Drehbuchautor und Regisseur Sean Anders erzählt in der mit Stars gespickten Komödie Plötzlich Familie von seinen eigenen Erlebnissen mit dem wichtigen Thema Adoption. Ob die Balance zwischen Komik und Tragik funktioniert, der Cast seinen Vorschusslorbeeren gerecht wird und der Film unterhalten kann? Die Antworten auf diese Fragen und noch mehr lest Ihr in unserer Besprechung.
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Titel | Plötzlich Familie |
Jahr | 2018 |
Land | United States of America |
Regie | Sean Anders |
Genres | Komödie, Drama |
Darsteller | Mark Wahlberg, Rose Byrne, Allyn Rachel, Isabela Merced, Julie Hagerty, Tig Notaro, Octavia Spencer, Gustavo Escobar, Margo Martindale, Julianna Gamiz, Tom Segura, Britt Rentschler, Michael O'Keefe, Jody Thompson, Iliza Shlesinger, Gary Weeks, Joy Jacobson, Hampton Fluker, Randy Havens, Andrea Anders, Kenneth Israel, Joan Cusack, Valente Rodriguez, Carson Holmes, Jaiden Byrd, Connor Jones, James Arthur Sims, Rosemary Dominguez, Javier Ronceros, Eve Harlow, Nicholas Logan, Charlie McDermott, Joselin Reyes, Erika Bierman, Sarah Kirkpatrick, Maureen Brennan, Kelly Tippens, John McConnell, Layla Felder, Allen Zwolle, Stella Doyle, Andrene Ward-Hammond, Remy Ortiz, William J. Simmons, Denitra Isler, Anthony 'Ace' Thomas, Candice Daniels, Alexis Lord, Perry Westberry, Maegan McCarthy, Jerry T. Richerson, Billie Wilemon, Cruze Lynnox Keith, Caleb Pratt, Jonathan Kobs |
Länge | 117 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Freenet meinVOD |
Worum geht es in Plötzlich Familie?
In Plötzlich Familie begleiten wir Pete (Mark Wahlberg) und Ellie (Rose Byrne) bei der Familienplanung. Als sie eines Abends auf die Website einer Adoptionsagentur stoßen, fassen sie den Entschluss, dass das lauschige Leben mit ihrem Hund Meatball nicht mehr ausreicht. Fortan nehmen die beiden an einem Kurs teil, der sie aktiv auf das Dasein als Adoptiveltern vorbereiten und dafür qualifizieren soll.
Schlussendlich entscheiden sie sich für gleich drei Findelkinder. Das Geschwistertrio, bestehend aus dem kleinen Schreihals Lita (Julianna Gamiz), dem chronisch tollpatschigen und unsicheren Juan (Gustavo Quiroz) und der rebellischen aber dabei meist herzensguten Lizzy (Isabela Moner), stellt die beiden Neueltern fortan vor allerlei Herausforderungen.
Ernstes Thema, gute Gags?
Wer nach dieser kurzen Zusammenfassung der Ausgangssituation davon ausgeht, dass Plötzlich Familie gänzlich zum seichten Klamaukfest mutiert, den kann ich an dieser Stelle beruhigen. Denn Regisseur Sean Anders, in dessen Vita bisher mit Spritztour, Der Chaos-Dad, Kill The Boss 2 und Daddy’s Home hauptsächlich waschechte Komödien stehen, würzt das Geschehen immer wieder mit ernsten und teilweise auch sehr bedrückenden Zwischentönen. Das ist auch kaum verwunderlich, so basiert Plötzlich Familie doch, wie stringent oder lose sei dahingestellt, auf den Erlebnissen des Regisseurs selbst.
Gleichzeitig ist diese Melange aus Komik und Dramatik aber auch eine der Schwächen des Films. In der einen Sekunde wird dem Zuschauer ein trauriger und emotional aufgeladener Moment präsentiert, nur um diese bedrückende Stimmung in der darauffolgenden Sekunde mit einem mal mehr, mal weniger gut zündenden Gag zu brechen. Diese tonale Dissonanz führt damit entweder dazu, dass man die Tragik nicht ernst nehmen kann oder aber einem das Lachen buchstäblich im Halse stecken bleibt.
Unterstützt werden diese sehr unterschiedlichen Stimmungslagen von der sehr präsenten Filmmusik. Diese gibt dem Zuschauer immer wieder mit Nachdruck zu verstehen, welche Emotion er gefälligst zu fühlen hat. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen. Auch wenn eine offensive Vertonung durchaus den Genre-Standards entsprechen mag.
Überzeugendes Personal
Völlig zufrieden aber kann man mit der darstellerischen Leistung der Protagonisten sein. Die Riege der Hauptdarsteller, angeführt von Mark Wahlberg und Rose Byrne, macht ihre Sache durchweg gut. Ob man Herrn Wahlberg mit seinen mittlerweile 47 Lenzen das umgedrehte Basecap und das leger offen getragene Karohemd noch abnimmt, das muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden. Auch abseits der Patchwork-Familienmitglieder ist Plötzlich Familie hochkarätig besetzt. Vor allem die beiden Leiterinnen der Adoptionsagentur, dargestellt von Oscarpreisträgerin Octavia Spencer (The Help, The Shape Of Water, Hidden Figures), und der vielfach preisgekrönten Stand-up Comedian Tig Notaro wissen als dynamischen Duo mit ihrem trockenen Witz zu überzeugen.
Generell funktioniert das Zusammenspiel der einzelnen Charaktere miteinander sehr gut. Es bleibt, auch dank der schauspielerischen Leistungen, immer nachvollziehbar und glaubhaft. Eines des absoluten Highlights ist beispielsweise eine Szene, in der Pete die mal wieder quertreibende Lizzy auf den Boden der Tatsachen zurückholen will. Und zwar dadurch, dass er sie mit zu einer seiner Baustellen nimmt, auf der er eine Küche entkernen muss. Bewaffnet mit Vorschlaghammer und Schutzbrille nehmen die beiden die Küchenzeile Stück für Stück auseinander und festigen so, für den Zuschauer sicht- und auch nachvollziehbar, das Band, welches sie verbindet.
Da ist es besonders schade, dass gerade in dieser emotionalen Szene etwas zu Tage tritt, was über die ganze Laufzeit des Films immer wieder negativ aufstößt. Anschlussfehler. Da sind ein paar Sekunden zuvor zerschlagene Scheiben plötzlich wieder ganz. Außerdem verändern Charaktere innerhalb von Sekundenbruchteilen (nach einem Schnitt) ihre Körperhaltung und Mimik komplett. Gerade bei einem Film mit dieser exquisiten Schauspielerriege und einem Budget von immerhin 48 Millionen US-Dollar kann man etwas mehr Sorgfalt erwarten.
Öfter mal das Gleiche und eine vergebene Chance
Abseits der wirklich gut inszenierten ernsten Töne setzt Plötzlich Familie vermehrt auf Slapstick Szenen und Situationskomik. Ob dabei die gefühlt tausendste filmische Darstellung eines völlig eskalierenden Familienessens (ja, irgendwann brennt natürlich auch der Tisch) dem Zuschauer ein schallendes Lachen oder doch nur ein wohlwollendes Mundwinkelanheben entlockt, das dürfte wohl von Zuschauer zu Zuschauer unterschiedlich sein. Hier verlässt sich Sean Anders für meinen Geschmack etwas zu sehr auf die typischen Set pieces aus der Hollywood-Komödien-Mottenkiste.
Während die Geschmäcker in Sachen Komik natürlich unterschiedlich sein können, so war man sich nach der Pressevorführung aber in einer Sache einig. Wenn man schon einen riesigen Hund, wie den zuckersüßen und lieben Bernhardiner Meatball, in seinen Film einbaut, warum gibt man ihm dann überhaupt keine Funktion innerhalb des Plots und nicht mal eine dedizierte Szene? Wenn im Laufe des Films die sich neu gefundene Patchwork-Familie das Haus verlässt und lediglich den armen Meatball hinter der Wohnungstür zurücklässt, blutet dem Hundefreund wahrlich das Herz.
Mein Fazit zu Plötzlich Familie
Plötzlich Familie fährt einen beeindruckenden Cast auf und erzählt eine emotionale Geschichte. Diese wird mit mal mehr, mal weniger gelungenen Gags aufgelockert. Das gute Pacing sorgt dafür, dass man die kompletten zwei Stunden gut unterhalten ist und keinerlei Langeweile aufkommt. Auch wenn zum Finale des Films ein wenig dick aufgetragen wird und der Kitsch kurz überhand zu nehmen droht, hat Sean Anders mit seinem siebten Film gezeigt, dass er auch abseits des Klamauks überzeugend Geschichten erzählen kann. Wer eine moderne Komödie mit etwas ernsterer Grundthematik sucht, wird hier gut unterhalten.
Dreieinhalb von fünf kuschlig-weichen Bernhardinern.
Unsere Wertung:
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