stunde fühlt sich zäh an, die Einführung von Noah nimmt einige Zeit in Anspruch, ohne dass wirklich schon viel über den Status Quo etabliert wird. Erst mit dem Aufeinandertreffen mit Raka und „Nova“ beginnt dann der Abenteuerplot, der den Großteil der Geschichte dieses Teils einnehmen wird. Doch da Ball nahezu vollständig auf verbale Exposition verzichtet, dauert es sehr lange, bis den Zuschauer:innen klar wird, was der eigentliche Konflikt ist beziehungsweise wohin New Kingdom steuern soll.
Der augenscheinliche Feind Proximus Caesar ist auf den ersten Blick etwas flach gezeichnet. Doch auch hierfür gibt es eine Ursache, die aus Spoilergründen nicht näher erläutert werden kann. Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann ist es nämlich, dass er spätestens im Schlussdrittel überdeutlich schon herausarbeitet, dass dies hier nur der Auftakt einer neuen mehrteiligen Story ist. Die drei Parts der Caesar-Trilogie konnten mehr oder minder jeweils für sich stehen. Planet der Affen: New Kingdom hingegen wirft teils mehr Fragen auf als Antworten auf drängende Fragen zu liefern, die jedem im Publikum auf den Nägeln brennen werden: Was sind die genauen Motive von „Nova“? Spielte sie je mit offenen Karten? Einiges wird zwar am Ende schon angedeutet, aber wirklich Antworten werden erst in kommenden Filmen folgen – sofern tatsächlich grünes Licht dafür gegeben wird.
Moralischer Tiefgang, religiöse Referenzen
Es fällt zwar teils etwas schwer, sich wirklich mit den Figuren zu Identifizieren, da trotz der starken, lebensnahen Animationen der Primaten diese trotzdem sprechende Affen bleiben und damit für uns Menschen eher befremdlich. Und Freya Allans Rolle wird bislang nur an der Oberfläche angekratzt und bleibt zu ungreifbar und nebulös, um stattdessen schon als Identifikationsfigur herhalten zu können. Das könnte dem ein oder anderen Zuschauenden den Zugang zu diesem Teil im Vergleich mit den Vorgängern, in denen es deutlich charismatischere Figuren gab, erschweren.
Was jedoch eine Stärke dieses neuen Teils ist, ist, dass man wie schon in der Trilogie um Caesar nun auch in der Caesar-Legacy-Story dem Publikum zutraut, Zusammenhänge selbstständig erschließen und moralische Urteile fällen zu können. Auch das manifestiert sich sowohl im Handeln von Noah als auch von Nova. Fest steht wohl einzig, dass der gemeinsame Weg der beiden erst begonnen hat, wenn hier der Abspann startet – Ausgang in dieser Konstellation: offen.
Planet der Affen: New Kingdom spielt immer wieder auf biblische Geschichten an, macht Andeutungen in Richtung dessen, was im Zwischenraum zwischen dem Ende von Survival und diesem Teil passierte. Die sozialkritischen Untertöne sind (noch) nicht ganz so offensichtlich wie in den vorherigen Filmen. Doch spätestens im Konflikt mit Proximus wird unterstrichen, dass sich mit der Evolution der Affen auch eigentlich menschliche Schwächen und Triebe entwickelt haben. Man darf gespannt sein, was man sich hierfür in kommenden Teilen überlegen wird.
Pure Wucht und Verletzlichkeit
Es ist zwar nicht mehr ganz das ungläubige Staunen, dass die CGI-Qualität dem Publikum hier abringen wird. Doch immer noch ist es sensationell zu sehen, wie die Texturen animiert sind, wenn beispielsweise Ruß auf dem Fell der Affen liegt oder wenn man den digitalen Kreationen in ihre zutiefst menschlichen Augen sehen darf. Auch das Drumherum, also die Setpieces in der Post-Apokalypse, hat selten so organisch und realistisch ausgesehen. Was jedoch der große Unterschied zu beispielsweise den aktuellen Godzilla-Monsterverse-Filmen ist, ist die doch wesentlich überzeugendere Physik, also der Eindruck, dass die Figuren tatsächlich Gewicht haben und für sie die Naturgesetze gelten. Das äußert sich insbesondere in den Kämpfen und Verfolgungssequenzen in denen, verstärkt durch ein herausragendes Sounddesign, die Wucht voll zur Entfaltung kommt und die Hiebe fast aufs Publikum übertragen werden.
Und auch wenn man das von der Reihe inzwischen gewohnt ist, soll nochmals herausgestellt sein, dass es heute noch keine Selbstverständlichkeit ist, so wie hier, zu schaffen, dass durch animierte Kreaturen „echte“ Emotionen vermittelt werden können. Wenn ein Affe Wut empfindet, trauert oder auch nur ratlos ist, dann sieht man dies allein durch die Mimik und Gestik und muss gar keine Worte dazu mehr hören. Dementsprechend gelingt es auch in New Kingdom wieder mehrfach, dass man mitfiebert und über den Verlust von Charakteren gemeinsam mit den Protagonisten trauert.
Bitte mehr von Nova und Noah!
Das Zusammenspiel von Schimpanse Noah und Menschenfrau Nova/Mae (Freya Allan) funktioniert erst recht spät im Film wirklich gut, doch dann will man definitiv wissen, wie es zwischen den beiden weitergehen wird. Wie beschrieben bleibt die junge Frau bis zum Finalakt in ihrer Motivation rätselhaft und bei Noah ist es auch eine gewisse Reifung, die im Verlauf aus ihm erst einen erwachsenen Charakter macht, die bereit dafür ist, das Vermächtnis Caesars anzutreten und seine Sonderrolle zu akzeptieren. Allan spielt diese Undurchsichtigkeit mit Bravour. Lediglich William H. Macy wirkt in seiner überschaubaren Rolle eher verschenkt.
Unser Fazit zu Planet der Affen: New Kingdom
Das Urteil zu New Kingdom hängt stark davon ab, ob man bereits das Vertrauen aufbauen kann, dass Wes Ball hier über den Film hinausgedacht und eine Story über mehrere Teile in der Hinterhand hat. Denn für sich genommen fühlt sich einiges unausgegoren an, zu viele Fragen bleiben offen, manches wirkt sogar unlogisch, wenn es nicht später noch einer Aufklärung erfährt. Da aber der Sog, den die Geschichte gegen Ende aufbauen kann und die Neugier auf mehr, die durch die Rätselhaftigkeit entsteht, die leichte Frustration darüber, dass dies mutmaßlich nur ein Auftakt ist, überwiegt, verdient sich der Film doch ein wenig Vorschusslorbeeren für die Aufbauarbeit, die sich dann hoffentlich verdient machen wird.
Der Film hat die Wucht seiner Vorgänger, geht in Ansätzen wieder moralisch weiter über das hinaus, was man von anderen Blockbustern gewohnt ist und schlägt doch auch andere Töne als bislang an, womit die Weiterführung der Reihe ihre Daseinsberechtigung untermauert.
Planet der Affen: New Kingdom ist ab dem 8. Mai 2024 in den deutschen Kinos zu sehen und wird im August bei Disney+ zu streamen sein.
Unsere Wertung:
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